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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.06.2019

Über Vorurteile und wie wir uns viel zu schnell eine Meinung bilden

Find mich da, wo Liebe ist
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Grace ist Instrumentebauerin und spielt ausgezeichnet Cello. Nur, dass sie seit einem traumatischen Ereignis in ihrer Jugend nicht mehr vor Publikum spielen kann - sei es noch so klein. Außerdem führt ...

Grace ist Instrumentebauerin und spielt ausgezeichnet Cello. Nur, dass sie seit einem traumatischen Ereignis in ihrer Jugend nicht mehr vor Publikum spielen kann - sei es noch so klein. Außerdem führt Grace eine scheinbar glückliche Beziehung mit David. Nur, dass David verheitatet und mehrfacher Familienvater ist. Scheinbar glücklich? Die Frage des Tages: Nun, wie glücklich kann man wirklich sein, wenn man seit 8 Jahren die Zweitbesetzung in einer Beziehung spielt? 

Grace war mir sofort sympatisch. Sie hat viele tolle Charaktereigenschaften, sodass man sofort Ähnlichkeiten feststellt oder sie einfach nur gerne zur Freundin hätte. Der Roman ist in der Ich-Perspektive verfasst und der Schreibstil wunderbar klar. Dennoch hatte ich oft Schwierigkeiten, Grace' Handlungen und Gedanken nachzuvollziehen. Oft ließ mich der Roman meine Augen verdrehen, den Kopf schütteln oder einfach nur mit offenem Mund staunen. Und warum? Nun ja, es ist nun mal schwierig eine Frau zu verstehen, die seit 8 Jahren eine Beziehung mit einem verheirateten Mann führt, der sich nicht scheiden lässt. Und genau das ist der Kern des Romans. Die erste Hälfte des Romans ließ mich wirklich etwas an Grace verzweifeln, und dann - kam der große Wendepunkt und der Roman zeigte sein wahres Gesicht. 

"Find mich da, wo Liebe ist" ist keine typische, klassische Liebesgeschichte. Meiner Meinung nach wäre nicht mal das Genre Liebesroman treffend. Dieser Roman handelt viel mehr von ganz anderen Dingen: von Vorurteilen, dem Glauben an sich selbst, ein wenig vom Anderssein, von Homosexualität und vom dem Blick unserer Gesellschaft auf die Dinge. Liebe spielt hier nur eine zweitrangige Rolle, und wenn, dann meint der Romantitel vermutlich die Fähigkeit, sich selbst so zu lieben wie man ist. Leser sollten sich daher mehr an dem englischen Originaltitel orientieren, wenn sie ihre Erwartungen zum Roman bilden: "Goodbye, Paris". 
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, warum diese deutsche Übersetzung für den Titel gewählt wurde, genauso nicht, wieso dieses Genre dafür bestimmt wurde. Denn Selbstfindung spielt hier eine viel größere Rolle als es für klassische Romane dieses Genres der Fall wäre. 

Dies führt mich auch zu meiner Bewertung des Romans. Lange musste ich darüber nachdenken, ob es nun 3 Sterne oder 4 Sterne sein sollten, denn die erste Hälfte des Romans ließ mich ziemlich ernüchternd zurück. Die zweite Hälfte dagegen gefiel mir weit aus besser, ich konnte endlich mit Grace mitfühlen und zum Ende hin auch wahnsinnig Stolz auf sie sein. Dennoch ist ihre Geschichte für mich noch nicht abgeschlossen. Ich befürchte, dass es dazu nicht kommt, aber eine Fortsetzung fände ich tatsächlich passend. Und trotz vielem hin und her Überlegen, kann ich insbesondere für Grace' tollen Charakter nun vier Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 16.06.2019

Über Bücherliebe und Paris - nur die Romantik blieb auf Sparflamme

Mein zauberhafter Buchladen am Ufer der Seine
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Sarah besitzt einen kleinen Buchladen in Ashford, einem kleinen ruhigen Örtchen in den USA. Zwischen ihren Büchern fühlt sie sich pudelwohl - vor allem mit Ridge an ihrer Seite, der aufgrund seiner Arbeit ...

