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Veröffentlicht am 14.03.2021

Das Herz vergisst nicht...

Klaras Schweigen
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Seit "Leas Spuren", einem der besten historischen Romane aller Zeiten, gehört Bettina Storks zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen; folglich war die Lektüre ihres neuen, im März 2021 beim Diana Verlag ...

Seit "Leas Spuren", einem der besten historischen Romane aller Zeiten, gehört Bettina Storks zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen; folglich war die Lektüre ihres neuen, im März 2021 beim Diana Verlag erschienenen Werkes ein Muss für mich. Wie in all ihren bisher veröffentlichten Büchern dominieren auch in "Klaras Schweigen" das Thema Familie sowie der Bezug zu Frankreich, vor allem letzteres ist ein wichtiges Element der Handlung.

Meisterhaft verknüpft die Autorin die parallel auf zwei Zeitebenen erzählten Handlungen. In der Gegenwart (2018) kümmert sich die sympathische Miriam (Mitte 40, Literaturprofessorin, Single) rührend um ihre Großmutter Klara, die kürzlich einen Schlaganfall erlitten hat und seitdem massive Sprachfindungsschwierigkeiten und Artikulationsprobleme hat; einzig ein paar französische Begriffe kommen ihr zunächst über die Lippen. Dies reicht jedoch aus, um Miriam, die nach dem frühzeitigen Tod ihrer Eltern von Klara großgezogen worden war, zu verdeutlichen, dass sie im Grunde kaum etwas über die Vergangenheit ihrer Großeltern weiß. Ihr Großvater ist mittlerweile verstorben, und merkwürdigerweise hüllt sich die einzige weitere verbleibende Zeitzeugin, Klaras Schwester Lotte, in Schweigen – sogar regelrecht abweisend wird sie, als Miriam sich über die Nachkriegsjahre erkundigt, in denen Baden-Württemberg unter französischer Besatzung stand. Bald muss sie sich fragen, ob die Wahrheit wirklich frei macht – oder ob ihre Recherche in Sachen Familiengeschichte, die sie bis in die Bretagne führen wird, womöglich nur alte Wunden aufreißen und Klara unnötig verletzen wird. Allerdings spürt Miriam, dass es Klaras Herzenswunsch ist, Frieden mit der Vergangenheit zu schließen und muss sich zudem eingestehen, dass auch ihre eigenen Motive, wie z.B. die Suche nach ihrer eigenen Identität, Antworten verlangen.

Die Vergangenheitsebene, beginnend im Jahr 1944, lässt das Grauen der Bombennächte des Zweiten Weltkrieges lebendig werden und entführt uns in das später von Franzosen besetzte Freiburg im Breisgau. Die junge Klara steht gerade an der Schwelle zum Erwachsensein und ist stolz darauf, dass sie mit ihrer Arbeit in einem französischen Lebensmittelgeschäft einen wichtigen Beitrag zum Familieneinkommen leisten kann. Ihr vom Krieg verbitterter, trunksüchtiger Vater weiß dies nicht zu schätzen, er ist ein leidenschaftlicher Franzosenhasser und beschimpft Klara aufgrund ihres Jobs regelmäßig als Franzosen-Flittchen. Als sie sich ausgerechnet in Pascal, einen attraktiven jungen Besatzer verliebt, scheint die Katastrophe vorprogrammiert. Plötzlich nimmt Klaras Leben eine unvorhergesehene Wendung und sie ist gezwungen, sich in ein neues Schicksal zu fügen. Aber ihr Herz kennt die Wahrheit und lässt sie auch Jahrzehnte später nicht zur Ruhe kommen…

In diesem eindrucksvollen Roman sind zahlreiche historische Fakten liebevoll mit Fiktion verknüpft worden, wie auch das im Anhang angefügte Zeitzeugen-Interview mit der inzwischen leider verstorbenen Konstanzer Schneiderin Lilly Heinzle (Jahrgang 1930) verdeutlicht. Nicht nur die intensive Recherchearbeit der Autorin, sondern auch ihre Liebe zu den Handlungsorten Freiburg, Konstanz und der Bretagne sind offensichtlich. Sobald man einmal in den unglaublich atmosphärischen Beschreibungen versinkt, möchte man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die liebenswerten weiblichen Hauptprotagonistinnen tragen ihren Teil dazu bei; insbesondere Klara, die allen Widrigkeiten trotzt, habe ich ins Herz geschlossen. Überhaupt wirken alle Charaktere wie aus dem Leben gegriffen und die Handlung so realistisch, dass sie sich durchaus tatsächlich so abgespielt haben könnte.

