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Veröffentlicht am 15.09.2016

Alt werden ist nichts für Feiglinge

Mit Tante Otti auf der Insel
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"Mit Tante Otti auf der Insel" das klingt in meinen Ohren nach einem spaßigen Urlaubsroman. Aber ganz so einfach ist das Buch von Gabriele Breuer nicht gestrickt. Es gibt auch immer wieder Augenblicke ...

"Mit Tante Otti auf der Insel" das klingt in meinen Ohren nach einem spaßigen Urlaubsroman. Aber ganz so einfach ist das Buch von Gabriele Breuer nicht gestrickt. Es gibt auch immer wieder Augenblicke des Nachdenkens.

Aber worum geht es:

Jule Winkler ist mit ihrem Job in einem Drogeriemarkt absolut unzufrieden. Als eine Stammkundin ihr anbietet, mit ihr in Urlaub zu fahren, denkt sie kurz nach, denn Frau Bär ist ja schon nahe an den 70ern. Aber dann stimmt sie zu und es entwickelt sich im Laufe des Romanes eine wunderbare Freundschaft, die auch mal stürmisch wird.

Gabriele Breuer schafft es mit ihrem Roman mich mit dem Älterwerden zu befassen und mit all den kleinen Mühen und Gebrechen, die diese Zeit mit sich bringen kann. Bei Jules Bedenken gegen die Zusammenarbeit mit Frau Bär wird sie von ihrer Freundin Kathi unterstützt, die als Pflegekraft in einem Seniorenwohnheim arbeitet. Auch dass die gleichgeschlechtliche Liebe älterer Menschen in unserer Zeit wohl noch nicht überall akzeptiert ist, wird in diesem Buch kurz behandelt. Die wenigen handelnden Personen sind so feinfühlig beschrieben, dass ich glaube, sie zu kennen und habe sie auch gleich lieb gewonnen. Ob es Ottilie Bärs kratzbürstige Freundin Hildchen ist oder der wie aus einem Modekatalog beschriebene Marc - alle haben ihre kleinen Fehler und Eigenarten und kommen sehr liebevoll rüber.

Sätze von Tante Otti wie "Wenn ich dabei sterbe, verzeihe ich Dir das nie" sind es, die diesen Roman so besonders machen. Und den Satz, den ich als Überschrift gewählt habe, trägt meine Mum schon seit fast 20 Jahren mit sich rum.

Mir haben auch die wenigen Beschreibungen von Gran Canaria und Garmisch-Partenkirchen sehr gut gefallen. Die Partnach-Klamm kenne ich von mehreren Wanderungen auch sehr gut und kann Tante Ottis Angst ganz und gar nachvollziehen.

Insgesamt habe ich einen Roman gelesen, der mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht hat, der mich andererseits an manchen Stellen nachdenklich werden ließ. Er bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kommissar Lüders letzter Fall

Eisschwestern
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Die erfolgreiche Krimiautorin Blanca Büchner stellt auf der Leipziger Buchmesse ein neues Buch in Aussicht mit Bezug auf einen realen Kriminalfall. Ein paar Tage später ist Bianca verschwunden. Ihr Auto ...

Die erfolgreiche Krimiautorin Blanca Büchner stellt auf der Leipziger Buchmesse ein neues Buch in Aussicht mit Bezug auf einen realen Kriminalfall. Ein paar Tage später ist Bianca verschwunden. Ihr Auto wird unver-schlossen an einer Autobahntankstelle gefunden. Ihre Freundin, die Kriminalkommissarin im Kommissariat Plauen Jenny Melms, kümmert sich derweil um Biancas kleine Tochter Malena. Biancas Mann Gregor liegt nach einem schweren Arbeitsunfalls immer noch im Krankenhaus. Nach einigen Tagen, in denen man nichts von Bianca gehört hat, beginnt Jenny nach ihrer Freundin zu fahnden.

Als Hilfe bietet sich Kommissar i.R. Henning Lüders an. Der Fall entwickelt sich jedoch so ganz anders als es sich alle vorgestellt haben...

