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Veröffentlicht am 14.08.2019

Spannender Auftakt der Familiensaga um die Töchter des Pa Salt

Die sieben Schwestern
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Ich hatte schon viel von dieser Buchreihe gehört und war gespannt, ob der Auftakt meine Erwartungen erfüllen und den allgemeinen Hype rechtfertigen würde. Nun kann ich sagen: Lucinda Riley hat hier wirklich ...

Ich hatte schon viel von dieser Buchreihe gehört und war gespannt, ob der Auftakt meine Erwartungen erfüllen und den allgemeinen Hype rechtfertigen würde. Nun kann ich sagen: Lucinda Riley hat hier wirklich etwas ganz Großes geschaffen – was für ein Mammutprojekt! Im ersten Werk steht zunächst Maia, die älteste der Schwestern, im Fokus.

(Klappentext:)

"Atlantis" ist der Name des herrschaftlichen Anwesens am Genfer See, in dem Maia d’Aplièse und ihre Schwestern aufgewachsen sind. Sie alle wurden von ihrem geliebten Vater adoptiert, als sie noch sehr klein waren, und kennen ihre wahren Wurzeln nicht. Als er überraschend stirbt, hinterlässt er jeder seiner Töchter einen Hinweis auf ihre Vergangenheit – und Maia fasst zum ersten Mal den Mut, das Rätsel zu lösen, an dem sie nie zu rühren wagte. Ihre Reise führt sie zu einer alten Villa in Rio de Janeiro, wo sie auf die Spuren von Izabela Bonifacio stößt, einer schönen jungen Frau aus den besten Kreisen der Stadt, die in den 1920er Jahren dort gelebt hat. Maia taucht ein in Izabelas faszinierende Lebensgeschichte – und fängt an zu begreifen, wer sie wirklich ist und was dies für ihr weiteres Leben bedeutet ...

Das wunderschöne Cover wirkt aufgrund seiner gedeckten Farben und Hochglanzprägung sehr edel. Die geöffneten Tore des Anwesens lenken den Blick des Betrachters auf den dahinterliegenden See – ein Motiv, das in Anbetracht der Familienvilla am Genfer See, in der alle Adoptivtöchter aufgewachsen sind, sehr passend gewählt worden ist, schließlich ist dies der Ausgangspunkt der Handlung. Durch die Sterne kommt zudem ein mystisches Flair auf, welches hervorragend mit dem Hintergrund der Geschichte einhergeht.

Als ich ehrfürchtig den vielseitigen Band aufschlug, entdeckte ich, dass dem Roman ein Zitat von Oscar Wilde vorangestellt worden ist: "Wir sind alle in der Gosse, aber manche von uns blicken hinauf zu den Sternen." 'Wie treffend', dachte ich im Nachhinein, da dem astrologischen Aspekt in diesem Werk eine wichtige Rolle zugedacht worden ist: alle Schwestern sind nach den Plejaden benannt, einem Siebengestirn. Die hellsten Sterne dieses Sternenhaufens lieferten die Namensvorlage für Pa Salts Adoptivtöchter, wobei stets eine Abwandlung in die moderne Sprache erfolgt ist. So wurde aus Alkyone 'Ally', aus Asterope 'Star', aus Celaneo 'CeCe', usw.

Meine Sorge, ob ich vielleicht angesichts der vielen Protagonisten den Überblick verlieren würde, blieb völlig unbegründet. Der Roman ist (nicht nur diesbezüglich) sehr logisch und überschaubar eingeteilt worden. Auch das Personenregister beschränkt sich auf die wesentlichen Figuren und ist mehr als nettes Extra anzusehen, aber keineswegs notwendig, um der Handlung folgen zu können.

