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Veröffentlicht am 01.07.2021

Etwas unspektakulärer Liebesroman

Kaputte Herzen kann man kleben
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Louisa arbeitet als Hebamme in einer Klinik in München, bis sich eines Tages ihre Rückenschmerzen so stark melden, dass ihr nichts anderes bleibt als eine Auszeit zu nehmen. Kurzerhand reist sie mit ihrer ...

Louisa arbeitet als Hebamme in einer Klinik in München, bis sich eines Tages ihre Rückenschmerzen so stark melden, dass ihr nichts anderes bleibt als eine Auszeit zu nehmen. Kurzerhand reist sie mit ihrer Tochter Amelie nach St. Peter-Ording zu ihrer Tante Mimi. Relativ schnell merken wir dabei als Leser, dass Louisa in Wirklichkeit kurz vor dem Burnout steht, die Beziehung zu ihrer Tante seit dem Tod ihrer Mutter ziemlich zerüttet ist - und ein Mann an ihrer Seite ihr sehr, sehr gut tun würde.

"Kaputte Herzen kann man kleben" reiht sich optisch in die Reihe der Kristina Günak-Romane ein, die Storyline hat etwas Ähnlichkeit mit "Glück ist meine Lieblingsfarbe", ansonsten fehlte mir aber leider der typische "Günak-Humor". Protagonistin Louisa klagt stets über ihren Rücken, ihre harte Arbeit und will dennoch nach ihrer Zwangspause unbedingt nach München zurück. Obwohl ihr Leben dort nicht sonderlich traumhaft zu sein scheint. Mit all diesen Themen hält sie auch nicht gerade hinterm Baum - heißt: Sie klagt einfach vor jedem über ihren Rücken, ist entsprechend stets schlecht gelaunt, muffelig gegenüber anderen und dazu noch fehlt es ihr an Empathie. Dass sich dann tatsächlich eine der Buchfiguren in sie verliebt, grenzt für mich an ein Wunder. Nach gut der Hälfte des Buches wird Louisa dann etwas entspannter, als Charakter konnte ich sie dennoch nicht mehr liebgewinnen, die Chance hat sie früh verspielt. Dafür gibt es zahlreiche andere Figuren, die man als Leser ins Herz schließen kann.

Als Thema greift Günak hier den Beruf der Hebammen auf und lässt dabei nichts aus: den Stress, den dieser Job mit sich bringt, die schlechte Bezahlung, dagegen der große Bedarf und Mangel, der vorherrscht. Sie spricht dabei wahre Worte, die Situation um diesen so wichtigen Beruf ist alles andere als rosig. Das macht diesen Titel dann zusätzlich nicht gerade zum Gute-Laune-Buch.

So muss ich insgesamt sagen, fehlte es mir in dieser Geschichte einfach an dem Besonderen. Weder Plot, Handlung noch Figuren stachen für mich besonders hervor. Der im Klappentext angepriesene Frauenclub ging irgendwie recht spurlos an mir vorbei. Für mich ist dieser Roman damit der bisher schlechteste von Kristina Günak (den ich kenne), daher leider nur 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 23.06.2021

Richtiges Thema, falsche Umsetzung

Die Stadt der Seher
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Glück im Unglück hat der Straßenjunge Marco als er in die Gilde der Seher aufgenommen wird - ein in Marcos Heimat Vastona hoch angesehener Orden. Und während Marco seine Ausbildung zum Seher absolviert, ...

Glück im Unglück hat der Straßenjunge Marco als er in die Gilde der Seher aufgenommen wird - ein in Marcos Heimat Vastona hoch angesehener Orden. Und während Marco seine Ausbildung zum Seher absolviert, wartet vor den Toren der Stadt ein scheinbar unaufhaltsamer Krieg. Doch bald muss sich Marco die Frage stellen: Wer ist in diesem Krieg eigentlich gut und wer böse?

Der Einstieg in das Buch ist verwirrend, aber irgendwie auch typisch Fantasy im mittelalterlichen Setting. Es fallen viele Namen, mit denen ich auf lange Zeit nichts anfangen konnte, und immer wieder gab es neben Marcos Handlungsstrang noch den Handlungsstrang um Ombro, der mir wirklich sehr, sehr lange ein Rätsel blieb. 