Maren Schwarz nimmt mich in ihrem Buch mit auf die Reise nach Norddeutschland und auf die Kanareninsel La Palma. Hier sucht sie zusammen mit Jenny Melms nach einer Frau, die vor einem Stalker auf der Flucht ist. Die handelnden Personen hatte ich schnell in meinem Kopf, da ich sie mir Dank der detaillierten Beschreibungen gut vorstellen konnte. Insgesamt konnte ich der Geschichte gut folgen. Nur im Detail hatte ich manchmal meine Schwierigkeiten. Für mich gab es auch mal etwas nicht ganz so nachvollziehbares. Aber das waren Kleinigkeiten, die ich nicht überbewerten will.

Insgesamt habe ich mich durch diese Geschichte gut unterhalten gefühlt. Ich hoffe, dass mir Kommissarin Jenny noch öfters begegnen wird.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Alfredo und Beatrice - eine Liebe ohne Hoffnung

Mit zwanzig hat man kein Kleid für eine Beerdigung
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Es ist der 24.06.1987, der Tag, an dem ihre große Liebe Alfredo beerdigt wird. Nachdem sie eine Sonnenblume auf den Sarg gelegt hat, verlässt Beatrice die Kirche, setzt sich auf den Kirchplatz und lässt ...

Es ist der 24.06.1987, der Tag, an dem ihre große Liebe Alfredo beerdigt wird. Nachdem sie eine Sonnenblume auf den Sarg gelegt hat, verlässt Beatrice die Kirche, setzt sich auf den Kirchplatz und lässt die Zeit mit Alfredo, den sie vor 12 Jahren kennengelernt hatte, Revue passieren:

Sie hatte bisher immer nur seine Schreie gehört, wenn sein besoffener Vater ihn mal wieder verprügelte. Bis er eines Abends, sie war gerade 8 Jahre alt, vor ihrer Tür stand, ihre Mutter ihn herein ließ und er ab da zur Familie gehörte. In ihrem Viertel La Fortezza wurden sie nur die Zwillinge genannt.

Im Laufe der Jahre wird ihre Bindung immer enger, aber beide wollen es nicht wahrhaben. Irgendwie rutscht Alfredo in die Heroinabhängigkeit. Immer an seiner Seite und sich gewiss, dass sie ihn retten kann, Beatrice. Aber beim letzten Mal schafft auch sie es nicht. Dabei gab es noch tausend Sachen, die sie ihn hatte fragen wollen.

Valentina D'Urbano entführt mich in das Ghetto am Rande einer italienischen Stadt. Hier, wo die Armut zuhause ist, beschreibt sie die Liebe ohne körperliche Zärtlichkeit zweier junger Menschen, am Rande der Gesellschaft, die nicht wissen, dass es Liebe ist, was sie verbindet. Schonungslos beschreibt sie die Qualen einer jungen Frau, die dabei ist, den Mann, den sie liebt durch Drogen zu verlieren. Aber auch die Verzweiflung von Alfredo, der zu schwach ist, sich aus diesem Sumpf zu befreien, ist deutlich zu spüren.

Liebe, Verzweiflung, Aggressivität, Ohnmacht, Ausweglosigkeit, Resignation, aber auch der Wille, es anders oder besser zu machen zu wollen - alles wird in dieser Geschichte so eindrucksvoll verarbeitet, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Man sollte sich Zeit nehmen für dieses auch etwas nachdenkliche Buch.

Ein eindrucksvoller Roman, der mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt

Veröffentlicht am 15.09.2016

Fußball und Rassenhass

Bombenspiel
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Der deutsche Bauingenieur Henning Fries ist beim Bau des Moses-Mabhida-Stadions in Durban, das im Oktober 2009 fertiggestellt werden soll dabei. Bei einem Aufenthalt in Deutschland, an dem er eine ehemalige ...