Sarah besitzt einen kleinen Buchladen in Ashford, einem kleinen ruhigen Örtchen in den USA. Zwischen ihren Büchern fühlt sie sich pudelwohl - vor allem mit Ridge an ihrer Seite, der aufgrund seiner Arbeit als freier Journalist sehr viel um die Welt reisen muss. Zumindest dachte Sarah, dass sie in dem kleinen Ort glücklich ist, bis ihre französische Freundin Sophie ihr einen Buchhandlungstausch vorschlägt. Und ehe Sarah sich versieht, muss sie eine wesentlich größere Buchhandlung mitten in Paris leiten. Das bringt nicht nur jede Menge Sightseeing, sondern auch jede Menge Arbeit mit sich.

Mit Sarah hat die Autorin einen wundervollen, buchverliebten Charakter geschaffen, mit dem man sich aufgrund der gemeinsamen Leidenschaft sofort identifizieren kann. Auch die verschiedenen Szenarien konnten alle durchweg überzeugen: Sarahs und Sophies Buchläden, die beide ganz unterschiedlich, aber wirklich liebenswert dargestellt sind - und natürlich Paris. Sarahs Alltag in der Buchhandlung zu verfolgen und zum Feierabend mit ihr durch Paris zu schlendern, hat wirklich Freude gemacht.
Nur leider bin ich an dieses Buch mit den falschen (und zu hohen) Erwartungen rangegangen. Zunächst einmal hatte ich mir den Roman als Sommerlektüre vorgestellt, die mich im handumdrehen nach Paris versetzt. Hätte ich vorher mal die ein oder andere Rezension gelesen, hätte ich vielleicht gewusst, dass es eigentlich ein Weihnachtsroman ist, also nicht die ideale Wahl für den Sommer. Nun gut, da kann ich drüber hinwegsehen. Über ein paar andere Sachen jedoch nicht. In Sarahs und Ridges Beziehung läuft es nicht ideal, da die beiden sich aufgrund seines Berufs nur selten sehen können. Wenn sie sich dann mal sehen, wird es mir persönlich jedoch etwas zu kitschig. Fast schlimmer noch wird es aber in der Zeit, in der die beiden sich nicht sehen, denn Sarah muss spätestens zum letzten Romandrittel einfach alles Negative, dass ihr begegnet, auf ihre Beziehung beziehen. Das wurde mit der Zeit etwas anstrengend, auch wenn ihre Gedankengänge nachvollziehbar waren. Aber als romantischen Leser macht einem das leider eher schlechte Laune. Die empfand ich tatsächlich auch im letzten Drittel des Buchs. Und auch das Ende konnte da keine Abhilfe schaffen. Probleme lösten sich von ganz allein oder verflogen gar einfach. Der Schluss kam für mich sehr aprubt im Vergleich dazu wie schleichend sich die Probleme entwickelten. Leider konnte mich das Ende daher nicht überzeugen: Es war unglaubwürdig und stark konstruiert. Dafür hätte die Autorin meiner Meinung nach ruhig einige Seiten mehr aufwenden können. Schade, so kann ich (trotz so schönem Buchumschlag, toller Grundidee und schönen Szenarios) leider nur 3,5 Sterne vergeben. Da die Autorin jedoch einen tollen Schreibstil hat, werde ich sicher noch andere Bücher der Reihe lesen.

Veröffentlicht am 27.05.2019

Tiefbetrübend und wahnsinnig berührend

Die Frau im Musée d'Orsay
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Der Klappentext von David Foenkinos' Roman erzählt vom Kunstprofessor Antoine, der in Paris eine Anstellung im Musée de Orsay annimmt und - so lässt der Klappentext zumindest hoffen - eine Liebe findet. ...

