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Veröffentlicht am 17.12.2018

Leider keine Komödienstadel Qualität

Ich küss dich tot
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Ich küss dich tot: (K)ein Familien-Roman von Ellen Berg, erschienen im Aufbau Taschenbuch Verlag am 9. November 2018

Annabelle bricht gerade ihre Zelte in New York ab um ihren Traumjob in Singapur an ...

Ich küss dich tot: (K)ein Familien-Roman von Ellen Berg, erschienen im Aufbau Taschenbuch Verlag am 9. November 2018

Annabelle bricht gerade ihre Zelte in New York ab um ihren Traumjob in Singapur an zu treten als ein Hilferuf ihrer Mutter sie erreicht. Der Vater hatte einen Schlaganfall und sie allein schafft es nicht das Hotel zu managen. Annabelle bucht um und reist sofort nach Oberbayern in das verschlafene Nest Puxdorf wo sie schon einige Jahre nicht mehr zu Besuch gewesen ist. Als Hotelmanagerin plant sie schon auf dem Weg wie alles weiterlaufen soll als sie mehr oder weniger kurz vor der Heimat vom Taxi ausgesetzt wird da es kein Weiterkommen gibt. Der Ort ist eingeschneit. Durchgefroren, am Ende ihrer Kräfte findet sie einen Toten im Graben. Ohne Handynetz verschiebt sie den notwendigen Anruf bei der Polizei auf später. Die Polizei sucht dann vergeblich nach dem Toten. Der ist verschwunden. Dafür geht es ihrem Vater wesentlich besser als der Hilferuf hätte vermuten lassen.

Dies ist nicht mein erster Ellen Berg Roman. Bisher fühlte ich mich auch immer sehr gut unterhalten und so freute ich mich auf einen Weihnachtsroman der humorigen Art mit etwas Mord garniert. Bekommen habe ich eine Geschichte, die sich eher am Trash TV der privaten Medien orientiert. Annabelle, gerade frisch getrennt von ihrem Dauerfreund dem Spitzenkoch, kann nicht nur ein Hotel im Handstreich führen, die Männer scheinen ihr auch reihenweise zu verfallen und sie schafft es mal eben aus der siffigen Küche mit saufendem Koch einen Gourmettempel der Extraklasse zu machen. Frau Berg hübscht dann das Ganze noch mit Sprüchen von Kühlschrankmagneten auf, was sie ja eigentlich immer tut, aber irgendwann hat man jeden Spruch schon mal verwendet und auf Mehrfachverwurschtung sollte man dann im gleichen Werk verzichten.

Ganz verloren hat sie mich dann mit dem Ende der Geschichte. Nein, auch bei „Frauenunterhaltung“ sollte da etwas mehr Anlehnung an die Realität stattfinden.

Gerettet hat das Buch der flüssige Schreibstil und die so schön in schwarz-weiss eingeteilten Charaktere. Sowas liest sich zur Entspannung eigentlich immer gut. Kann man lesen, muss man aber nicht. Kein Buch was ich bedingungslos weiterempfehlen würde.

Veröffentlicht am 13.12.2018

Kein Geheimnis bei den Grays vorhanden

Das Geheimnis der Grays
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Das Geheimnis der Grays von Anne Meredith, erschienen im Klett-Cotta Verlag am 22.09.2018.

Adrian Gray lässt jedes Jahr zu Weihnachten seine ungeliebten Kinder auf dem Landgut King’s Polar zur Weihnachtsfeier ...

Das Geheimnis der Grays von Anne Meredith, erschienen im Klett-Cotta Verlag am 22.09.2018.

Adrian Gray lässt jedes Jahr zu Weihnachten seine ungeliebten Kinder auf dem Landgut King’s Polar zur Weihnachtsfeier antreten. Ehepartner sind sofern sie dem Familienoberhaupt genehm sind erlaubt, Kinder müssen anderweitig untergebracht werden. Adrian wird diesen Weihnachtsmorgen nicht mehr im Kreis seiner Familie begehen.

