Profilbild von Gamora

Gamora

Lesejury Star
offline

Gamora ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Gamora über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.08.2019

Unperfekte Charaktere und eine herrlich unvorhersehbare Handlung

Die Spiegelreisende 1 - Die Verlobten des Winters
0

Die Welt, wie wir sie kennen, existiert in der Spiegelreisenden-Saga nicht (mehr), stattdessen ist sie zersprungen in Archen. Und auf einer dieser lebt Ophelia und leitet dort das Museum. In dieser Aufgabe ...

Die Welt, wie wir sie kennen, existiert in der Spiegelreisenden-Saga nicht (mehr), stattdessen ist sie zersprungen in Archen. Und auf einer dieser lebt Ophelia und leitet dort das Museum. In dieser Aufgabe ist sie sehr begabt, denn Ophelia hat die Fähigkeit Gegenstände zu lesen. Das bedeutet, mit einer bloßen Berührung kann sie einem Gegenstand seine Geheimnisse entlocken und sehen, sogar spüren, was diejenigen fühlten, die diesen Gegenstand in Händen hielten. Doch die Pläne ihrer Familie für Ophelias Zukunft sehen anders aus. Sie wird als Verlobte einem Herren vom Hofe in Pol versprochen - eine weit entfernte Arche, bekannt für ihre eisige Kälte. Und ehe Ophelia sich versieht, wird sie von ihrem Zukünftigen bereits abgeholt und in ihre neue Heimat gebracht. Was dort auf sie wartet, ist jedoch alles andere als eine herzensgute Schwiegerfamilie und höfische Verhältnisse.

Dieser Fantasyroman ist für mich ein ganz besonderer - aus dem einfachen Grund, dass unsere Protagonisten hier mal nicht die allzu perfekten Helden darstellen. Ophelia erscheint mit ihrer Brille, ihren Omakleidern und ihrem langen, abgegrabbelten Schal einfach unperfekt perfekt. MIt ihrer leisen Stimme und ihrer ruhigen Art fällt sie so gut wie gar nicht auf, wäre sie nicht so wahnsinnig tollpatisch. Und ihr Verlobter? Alles andere als der bestaussehendste Mann im Land. Wir lernen Thorn als eiskalten Mann ohne jegliche Gefühlsregungen oder gar Interesse an seinen Mitmenschen kennen. Eben ganz spezielle Charaktere, die uns in diesem Roman begegnen. Dennoch fing ich während des Lesens an sie alle liebzugewinnen, ja, sogar den griesgrämigen Thorn. 

Obwohl der Titel "Die Verlobten des Winters" lautet, steht hier keinesfalls die Romantik im Mittelpunkt - ganz im Gegenteil. Insbesondere dieser erste Band dreht sich ganz um die Fantasywelt der Archen und Pol. Die Autorin hat sich für ihre Figuren ganz besondere Fähigkeiten erdacht, wie das schon erwähnte Lesen von Gegenständen oder die Fähigkeit durch Spiegel zu reisen, die mir so noch in keiner Literatur begegnet sind. Die Autorin hat diese wunderbar umgesetzt und großartig in ihre Welt und ihre Geschichte einfließen lassen. Bei über 530 Seiten ist der Roman zwar sehr üppig, nach meinem Empfinden aber noch nicht lang genug, denn jede Seite ist es wert gelesen zu werden und tiefer in Ophelias Geschichte einzutauchen. Gespannt sehe ich nun der Fortsetzung entgegen. Wie die Reihe wohl ausgehen mag? Das vermag ich nicht die Spur zu wissen - und gerade das macht diesen Roman so besonders und unterscheidet ihn von anderen Buchreihen des Genres. Für Fantasyliebhaber ein Muss!

Veröffentlicht am 24.07.2019

Die Geister, die ich rief

Heaven's End – Wen die Geister lieben
0

Die 15-jährige Jojo hat eine ganz besondere Begabung: Sie kann Geister sehen und mit ihnen sprechen - ein Talent, das in ihrer Familie mütterlicherseits vererbt wird. So lebt sie neben ihren Eltern und ...

