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Garten_Fee_1958

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Veröffentlicht am 26.05.2017

bewegende und tief berührende Familiengeschichte

Die Fliederinsel
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Klappentext: Sie mussten fliehen, um ihr Leben zu retten. Doch das Kostbarste ließen sie zurück ...
In ihrem Ferienhäuschen auf der idyllischen dänischen Insel Fünen entdeckt die Urlauberin Celia ein wunderschönes ...

Klappentext: Sie mussten fliehen, um ihr Leben zu retten. Doch das Kostbarste ließen sie zurück ...
In ihrem Ferienhäuschen auf der idyllischen dänischen Insel Fünen entdeckt die Urlauberin Celia ein wunderschönes Fliedergemälde, das seit Jahrzehnten als verschollen galt. Ihre Vermieterin ist beim Anblick des Bildes tief bewegt und erzählt Celia die Geschichte ihrer Mutter, der jüdischen Malerin Ruth Liebermann. Im Jahr 1938: Das frisch verheiratete Paar Ruth und Jakob Liebermann muss aus Berlin fliehen, auf Fünen finden die beiden im ehemaligen Sommerhaus von Ruths Familie Zuflucht. Trotz der schwierigen Situation erleben sie glückliche Jahre, Ruth kann mit ihrer Passion, dem Malen, sogar die Familie ernähren. Als sie erneut zur Flucht gezwungen sind, müssen Ruth und Jakob die folgenschwerste Entscheidung ihres Lebens treffen …
Ein wunderschönes Cover, Fliederblüten in einer Kanne, sphärische Farben, sanfte Wellen hat mich sofort angesprochen. Flieder gehört in meinen Garten, weiß bis lila und der Duft des Flieders ist betörend.
Die Protagonistin Celia macht allein Urlaub auf Fünen, da ihre Männer auf der Schlei segeln und entdeckt nach einem Ungeschick, das ihr im Ferienhaus passiert, eine Leinwand mit einem Fliederstrauß und bringt die Leinwand zu ihrer Vermieterin. Inger ist tief berührt und erzählt Celia ihre Lebensgeschichte, von ihren Eltern Jakob und Ruth Liebermann….
Eine bewegende Geschichte, die ihren Anfang im Berlin der 30iger Jahre hat, als die Nationalsozialisten Juden verfolgen, ihre Geschäfte demolierten, Jakob und Ruth nachts vor Angst nicht mehr schlafen können und bei jedem Geräusch in Panik ausbrechen, von den Überlegungen zu flüchten, der Angst, nicht zu wissen, ob ihnen die Flucht gelingen würde, die nach vielen Schwierigkeiten gelingt, den Problemen in Dänemark, den Rückschlägen und der ewigen Angst im Nacken. Doch auch von Augenblicken des Glücks, der Unbeschwertheit, ihren Empfindungen, ihrem Tatendrang.
Als Leser war ich mitten im Geschehen, ich habe gezittert und gebangt, gelächelt und mir liefen die Tränen und ich habe Neues gelernt, denn mir war nicht bekannt, dass Dänemark jede Diskriminierung, also auch Judenregistrierung, -kennzeichnung und -verfolgung abgelehnt hatte und nach der Ankündigung der Deportation die jüdischen Mitbürger gewarnt wurden , nach Einschaltung des schwedischen Königs über die schwedischen Radionachrichten ein Aufnahmeangebot Schwedens verbreitet wurde und viele in Schweden Aufnahme fanden; Ebenso die Aktion der Weißen Busse, mit der Dänemark viele Juden aus dem Konzentrationslager Theresienstadt nach Dänemark zurückgeholt hat.
Alle geschichtlichen Fakten und die Lebensgeschichte Jakob und Ruth Liebermann hat Sylvia Lott wunderbar in einen Roman voller Spannung verpackt und mich so sehr an das Buch gefesselt, dass ich Nachtlesestunden eingelegt habe, weil ich den Roman nicht aus der Hand legen konnte. Der geschichtliche Hintergrund des Romans ist sehr gut recherchiert und fordert den Leser zum Nachdenken auf.

Veröffentlicht am 24.05.2017

ein großartiger Roman lesenswert

Die Frauenburg
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Klappentext: Ein großer historischer Roman über eine Frau, die für ihre Zeit Unerhörtes wagte. Das Römisch-Deutsche Reich im Jahr 1324. Die junge Gräfin Loretta von Starkenburg-Sponheim übernimmt nach ...