Die Autorin Anne Meredith ist besser unter Lucy Beatrice Malleson, Anthony Gilbert und J. Kilmeny Keith bekannt. Sie hat für 1933 wo dieser Krimi zuerst veröffentlicht wurde sicher ein besonderes Werk erstellt. Nach einer kurzen, mir zu kurzen, Vorstellung der Mitglieder der Familie und deren Lebensumstände treffen wir uns mit Adrian und seinem Mörder in der Bibliothek. Ja, man hat etwas dieses Cluedo Gefühl. Im Laufe des Buches erfahren wir etwas, nicht viel, über den Stand der Ermittlungen und welche Spuren zu diesen Schlüssen geführt haben. Gleichzeitig wissen wir wer der Mörder ist und was ihn dazu trieb Adrian zu töten. Dazu muss man sagen, dass keiner der Charaktere, ausser vielleicht der ermittelnde Beamte, einen sympathischen Zug hat. Die Vorstellung der Charaktere hatte für mich etwas von Speed-Dating und ich machte mir sogar Notizen zu den einzeln vorgestellten Leuten. Völlig überflüssig. Im Laufe der Geschichte findet man sich gut zurecht. Meredith liefert eine hervorragende Charakterstudie der einzelnen Charaktere ab, ohne zu sehr ins Detail zu gehen, übertreibt es dann aber teilweise mit den Beweggründen einzelner Personen. Der englische Titel, Portrait of a Murderer, ist hier wesentlich passender.

Erwartet hatte ich einen spannenden Krimi, bei dem ich mit rätseln kann, bekommen habe ich eine interessante Charakterstudie. Nicht wirklich ein Krimi der sich mit Agatha Christies Krimis messen könnte, aber sicher gute, solide Unterhaltung der die Zeit spiegelt in der er spielt.

Veröffentlicht am 09.12.2018

Alles hängt mit Allem zusammen

Ein Reif von Silber und Gold
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Ein Reif von Silber und Gold (Die Königschroniken, Band 3) von Stephan M. Rother, erschienen im rowohlt Poloaris Verlag am 20. November 2018

Die vergessenen Götter zürnen. Die Geschichte geht weiter ...

Ein Reif von Silber und Gold (Die Königschroniken, Band 3) von Stephan M. Rother, erschienen im rowohlt Poloaris Verlag am 20. November 2018

Die vergessenen Götter zürnen. Die Geschichte geht weiter dort wo sie aufgehört hat. Leyken sitzt auf der Esche fest die vor Erdbeben und madigen Angreifern erbebt, Sölva hat in der Raunacht Vater und Brüder verloren und die Völker des Nordens stehen vor den Trümmern ihres Königtums. Wer wird das Erbe des großen Otta antreten?
Der Autor hilft dem Leser mit kleinen Hinweisen schnell wieder in die Geschichte zu finden. Der Prolog ist wahrlich düster und ziemlicher Tobak. Wer nun erwartet, dass sich die dunklen Wolken verziehen irrt. Der abschließende Band der Königschroniken bleibt düster und die Protagonisten müssen gegen Fabelwesen antreten, die sich wunderbar in die unterkühlte Endzeitstimmung der Geschichte des hohen Nordens einfügen. Derweilen fallen andere Steinchen der Geschichte an ihren Platz und lassen den Leser endlich das große Ganze betrachten um dann einen recht unerwarteten Schluss, der den wirklichen Fans der Geschichte ein Lächeln aufs Gesicht zaubern wird, denen, die zweifelnd gewesen sind jedoch den Rest geben wird.
Auch dieser letzte Band ist wunderbar geschrieben. Allerdings wunderbar düster und fröhliche Stimmung sucht man vergebens. Man möchte sich beim lesen ein warmes Jäckchen anziehen, weil Rother es schafft, dass man sich fast fühlt als würde man in Kälte und Untergang live dabei sein.

Veröffentlicht am 03.12.2018

Gleichberechtigt überfordert

Neujahr
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Neujahr von Juli Zeh, erschienen im Luchterhand Literaturverlag am 10. September 2018

Henning ist ein emanzipierter Mann, der sich neben dem Beruf auch noch um die Kinder kümmert. Da er beruflich nicht ...

Neujahr von Juli Zeh, erschienen im Luchterhand Literaturverlag am 10. September 2018