Beide Zeitebenen sind kunstvoll miteinander verwoben worden. Besonders die Erzählung aus Izabelas Perspektive hat mich gefesselt. Neben den emotionalen Ereignissen, die die Jugend der bezaubernden Bel prägen, erleben wir ein Stück Zeitgeschichte mit: wir sind hautnah bei der Entstehung der legendären Christusstatue dabei, die hoch oben auf dem Berg Corcovado über den Dächern Rio de Janeiros thront und seither als Wahrzeichen der Stadt gilt. Die Autorin hat hierfür die Rolle der realen historischen Persönlichkeiten beachtet und den brasilianischen Bauingenieur Heitor da Silva Costa sowie den polnisch-französischen Bildhauer Paul Landowski als Charaktere miteingebunden. Auch das Speckstein-Mosaik der Statue wird erwähnt und taucht in Form einer bedeutungsschweren Kachel auf. Während ihrer Reise in die 'Alte Welt' erlebt Bel insbesondere den berühmt-berüchtigten Zauber von Paris: nicht umsonst wird die Künstlermetropole bereits damals die 'Stadt der Liebe' genannt… Eine schicksalhafte Begegnung wird Bels Leben für immer verändern.

Auch mit der weiblichen Hauptfigur der Gegenwart, Maia, habe ich mich anfreunden können. Ihre Gefühle und Ängste sind sehr authentisch und nachvollziehbar beschrieben worden. Die junge Frau ist als einzige ihrer Schwestern nie flügge geworden und erlebt im Laufe der Handlung eine wunderbare, inspirierende Wandlung, indem sie lernt, sich selbst zu vergeben.

Der gesamte Roman strotzt nur so vor bildgewaltigen Beschreibungen – das märchenhafte, beinahe von der Außenwelt abgeschnittene 'Atlantis', die idyllische fazenda (eine Plantage in den Bergen Brasiliens), das Flair der französischen Hauptstadt, der Trubel Rio de Janeiros samt Samba-Rhythmen, die aus den Favelas erklingen… Immer wieder begeisterte mich eine neue Szenerie und ich fragte mich: Wie hat die Autorin es nur geschafft, jeden Handlungsort so realitätsnah zum Leben zu erwecken?

Die Sprache ist klar und unverschnörkelt, und beinhaltet gerade das richtige Maß an Dialektfärbung, um nicht aufgesetzt zu wirken. Alle Figuren sind so eindringlich, so liebevoll wie auch unversöhnlich beschrieben worden, dass ich ihnen ihre Rolle in der Handlung zu jeder Zeit geglaubt habe und nicht umhinkonnte, Izabela als meine Favoritin ins Herz zu schließen. Man muss einfach mitfühlen, mitfiebern, mitleiden, mithoffen! In den Anfangskapiteln, als die Schwestern nach dem Tod des Vaters zusammentreffen, war mir die herrische CeCe am unsympathischsten und ich bin gespannt, ob der ihr gewidmete Roman ("Die Perlenschwester") meine Meinung über sie noch zu ändern vermag. Hinsichtlich Maias Wurzeln werden alle Fragen beantwortet, dennoch ist die eigentliche Rolle ihres Adoptivvaters unklar geblieben und dieses Rätsel wird wohl erst gegen Ende der Buchreihe aufgelöst werden.

Fazit: Berührend und spannend zugleich! Fesselnder Auftakt zum Familienepos vor einer traumhaften Kulisse, sympathische Hauptfiguren und wundervolle atmosphärische Beschreibungen.

Veröffentlicht am 12.08.2019

Herrlich humorvoll!

La Dolce Kita
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Hier war es einmal nicht das Buchcover, sondern der Titel des Buches, der mich in der Buchhandlung zum Lesen der Inhaltsangabe verleitet hat. - "La Dolce Kita", eine witzige Anspielung auf "La Dolce Vita" ...

Hier war es einmal nicht das Buchcover, sondern der Titel des Buches, der mich in der Buchhandlung zum Lesen der Inhaltsangabe verleitet hat. - "La Dolce Kita", eine witzige Anspielung auf "La Dolce Vita" (ital. für "das süße Leben")... Zwei Konzepte, die so rein gar nichts mit einander zu tun haben können, meint man; ich zumindest verbinde den Gedanken an Entspannung oder den allgemeinen Genuss des Lebens nicht zwingend mit der täglichen, einem Bienenstock ähnlichen, wuseligen Betriebsamkeit eines Kindergartens. Ich liebe Kinder, habe selbst einmal in einem Kindergarten ein Praktikum absolviert und kann bestätigen: so viel Spaß, wie es auch gemacht hat, so anstrengend war es auch. Nichts da mit 'dolce irgendwas'. Dementsprechend war ich gespannt darauf, wie sich die Geschichte um drei junge Mütter, deren Kinder von einem Kita-Streik betroffen sind und nun anderweitig täglich betreut werden müssen, entwickeln wird.

Die drei Damen, allesamt berufstätig, sind verständlicherweise zunächst wenig begeistert von der Situation - hat doch jede schon ihr eigenes Päckchen an Alltagssorgen zu tragen. Fridi Schmitz (Mutter von Hanna), steht kurz vor der bisher wichtigsten Präsentation ihrer Karriere. Jahrelang hat sie auf die Chance hingearbeitet, solch ein Projekt zu erhalten, das sie endlich in eine höhere Gehaltsklasse befördern soll. Dumm nur, dass ihre Chefin gerade jetzt von Fridi noch mehr Präsenzzeit im Büro voraussetzt und folglich noch mehr Engagement über die reguläre Arbeitszeit hinaus fordert - Kind hin oder her. Karrierefrau Lea (Mutter von den Zwillingen Maxi und Nicki), die zusammen mit ihrem Ehemann beim lokalen Fernsehen im Moderationsbereich arbeitet, steht ein Besuch ihrer besserwisserischen Schwiegermutter Erika bevor: "Jeden dritten Mittwoch im Monat springt dieses sockenflickende Ungeheuer aus seiner Zeitkapsel und kommt uns besuchen." Und Annette (Mutter von Emily), kämpft darum, ihren Ehemann beim Thema Haushalt zu mehr Eigenverantwortung zu erziehen. Notgedrungen beschließen Fridi, Lea und Annette, eine gemeinsame Notbetreuung der Kinder auf die Beine zu stellen. Da ihre Ansichten hinsichtlich Kindererziehung nicht unterschiedlicher sein könnten, gibt es genügend Konfliktpotential - allein die Kinder kommen prima miteinander aus.

Leider konnte mich die Hauptfigur (Fridi) nicht überzeugen. Sie wirkt ständig in Gedanken und zutiefst verunsichert, wird auch von Annette und Lea permanent unterbrochen und die meisten ihrer Sätze scheinen aus Gestammel wie "Oh" oder "Mmmh" zu bestehen. Ich kann ja nachvollziehen, dass es für manche Menschen schwierig ist, Präsentationen vor einer Gruppe von Zuhörern zu halten - Fridis Nervosität im Job, gerade bei einer eher unterkühlten Chefin, die nur darauf wartet, sie als nicht belastbare 'Mutti' einzuordnen, verstehe ich also durchaus. Doch auch im Privatleben wirkt sie so verloren wie ein Blättchen im Wind, dass man sie am liebsten schütteln möchte, um ihr etwas Leben einzuhauchen. "Fridi ist alleinerziehend und schafft es nicht mal regelmäßig zum Friseur", heißt es bereits in der Inhaltsangabe auf der Rückseite des Buches. Zwischenzeitlich habe ich rufen wollen "Um Himmels Willen, was schafft sie denn ÜBERHAUPT?!" Wie soll diese junge Frau, die uns als solch ein von der Welt überforderter Charakter präsentiert wird, bitte ihren Alltag mit Kind bisher gehandhabt und ihr Kind dabei noch so gekonnt - allein - erzogen haben? (Die kleine Hanna drückt sich nämlich stets freundlich und höflich aus - ganz im Gegensatz zu Annettes forderndem Töchterlein Emily.) Fridis Background deckt sich für mich folglich nicht mit ihrem aktuellen Verhalten.