Hinsichtlich des Schreibstils treffen es die Begriffe einfühlsam, fesselnd und poetisch schön wohl am besten. Während der Entfaltung der dramatischen Ereignisse verzichtet die Autorin auf jeglichen Kitsch, lässt uns Momente des Glücks und der Trauer erleben, und hat einen sensiblen, aufwühlenden Roman erschaffen, der so viel mehr ist als bloße Unterhaltungsliteratur.

Fazit: Bettina Storks enttäuscht nie. Ihre stimmungsvollen, wundervoll geschriebenen Geschichten sind ein Garant für spannende Lesestunden und große Emotionen, die noch lange nachwirken. Bravo!

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Veröffentlicht am 10.03.2021

Deutliche Steigerung zu Band 1 und ein absolutes Lesevergnügen!

Midnight Chronicles - Blutmagie
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Für mich war "Midnight Chronicles – Blutmagie", welches den 2. Band einer sechsteiligen New-Adult-Fantasy-Reihe bildet und im Februar 2021 beim LYX Verlag erschienen ist, tatsächlich das erste Werk aus ...

Für mich war "Midnight Chronicles – Blutmagie", welches den 2. Band einer sechsteiligen New-Adult-Fantasy-Reihe bildet und im Februar 2021 beim LYX Verlag erschienen ist, tatsächlich das erste Werk aus der Feder von Laura Kneidl - und ich kann nun mit Sicherheit sagen, dass es nicht das letzte gewesen sein wird, da der wundervolle Schreibstil der Autorin mich komplett begeistert hat!

Rein optisch reiht sich das Werk aufgrund des ähnlichen Designs perfekt in die Buchreihe ein und hebt sich einzig durch die etwas dunklere Farbgebung von seinem Vorgänger ab. Ich freue mich schon jetzt darauf, alle Bände nebeneinander im Regal stehen zu sehen, der Farbverlauf wird wunderschön aussehen!

Zwar kann man auch ohne Vorkenntnisse der Handlung problemlos folgen, da immer wieder kleine Informationen zu Band 1 in die Geschichte eingestreut werden und zudem Figuren aus dem Reihenauftakt Nebenrollen einnehmen, aber um die Storywelt der Hunter in ihrer Gesamtheit zu erfassen, würde ich auf jeden Fall zur Lektüre des 1. Teils (geschrieben von Bestsellerautorin Bianca Iosivoni) raten, in welchem der Fokus auf Roxy und Shaw liegt.

Die Hauptfiguren im vorliegenden Band 2 sind Cain (deren Name übrigens wie "Jane" ausgesprochen wird) und ihr ehemaliger Kampfpartner Warden. Einst waren sie beste Freunde und standen vielleicht sogar an der Schwelle zu einer noch innigeren Beziehung, doch dann ereignete sich ein tragisches Unglück, das Wardens Welt für immer verändern sollte. Als er Cain am dringendsten an seiner Seite brauchte, entschied sie sich gegen ihn – dieses Verhalten hat er ihr nie verziehen und mittlerweile sind 3 Jahre vergangen, in denen die beiden sich komplett entfremdet haben. Von der einstigen Verbundenheit ist nicht mehr zu spüren. Allerdings hatte Cain gute Gründe für ihre damalige Entscheidung und ist zutiefst verletzt von Wardens permanenter Zurückweisung. Mittlerweile hat sie einen neuen Kampfpartner, ihren Cousin Jules. Dennoch lässt sich nicht leugnen, dass ihre Bindung zu Warden einzigartig war, auch wenn sie sich lieber die Zunge abbeißen würde als das jemals zuzugeben. Als die unerwartete Rückkehr des dämonischen Vampirkönigs Isaac, der schon viel Leid unter den Huntern verursacht hat und Wardens Erzfeind ist, allerdings eine Reihe entsetzlicher Ereignisse in Gang setzt, bleibt Cain und Warden keine Wahl: Sie müssen als Team funktionieren und wieder lernen, einander zu vertrauen. Lange unterdrückte Gefühle drängen nun mit aller Macht an die Oberfläche, während die zwei Blood Hunter verzweifelt versuchen, Isaac und seine Vampirschar zu bezwingen…