Henning ist ein emanzipierter Mann, der sich neben dem Beruf auch noch um die Kinder kümmert. Da er beruflich nicht so zurückstecken kann, arbeitet er nun zum halben Gehalt fast noch mehr als er arbeiten würde, wäre er die Zeit im Büro. Dabei vernachlässigt er seine Bedürfnisse. Recht spontan hat er für seine Familie, seine Frau Theresa und zwei Kinder, ein preiswertes Haus auf Lanzarote für die Weihnachtstage und den Jahreswechsel gebucht. So richtig zufrieden ist die Familie mit dem Trip nicht und Henning, der sich für die ganze Zeit ein Rad geliehen hat entscheidet sich plötzlich am Neujahrsmorgen, nachdem der Silvesterabend eher ein Desaster gewesen ist und Theresa auch noch mit einem attraktiven Franzosen geflirtet hat, dazu eine bekannte Radtour zu machen. Untrainiert wie er eigentlich ist, vergisst er Ausrüstung und powert sich völlig aus. Da nimmt eine freundliche Bewohnerin des Dorfes wo er strandet ihn auf und bringt ihn zu ihrem Haus. Dort erinnert er sich zurück an einen Besuch in diesem Haus als er noch ein kleiner Junge gewesen ist.

Henning verdient weniger und glaubt deswegen, dass er mehr im privaten zur Familie beitragen muss, was er meint würde Theresa auch erwarten und lässt ihn das spüren. Trotzdem ist Theresa der Dreh- und Angelpunkt der Familie und Henning fühlt sich als Versager. Etwas was wir in der Literatur so noch nicht kennen. Wenn Frau sich wie Henning fühlt wird da ein Frauenroman draus, schlimmstenfalls mit Tipps aus der Cosmopolitan wie andere Frauen das bisschen Haushalt mit Kindern doch einfach mal zwischen zwei Meetings weglächeln.

Henning zweifelt nicht seine Aufgabe an, er zweifelt sich und seine Fähigkeiten an. Frauen haben Millionen Leidensgenossinnen in ihrem Fehlen die Perfektion zu erreichen. Henning versucht verzweifelt nicht zu scheitern und da überfällt ihn immer wieder dieses „Es“. Diese Panikattacken, die ihm den Schlaf und die Luft rauben, die organisch keine Ursache haben und die Theresa an irgendeinem Punkt nur noch auf den Keks gegangen sind. Er strampelt sich ab um diesmal das Ziel, welches er sich gesetzt hat zu erreichen, diesen Vulkanberg am ersten-ersten des neuen Jahres zu bezwingen.

Bis dahin gefiel mir die Geschichte eigentlich ganz gut. Juli Zeh zeichnet wieder virtuos die Charaktere der Protagonisten und eingedenk der anderen Geschichten, die ich von der Autorin gelesen hatte erwartete ich nun noch Einiges. Gekommen ist dann aber eine etwas gespenstische Geschichte aus der frühen Kindheit des Henning die zwar nett erzählt wurde, die mich aber nicht wirklich interessierte.
Mir kam es so vor als hätte Juli Zeh einfach mal ausprobieren wollen wohin die Geschichte eines überforderten Mannes führen wird und was seine Panikattacken wohl ausgelöst haben mag. Die Auflösung der Geschichte ist dann auch kein fünf Sterne Menü, sondern eher Burger King, schnell runter gewürgt, ohne wirklich zu wissen was man da vor sich hat, schnell verdaut aber nicht satt machend. Einzig der wie immer grandiose Schreibstil der Story hat mich bis zum Ende getragen. Kein Juli Zeh den man unbedingt gelesen haben müsste.

Veröffentlicht am 03.12.2018

Ist es so, oder ist es ganz anders?

Böser Samstag
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Böser Samstag (Band 6 der Frieda Klein Reihe) von Nicci French, gelesen von Nicole Engeln, erschienen im audio media verlag am 31.10. 2016

Hannah hat Streit mit ihrer Mutter und dem Stiefvater. Dann ist ...

Böser Samstag (Band 6 der Frieda Klein Reihe) von Nicci French, gelesen von Nicole Engeln, erschienen im audio media verlag am 31.10. 2016

Hannah hat Streit mit ihrer Mutter und dem Stiefvater. Dann ist ihre ganze Familie tot und Hanna wird verurteilt und kommt in eine psychiatrische Einrichtung. Frieda Klein soll Hannah noch einmal neu beurteilen. Frieda zieht ganz andere Schlüsse aus der Vernehmung und den Indizien und lässt den längst vergessenen Fall neu aufrollen.

Ich habe lange gebraucht mich nochmals für eines der Bücher aus der Reihe zu begeistern, aber dieser 6. Band aus der Frieda Klein Reihe hat mir doch wieder recht gut gefallen. Frieda ist eben Frieda und wenn sie mit den Kopf durch die Wand will, dann muss man dafür eben einen Weg finden.

Nicole Engeln liest wieder sehr gut und es mancht Spass ihr zu zu hören.