Der Klappentext von David Foenkinos' Roman erzählt vom Kunstprofessor Antoine, der in Paris eine Anstellung im Musée de Orsay annimmt und - so lässt der Klappentext zumindest hoffen - eine Liebe findet. Doch diese paar Worte reichen nicht annähernd aus, um zusammenzufassen worum es geht. Denn im Mittelpunkt von Foenkinos Roman steht nicht (nur) Antoine, sondern auch eine junge Frau namens Camille. Ihre berührende Geschichte erzählt dieser Roman nämlich eigentlich.

Der Roman ist in vier Abschnitte unterteilt, die Zeitsprünge und gelegentlich auch Perspektivenwechsel kennzeichnen. Im ersten Abschnitt lernen wir Antoine kennen. Er nimmt gerade eine Stelle in Paris als Saalaufsicht im Musée de Orsay an - eine Stelle, die eigentlich weit unter dem liegt, was er für gewöhnlich beruflich macht: nämlich als Professor in Lyon dozieren. Aber wieso nur dieser berufliche und ortliche Wechsel? 

In diesen Abschnitt - und damit in den Roman - hineinzufinden, fiel mir nicht so leicht. Antoine hat eine sehr verschlossene, ja schon eigenartige, Art. Er spricht kaum und auch als aufmerksamen Leser werden einem hier keine tieferen Einblicke gewährt. Erst im zweiten Abschnitt des Romans bekommt Antoines Charakter eine Farbe. 

Wen wir ebenfalls bereits im ersten Abschnitt kennen lernen ist Mathilde - die vermeintliche Frau im Musée de Orsay. Sie ist Personalchefin dort und zwischen ihr und Antoine deutet sich rasch eine Verbindung an. 

Die Liebesgeschichte, die der Klappentext andeutet, habe ich entweder völlig fehl interpretiert, oder aber sie bleibt für mich sehr blass und nebensächlich. Als Leser sollte man sich nur bewusst sein, dass das hier kein Liebesroman ist.

Die Inhalte der folgenden drei Abschnitte schildere ich hier bewusst nicht weiter, um diesem wunderschönen Roman nicht vorweg zu greifen, denn es ist eine besondere Geschichte, die nun ab dem zweiten Abschnitt folgt. Wer sich zum Lesen dieses Romans entscheidet, entscheidet sich auch dafür über Leid zu lesen, über Trauer und Grausamkeit, aber auch über die Schönheit eines wundervoll ausgefeilten Charakters. Foenkinos ist es gelungen, intensive Gefühle und Empfindungen, seelischen Schmerz und Kummer in Worte zu fassen, die einem unglaublich nahe gehen. War ich im ersten Abschnitt vom Schreibstil noch etwas überrumpelt, hat er sich im dritten Abschnitt als nahezu großartig entpuppt. 

Ich möchte diesen berührenden Roman wirklich jedem ans Herzen legen, muss aber dennoch leider ein Sternchen abziehen, da mir der Einstieg in die Geschichte nicht ganz so leicht fiel und die plötzliche Nähe zwischen Antoine und Mathilde sehr blass blieb. Höhepunkt des Romans sind ganz klar der dritte und vierte Romanteil.

Veröffentlicht am 19.05.2019

So vielfältig an Gefühlen wie ein bunter Blumenstrauß

Juli verteilt das Glück und findet die Liebe
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Juli ist schon ein spezieller Charakter: Sie sammelt Staubflusen und wohnt immer noch in der Wohnung in der schon ihre Mutter und ihre Großmutter gelebt hatten, mit derselben Einrichtung, obwohl es da ...

Juli ist schon ein spezieller Charakter: Sie sammelt Staubflusen und wohnt immer noch in der Wohnung in der schon ihre Mutter und ihre Großmutter gelebt hatten, mit derselben Einrichtung, obwohl es da im Flur so einen Schrank gibt, vor dem sie eigentlich Angst hat. Ja, Juli ist wirklich besonders - aber auch besonders toll. 

Von der ersten Seite an mochte ich sie bereits. "Juli verteilt das Glück und findet die Liebe" erzählt dabei einen Winter lang ihre Geschichte - und die Geschichten der Menschen, denen sie begegnet. 