Klappentext: Ein großer historischer Roman über eine Frau, die für ihre Zeit Unerhörtes wagte. Das Römisch-Deutsche Reich im Jahr 1324. Die junge Gräfin Loretta von Starkenburg-Sponheim übernimmt nach dem frühen Tod ihres Gatten die Regentschaft für ihren unmündigen Sohn. In dem Kurfürsten Balduin von Trier findet sie einen mächtigen Verbündeten gegen ihre zahlreichen Feinde und nach einer unglücklichen Ehe Erfüllung in ihrer geheimen Liebe. Auf dem Höhepunkt ihres Glücks entschließt sich Loretta, eine Burg zu erbauen, unerhört für eine Frau ihrer Zeit. Ihr Plan verändert alles… Exzellent recherchiert und mitreißend erzählt zeichnet die HOMER – Preisträgerin Marita Spang das Leben einer faszinierenden Frau nach, die im deutschen Mittelalter ihresgleichen sucht.

Ein fesselnder Roman über ein für die damalige Zeit außergewöhnliche Frau, mit Mut und Durchsetzungsvermögen. Die Frauenburg ist der erste Roman, den ich von Marita Spang gelesen habe und hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt.
Die Protagonistin des Romans, Loretta, wird gegen ihren Willen zu einer Hochzeit mit Martin von Starkenburg-Sponheim gezwungen, er ist nach einer Krankheit behindert und hadert mit seinem Schicksal, die Ehe der beiden ist unglücklich und als ihr Mann nach einem Jagdunfall stirbt kämpft sie bei ihrem Schwiegervater darum, als Frau das Erbe ihres ältesten Sohnes Johannes bis zu einer Übernahme der Regentschaft zu verwalten. Erst auf dem Totenbett gibt ihr Schwiegervater die Zustimmung. Frauen im Mittelalter waren auf Gedeih und Verderb erst ihren Vätern und später ihren Ehemännern ausgeliefert, ihr Erbe ging an den Ehemann, sie wurden als untergeordnet definiert. Loretta wehrt sich gegen die Vorurteil e, eine schwache und unwissende Frau zu sein und muss gegen den Adel der an den Besitz der von Starkenburg-Sponheim zu Felde ziehen, als diese versuchen, Teile der Ländereien in ihren Besitz zu bringen. Der Kurfürst Balduin von Trier, den sie seit frühster Jugend kennt, macht ihr den Hof, ebenso wie ein Ritter, doch würde sie sich binden, wäre das Erbe von Johannes verloren…
Der Roman hat mich direkt von den ersten Seiten in seinen Bann gezogen, die Autorin versteht es, eine Geschichte mit historischen Fakten so zu erzählen, als sei der Leser ein stiller Betrachter am Rande des Geschehens. Die Charaktere sind meisterhaft und die Gedanken, die sie sich machen, sind kursiv geschrieben, der Leser ist mitten im Geschehen. Der Schreibstil ist flüssig und vor allen Dingen lebendig, ein Roman der Extraklasse.
Zu Beginn des Romans erläutert ein Personen Verzeichnis alle Daten, die mittelalterlichen Begriffe werden am Ende in einem Glossar erläutert.
Im Nachwort gewährt uns die Autorin einen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Romans und erläutert den historischen Bezug des Romans.
Die Frauenburg ein außergewöhnlich guter, unterhaltsamer historischer Roman über eine toughe Frau , die ihre Stärken kennt und mit ihren Schwächen umzugehen weiß.

Veröffentlicht am 23.05.2017

spannend bis zum Schluß, historisches Krimivergnügen

Das Siechenhaus
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Klappentext: Freiburg im 15. Jahrhundert. Tausend Schritte vor der Stadt: Hier im Freiburger Siechenhaus wohnen die Aussätzigen – Sie gelten als lebende Tote. Gerade ist der Bäcker Kannegießer symbolisch ...

Klappentext: Freiburg im 15. Jahrhundert. Tausend Schritte vor der Stadt: Hier im Freiburger Siechenhaus wohnen die Aussätzigen – Sie gelten als lebende Tote. Gerade ist der Bäcker Kannegießer symbolisch zu Grabe getragen worden. Der wähnt sich gesund und bittet Begine Serafina um Hilfe. Serafina will den Wundarzt Achaz hinzuziehen, doch in der Nacht wird Achaz niedergeschlagen und scheint fortan nicht mehr recht bei Verstand. Dabei drängt die Zeit: Selbst wenn Kannegießer gesund ist, unter den anderen Kranken wird er es bald nicht mehr sein. Also fängt Serafina an zu forschen. Gelingt es Serafina, die Wahrheit rechtzeitig ans Licht zu bingen?