Der deutsche Bauingenieur Henning Fries ist beim Bau des Moses-Mabhida-Stadions in Durban, das im Oktober 2009 fertiggestellt werden soll dabei. Bei einem Aufenthalt in Deutschland, an dem er eine ehemalige Freundin, die Journalistin Linda Roloff treffen will, wird er erschossen und Frau Roloff gerät unter Verdacht. War Fries irgendwelchen Geheimnissen auf die Spur gekommen und musste dafür sterben? Linda Roloff macht sich auf zum Kap der Guten Hoffnung und begibt sich damit in große Gefahr.

Absolut spannend und aktionsreich entführt mich Edi Graf zum einen in die Welt des Fußballs. Einen kleinen Einblick hinter die Kulissen der Nationalmannschaft bekomme ich durch die Beschreibungen der Vorbereitungsphase mit ihren kleinen und größeren Problemen, die sehr gut in die Gesamtgeschichte eingebaut sind. Zum anderen bekomme ich einen Eindruck von der Bevölkerung eines Landes, die auch heute noch mit Rassismus und Bevormundung zu kämpfen hat.

Obwohl ich von Anfang an in die Machenschaften einer gewissen Gruppe eingeweiht werde und weiß, was und wie alles ablaufen soll bzw. wird, tut das der Spannung keinen Abbruch. Im Gegenteil - ich bange mit den "Guten", dass sie "es" schaffen mögen und alles zu einem guten Ende kommt.

Genau richtig zur diesjährigen WM habe ich ein spannendes und sehr informatives Buch gelesen. Ein Muss nicht nur für Fußballfans.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mord und Käse - interessant, aber leider nicht spannend

Salztränen
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Der private Ermittler mit eigener Detektei Heinrich Müller wird von einer Versicherung ins Emmental gerufen. Hier ist ein Milcheinkäufer bei einem Unfall (oder Mordanschlag?) in seinem Auto verbrannt. ...

Der private Ermittler mit eigener Detektei Heinrich Müller wird von einer Versicherung ins Emmental gerufen. Hier ist ein Milcheinkäufer bei einem Unfall (oder Mordanschlag?) in seinem Auto verbrannt. In einem Gasthof im Kurzgraben, in Kurzenau an der Kurzen beginnt er seine Nachforschungen bei den einheimischen Milchbauern. Schon bald schließt sich ihm die junge Nicole "Lucy" Himmel an, die sich derzeit in diesem Landstrich mit ethnolo-gischen Forschungen beschäftigt und im Lokal bedient. Als sich weitere ungeklärte Todesfälle aus der Vergangenheit auftun und es auch zu neuen Todesfällen kommt, kommen die beiden Dorfpolizisten Hans Zaugg und Hermann Blaser, sowie der Störfahnder der Berner Kantonspolizei Bernhard Spring zu den Ermittlungen hinzu. Die Zeichen deuten immer weiter dahin, dass es in der Vergangenheit einige dunkle Geheimnisse in der Bergidylle geben muss.

Heinrich Müller ist ein Ermittler der etwas anderen Art. Mir kommt er etwas behäbig vor. Er nimmt mich über 12 Tage mit ins Emmental, wo ich einiges über die Herstellung von Käse und über das Bauernwesen in dieser abgelegenen Region mit ihren kleinen Tälern erfahre. Alle sind schnell beim "Du" - nur Müller tut sich anfangs etwas schwer damit. Bei den Gesprächen der Bauern in der Gastwirtschaft stehe ich nebenan, wenn sie ihrem Ärger über den andauernden Preisverfall bei Milch und Käse Luft machen.

Gedankliche Abschweifungen von Müller werden kursiv dargestellt. Für mich hören sich diese gedanklichen Ergüsse etwas defus an und sind für mich nicht nachvollziehbar. Was mir auch fehlt ist die Spannung, die ich leider absolut vermisst habe.

Die Geschichte insgesamt hat mir bis auf den Schluss und die fehlende Spannung gut gefallen. Die Auflösung der Fälle allerdings, die sehr kurz abgehandelt wurde, befriedigt mich ganz und gar nicht.

Wer einen spannenden, ausgereiften Krimi lesen will, der ist hier nicht richtig. Wer aber eine interessante Geschichte über die Käserei und die schönen Ecken des Emmentals sucht, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen.