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Veröffentlicht am 13.05.2018

Zwei starke Frauen

Ab heute heiße ich Margo
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Mit ihrem Buch "Ab heute heiße ich Margo" legt Cora Stephan einen Familienroman vor, den ich trotz seiner 635 Seiten regelrecht verschlungen habe. Ich tauche ein in das Leben zweier junger Frauen und begleite ...

Mit ihrem Buch "Ab heute heiße ich Margo" legt Cora Stephan einen Familienroman vor, den ich trotz seiner 635 Seiten regelrecht verschlungen habe. Ich tauche ein in das Leben zweier junger Frauen und begleite sie durch ihr gesamtes Leben.
Margarete "Gretl" Hegewald, geboren 1919 in Stendal beschließt 1936 ihren eigenen Weg zu gehen. Die Haare werden abgeschnitten, sie macht eine Lehre zur Buchhalterin bei einem Stendaler Fotografen und nennt sich ab nun Margo.
Die zweite Protagonistin ist Helene Pinkus, eine junge Frau, die als Fotografin den spanischen Bürgerkrieg miterlebt hat und die dort Schlimmes ertragen musste. Sie wird von einem Freund nach Stendal gebracht um dort als Fotografin zu arbeiten.
Beide Frauen lieben den gleichen Mann und sind und bleiben durch ihn und ein Geheimnis, das beide teilen, miteinander verbunden.
Aufgeteilt in die Jahre 1936 – 1945 Im Dritten Reich; 1945 – 1989 Deutschland West, Deutschland Ost und 1989 – 2000 Nach dem Mauerfall begleite ich beide Frauen abwechselnd durch die Wirren des Lebens. Die einzelnen Abschnitte, die immer das Leben entweder von Margo oder von Helene erzählen, machen die Zuordnung sehr leicht und das Verstehen der beiden Frauen, warum sie was tun oder denken, einfacher.
Es ist fast nicht zu glauben, was sich im Leben dieser Frauen abspielt, was sie erleben und erleiden. Aber alles ist so gut durchdacht und schlüssig beschrieben, dass es sich ganz genau so ereignet haben könnte. Da sich die beiden Lebensgeschichten gerade durch die Kriegswirren aber auch danach so spannend gestalten, kommt bei keinem Leseabschnitt Langeweile auf. Ganz im Gegenteil: Ich wollte immer wissen, wie es weiter geht und welche Wendungen es noch geben würde.
Die Hauptpersonen sind so detailliert, farbig und bis ins Kleinste geschildert, dass sie sehr gut vorstellbar und trotz allem, was passiert immer sympathisch rüberkommen und bleiben. Aber auch die vielen anderen Handelnden kann ich durch ihre Taten, auch wenn ich diese nicht gutheißen kann, und Gedanken gut verstehen.

Ich habe ein spannendes, sehr gut durchdachtes Buch gelesen, dass mir durch Margo und Helene sehr ans Herz gegangen ist. Die Geschichte der beiden Frauen wird mich bestimmt noch eine Weile begleiten.

Veröffentlicht am 12.05.2018

Endlich ein Fall für Jupp Backes

Nur Gisela sang schöner
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Dorfpolizist / "Oberkommissar" wie sich Josef "Jupp" Backes selbst bezeichnet, langweilt sich in seiner Dienststelle in Hirschweiler. Er möchte so gerne mal einen Mord aufklären. Als er zusammen mit seiner ...

Dorfpolizist / "Oberkommissar" wie sich Josef "Jupp" Backes selbst bezeichnet, langweilt sich in seiner Dienststelle in Hirschweiler. Er möchte so gerne mal einen Mord aufklären. Als er zusammen mit seiner Frau Inge die Nachbarin Beate aus dem Kirchenchor nackt und tot zusammen mit ihrem Fön in der Badewanne findet, scheint sein Tag gekommen zu sein. Er tippt auf Selbstmord, woran seine Frau trotz Abschiedsbrief absolut nicht glauben mag. Denn noch vor ein paar Stunden hatte Beate ihr erklärt, dass sie für das Kirchensommerfest wieder ihren legendären Käsekuchen backen würde. Da bringt man sich doch nicht vorher um...

Bei "Achtung! Familienfeier!" vor ca. 2 Jahren habe ich die Familie Backes und den humorigen Schreibstil von Dany R. Woods schon kennenlernen dürfen. Nun bin ich endlich wieder bei meinen Freunden im Saarland und darf Jupp, Inge und Schiegermutter Käthe, die auch hier und da zur Ermittlungsarbeit heran gezogen wird, wieder über die Schulter schauen.
Die Recherche zum Todesfall von Beate gestaltet sich schwierig. Ausserdem kommen weitere Tote hinzu. Hängen die Todesfälle alle zusammen – und wenn ja wie? Der Spannungsbogen baut sich hier langsam auf und ich habe sehr gut miträtseln können. Bin aber dem Täter und seinem Motiv selbst nicht auf die Spur gekommen. Jupp, der seine Arbeit sehr ernst nimmt, seinen Spürsinn hier unter Beweis stellen kann und sogar sein Mittagessen schon mal ausfallen lässt, und Inge ziehen Stück für Stück ein Indiz nach dem anderen an Land und schlussendlich klärt sich alles für mich zufriedenstellend und schlüssig auf.
Die Protagonisten sind auch diesmal wieder sehr lebendig und zum Teil herzerfrischend komisch. Jeder hat sein Packerl zu tragen, wird menschlich sehr gut beschrieben und ich kann auch diesmal fast nur Sympathien verteilen.
Mir haben hier die einfließenden Worte aus dem Saarländischen sehr gut gefallen. Die "Übersetzung" finde ich zum einen in () direkt hinter dem zu erklärenden Wort. Aber auch in einem Saarland-ABC am Schluss der Geschichte. Die () waren mir hier etwas zuviel, weil sich die meisten Worte eh aus dem Zusammenhang ergeben oder aber nochmal im Glossar stehen.

Es hat ausserordentlich Spaß gemacht dem selbsternannten Ermittlertrio über die Schulter und ihnen bei der Arbeit zu zuschauen und auch in ihrem Alltag dabeisein zu dürfen. Kriminalistische Arbeit und humoristische Einlagen haben mich für ein paar Stunden sehr gut unterhalten. Ich hoffe, ich muss nicht allzu lange auf einen neuen Fall oder neue News aus Hirschweiler warten.

Veröffentlicht am 08.05.2018

Nun kann die WM kommen

Alles Fußball - Das aktuelle Buch zur WM 2018
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"Alles Fussball!" Das aktuelle Buch zur WM 2018 aus dem Kinder- und Jugendbuchverlag cbj ist nicht nur für Kinder geeignet. Auch ich habe meinen Spaß beim Lesen gehabt und sogar noch einiges für mich Neues ...

"Alles Fussball!" Das aktuelle Buch zur WM 2018 aus dem Kinder- und Jugendbuchverlag cbj ist nicht nur für Kinder geeignet. Auch ich habe meinen Spaß beim Lesen gehabt und sogar noch einiges für mich Neues gelernt.

Leicht und locker werden mir hier nicht nur alle teilnehmenden Mannschaften mit ihren Spielern vorgestellt. Ich lerne auch immer einen herrausragenden Spieler dieser Mannschaft kennen, weiß nun wer der Ausstatter ist, kenne die Erfolge und die Farben der Trikots. Ganz besonders haben mich natürlich hier die beiden Seiten, die der deutschen Mannschaft gewidmet sind, interessiert und die detailierte Vorstellung unseres Kaders auch mit den Menschen, die für´s Team besonders wichtig sind.

Aber die 103 Seiten dieses Buches haben soviel mehr zu bieten:
Ich lerne das Gastgeberland mit seinen Städten und seinen Stadien kennen. Lerne einige wichtige Worte und einiges über das Land selbst.
Ich habe alle Fußball-Weltmeisterschaften von 1930 – 2014 auf einen Blick. Kenne nun die Endspielorte, die Begegnung im Endspiel, die jeweiligen Torschützenkönige und etwas, was die jeweilige WM besonders gemacht hat.
Statistikenund Rekorde fehlen ebenso wenig wie kuriose WM-Geschichten und ein Taktik -ABC. Ich kann mir vorstellen, dass die Kinder besonders die Rüpel-Elf spannend finden werden.
Über 300 Fotos lockern die einzelnen Artikel auf und auf dem herausnehmbaren Spielplan in Postergröße kann ich mir die Ergebnisse eintragen.