Die 15-jährige Jojo hat eine ganz besondere Begabung: Sie kann Geister sehen und mit ihnen sprechen - ein Talent, das in ihrer Familie mütterlicherseits vererbt wird. So lebt sie neben ihren Eltern und ihrem Bruder auch mit den Geistern ihrer verstorbenen Verwandten und dem ein oder anderen besonderen Fabelwesen zusammen. Ihre treusten Begleiter sind zwei Geisterwiesel. Nur leider muss Jojo ihre Begabung für sich behalten, denn als ihre Oma zu ihren Lebzeiten ihr Talent verkündete, warf das ein schlechtes Licht auf die Familie. Und dann wäre da noch Zach, der Schulschwarm, dessen Blicke sie einfach ganz schwach machen. Wären die Familien der beiden doch bloß nicht verfeindet... Und natürlich darf auch ein böser Geist nicht fehlen, der jede Menge Unruhe stiftet. 

"Heaven's End - Wen die Geister lieben" ist der erste Band einer Trilogie und vereint alles, was man von einem guten Jugend-Fantasy-Buch erwartet: eine sympatische Teenie-Protagonistin, einen süßen Schulschwarm, seine zickige Freundin - und Erzfeindin unserer Heldin -, coole Freunde und eine richtig gute Portion Ghostfantasy, wie sie mir so zuvor noch nicht in Romanen begegnet ist. 

Bereits der Schreibstil der Autorin ist bestechend. Das Buch lässt sich so runterlesen, gerade als Jugendroman ist es ideal. Es gibt nichts, worüber man als Leser groß stolpern könnte. Zudem geht die Autorin mit einer guten Portion Humor an das Geisterthema heran. Das macht es sicherlich auch für solche Leser angenehm, die das ganze Geisterthema vielleicht nicht so bevorzugen. Hier wird es aber mit Sympathie und Humor vereint sowie der idealen Portion Gruselfaktor, die in Nauncen an Supernatural oder Paranormal Activity erinnert - natürlich im jugendfreien Rahmen. ;) Und keine Sorge: Es gibt keine kitschige Liebesgeschichte zwischen Geist und Mensch! (Zumindest bisher nicht.) 
Jedoch sollte man ein wenig imun sein gegen die Klischee-Teenie-Liebe und dem Kitsch, die diese mitunter mit sich bringen kann. 

Für mich war es dennoch ein rundum tolles Leseerlebnis, bei dem alle Charaktere in meinen Augen perfekt ausgearbeitet waren. Schon als Erwachsene finde ich das Buch super, als Jugendliche hätte ich es vermutlich geliebt. Damit sind 5 Sterne mehr als gerechtfertigt.

Veröffentlicht am 22.07.2019

Einblicke in blaue Tiefen

Das blaue Wunder
0

Bereits die Aufmachung des Buchs besticht durch das wunderschöne Cover und ist zudem noch getreu des Inhalts klimaneutral gedruckt! Hier können Sie also sorglos zugreifen, lieber Leser! ;) Und es lohnt ...

Bereits die Aufmachung des Buchs besticht durch das wunderschöne Cover und ist zudem noch getreu des Inhalts klimaneutral gedruckt! Hier können Sie also sorglos zugreifen, lieber Leser! ;) Und es lohnt sich.  

Frauke Bagusche klärt in ihrem Sachbuch auf über das Größte und Besonderste, das unsere Welt zu bieten hat: den Ozean. Vom kleinsten bis zum größten Lebewesen der Meere schildert sie einem breitem Publikum, was eigentlich so los ist den blauen Tiefen. Voller Fachkenntnisse erläutert sie dem Leser Systeme und Zirkulationen und bringt sie in einen größeren Kontext - nicht zuletzt in den des Klimawandels. Ausgeschmückt wird das Buch mit eigenen Fotografien der Autorin aus ihren Tauchgängen und den passenden Verweisen dazu im Text. Auch ihre ganz persönlichen Anekdoten kommen hier nicht zu kurz und lockern das Buch wohldosiert humorvoll auf. Nur an die Struktur des Buches musste ich mich zunächst ein wenig gewöhnen, so schien es mir als springt man gerade zu Beginn vom einen Thema zum anderen. Kleine Ausflüge in andere Themenbereiche (natürlich ausschließlich rund um's Meer!) kommen also immer mal vor, dennoch nimmt Frau Buschke den roten Faden stets wieder auf, um sich weiter vorzuarbeiten vom kleinsten Lebewesen im Meer bis zum größten, angefangen beim Plankton, den Quallen und Korallen bis hin zu den Schildkröten und Walen. Ein wunderschöner Rundumblick, der einen gedanklich in die Meere versetzt. Wer bekommt da nicht Lust auf einen Tauchgang? Mit einem ausführlichen Literaturverzeichnis am Ende beweist die Autorin außerdem, dass sie gut recherchiert hat und ihre Darstellungen fundiert belegt sind. Eine gelungene Arbeit!