Mit der zielstrebigen Cain, die bereits in jungen Jahren ihre berufliche Zukunft klar vor Augen hat (- sie möchte eines Tages die Leiterin des Hunter-Quartiers werden -), hat Laura Kneidl eine äußerst sympathische weibliche Hauptfigur erschaffen. Ich konnte Cains Gefühle und Gedanken zu jeder Zeit nachvollziehen und war immer wieder erstaunt darüber, wie sie es schaffte, noch über sich hinauszuwachsen. Normalerweise befolgt Cain die Regeln, hält sich immer an die Vorschriften. Aber wenn es um die Menschen geht, die ihr am wichtigsten sind im Leben, riskiert sie alles, um sie zu retten – und genauso sollte es auch sein. Niemand ist über diese Entwicklung positiver überrascht als Warden, der sich seit geraumer Zeit nur noch an seine eigenen Regeln hält und sämtlichen Anweisungen trotzt. Seitdem er einen schrecklichen Verlust erlitten hat, befindet er sich auf einer persönlichen Rachemission und ist zum Einzelgänger geworden. Doch Cain geht ihm noch immer unter die Haut. Die Perspektive beider Protagonisten ist gleichermaßen intensiv und wohl durchdacht ausgearbeitet worden, somit hatte ich auch zu Warden sofort einen Draht und konnte seine Beweggründe verstehen. Natürlich hoffte mein romantisches Herz auf eine Annäherung jenseits der Kampfschauplätze und ich wurde nicht enttäuscht. Die Autorin lässt den Charakteren dabei ausreichend Zeit, was das Ganze umso glaubwürdiger, ausgereifter und authentischer erscheinen lässt. Auch die Dialoge, mal frech und humorvoll, mal nachdenklich und emotional, haben mich absolut überzeugt.

Insgesamt würde ich den Schreibstil als sehr atmosphärisch und stimmungsvoll beschreiben, detailliert, jedoch nicht unnötig ausschweifend, voller temporeicher Action und gleichzeitig gefühlvoll – WOW! Roxy, deren oftmals übertrieben schnippische Art mir in Band 1 etwas sauer aufgestoßen war, ist als Nebenfigur deutlich angenehmer; geschickt knüpft die Autorin an die vorherige Entwicklung an und legt den Grundstein für die nächsten Bände. Eine meiner Lieblingsfiguren war der Todesbote mit dem Allerweltsnamen Kevin – man muss ihn einfach mögen!

Nachdem man direkt nach dem Einstieg schon mitten in die Handlung katapultiert wird, steigert sich die Spannung stetig (ebenso wie die Vertiefung der emotionalen Ebene) und im letzten Drittel des Buches zieht das Tempo sogar nochmal ordentlich an; ich habe mich beim Lesen vor lauter Mitfiebern förmlich überschlagen – Nervenkitzel pur!

Fazit: Seid ihr bereit für eine Jagd auf Geister und Vampire, für Überraschungen, jede Menge Action und Gefühl - und tiefgründige Charaktere, die euer Herz erobern werden?! Dieses Werk ist ein Must-Read für alle Fans von New-Adult-Romanen und Fantasygeschichten!

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Veröffentlicht am 10.03.2021

Nostalgische Familiengeschichte der besonderen Art

Wo wir Kinder waren
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Nach Kati Naumanns sensationellem Werk "Was uns erinnern lässt" wartete ich voller Vorfreude auf ihren nächsten Roman und war gespannt, ob er an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen können würde.

Bei "Wo ...

Nach Kati Naumanns sensationellem Werk "Was uns erinnern lässt" wartete ich voller Vorfreude auf ihren nächsten Roman und war gespannt, ob er an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen können würde.

Bei "Wo wir Kinder waren" (HarperCollins, Januar 2021) handelt es sich erneut um eine auf zwei Zeitebenen erzählte Familiengeschichte vor dem Hintergrund der deutsch-deutschen Vergangenheit.