Ein tolles Buch für alle großen und kleinen Fußballfans, das ich nicht aus der Hand legen konnte und bestimmt immer mal wieder zur Hand nehmen werde um das ein oder andere nochmal nachzuschlagen. Bei der kommenden WM eine tolle Informationsquelle, die nicht nur die Kinder begeistern wird.

Veröffentlicht am 27.04.2018

"Auf immer und ewig. Auf Leben und Tod."

Kluftinger
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Markus und seine Yumiko haben Klufti und Erika zu Großeltern gemacht. Jetzt ist nicht mehr der Kommissar das Butzele, sondern der Kosename geht an das Neugeborene weiter. Da ja die jungen Eltern nun ein ...

Markus und seine Yumiko haben Klufti und Erika zu Großeltern gemacht. Jetzt ist nicht mehr der Kommissar das Butzele, sondern der Kosename geht an das Neugeborene weiter. Da ja die jungen Eltern nun ein neues Auto brauchen, wird getauscht: Die Kinder bekommen den alten geliebten Passat und Kluftinger zieht mit dem rosafarbenen Smart alle Blicke in Altusried auf sich.
Beim Friedhofsbesuch an Allerheiligen in Altusried trifft sich der ganze Ort. Kommissar Kluftinger staunt nicht schlecht, als er auf einem Grab, an dem sich eine Menge Menschen versammelt haben, ein Grabkreuz steht – mit seinem Namen und seinen Daten drauf. Dass es ihm hier an den Kragen gehen soll, bestätigen die weiteren Drohungen, die bald folgen. Die Ermittlungen gestalten sich zäh. Kluftinger wird mit seiner Jugend, seinen ersten Jahren als Polizist und Kommissar und zwei ungeklärten Fällen konfrontiert, die alle in diesen, seinen persönlichen Fall, hineinspielen. Bis es am Totensonntag zum spektakulären Höhepunkt kommt...

Diesmal ermittele ich mit Kluftinger und seinen Kollegen Richard Meier und Roland Hefele in einem ganz privaten Fall, der zu zwei von Kluftingers ungeklärten Fällen zu führen scheint. Eugen Strobl schießt neuerdings etwas aus der Reihe, was kein schönes Ende nimmt. Und auch Sandy Henske, deren sächsischer Dialekt kurz aufblitzt, ist mit von der Partie.
Ich kenne nun endlich Kluftis vollständigen Namen und zum anderen habe ich einen Blick in seine Vergangenheit werfen dürfen. Ich lerne ihn als pubertierenden Jugendlichen in den 70ger Jahren kennen und als jungen Polizeibeamten, der gerade zu einer SOKO berufen wird. Ansonsten ist es schön, alte Bekannten aus den letzten 9 Fällen wiederzutreffen. Allen voran natürlich Kluftis Familie und seine Eltern. Dr. Martin Langhammer und seine Frau Annegret haben sich einen Hund angeschafft: Wittgenstein, einen Ungarischen Wischler, der sich dank einer riesigen Portion Wurstsalat Klufti gleich als neues Herrchen aussucht.

Kluftinger und seinen Kollegen führt es ins Franz-Marc-Museum nach Kochel am See zu einem neuen Fall, der mit dem Schutzpatron zu tun zu haben scheint. Kommissar Hubertus Jennerwein aus dem idyllischen bayerischen Alpen-Kurort gibt ein kurzes Gastspiel. Und sogar KHK Karl Göttmann von der SOKO München, der kauzige Restaurator Willibald-Adrian Metzger aus Österreich und Oliver von Bodenstein aus dem Taunus haben hier einen ganz kurzen Auftritt.

Die anfangs aufkommende Spannung wird zwar immer wieder durch die familiären Betrachtungen unterbrochen, steigert sich aber trotzdem immer weiter bis zum abschließenden Höhepunkt. Wie immer fehlt aber auch hier die auflockernde Prise Humor nicht.
Der Fall bzw. die Fälle haben mich mitgerissen und, obwohl sich -noch- nicht alles aufgeklärt hat, zufrieden zurück gelassen. Ich hoffe, dass Kluftinger sein Versprechen, das er gegeben hat, bald einlösen wird.