Serafina, Protagonistin des Romans, lebt als Begine (mittelalterliche Lebensgemeinschaft von Frauen, die keinem Kloster/Orden) angehörten und betreut zusammen mit ihren Mitschwestern, Alte, Kranke und dient der Gemeinschaft. Als einer der Förderer der Beginengemeinschaft, der Bäcker Kannegießer, nach einer Beschau als vermeintlich Aussätziger ins Siechenhaus vor den Toren der Stadt muss, besucht Serafina ihn, um Trost zu spenden und seine immer wiederkehrenden Hautprobleme mit selbst gemischten Salben zu lindern. Als sich seine Hautprobleme nach der Salbenbehandlung wieder bessern, glaubt Serafina nicht an Aussatz und zieht heimlich den Wundarzt Achaz dazu, der plötzlich nach der Beschau von Kannegießer nachts niedergeschlagen wird und kurzzeitig das Gedächtnis verliert, Serafina wird hellhörig, glaubt nicht an Zufälle, sondern eher, dass irgendjemand den Bäcker loswerden will….
In diesem dritten Roman um die Begine Serafina, die man in neuerer Zeit sicherlich mit der umtriebigen und neugierigen Miss Marple vergleichen könnte, ermittelt sie auf eigene Faust gegen das Verbrechen und sorgt wie immer für reichlich viel Wirbel. Astrid Fritz gelingt es immer wieder, die Leser in ihren Bann zu ziehen, sie schreibt flüssig, mit einer gehörigen Portion Spannung und Humor.
Das Thema Lepra oder Aussatz, wie er im Mittelalter genannt wurde, wird sehr detailliert erklärt und die Leser erfahren, dass die als Aussätzige gekennzeichneten außerhalb der Stadtmauern leben mussten. Sie durften die Stadt nur zu bestimmten Tagen betreten um zu betteln und waren verpflichtet, durch eine Klapper auf sich aufmerksam machen.
Astrid Fritz ist mit diesem Roman wieder ein sehr kurzweiliger, spannender Roman gelungen, der für die Leser das Mittelalter lebendig werden lässt, mit vielen historischen Fakten, wie in all ihren Romanen. Vermeintlich Vordergründiges führt zu anderen Erkenntnissen, wenn man hinter die Kulissen blickt, vieles ist nicht so, wie es zu sein scheint….

Veröffentlicht am 19.05.2017

Wunderschöne Lesestunden, sehr empfehlenswert

Ein Mann namens Ove
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Klappentext: Eine Geschichte über Nachbarn, Freundschaft, Liebe, das richtige Werkzeug und was sonst noch wirklich zählt im Leben – witzig, rührend, grummelig, großartig.
Haben Sie auch einen Nachbarn ...

Klappentext: Eine Geschichte über Nachbarn, Freundschaft, Liebe, das richtige Werkzeug und was sonst noch wirklich zählt im Leben – witzig, rührend, grummelig, großartig.
Haben Sie auch einen Nachbarn wie Ove? Jeden Morgen macht er seine Kontrollrunde und schreibt Falschparker auf. Aber hinter seinem Gegrummel verbergen sich ein großes Herz und eine berührende Geschichte. Seit Oves geliebte Frau Sonja gestorben ist und man ihn vorzeitig in Rente geschickt hat, sieht er keinen Sinn mehr im Leben und trifft praktische Vorbereitungen zum Sterben. Doch dann zieht im Reihenhaus nebenan eine junge Familie ein, die als erstes Mal Oves Briefkasten umnietet …
Der Protagonist des Romans Ove ist ein Mann, der ein wenig eigenbrötlerisch ist, ein wenig bärbeißig, introvertiert und wird daher von Kollegen und Nachbarn größtenteils gemieden. Nur auf die Gesellschaft seiner Frau legt er großen Wert. Die einzige Freundschaft mit Rune, einem Nachbarn bricht, doch als Rune krankheitsbedingt ins Altersheim soll, setzt sich Ove für ihn ein. Er ist ein Ordnungsfanatiker, ein Controletti, dabei offen, ehrlich und sagt, was er denkt, von Diplomatie hält er nicht viel. Nach dem Tod seiner geliebten Frau fällt er in ein tiefes Loch und als er dann noch von seinem Arbeitgeber in Rente geschickt wird, plant er akribisch sein Ableben. Doch er hat seine Planung ohne das Schicksal gemacht, das oftmals seine eigenen Wege geht, in Form der neuen Nachbarn, die neben ihm einziehen und gleich beim Einzug seinen Briefkasten umfahren. Sie integrieren Ove in ihr Leben, ob wer will oder nicht, bringen Kuchen, bitten um Hilfe, leihen sich Werkzeug und ganz langsam verliert er ein wenig seiner Bärbeißigkeit…
Nach den ersten Kapiteln konnte ich den Roman nicht mehr aus der Hand legen, Komik und Tragik wechseln sich ab, der eher sachliche Schreibstil macht den Roman in meinen Augen sehr emotional, ein Roman wie aus dem Leben, ich habe geweint und gelacht, ein wundervoller Roman, den ich nur empfehlen kann.

Veröffentlicht am 18.05.2017

Ein großartiger Roman aus dem 19.Jahrhundert

Die Bettelprophetin
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Klappentext: Bettlerin, Sünderin, Prophetin
In Oberschwaben wird zur Zeit des Biedermeier ein Kind geboren: Theres Ludwig kommt auf der Straße zur Welt, als Tochter einer Vagabundin. Schon sehr früh der ...

Klappentext: Bettlerin, Sünderin, Prophetin
In Oberschwaben wird zur Zeit des Biedermeier ein Kind geboren: Theres Ludwig kommt auf der Straße zur Welt, als Tochter einer Vagabundin. Schon sehr früh der Mutter entrissen, wächst das sensible Mädchen im Waisenhaus auf. Elend und Armut begleiten Theres’ Leben. Mit der harten Arbeit als Dienstmagd kämpft sie um ihren Lebensunterhalt. Als sie verzweifelt Gott und die Kirche verflucht, wird ein Pfarrer zu ihr geschickt. Der junge Geistliche soll ihr den Teufel austreiben. Dann aber wendet sich das Blatt: Theres hat wundersame Marienerscheinungen. Und gleichzeitig öffnet sich ihr Herz für die Liebe…

Die Protagonistin des Romans Theres Ludwig ist zu ihrer Zeit eine Ausgegrenzte der Gesellschaft, weil als Tochter einer Vagabundin geboren. Geschmäht und ausgenutzt muss sie als Magd bei einem Bauern arbeiten, bis sie in ein Heim für Vagantenkinder eingewiesen wird. Dort kommt sie vom Regen in die Traufe, geschlagen, gepiesackt und schikaniert bis ein neuer Heimleiter kommt, der im Gegensatz zu seinem Vorgänger Menschlichkeit in das Heim einziehen lässt und Theres scheint die Zukunft wieder offen zu stehen. Mit einem Empfehlungsschreiben und der Hilfe des neuen Heimleiters findet sie eine Anstellung als Hausmagd bei einem Pfarrer. Sie wechselt eine einer ganzen zeit ihre Anstellung, möchte mehr vom Leben um dann schmerzhaft erfahren zu müssen, dass arme Menschen keine Rechte haben und obwohl sie stets bemüht ist, gerät sie nach einer unbedachten Tat in die Mühlen der Behörden und fällt und fällt. Eine Marien Erscheinung bringt die Wende, aber ist es gute Wende für Theres?
Ich bin sehr froh, dass ich Mitte des 19. Jahrhunderts nicht gelebt habe, denn die Zeiten damals waren schwer, besonders für die Menschen, denen das Schicksal wenige Startchancen geboten hat. Sie waren der Willkür schutzlos ausgeliefert, verdienten wenig Geld, um das sie die Dienstherren oftmals noch betrogen haben, um sich selbst zu bereichern. Diese Menschen wurden damals hin und her geschubst, ohne irgendeine Lobby, die ihnen zur Seite gestanden hätte. Die Autorin Astrid Fritz schildert das Leben dieser Menschen authentisch und schnörkellos. Ich glaube, dass es damals vielen manschen so ging, Mägde, die ihren Dienstherren zu Willen sein mussten, wurden, wenn sie schwanger wurden einfach von der Gesellschaft verstoßen. Kein leichtes Leben für die Menschen, die nicht von Anbeginn der Geburt aus der Sonnenseite des Lebens aufwuchsen. Sie konnten rechtschaffen sein, hatten aber niemals im Leben eine Chance, waren Freiwild für diejenigen, die auf der anderen Seite standen und wurden nach Gutdünken misshandelt, betrogen und schikaniert.
Der Roman hat mich tief bewegt und gerade die schnörkellose Schilderung ist es, die diesen Roman für mich zu einem der sehr guten historischen Roman werden lässt.