Marco mochte ich als Charakter eigentlich ganz gern, insbesondere die ersten Kapitel um ihn haben mir gut gefallen, da man hautnah sein Leben auf der Straße miterlebt und mit ihm mitfühlen kann. Doch trotz aller Sympathie, die ich für ihn aufbringen konnte, blieben er und die meisten anderen Charaktere dennoch etwas farblos. Ebenfalls eine große Rolle spielt Elena, die ich ebenso wie Marco zwar mochte, aber dennoch nicht so richtig die Nähe zu ihr fand. Und das ist nur ein Punkt an diesem Buch, der mir etwas unausgereift erscheint.

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was die Hobbitpresse in puncto Manuskriptbegutachtung und Lektorat so macht, aber ich hätte diese Geschichte definitiv nicht so durchgewunken. Die Idee ist eigentlich ganz gut - wirklich, Blutmagie ist hier ein großes Thema und das wäre ja auch eigentlich sehr interessant, würde man es denn auch gut umsetzen. Doch das ist dem Autor leider nicht gelungen. Erst plätschert die Geschichte nur langsam vor sich hin, an eigentlich unwesentlichen Sachen wird sich viel zu lange aufgehalten. Und dann geht mit mal alles ganz schnell. In dem einen Moment beginnt der eingangs angekündigte Krieg, im nächsten ist er sozusagen schon wieder zu Ende. Das Ende ist für mich viel zu plötzlich und wirkt nicht auserzählt. Als wollte der Autor das noch mal eben schnell zu Ende bringen. Und die Blutmagie blieb dabei leider auch ziemlich auf der Strecke, denn so richtig viel habe ich nicht darüber erfahren. 

Damit hier ein gutes, rundes Buch daraus wird, wäre definitiv noch ganz viel inhaltliche Nachbearbeitung notwendig. Da nützt auch alles Schreibtalent des Autors nichts.

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Veröffentlicht am 17.06.2021

Schon der einzigartige Schreibstil macht dieses Buch lesenswert

Das Lied der Nacht
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Mit "Das Lied der Nacht" ist C. E. Bernard ein imposanter Fantasy-Epos gelungen, in dessen Mittelpunkt die Charaktere Wanderer Wayd und Bardin Caer stehen. Die beiden sind Entwurzelte, damit sozusagen ...

Mit "Das Lied der Nacht" ist C. E. Bernard ein imposanter Fantasy-Epos gelungen, in dessen Mittelpunkt die Charaktere Wanderer Wayd und Bardin Caer stehen. Die beiden sind Entwurzelte, damit sozusagen Heimatlose, und leben zusammen mit ihren Weggefährten in einer verlassenen Poststation - bis eines Tages die Schatten über das Land herziehen. Ungeheure schattenartige Wesen mit einem Gesicht wie der Tod und weißen Klingen zerteilen nicht nur ganze Dörfer, sondern auch ihre Bewohner in zwei. Und zwar immer wenn die Nacht einbricht, denn Sterne sind aus dem Himmel schon lange vertrieben wurden. Um sich zu retten, fliehen die Bewohner von Schur in die sichere Umgebung der Burg des Eisernen Barons von Schur. Etwa zeitgleich entdecken Caer und Wayd das Lied der Nacht - ihre vielleicht einzige Chance gegen die Schatten. 

Der Plot dieses Buches ist einfach Fantasy pur. Direkt wird klar, dass wir uns hier eher in einem mittelalterlichen Setting bewegen, dementsprechend sind auch die Figuren aufgebaut. Wayd und Caer waren mir dabei auf Anhieb sehr sympatisch. Sie kristallisieren sich früh als die Helden in dieser Geschichte heraus und man spürt ihr gutes Herz von der ersten Seite an. Ihr Weg ist gespickt von Abenteuern, allerdings auch viel Gewalt, Brutalität und auch etwas Sexualität. Jugendfrei ist das Buch daher nicht, aber es passt in die Zeit und vor allem auch in diese Geschichte, die eben viel Düsternes bereit hält. Für Zartbeseitete ist es damit aber ggf. nichts. 