Wir tauchen ein in den Alltag der Familie Langbein, die eine bereits zur Kaiserzeit gegründete Spielwarenfabrik betreibt, begleiten sie durch zwei Weltkriege bis hin zum Ende der DDR, erleben die Neuorientierung nach der Wiedervereinigung Deutschlands und begegnen schließlich in der Gegenwart (2019) den Urenkeln Jan, Eva und Iris. Vom einstigen Familienzusammenhalt ist nicht mehr viel übrig geblieben, da helfen auch alle Schuldzuweisungen nichts. Bei der gemeinsamen Entrümpelung des alten Familienhauses geraten die drei Langbein-Erben zunächst immer wieder aneinander, werden bei der Konfrontation mit ihrer Vergangenheit allerdings nach und nach wehmütig, schwelgen in Erinnerungen und tauschen Anekdoten aus.

Der im Innencover abgedruckte Stammbaum war mir vor allem zu Beginn der Lektüre eine große Hilfe, da doch zahlreiche Figuren erwähnt werden und ich stets genau wissen wollte, mit wem ich es gerade zu tun habe. Insbesondere mit den Protagonisten aus der Vergangenheitsebene konnte ich wunderbar mitfühlen, speziell Flora mit ihrer liebenswerten Art fand ich enorm sympathisch. Das Mädchen aus armen Verhältnissen schwärmte von klein auf für Otto, den Sohn der Langbeins, und wird nach langer, respektvoller Freundschaft eines Tages tatsächlich seine Frau. Es war berührend, diese Familie über die Jahre hinweg, die oft von tragischen Ereignissen und Rückschlägen geprägt waren, zu begleiten. Man hielt zusammen, rappelte sich immer wieder auf. Als die Fabrik letztlich geschlossen werden musste, war ich ganz ergriffen und fühlte ich regelrecht, wie damit ein wichtiges Stück Zeitgeschichte sein Ende fand. Im direkten Vergleich mit dem Vorgängerwerk der Autorin konnte mich "Wo wir Kinder waren" nicht ganz emotional abholen, da mir hier die Figuren der Gegenwartsebene leider zu blass und regelrecht nichtssagend blieben. Abgesehen von ein paar anfänglichen Unstimmigkeiten und der gemeinsamen Aufräumaktion passiert im Grunde über viele Seiten hinweg absolut nichts und dieser Erzählstrang kam mir lediglich wie ein (unnötiger) Puffer zwischen den Vergangenheitspassagen vor, die für sich allein einen hervorragenden Roman ergeben hätten.

Der Schwerpunkt der Story liegt auf der ausführlichen, bis ins Detail beschriebenen Spielzeugproduktion – von einzelnen Produktionsschritten bis hin zur Entwicklung neuer Trends, deren Finanzierung sowie den immer wieder neuen Herausforderungen, denen die Langbeins sich stellen müssen. Auch die Region wird sehr bildhaft und authentisch beschrieben. Der Handlungsort Sonneberg, ein kleines idyllisches Städtchen in Thüringen, war das damalige Zentrum der Spielzeugindustrie und lag während der DDR-Zeit mitten im Sperrgebiet, was für die Einwohner/innen vieles noch verkomplizierte. Neben dem wunderschönen, passend zum Genre gewählten Cover ist die hervorragende Recherchearbeit der Autorin, deren persönlicher Bezug zur Geschichte im inkludierten Interview deutlich hervorgeht, ein großer Pluspunkt.

Fazit: Kati Naumann beleuchtet in ihrem Werk ein interessantes Kapitel deutsch-deutscher Vergangenheit vor dem Hintergrund der Spielzeugindustrie. Zwar konnte mich die Gegenwartsebene nicht überzeugen, aber im Hinblick auf die in der Vergangenheit angesiedelte Handlung spreche ich gerne eine Empfehlung für alle Fans von historischen Familienromanen aus.

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Veröffentlicht am 09.03.2021

Wunderschöne kleine Schmuckausgabe eines zeitlosen Klassikers

Dubliner
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Schon seit vielen Jahren zählt Irland zu meinen Sehnsuchtsorten und folglich kam ich an diesem Klassiker der Literaturgeschichte aus der Feder des legendären James Joyce nicht vorbei.