Spannung und Spaß – hier der Garant für abwechslungsreiche Unterhaltung, die ich sehr genossen habe. Dieser 10. Fall von Kluftinger und Kollegen ist für mich das bisherige Highlight der Serie.

Veröffentlicht am 15.04.2018

Ein wunderbares Debüt, das lange nachwirkt

Summ, wenn du das Lied nicht kennst
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Der 15. Juni 1976 verändert für Robin Conrad alles. Sie lebt wohlbehütet mit ihren Eltern, ihrer imaginären Zwillingsschwester Cat und der Maid Mabel in Witpack, einem ausschließlich von Weißen bewohnten ...

Der 15. Juni 1976 verändert für Robin Conrad alles. Sie lebt wohlbehütet mit ihren Eltern, ihrer imaginären Zwillingsschwester Cat und der Maid Mabel in Witpack, einem ausschließlich von Weißen bewohnten Vorort von Boksburg, in der Nähe von Johannesburg. Sie ist noch nicht mal 10 Jahre alt, als sie ihre Eltern Jolene und Keith bei Rassenunruhen in Johannesburg verliert. Mabel wird verhaftet und Robin kommt zu ihrer Tante Edith, einer Flugbegleiterin, die allerdings mit der neuen Aufgabe und der Trauer um ihre Schwester nicht klar kommt.
Die 49-jährige Beauty Mbali verlässt ihre Heimat die Transkei, lässt ihre Söhne Luxolo, 15, und Khwei, 13, zurück und reist auf einer beschwerlichen Strecke nach Soweto, wo ihre Tochter Nomsa bei Beautys Bruder lebt und dort zur Schule geht. Nach einer Demonstration gegen die Einführung von Afrikaans als Unterrichtssprache ist Nomsa, die die Demo mit anführte, verschwunden.
Auf Umwegen kommt Beauty in den Haushalt von Edith und so lernen sich Robin und Beauty ganz langsam kennen.


Selten hat mich ein Debüt so fesseln und berühren können, wie dieses Erstlingswerk von Bianca Marais.
Zum einen weiß die Autorin wovon sie schreibt, da sie selbst als Weiße in Südafrika aufgewachsen ist. Zum anderen kann sich die fiktive Geschichte aber genau so in dem von Apatheit gebeutelten Land abgespielt haben. Ich finde es z.B. so schlimm, wenn sich eine schwarze Frau im Krankenhaus fragt, ob der Eid, den die weißen Ärzte geschworen haben, stärker ist als ihre Vorurteile Schwarzen gegenüber.

Robin und Beauty erzählen ihre Geschichten aus ihrer Sicht in der Ich-Form. Dadurch fühle ich mich ihnen noch näher und bin auch in ihren Gedanken immer bei ihnen. Es ist für mich sehr interessant, verschiedene Situationen aus der Sicht beider Protagonistinnen zu erleben, die dann doch recht unterschiedlich sind. Es ist wunderschön zu lesen, wie sich die Beiden ganz langsam immer näher kommen und eine liebevolle Innigkeit entsteht.

Obwohl die Geschichte viele tragische und auch grausame Momente beinhaltet, schafft es die Autorin, den Schreib- und Erzählstil immer gleichbleibend leicht, unterhaltend und angenehm zu lesen zu halten. Immer wieder dringt trotz der teilweisen Beklemmung eine Prise Humor mit ein. Bianca Marais fängt das Leben von Robin und Beauty mit all seinen unterschiedlichen Facetten sehr gut ein. Die beschriebenen Eindrücke von Demütigung und Hass, aber auch von Hoffnung, Mut und Freundschaft werden mich bestrimmt noch eine Weile verfolgen.

Dass immer mal wieder Wort, ganze Sätze oder Redewendungen in der typisch afrikanischen Landessprache einfließen, gefällt mir sehr gut. Erläutert werden sie im anhängenden Glossar, das aber für das Verständnis selbst nicht norwendig gewesen wäre.

"Summ, wenn Du das Lied nicht kennst" ist soviel mehr als ein Roman über Apartheit. Er vermittelt die Trauer, die Zerrissenheit, die Missstände, aber auch die Hoffnung und den Mut Vieler hier einiges zu ändern in einer Leseform, die mich stark beeindruckt hat.