Dafür wurde das Buch nach meinem Empfinden zu keinem Zeitpunkt langweilig. Die Geschichte und vor allem der Schreibstil waren von Anfang an fesselnd. Der Schreibstil muss dabei in besonderem Maße erwähnt werden: Die Autorin lehnt ihre Texte gelegentlich an den Aufbau von Liedern an, nutzt einzelne Liedzeilen dabei auf eine spannungsaufbauende Art und gibt ihren Worten damit mehr Gewicht. Das sind zwar immer nur mal einzelne Stellen im Buch, aber ich fand diese mir neue Art des Spannungsaufbaus sehr gelungen. Ein bisschen gewöhnen muss man sich eingangs vielleicht an die relativ schnellen Perspektivenwechsel - wie Schnitte in einem Film, bei denen man zeigen will, was zeitgleich bei verschiedenen Figuren passiert und wobei sich die Handlung zuspitzt. Genauso fühlte sich auch das Lesen dieses Buches an. Mir hat das sehr, sehr gut gefallen und ich fand die schnellen Perspektivwechsel auch nicht verwirrend. Wenn man sich eingelesen hat und weiß wie der Hase läuft, kann man diesem Schreibstil sehr viel abgewinnen. 

Allein dafür hätte ich gern 5 Sterne vergeben, ziehe aber einen halben ab, da die Gewaltbeschreibungen für meinen Geschmack nicht ganz das richtige waren. Dennoch kann ich für Fantasy-Liebhaber eine riesige Lesemempfehlung aussprechen!

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Veröffentlicht am 02.06.2021

Zu viel Oberflächlichkeit und flache Charaktere

Partem. Wie die Liebe so kalt
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Jael gehört zum Partem und als Teil dieser Organiation ist es seine Aufgabe, den Menschen ihrer Liebe zu berauben - sei es familiäre, freundschaftliche, romantische Liebe oder Selbstliebe. Dafür muss er ...

Jael gehört zum Partem und als Teil dieser Organiation ist es seine Aufgabe, den Menschen ihrer Liebe zu berauben - sei es familiäre, freundschaftliche, romantische Liebe oder Selbstliebe. Dafür muss er das Vertrauen der Menschen gewinnen, sich von ihrer Liebe erzählen lassen, sie berühren und ihnen einen Gegenstand entwenden, in dem er die Liebe speichert. Da Jael keine Familie mehr hat, ist die Organisation sein ganzer Lebensinhalt. Bis Xenia in seinem Leben auftaucht. Xenia ist eine Immunitin, ohne es selbst zu wissen. Damit stellt sie aber ein großes Problem für den Partem da. 

Bei "Partem" handelt es sich um eine Dilogie, die sich dem Genre der Urban-Fantasy zuordnen lässt. Handlungsort ist vermutlich Deutschland, wobei das hier nie konkrekt benannt wird. Es lässt sich eher an den Namen der Figuren ableiten. Protagonisten sind sowohl Jeal als auch Xenia, erzählt wird aber nicht nur aus ihren Sichtweisen, sondern auch aus denen anderer Figuren. Sie stehen in der Geschichte aber dennoch im Fokus. Jeal und fünf weitere junge Erwachsene des Partem sind neu in der Stadt und ziehen gegenüber von Xenias Wohnhaus in eine WG. Auch auf ihre Schule gehen sie nun und mischen den Laden dort ziemlich auf. Denn zuallererst fallen die Neuen vor allem wegen einer Tatsache auf: Sie sehen alle wahnsinnig gut aus! 

Für mich ist das ein großer Kritikpunkt an diesem Buch. Das Buch suggeriert über lange Strecken, dass es nur auf Äußerlichkeiten ankommt. Jeal benimmt sich wie ein Arsch? Ist egal, denn er sieht ja gut aus. Und das entspricht in der Tat der Aussage einer der Romanfiguren. So, so, so viele Male musste ich lesen, wie schön die fünf doch allesamt sind. Und immer, immer länger habe ich gebraucht, um auch nur den Hauch von Charakter bei einem von ihnen erkennen zu können. Immerhin haben Jael und Chrystal (die einzige weibliche Figur im Bunde der 5er-WG) im sehr viel späteren Verlauf des Buches etwas Farbe bekommen. Nach meinem Geschmack aber dennoch viel zu wenig.

Besser ist es der Autorin dagegen bei der Ausarbeitung anderer Figuren wie Xenia oder ihrem besten Freund Felix gelungen. Das Gleichgewicht hat diese Tatsache für mich trotzdem nicht herstellen können.  

Auch die Liebesgeschichten in diesem Buch (ja, es gibt zwei!) überzeugen mich nicht wirklich. Insbesondere bei Xenia und Jael ist von Anfang an etwas da, was mich aber null berühren oder überzeugen konnte. Und auch die Liebesgeschichte zweier anderer Figuren baut mal wieder - wie sollte es sonst sein - nur auf Oberflächlichkeiten auf. Sexuelle Anziehung und gutes Aussehen spielen hier eine riesen Rolle. Für einen Jugendroman kann ich das leider weniger gutheißen, denn es vermittelt eindeutig falsche Werte.