Bei "Dubliner" ist ...

Schon seit vielen Jahren zählt Irland zu meinen Sehnsuchtsorten und folglich kam ich an diesem Klassiker der Literaturgeschichte aus der Feder des legendären James Joyce nicht vorbei.

Bei "Dubliner" ist der Buchtitel Programm: In dieser Sammlung von 15 lose zusammenhängenden Kurzgeschichten, die in ihrer Gesamtheit ein Panorama der irischen Hauptstadt des frühen 20. Jahrhunderts bilden, geht es um das Leben einzelner Bürger/innen Dublins. Das Augenmerk liegt dabei auf der Paralyse der irischen Gesellschaft – die Figuren, vom Kind bis hin zu älteren Menschen, scheinen allesamt in einer Sackgasse zu stecken, entwickeln sich nicht weiter, halten am Status Quo fest, selbst wenn sie damit im Grunde unglücklich sind. Anstatt einen Neuanfang zu wagen, verharren sie und lassen das Glück vorbeiziehen. Dieses Werk regt definitiv zum Nachdenken an.

Es sind keine Happy-End-Stories, sondern vor schonungsloser Realität strotzende, authentische, manchmal melancholische Geschichten über menschliche Verfehlungen, Alltagsfreuden und Nöte, durch Selbstverschulden gescheiterte Träume und die - wie Ijoma Mangold es im Nachwort treffend ausdrückt - "Glanzlosigkeit des Lebens". Wir lernen die Charaktere, deren Leben frei von Überraschungen jeglicher Art ist, nicht nur durch ihr Verhalten kennen, sondern insbesondere durch die vom Autor bevorzugten Stilmittel: innerer Monolog und erlebte Rede. Joyce war übrigens kein Fan von Anführungszeichen, daher wird in dieser Ausgabe der Manesse Bibliothek die wörtliche Rede durch Spiegelstriche gekennzeichnet. Meine Lieblingsgeschichte ist ganz klar "Die Toten", welche den krönenden Abschluss dieser poetisch schönen Sammlung bildet.

Neben dem ungewöhnlichen Format des Werkes (- es ist deutlich kleiner als das übliche Taschenbuch und ca. so groß wie meine Handfläche -) macht auch das in frühlingshaften Farben gehaltene Cover diese hübsche Schmuckausgabe zu einem richtigen Hingucker im Bücherregal. Das Lesebändchen und das geschmackvolle Innencover unterstreichen die edle Ausstattung. Unbedingt lobend hervorzuheben sind zudem die umfangreichen Anmerkungen zu den einzelnen Geschichten sowie das aufschlussreiche Nachwort.

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Veröffentlicht am 07.03.2021

Nicht ganz so sehr Feel-Good-Story wie erhofft

Die Buchhandlung zum Glück
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In letzter Zeit habe ich einige Wohlfühlromane zum Thema Buchhandlungen gelesen, viele davon waren nach einem ähnlichen Handlungsschema aufgebaut, aber dadurch nicht minder bezaubernd. So hatte ich auch ...

In letzter Zeit habe ich einige Wohlfühlromane zum Thema Buchhandlungen gelesen, viele davon waren nach einem ähnlichen Handlungsschema aufgebaut, aber dadurch nicht minder bezaubernd. So hatte ich auch an dieses Werk (- erschienen im Januar 2021 bei HarperCollins -) die üblichen Erwartungen: sympathische Hauptfiguren, ein paar liebenswerte Nebenfiguren, eine gemütliche Buchhandlung und jede Menge Gefühl. Leider hat mich Susan Wiggs' Werk nicht ganz so beglückt zurückgelassen wie erhofft, dennoch gab es einige positive Aspekte.