Die Handlung wird hauptsächlich getragen von dem witzigen Schlagabtausch zwischen der toughen Lea, die sich nichts gefallen lässt und schon mal "einen zwei Meter hohen Türsteher mit krimineller Vergangenheit zum Weinen gebracht" hat und der um Perfektion bemühten, in Selbstaufgabe aufgehenden Annette, die von Lea verächtlich als "Miss Super-Mami" bezeichnet wird. Eine Geschichte basierend allein auf diesen zwei Frauen und ihren Kindern, Ehemännern und jeweiligen Alltagsturbulenzen hätte mehr Sinn gemacht. Weiß der Fuchs wieso noch eine nichtssagende Fridi mit eingebaut werden musste in die Story; ihrem Charakter mangelt es einfach an Tiefgang und das wirkt sich leider auf den Gesamteindruck aus: eine andernfalls spritzige Geschichte wird so zwischenzeitlich unnötig ausgebremst.

Was den spritzig-witzigen Schreibstil und die Wortwahl angeht, sind die Dialoge (- wenn Fridi nicht gerade stammelt -) anspruchsvoll gehalten; die Autorin hat sich bewusst um eine originelle und sehr humorvolle Note bemüht. Man muss als Leser/in zwar ab und zu schmunzeln, bleibt sich aber durchgehend der Tatsache bewusst, dass im echten Leben kein Mensch so reden würde. In einer Verfilmung des Buches würden die Dialoge eventuell lockerer wirken, doch in gedruckter Form erscheinen sie eher unglaubwürdig, zu dick aufgetragen und schlichtweg nicht authentisch - unabhängig davon wie sympathisch man Lea und/oder Annette finden mag. Sehr realitätsnah beschrieben worden sind hingegen die Tücken des Alltags, mit denen die drei jungen Frauen zu kämpfen haben, sei es im Berufsleben oder privat.

Das Cover ist in wenigen, noch dazu recht kühlen Farben gehalten. (Mir persönlich gefällt es nicht so gut - ich finde, gerade beim Thema Kita hätte es ruhig etwas bunter und fröhlicher sein können. Auch die abgebildeten Gegenstände wirken eher lieblos zusammengewürfelt, aber das ist natürlich Geschmackssache und sollte nur als Randbemerkung von mir verstanden werden.)

Fazit: Das Werk reicht nicht an meine Lieblingsbücher heran, aber ich kann guten Gewissens 4 Sterne vergeben für die Grundidee, meine Lieblingsfigur Lea und das lockere Lesevergnügen, in erster Linie dank der witzigen Dialoge.

Veröffentlicht am 09.08.2019

Leider kein Lesevergnügen – verworren und ohne jeglichen Tiefgang

Die Frauen der Rosenvilla
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Als Fan historischer Frauenromane hatte ich mir so viel mehr erwartet von diesem leider enttäuschend ausfallenden Werk. Ich habe mich tapfer bis zum Ende des Romans durchgequält in dem Versuch, die mehreren ...

Als Fan historischer Frauenromane hatte ich mir so viel mehr erwartet von diesem leider enttäuschend ausfallenden Werk. Ich habe mich tapfer bis zum Ende des Romans durchgequält in dem Versuch, die mehreren Erzählebenen (drei verschiedene davon in Form von Tagebucheinträgen) sinnvoll miteinander zu verknüpfen, um Sinn aus dem Ganzen zu machen.

Mit der Renovierung der alten Rosenvilla erfüllt die junge Anna Kepler sich einen Traum: das einstige Familienanwesen soll wieder so prunkvoll werden, wie es einmal war. Zwar steht der dazugehörige Garten noch längst nicht wieder in voller Blüte, aber bald schon werden hier wunderschöne Rosen blühen. Wirklich viel weiß Anna im Grunde nicht über ihre Familiengeschichte; ihr geliebter Großvater ist längst verstorben und ihre Eltern sind nicht gerade gut auf ihn zu sprechen. Aus dem Grund für ihr ablehnendes Verhalten machen sie allerdings ein riesiges Geheimnis; ab und zu werden ominöse Andeutungen gemacht, doch viel öfter stößt Anna auf eine Mauer des Schweigens. Gerade als sie sich mit der Situation abfinden möchte und sich mit Feuereifer in die Eröffnung ihrer zweiten Chocolaterie in der Dresdner Altstadt stürzt, macht Anna auf dem Grundstück der Villa eine ungeheure Entdeckung, die ihr Leben auf den Kopf stellen wird. - In einer eisernen Schatulle findet sie ein Sammelsurium einzelner Schriftstücke: Briefe, Tagebucheinträge sowie diverse andere Habseligkeiten von drei Frauen, die einst in der Rosenvilla gelebt haben. Noch ahnt Anna nicht, welch dramatische Ereignisse ihre Familie geprägt haben und wie eng das Schicksal von Helene, Emma und Lotte mit ihrem eigenen Leben verknüpft ist...

