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Veröffentlicht am 15.08.2019

Ob wir wirklich was mit Niveau von ihm lesen wollten?

Nudel im Wind
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Nudel im Wind vom Jürgen von der Lippe, erschienen im Penguin Verlag am 10.01.2019.

Gregor ist stinkreich, hat aber nicht wirklich Schlag bei den Frauen. Seine Anmachstrategien sind finsterste Provinz, ...

Nudel im Wind vom Jürgen von der Lippe, erschienen im Penguin Verlag am 10.01.2019.

Gregor ist stinkreich, hat aber nicht wirklich Schlag bei den Frauen. Seine Anmachstrategien sind finsterste Provinz, seine Liebe zu Witzen ist eine eher unerwiderte. Eines Tages trifft er auf die wunderhübsche Lisa. Sie würde so wunderbar ins Klischee der blöden blonden Barbie passt mit ihrem Lispeln, hat aber einige Semester Germanistik, Theaterwissenschaft und Psychologie studiert, schnell festgestellt, dass das nicht ihre Welt ist und ist nach Absolvierung einiger Schminkkurse dick im Geschäft beim Fernsehen.

Gregor versucht Lisa in einem Supermarkt an zu sprechen, was für den boxenden Privatdetektiv Justus so aussah, also würde der dickliche Mann die ungeheuer attraktive Blondine belästigen. Unter Zuhilfenahme seines Handys verwandelt Gregor die peinliche Situation in eine Einladung zum Kaffee bei der er ihnen sein Konzept einer Abnehmshow im privaten Fernsehen vorstellt. Gregor und Lisa sind begeistert und Lisa beginnt ihre Kontakte warme laufen zu lassen.

Ehrlich, nach „Beim Dehnen singe ich Balladen“ habe ich mir geschworen, dass das mein einziger Ausflug in die literarischen Niederungen des Herrn JvdL bleiben soll. Dann habe ich ein signiertes Exemplar von „Nudel im Wind“ erhalten und bin schwach geworden, wobei ich meine Befürchtungen hatte was der Titel zu bedeuten hat. Wer frühere Werke von JvdL kennt weiß was ich meine. Ich habe mir dann noch die Hörbuchversion besorgt und habe nun abwechselnd gelesen und gehört. Ich bin ein großer Fan von JvdL als Hörbuchsprecher und liebe seine kulinarischen Krimilesungen von Carsten Sebastian Henn. Auch Weltretten für Anfänger hatte ich mich besorgt, weil er es vorgelesen hat.

Jürgen von der Lippe ist ein Urgestein der TV Unterhaltung der 70er und 80er Jahre. Leider sind sein Humor und seine Hawaiihemden dort dann auch steckengeblieben. Sein neuer Roman ist nicht ganz so fürchterlich in Zoten und Sexismus ausgeartet wie frühere Werke, vielleicht hat wirklich seine Frau drüber geschaut und die schlimmsten Einbrüche in
Männerfantasien abgebügelt. Dieses Buch hat sicher Niveau, wenn auch kein allzu hoch angesiedeltes was auch nicht im Sinne des Autors wäre.

Insgesamt gesehen hat das Buch seine Längen, hat aber auf jeden Fall auch seine spaßigen Seiten. JvdL lässt natürlich kein Fettnäpfchen aus und lässt beleibte unsportliche Menschen beim sportlichen Abnehmen gegeneinander antreten, wobei die Frauen eher als Quotenfrauen nebenherlaufen lässt. Vermutlich ist ihm da nur zu bewusst, dass er sich an einem Shitstorm langhangeln würde, würde er sich da zu große Entgleisungen leisten. Gelangweilt haben mich vor allem seine kulinarischen Ausflüge. Gerade noch hat man das Bild von wogenden Fettmassen im Kopf, da werden dann Rezepte der ausgefallenen Sterneküche breitgetreten.

Seine Persiflage bündelt verschiedene TV-Formate und sicher werden Fans dieser Sendungen irgendwelche Leute wiedererkennen. Wer den zotigen Männerhumor, der heute dank PC aus dem Fernsehen verbannt ist, gerne mag hat mit diesem Buch vergnügliche Stunden vor sich. Wer gerne Hörbücher hört ist sicher besser damit bedient. Ich werde dieses Buch behalten und vielleicht auf Geburtstagen ab 50 aufwärts daraus vorlesen.

Veröffentlicht am 10.08.2019

Weniger wäre mehr gewesen

DNA
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DNA: Thriller (Kommissar Huldar und Psychologin Freyja, Band 1) von Yrsa Sigurdardóttir, gelesen von Mark Waschke. Erschienen als gekürztes Hörbuch im der Hörverlag am 26. September 2016

Wir werden ...


DNA: Thriller (Kommissar Huldar und Psychologin Freyja, Band 1) von Yrsa Sigurdardóttir, gelesen von Mark Waschke. Erschienen als gekürztes Hörbuch im der Hörverlag am 26. September 2016

Wir werden Zeugen eines Mordes an einer Frau, die mit ihren drei kleinen Kindern allein zuhause ist. Der Mord ist rücksichtslos und brutal.

Kommissar Huldar leitet die Ermittlungen in dem Mordfall. Die Polizei von Reykjavik hat gerade einige Probleme und so will man die Tat zügig aufklären. Die siebenjährige, traumatisierte Tochter der Toten soll aussagen und wird dazu in einem Kinderhaus verhört. Das Kinderhaus wird von der Psychologin Freya geleitet, die den Kommissar nach einer Kneiptour unter falschem Namen kennengelernt hat und er hatte sich am Morgen einfach aus dem Staub gemacht. Keine guten Voraussetzungen für eine gute Zusammenarbeit. Dann geschieht der nächste Mord.

Huldar ist nicht der Ermittler wie ihn sich die Vorgesetzten wünschen, lässig, fast schon schlampig gekleidet, hängt permanent an seinem Nikotinkaugummi und hat so seine Probleme mit Beziehungen zu Frauen. Freya hat sich von ihrem langweiligen Mann getrennt und lebt nun in der Bude ihres Bruders, der zurzeit eine Gefängnisstrafe absitzen muss. Also zwei Charaktere bei denen der Tanz um eine mögliche Beziehung unter recht schwierigen Voraussetzungen eröffnet wird.

Der Plot ist auf jeden Fall spannend, wenn auch die langen Wiederholungen der Zahlenreihen von Radioübertragungen den Hörbuchfan ziemlich an den Rand des Vorspulens treibt. Auch sonst liefert der Plot nicht nur die spannenden Aktion Momente einer Ermittlung, wir tauchen ein in eine manchmal recht monotone Routine der Polizeiarbeit. Vermutlich ist da das Hörbuch durch seine Kürzungen noch angenehmer als das Buch. Gelesen wurde es routiniert und Mark Waschke könnte vermutlich noch das Telefonbuch vorlesen, ohne einen zu langweilen oder zu leiern.

Die Morde sind sehr brutal, werden aber nicht explizit beschrieben und auch im Zuge der Aufklärung nicht mehr als nötig beschrieben. Die vorgestellten Charaktere sind interessant. Die Gründe für die Taten sind am Ende nachvollziehbar, aber nicht mehr ganz so taufrisch.

Insgesamt ein sehr lesenswerter Auftakt zu einer Reihe.

Veröffentlicht am 09.08.2019

Herzklopfen mit spannenden Charakteren

Mein Herz so schwarz
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Mein Herz so schwarz: Psychothriller von Jenny Blackhurst, erschienen im Bastei Entertainment Verlag am 31. Juli 2019

Evie White wird von Zeugen dabei gesehen wie sich von einer Klippe in den Tod stürzt. ...

Mein Herz so schwarz: Psychothriller von Jenny Blackhurst, erschienen im Bastei Entertainment Verlag am 31. Juli 2019

Evie White wird von Zeugen dabei gesehen wie sich von einer Klippe in den Tod stürzt. Es ist der Abend ihrer Hochzeit, wenige Meter entfernt wo der Bräutigam und die Gäste fröhlich feiern. Warum hat sich Evie, eine wunderschöne, aber sehr komplizierte Frau entschlossen sich gerade an diesem Abend das Leben zu nehmen?

Im Fall eines Selbstmords sind die Ermittlungen der Polizei bestenfalls überschaubar, so bleibt es dem Witwer und der besten Freundin von Evie tiefer in ihr Leben ein zu tauchen und selbst zu ermitteln. Dabei kommen immer mehr Einzelheiten, die einen stutzig machen ans Licht. Allmählich beginnen sie zu begreifen, dass sie die wahre Evie nie wirklich kannten - und dass sie die Vergangenheit besser ruhen lassen sollten ...

Jenny Blackhurst beginnt das Buch direkt mit einem Knaller um uns dann in verschiedene Zeitabschnitte vor dem Hochzeitstag zu schicken. Das Buch macht einen neugierig, man möchte wissen was zu der Tragödie geführt hat und manche Entdeckung hat der aufmerksame Leser schon erahnen können. Der Leser wird eher an die Geschichte und die Charaktere gefesselt als das das Buch einen vor Spannung nicht schlafen lässt. Dafür sind die Charaktere spannend, vielschichtig und gut gezeichnet.

Dies ist nicht der erste Psychothriller von Jenny Blackhurst den ich lese und es ist sicher auch nicht der letzte. Was mich an ihren Büchern so fasziniert ist die sehr gute Charakterbildung und die überraschenden Momente, die sie einbaut um einer Geschichte einen Twist zu geben ohne vom Gesamtkonzept ab zu weichen.

Veröffentlicht am 03.08.2019

Nett mit Einschränkungen

Netter is better
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Netter is better: Die hohe Kunst der guten Laune von Thomas Hermanns, erschienen im Gräfe und Unzer Verlag am 4. Juni 2019

Thomas Hermanns ist Magister der Theaterwisschenschaften und fühlte sich offensichtlich ...

Netter is better: Die hohe Kunst der guten Laune von Thomas Hermanns, erschienen im Gräfe und Unzer Verlag am 4. Juni 2019

Thomas Hermanns ist Magister der Theaterwisschenschaften und fühlte sich offensichtlich sehr unglücklich innerhalb seines Studiums. Als bunter Paradiesvogel mit dem Ziel Spaß zu haben eckte er ständig mit seinen Kommilitonen an. Irgendwie hatten sie seine „A Chorus Line“ Fantasien zum Studium der Theaterwissenschaften, die irgendwo zwischen Muppet Show und Fame lagen nicht so wirklich im Blut. Was aus seinen Mitschülern wurde, entweder habe ich es im Buch verpasst, oder er hat sich darüber ausgeschwiegen.

Als Rahmenprogramm für dieses Buch dient seine Teilnahme an einer Show mit Namen „Let’s dance“.

Auf dieses Buch bin ich durch ein Interview im ZDF aufmerksam geworden bei dem er als unheimlich sympathischer Mensch rübergekommen ist und ich dachte, dass dieses Buch eine Anleitung zum netten Umgang miteinander sein müsse. Soweit meine Fehleinschätzung. Dazu muss ich sagen, dass ich wenig TV sehe und ich die Person Thomas Hermanns nicht wirklich zuordnen konnte.

Wir hangeln uns mit dem Autor vom Studium nach New York wo alles größer, besser, einfach netter ist was sich auch nicht innerhalb dieses Buchs relativiert. Irgendwie muss auch jeder der seine Art des Humors nicht im vollen Umfang teilt eine langweiliger Intellektuelle Spaßbremse sein, oder aber bei einer Steuerbehörde arbeiten, oder sogar eine verkniffene Bankkauffrau sein. Soviel zu netter is better.
Insgesamt ist das Buch eine Reise durch die Comedy Welt des Thomas Hermanns, wobei kaum Namen erwähnt wurden, die mir ein Begriff sind, derweilen Namen von mir bekannten Comedians so gut wie keinen Eingang ins Buch gefunden haben. Insgesamt fühlt sich das Buch an wie die Fortsetzung von „ein Käfig voller Narren“ und bietet den Fans von Thomas Hermanns einen schönen, plüschigen Showroom durch den der Autor hektisch wie ein Duracell Häschen hoppelt. Hätte er sein Buch tatsächlich “was nicht glitzert, ist nicht hübsch!“ genannt, würden Inhalt und Titel eine unglaublich gute Symbiose eingegangen sein. So ist es eine mehr oder weniger interessante Biografie eines Entertainers, der uns spätestens auf jeder zweiten Seite im Buch wissen lässt, dass er homosexuell ist. Ich glaube das hätte ich allein daraus abgeleitet, dass er seine verschiedenen Outfits zum Besten gegeben hat.

Das Buch ist sicher ein Leckerbissen für seine Fans. Es ist weder eine Hilfe wie man Situationen freundlich bewältigen kann noch eine wirkliche Hilfe wie man sowas überhaupt macht da er sich versucht um die Konfrontationen des Lebens herumdrückt. Aber zugegeben, ich habe mir einige Aufzeichnungen auf YouTube angesehen und so doch noch einige vergnügliche Zeit mit Thomas Hermanns verbracht.

Veröffentlicht am 02.08.2019

Schöne Umsetzung des Films

Das Labyrinth des Fauns
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Das Labyrinth des Fauns von Cornelia Funke und Guillermo del Toro. Liebevoll illustriert von Allen Williams. Erschienen im FISCHER Sauerländer Verlag am 2. Juli 2019.

Spanien 1944. Ofelia und ihre Mutter ...

Das Labyrinth des Fauns von Cornelia Funke und Guillermo del Toro. Liebevoll illustriert von Allen Williams. Erschienen im FISCHER Sauerländer Verlag am 2. Juli 2019.

Spanien 1944. Ofelia und ihre Mutter ziehen zum neuen Ehemann der Mutter. Der Stiefvater ist grausam und versucht die Rebellen in den Bergen auszulöschen. Ihm ist jedes Mittel recht und die Stieftochter ist ihm eigentlich im Weg. Die junge Ofelia, noch ganz kindlich in Märchen und Sagen vertieft, findet in einem Labyrinth und dem Wald einen Ort wo sie ein Königreich mit magischen Wesen findet. Ein Faun stellt ihr drei Aufgaben, um zu beweisen, dass sie die verschollene Prinzessin des Königreichs ist.

Aus Guillermo del Toro grandiosem Film "Pans Labyrinth" hat Cornelia Funke nun ein Buch für Teenager geschrieben, welches die Grausamkeiten des Krieges mit den Märchen und Sagen der Kindheit verbindet. Im Buch kommen Folter und einige andere Grausamkeiten vor.

Der Stiefvater Capitán Vidal ist ein böser eitler Mann, der unter starken Komplexen leidet. Er hat Ofelias Mutter zur Erfüllung eines Zwecks geheiratet was diese aber entweder nicht begreifen mag oder nicht will. Sie begibt sich mit ihrer Tochter in die Hände dieses brutalen Mannes der nur seine Ziele, ohne Rücksicht zu üben, verfolgt. Die Mutter wird als unmündige Frau dargestellt, die nur an der Seite eines Mannes leben kann.

Innerhalb des Buches wird eine Geschichte erzählt, die die lokalen Hintergründe für die Geschichte beleuchten.

Ausgeschmückt mit ausdrucksstarken Zeichnungen von Allen Williams ergänzt sie das Werk von Toro nun um eine literarische Aufbereitung des grandiosen Films. Klare Leseempfehlung.