Besonders hevorheben möchte ich, dass die Autorin ein ganzes Kapitel - und damit über 50 Seiten - dem Klimawandel und seinen Folgen widmet - ein sehr gelungenes Kapitel, dass ich jedem ans Herz legen möchte. Ich hoffe, dass dieses Buch viele Leser findet, die mit dazu beitragen ein Bewusstsein in der Welt zu entwickeln, wie wichtig es eigentlich ist unsere Meere zu schützen und wie liebenswert sie doch sind. Hut ab, liebe Frau Bagusche, für Ihren gelungenen Beitrag dazu!

Veröffentlicht am 22.07.2019

Ein Buch zum weg Träumen

Die Saphirtochter
0

Der Roman spielt in Galle, Cylon im Jahre 1935 - ein Handlungsort, der einem leider viel zu selten in Romanen begegnet. Hier treffen wir auf Louisa, die gemeinsam mit ihrem Mann Elliot die Idee eines Kaufhauses ...

Der Roman spielt in Galle, Cylon im Jahre 1935 - ein Handlungsort, der einem leider viel zu selten in Romanen begegnet. Hier treffen wir auf Louisa, die gemeinsam mit ihrem Mann Elliot die Idee eines Kaufhauses ins Leben ruft. Doch bevor es zur Umsetzung dieser kommt, verunglückt Elliot tötlich. Was von ihm für Louisa zurück bleibt, sind jede Menge Geheimnisse und die wirkliche Wahrheit hinter ihrem eigenen Leben. 

Wenn ich in diesem Buch lese, rieche, höre und sehe ich Sri Lanka - die Gerüche von Zimt, die Schönheit der Natur und das Meeresrauschen auf der Wallmauer von Galle.  Von der ersten Seite an gelingt es der Autorin den Leser in das ferne Cylon zu versetzen. Gerüche werden detailiert beschrieben, jede Kleinigkeit im Buch, die das Land selbst, seine Bräuche, Traditionen und Gepflogenheiten betrifft, wirken realistisch und sind detailgetreu dargestellt. Man spürt das Land förmlich um sich herum. 

Um so leichter fällt es, sich in Louisas Leben zu verlieben. Wäre da nicht die schmerzliche Fehlgeburt, an der sie noch nagt. Hier lernen wir einige Kapitel lang Louisas Gefühlswelt und ihren Charakter kennen, bevor das eigentliche Drama beginnt. Von diesem Zeitpunkt an schwengt das Buch mitunter sehr ins Dramatische. Der Autorin gelingt es das gesamte Buch über stark zu emotionalisieren und dabei eine wahnsinnige Spannung aufzubauen, die wie ich finde nicht jedem klassischen Liebesroman gegeben ist. Denn, wie der Klappentext schon verrät, spielt auch die Liebe eine sehr große Rolle. 

Die Liebesgeschichte ist sehr sanft und seicht erzählt. Sie dominiert den Roman nicht zu stark, hat aber dennoch ihre Daseinsberechtigung und macht die Geschichte zu dem was sie ist - eine Geschichte zum Wegträumen, verlieben und schmachten. 

Hier stimmt für mich das Verhältnis von Liebe, Drama und Historik, wenn auch die Geschichte Cylons eine kaum nennenswerte Rolle spielt. Dennoch war es interessant das Land zu dieser Zeit kennenzulernen. 

Ganz ohne Kritik kommt diese Rezension dennoch leider nicht aus. Zwar konnte mich der Schreibstil weitestgehend überzeugen - schildert er das Land doch so eindrucksvoll -, doch bei den Dialogen harperte es dafür sehr. Diese wirkten häufig gesteltzt und emotionslos, was mich in Anbetracht der doch eigentlich so emotionalen Geschichte sehr verwunderte. Fast sämtliche direkte Rede wirkt eher künstlich, als dass man annehmen könnte, das so wirklich jemand spricht - nicht einmal 1935. Ein Beispiel, dass mir hängen geblieben ist, war die Frage: "Ist das eine Suggestivfrage?" Das Wort ist mir bisher ausschließlich im wissenschaftlichen Kontext begegnet und ich kann mir wirklich schwer vorstellen, dass man dies im Alltag mal wirklich verwendet. 