Leider bin ich mit der weiblichen Hauptfigur der Gegenwart überhaupt nicht warmgeworden. Es kam mir irgendwie so vor, als wäre Anna in dem Wirrwarr der Geschichte komplett untergegangen - als wäre ihre Figur nur geschaffen worden, um eben mal 'irgendjemanden' aus dem Hier und Jetzt zu haben, der die alten Notizen liest und interpretiert; noch schnell eine alte Liebelei hier und ein neuer Flirt da angedichtet, fertig. Der Schreibstil ist durchaus klar und flüssig und mit etwas mehr Tiefgang hätte Anna gewiss zu einer sympathischeren Protagonistin ausgearbeitet werden können bzw. zu einer Figur, mit der man mitfiebert. So bleibt sie für mich nur eine Randfigur, deren Schicksal einem relativ egal ist.

Durch den permanenten Wechsel zwischen den verschiedenen Zeitebenen und Verfasserinnen der Briefe, musste ich höllisch aufpassen, in welcher Epoche ich mich gerade befinde und bei wem. Zwar gab es stets eine Überschrift mit dem jeweiligen Datum, aber es ging so beherzt durcheinander, dass ich bis kurz vor knapp nicht sicher war, wer nun mit wem in welchem Verwandtschaftsverhältnis steht und welche Auswirkung das auf die Gegenwartsperspektive haben könnte. Alles in allem recht müßig und langatmig, unübersichtlich und emotionslos; selbst die eigentlich anrührenden alten Tagebucheinträge wirkten eher aufgesetzt und im wahrsten Sinne herausgerissen.

Insgesamt wäre in diesem Werk weniger mehr gewesen. Die Themen Schokoladen- bzw. Pralinenherstellung, Krieg, Judenverfolgung, Rosenzucht, Betrug, Mord, Herzschmerz, Familiengeheimisse etc. hätten auch in geringerem Ausmaß verpackt werden können, z.B. um den Figuren mehr Raum zur Entfaltung zu ermöglichen.

Als häufige Besucherin der Elbmetropole hatte ich mir etwas Dresden-Flair erhofft, was jedoch komplett fehlte – abgesehen von ein paar Namensnennungen (und noch seltenerer Einbindung von Dialekt) hätte der Roman auch in jeder anderen Stadt spielen können. Lokalkolorit gleich null, schade! Das Ende, die langerwartete Auflösung des Familiendramas, kam ziemlich unspektakulär und halbherzig daher.

Das in zarten Farben gehaltene Cover finde ich traumhaft schön und überaus gelungen; passend gestaltet für einen historischen Roman. Lobenswert sind auch das informative Nachwort zum historischen Hintergrund des Romans sowie die inkludierten Pralinenrezepte. Ein Personenregister zu Beginn des Werkes wäre sehr hilfreich gewesen.

Fazit: Eine interessante Idee, leider mangelhaft umgesetzt. Zu viele Figuren, zu denen man keine Beziehung aufbaut und eine Handlung, die lau vor sich hindümpelt.

Veröffentlicht am 08.08.2019

Ein Wink des Schicksals…

Sommer in Atlantikblau
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Dieses ist bereits das zweite Werk von Miriam Covi, das mich restlos begeistert hat! Wie auch mit ihrem ebenso wundervollen Wohlfühlroman "Sommer unter Sternen" versetzt uns die Autorin wieder in Urlaubslaune ...

Dieses ist bereits das zweite Werk von Miriam Covi, das mich restlos begeistert hat! Wie auch mit ihrem ebenso wundervollen Wohlfühlroman "Sommer unter Sternen" versetzt uns die Autorin wieder in Urlaubslaune – diesmal geht es nach Nova Scotia, Kanada. Das malerische kleine Örtchen Chester gibt es übrigens tatsächlich – und es würde mich nicht wundern, wenn es nach dem Erfolg dieses Buches einen Touristen-Boom erlebt.

Kurz vor ihrem Tod macht Tante Charlie ihrer geliebten Patentochter Lotte, zu der sie seit jeher ein besonders inniges Verhältnis hat, noch ein ganz außergewöhnliches Geschenk: Flugtickets nach New York! Es soll Lottes Junggesellinnen-Abschieds-Reise werden, die sie zusammen mit ihrer Mutter Erika und ihren zwei Schwestern (der Karrierefrau Luise und dem hochschwangeren Nesthäkchen Sophie) antritt. Zwar ist Lottes Verlobter nicht gerade begeistert vom Spontantrip seiner Zukünftigen, immerhin sind es keine drei Wochen mehr bis zur Hochzeit und die Vorbereitungen dazu längst noch nicht abgeschlossen, aber dieses eine Mal im Leben lässt Lotte sich nicht von ihrer Meinung abbringen: sie wird den letzten Wunsch ihrer Großtante erfüllen und die Reise antreten. Was soll schon passieren? Womöglich bringt dieser Ausflug die Frauen der Familie einander wieder etwas näher…denn irgendwie gibt es keine richtige Gemeinsamkeit und Vertrautheit mehr zwischen ihnen. Dann funkt Lotte das Schicksal jedoch gehörig dazwischen…bzw. ein Vulkanausbruch – oder ist es gar eine höhere Macht, womöglich Tante Charlie, die ihr ein Zeichen sendet?! Der Rückflug nach Deutschland endet jedenfalls verfrüht: mit einer Notlandung in Kanada. Weiterreise ungewiss. Während ihre Mutter etwas verloren in all dem Trubel wirkt, Luise fuchsteufelswild und Sophie zwar genervt, aber ansonsten entspannt ist, ist Lotte vor allem eines: verzaubert von Halifax und seiner Umgebung. Noch am Flughafen begegnet das Familiengrüppchen zufällig einem jungen Mann, der ihnen zu einer Unterkunft im zauberhaft idyllischen "Mapletree Bed & Breakfast" verhilft. Connor und Lotte haben nicht gerade den besten Start miteinander, aber trotz seiner irritierenden, ruppigen Art kann Lotte eine gewisse Faszination nicht abstreiten…und muss sich bald ernsthaft fragen, ob ihre Zukunft womöglich ganz anders ausschauen könnte, als ursprünglich geplant…

Miriam Covi hat ein wunderbares Talent, solch liebenswerte Charaktere zu erschaffen, die einem noch lange nach Beendigung der Lektüre im Gedächtnis bleiben. Ich habe mich direkt in die stets um Harmonie bemühte Lotte hineinversetzen können – ebenso in ihre Familienmitglieder. Besonders ins Herz geschlossen habe ich die gutmütige Hazel, die man einfach nur knuddeln möchte. (Als Extra-Schmankerl gibt es im Anhang übrigens das Rezept zu ihrem legendären Lemon Meringue Pie – lecker!) Und dann ist da noch der charismatische Connor mit seinen strahlend blauen Husky-Augen…

Ein Highlight neben den traumhaften, atmosphärischen Landschaftsbeschreibungen (- Chester ist ein Ort, der wie gemacht für einen Wohlfühlroman scheint -) sind die durch und durch realistischen Dialoge. Auch die Dynamik zwischen den einzelnen Familienmitgliedern wird unheimlich glaubwürdig beleuchtet; man hat das Gefühl, mitten in einem Film zu sein. Ich hätte noch ewig weiterlesen können! Der Schreibstil ist sommerlich leicht und oft mit einer Prise Humor gespickt, wartet jedoch auch mit leisen Zwischentönen und ganz viel Emotionen auf. Auch interessante historische Informationen (wie z.B. der Hintergrund der lokalen Butterboxen) werden gekonnt miteingebunden in die Story.

Bereits das Cover verströmt für mich Urlaubsfeeling pur und lässt mit den abgebildeten Muscheln auf Meeresnähe schließen. Tatsächlich kam mir das Lesen wie ein Kurzurlaub vor und noch Wochen später huscht mir beim Gedanken an dieses Werk ein seliges Lächeln übers Gesicht.

Fazit: Ein zauberhafter, romantischer Wohlfühlroman mit sympathischen Figuren, Familiengeheimnissen, überraschenden Wendungen und großen Gefühlen vor der atemberaubenden Kulisse Kanadas!

Veröffentlicht am 08.08.2019

Eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe – unbedingte Lese-Empfehlung!!

Zwei Handvoll Leben
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Katharina Fuchs hat mit dem berührenden Portrait ihrer beiden Großmütter ein mitreißendes, in jeglicher Hinsicht herausragendes Werk geschaffen, das mich nicht nur restlos begeistert und emotional überwältigt ...

Katharina Fuchs hat mit dem berührenden Portrait ihrer beiden Großmütter ein mitreißendes, in jeglicher Hinsicht herausragendes Werk geschaffen, das mich nicht nur restlos begeistert und emotional überwältigt hat, sondern ganz klar schon allein aufgrund des sensationellen Schreibstils die Auszeichnung 'bester historischer Roman' verdient! Ich lese wirklich gerne und viel, speziell Romane, die vor einem geschichtlichen Hintergrund angesiedelt sind – aber dieses Werk hat mich einfach umgehauen! Um es kurz zu machen: man möchte am liebsten allen Freunden und Bekannten die Lektüre dieser schicksalhaften Erzählung nahelegen; ich habe dies in jedem Fall getan, denn selten hat ein Roman so lange und intensiv bei mir nachgewirkt.

Die beiden jungen Frauen Anna Tannenberg und Charlotte Feltin führen ein Leben, das unterschiedlicher nicht sein könnte. Der wohlbehüteten Charlotte mangelt es – zumindest in materieller Hinsicht – an nichts; sie liebt das Leben auf dem Hofgut ihrer Familie in Sachsen. Anna hingegen wächst in bitterer Armut auf, dafür mit umso mehr Liebe. In einem kleinen Örtchen im Spreewald kämpft ihre Familie ums Überleben und so zögert Anna letztlich nicht, in Berlin auf Arbeitssuche zu gehen. Die Großstadt erscheint ihr zunächst wie ein gefräßiges Monster – wohin Anna auch blickt, ist sie mit Lärm, Schmutz und menschlichem Elend konfrontiert.

Beide Frauen ahnen nicht, dass sich ihre Wege eines Tages kreuzen werden – viele Jahre später, nach zwei Weltkriegen, unendlich vielen Entbehrungen und mutigen Entscheidungen, stets geprägt von der Zuversicht auf eine bessere Zukunft.
Erzählt wird abwechselnd aus der Perspektive von Anna wie auch Charlotte; mühelos lässt die Autorin die Vergangenheit lebendig werden und uns Leser teilhaben an ihrer persönlichen Familiengeschichte. Der Mut und die Entschlossenheit der weiblichen Hauptfiguren – zu Zeiten, in denen Frauen eine eher untergeordnete Rolle in der Gesellschaft spielten und unfassbar viel Ungerechtigkeit und Leid erdulden mussten – haben mich wahnsinnig beeindruckt und inspiriert. Man kommt nicht umhin sich zu fragen, wie man wohl selbst in gewissen Situationen gehandelt hätte. Beide Handlungsstränge werden so einnehmend und fesselnd, so intensiv, atmosphärisch und bildgewaltig aufgebaut, dass man sich partout nicht losreißen kann vor lauter Spannung und Mitfiebern. Trotz vieler Schicksalsschläge und dramatischer Ereignisse verliert sich dieses Werk niemals in Negativität, im Gegenteil; es bleibt damit der Lebenseinstellung der zwei starken Frauen (sowie überhaupt der damaligen Bevölkerung Deutschlands) treu.

Fazit: Ein literarisches Meisterwerk! Für mich mit Abstand nicht nur das Lese-Highlight des Jahres, sondern eines der bedeutenden Bücher, wie sie einem nur ganz selten im Leben begegnen.