Alles in allem kann ich sagen, dass dies ein äußerst berührender Roman ist - und zwar nicht nur auf eine Weise. Die Autorin lässt eine Vielzahl von Gefühlen in den Roman einfließen, Trauer, Angst, Freude, romantische Gefühle, um nur ein paar zu nennen. Von Kapitel zu Kapitel habe ich daher jedes mal anders mitgefühlt und die Autorin hat damit ein grandioses Schreibtalent bewiesen.

Der Verlauf der Geschichte ist dabei zum Ende hin absolut nicht mehr vorhersehbar gewesen, was man bei dem doch recht eindeutigen Titel der Autorin auch sehr zu Gute halten muss. 

Letztendlich hat sich Juli zu meinem absoluten Lieblingsbuchcharakter entwickelt. Ihr besonderer Charakter stand im Vordergrund des Buchs und den hat die Autorin wirklich wunderbar herausgearbeitet, sodass man ein bisschen das Gefühl hat, Juli wirklich zu kennen - und sie mit dem Beenden des Buchs auch ein wenig vermisst.

Veröffentlicht am 19.05.2019

Fesselnde Fantasy von der ersten bis zur letzten Seite

Windborn. Erbin von Asche und Sturm
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Bei "Windborn" stehen die Elemente im Mittelpunkt - und diejenigen, die sie beherrschen können. Doch davon sind auf der Welt nicht mehr viele übrig, denn diese droht in Sand und Wüste unterzugehen. Ob ...

Bei "Windborn" stehen die Elemente im Mittelpunkt - und diejenigen, die sie beherrschen können. Doch davon sind auf der Welt nicht mehr viele übrig, denn diese droht in Sand und Wüste unterzugehen. Ob Ashara als Wolkenstümerin - und damit den Winden mächtig - ihre Welt noch retten kann?

Die Autorin hat sich mit "Windborn" ein spannendes Setting ausgedacht: So spielt die Geschichte zwar in unserer Welt, man würde sie jedoch niemals wiedererkennen, begraben unter Sand und Felsen. Neben den normalen Menschen gibt es noch wenige, die die Elemente beherrschen können: Wolkenstürmer, Regenbringer, Funkenmeister und Wüstenteiler. Allein ihre Fähigkeiten sind aufregend und äußern sich auch in spannenden Kampfszenen. So hat die Autorin die Grundidee sehr gut umgesetzt.

Das Erzähltempo stimmte von Anfang an. Jede Szene hatte meiner Meinung nach genau die richtige Länge, sodass hier nie Langeweile aufkam. Doch noch viel besser als das Tempo war der Schreibstil. Es ist nicht bloß eine Floskel, die in der Vita steht, wenn über die Autorin gesagt wird, dass sie mit Worten Bilder erschafft. Denn das tut sie in der Tat - und zwar besser als einige andere Fantasyautoren. Von der ersten Seite an konnte ich mir Ashara und ihre Welt genau bildlich vorstellen. Perfekt! Auch die kleine Liebesgeschichte stimmte. Sie war nicht zu aufdringlich und stand weniger im Vordergrund als der Klappentext erahnen lässt. Auch wenn hier nicht jede Gefühlswallung immer ganz nachvollziehbar war, war diese insgesamt dennoch schön zu lesen. 

Besonders am Buch fand ich außerdem, dass die Autorin keinen Halt davor machte, auch wirkliche Dramatik mit reinzubringen. Zum Teil wusste man nicht mehr, wer am Ende wohl noch lebt. Auch wurde die Geschichte nicht gezielt auf ein Happyend zugesteuert. So stellte man sich besonders zum Ende hin die Frage: Gibt es überhaupt ein Happyend? Doch das sei an dieser Stelle nicht verraten. In jedem Fall lohnt es sich jede Seite dieses Buchs zu verschlingen! Daher gebe ich vier Sterne, die man eigentlich noch mit einem Sternchen versehen müsste.