Weiter kritisch zu betrachten ist leider auch das Ende. Wie bei vielen Romanen vermittelt auch dieser mir den Eindruck, dass er die Geschichte schnell abschließen möchte, jedoch nicht, ohne noch einmal eine ordentliche Portion Drama einzubringen. Louisa verhält sich ihrem Charakter nicht mehr ganz gerecht, wirkt zickig und reagiert übertrieben. Doch das Problem verfliegt nahezu. Die ganze Situation kommt mir daher sehr gekünselt und an den Haaren herbeigezogen vor.

Trotz allem hatte ich sehr schöne Lesestunden mit diesem Buch und kann es damit wärmstens jedem empfehlen, der gute Liebesgeschichten mag. Wer Sri Lanka kennt, wird dieses Buch lieben. Und wer es noch nicht kennt, wird sich dank des Buches in es verlieben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Figuren
  • Geschichte
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 18.07.2019

Und die Frage am Ende des Tages: Was will mir der Autor damit sagen?

Licht und Schatten
0

1704 kommt in der Kälte Sibiriens ein Kind zur Welt - Vida. Doch Vida ist nicht wie andere Kinder. Sie kann die Toten hören und mit ihnen sprechen. So hilft sie ihnen bereits als Kleinkind den Weg ins ...

1704 kommt in der Kälte Sibiriens ein Kind zur Welt - Vida. Doch Vida ist nicht wie andere Kinder. Sie kann die Toten hören und mit ihnen sprechen. So hilft sie ihnen bereits als Kleinkind den Weg ins Licht zu finden. Und wieso kann sie das? Nun ja, Vida ist das Licht selbst - und dazu bestimmt die Welt vor der Dunkelheit zu bewahren. 

Die Geschichte beginnt mit Vidas Geburt und begleitet sie durch die Lebensjahre ihrer Kindheit. Eines Tages bekommt Vida ihre Zukunft vorhergesagt - ab da an beginnt sich das Blatt zu wenden, denn diese tritt nur ein wenn sie sie wohl behütet. Zu allem Übel wird Vida auch noch verflucht und die Toten lauern ihr auf, sodass sie schon bald keine Ruhe mehr findet. Und die mächtigsten Monster der Welt machen auch noch Jagd auf sie... 

Der Roman besticht zunächst mit einem schönen, fast peotischen Schreibstil. Dieser war gut zu lesen, wäre da nur nicht der Umstand, dass der Schreibstil leider nicht über langatmige Phasen hinaus helfen kann. Und um ehrlich zu sein: Bis auf ein paar Kapitel in der Mitte und dem Ende, bestand das Buch fast nur aus langatmigen Phasen. Am schwesten fiel es mir, am Anfang dran zu bleiben. Vidas Kindheit war unter uns gesagt alles andere als fesselnd. Mit 10 Jahren wurde es dann langsam besser, doch zu keinem Zeitpunkt hat mich die Geschichte so richtig gepackt.  Spannung kam wirklich nur zweimal kurz auf. Das Ende ließ mich zudem ernüchternd zurück. 

Dabei hat der Autor sich mit dem Schaffen einer ganz eigenen Welt und fantasievollen Wesen wirklich Mühe gegeben. Nur war das für mich leider nicht genug. Für Kinder ist der Roman zudem noch zu brutal, für Erwachsene zu kindlich. Manche Fragen werden zum Ende nicht mehr geklärt, vieles offen gelassen. Letztenendes ist mir nicht einmal die Botschaft des Romans klar. Und das größte Problem: Es passiert im Prinzip nicht viel. Vida kämpft nicht etwa gegen das Böse, sie flieht nur davor - und das mindestens 2/3 des Buchs lang. 

Außer einer wie ich finde dezenten Ähnlichkeit zu Dornröschen (!!ACHTUNG SPOILER!! wächst mit ihren drei magischen Tanten auf, ist mutterlos, wird verflucht, schläft ein paar Jahre, wird wachgeküsst, ... SPOILER ENDE!!) konnte ich der Geschichte leider nicht viel abgewinnen. 3 Sterne sind in meinen Augen noch großzügig.