Die Geschichte plänkelt zudem die meiste Zeit nur so vor sich hin. Richtig spannend wird es erst im letzten Viertel des Buches und tatsächlich ist der Cliffhanger sehr gelungen, sodass ich trotz aller Kritik am Buch dennoch neugierig bin, wie es in Teil 2 weitergeht. Abschließend: Die Grundidee des Partem und des Stehlens von Liebe finde ich äußerst interessant, die Umsetzung ist aber eindeutig verbesserungswürdig.

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Veröffentlicht am 29.05.2021

Etwas abgedreht und sehr humorvoll - schwierige Mitte, starkes Ende

Der erste letzte Tag
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Livius und Lea stranden beide in München als ihr Flug nach Berlin wegen eines Schneechaos gestrichen wird. Entsprechend beliebt sind die Mietwagen am Flughafen, weshalb Lea und Livius - zwei sich eigentlich ...

Livius und Lea stranden beide in München als ihr Flug nach Berlin wegen eines Schneechaos gestrichen wird. Entsprechend beliebt sind die Mietwagen am Flughafen, weshalb Lea und Livius - zwei sich eigentlich fremde Menschen - sich notgedrungen den letzten verfügbaren Mietwagen teilen müssen. Livius will in Berlin seiner eigentlich verlorenen Ehe mit Yvonne noch eine zweite Chance geben; Lea muss zu einem Interviewtermin. Doch die wenigen Autostunden von München nach Berlin werden 1. länger und 2. sehr viel ungewöhnlicher als erwartet. Vor den beiden liegt ein abenteuerlicher und unvergesslicher Tag.

Der Einstieg in das Buch fiel mir sehr leicht. Fitzek hat seinen Hauptprotagonisten Livius, aus dessen Sicht das Buch auch geschrieben ist, sehr sympatisch dargestellt. Und im Schreibstil immer mit dabei: eine ordentliche Portion Humor, was das Buch gerade zum Anfang sehr lesenswert und kurzweilig machte. 

Nach gut 50 Seiten erschließt sich dem Leser dann auch, was sich hinter dem Titel des Buches verbirgt - die eigentliche Idee hinter dem Roman -, doch hierzu möchte ich nicht mehr verraten. Zunächst fand ich die Idee unterhaltsam, doch relativ schnell driftete sie in eine sehr übertriebene Richtung ab. Lea hatte es bei mir auf der Sympathieskala entsprechend nicht leicht. Ihr Charakter scheint die meiste Zeit äußerst gewöhnungsbedürftig und wird erst zum Ende etwas durchsichtiger und auch angenehmer. Der Roman vermischt dabei leider Themen, die so nicht ganz so gut zusammenpassen. Auch ernste Themen werden angegangen, hinterlassen aber irgendwie einen bitteren Beigeschmack, da sie nur kurz angeschnitten, jedoch nicht wirklich vertieft werden, stattdessen hinterher sogar noch mit Humor belegt werden - eben weil der Roman vorwiegend sehr humorvoll ist und wohl auch sein will. Fitzeks Humor trifft auf jeden Fall meinen Geschmack, den ein oder anderen Witz empfand ich dann aber auch wieder als sehr gewollt.  

Dafür ist dem Autor das Ende sehr gut gelungen. Alle Übertreibung und Vermischung von Drama und Humor ist zum Ende hin tatsächlich vergessen, da der Autor unsere Charaktere endlich mal authentisch zeichnet. Es hält sicherlich für viele Leser auch eine Überraschung bereit.

Was ich abschließend jedoch noch kritisieren möchte: Das Buch wird im Klappentext als Roadtrip bezeichnet. Für mich kommt das aber keinem richtigen Roadtrip gleich, denn aufs Einfachste reduziert ist es wirklich nur eine Ein-Tages-Autofahrt über Deutschlands Autobahnen. Das ist kein Roadtrip, egal wie viele Pausen man auch einlegen mag ;). Bei mir hat dieses Wording falsche Erwartungen geweckt, deswegen möchte ich an dieser Stelle unbedingt darauf hinweisen, dass es so einer eben nicht ist.

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