Zur Handlung:
Am bisher wichtigsten Tag ihrer Karriere erlebt Natalie einen schrecklichen Schicksalsschlag; sie verliert ihren Partner und ihre Mutter bei einem Flugzeugabsturz. Schlimmer noch - sie gibt sich selbst die Schuld am tragischen Ereignis, da sich beide auf dem Weg zu ihr befanden, um sie bei einer betrieblichen Feier zu überraschen. Natalie hatte in dem auf Weinhandel spezialisierten Unternehmen im idyllischen Sonoma, einem der bekanntesten Weinanbaugebiete Kaliforniens, nämlich erst kürzlich eine Beförderung erhalten. Nun zieht sie zurück nach San Francisco, in das hübsche, leicht marode viktorianische Haus, das einst ihr Zuhause gewesen war, denn dort lebt ihr an Demenz erkrankter Großvater Andrew – und auch die Buchhandlung ihrer Mutter Blythe befindet sich im Erdgeschoss. Schnell erkennt Natalie, dass ihr harte Zeiten bevorstehen. Der Laden, so charmant eingerichtet er auch sein mag, steckt in enormen finanziellen Schwierigkeiten und somit gesellen sich zu Natalies Trauer auch Wut und Verzweiflung hinzu. Ein Verkauf kommt für sie und Andrew nicht in Frage, aber all die nötigen Reparaturen am Haus müssen bezahlt werden. Eine Lesung mit dem gefeierten, unverschämt attraktiven Star-Autor Trevor Dashwood könnte die Rettung sein. Und dann ist da auch noch Peach: Handwerker, Musiker (und Vater der jüngsten Stammkundin Dorothy), der Natalie mit Rat und Tat zur Seite steht…

Die mit allerlei Rückblicken gespickte Geschichte ist in dritter Person geschrieben, hauptsächlich aus der Sicht von Natalie und Peach, aber auch von 'Grandy' Andrew. Auf den ersten rund 100 Seiten dreht sich alles um Blythes Tod und Natalies bzw. Andrews Umgang damit. Einerseits lernt man die weibliche Hauptfigur in diesem Leseabschnitt bereits recht gut kennen und einschätzen, andererseits zog sich der Einstieg in die eigentliche Handlung damit für meinen Geschmack zu sehr in die Länge und drückte der Story, ob der offensichtlich traurigen Thematik, einen Stempel unterschwelliger Schwermütigkeit auf, die auch im Laufe der Handlung leider nie ganz verschwand.

Natalie Harper ist eine sympathische junge Frau, die sich in ihrem Job viel zu sehr von gehässigen Kollegen/innen ausnutzen lässt, deren Fehler sie regelmäßig und selbstverständlich ausbügelt. Es ist ja schön, wenn man sich hin und wieder für andere Menschen aufopfert, aber deshalb muss man sich doch nicht alles gefallen lassen. Sehr gut gefiel mir hingegen die Darstellung der innigen Beziehung zwischen Enkeltochter und Großvater.
Peachs Perspektive empfand ich als etwas angenehmer zu lesen; seine Faszination mit der scheinbar gebrochenen Harper wirkt absolut glaubwürdig. Außerdem ist seine kleine Tochter Dorothy einfach entzückend. Hier käme nun eigentlich die Erwähnung der reizenden Nebenfiguren, die allerdings allesamt recht blass blieben und keinen bedeutenden Eindruck bei mir hinterließen; schon wenige Tage nach der Lektüre musste ich ernsthaft überlegen, um mich überhaupt an ihre Namen erinnern zu können. Der Epilog ist in Form von Zeitungsartikel geschrieben, welche den weiteren Lebensverlauf der Hauptfiguren aufzeigen. Dadurch dass ich zu den Protagonisten keine enge Bindung aufbauen konnte, berührte mich ihr Schicksal letztlich nicht sonderlich.

Der erhoffte Charme der Buchhandlung im unter Denkmalschutz stehenden Gebäude kam viel zu kurz; zwar wurde das Interieur beschrieben, aber eine richtige Wohlfühlatmosphäre kam nicht zustande. Dafür lockerten ein Nebenplot zur Familiengeschichte und einige unerwartete Fundstücke das Ganze etwas auf. Auch diesbezüglich hätte ich mir eine intensivere Ausführung gewünscht; doch so dieses Thema wurde nur oberflächlich angerissen.

Fazit: Trauerbewältigung und Neuanfänge, eine von dramatischen Ereignissen geprägte Familiengeschichte und (leider nicht ganz überzeugende) Romantik – all das vor der Kulisse einer Buchhandlung in San Francisco. Das Potential dieser tollen Grundidee wurde meines Erachtens nicht ausgeschöpft, aber es bleibt ein netter Roman für Zwischendurch, dem ich gerne 3 Sterne gebe.

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