Profilbild von Garten_Fee_1958

Garten_Fee_1958

Lesejury Star
offline

Garten_Fee_1958 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Garten_Fee_1958 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.10.2017

Machtstreben – und die Politik schaut tatenlos zu

Die Akte Glyphosat
0

Glyphosat wird durch Wissenschaftler der WHO seit dem vergangenen Jahr mittlerweile als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. Davor galt das seit 1974 vermarktete Glyphosat als unbedenklich für die ...

Glyphosat wird durch Wissenschaftler der WHO seit dem vergangenen Jahr mittlerweile als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. Davor galt das seit 1974 vermarktete Glyphosat als unbedenklich für die menschliche Gesundheit.
Helmut Burtscher-Schaden klärt mit seinem hervorragend recherchierten Buch „ Die Akte Glyphosat“ auf, beleuchtet Hintergründe, zitiert Quellen und Verweise. Glyphosat war ursprünglich als chemischer Rohrreiniger gedacht, heute ist es das meist verwendete Unkrautvernichtungsmittel auf den Feldern weltweit und es gelangt über die Nahrung in unseren Körper und ist zwischenzeitlich auch in Muttermilch nachgewiesen.
Er stellt klar, dass die vom Hersteller in Auftrag gegebenen Studien nicht von unabhängigen Gutachtern und Instituten vorgenommen wurden und dass selbst die veröffentlichten Statistiken vor Veröffentlichung durch den Hersteller zensiert werden. Der Autor öffnet uns Lesern und Verbrauchern die Augen und macht uns sensibel für die in meinen Augen unlauteren Machenschaften des Herstellers.
Helmut Burtscher-Schaden, Initiator von "Stopp Glyphosat" und tätig bei der Umweltschutzorganisation Global 2000 bringt für uns alle erschreckende Details ans Licht, über die mannigfaltigen Verstrickungen von Politik und Wirtschaft, angeblich unabhängigen Kontrollinstanzen und der für mich als Verbraucher wichtigen Frage, warum der Hersteller unterstützt und die Verbraucher verdummdeufelt werden?
Wir brauchen klare und vor allen Dingen Gesetze, die keine Schwachstellen bieten, die auf Kosten der Verbraucher und für immer mehr Profit ausgenutzt werden dürfen. Der Deutsche Bund für Naturschutz (NABU) warnt seit 2016 vor neuartigem Insektensterben mit bislang unbekannten Folgen in Deutschland und auch das könnte eine mögliche Folge des Gifteinsatzes sein.
Vorgestern habe ich im Internet gelesen, dass Frankreich im Alleingang für die kommenden fünf Jahre komplett den Einsatz des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat verbieten will, die EU-Kommission will die Ende des Jahres auslaufende Zulassung für Glyphosat um zehn Jahre verlängern.

Veröffentlicht am 02.10.2017

schade - enttäuschend

Der verbotene Liebesbrief
0

Der Roman „Der verbotene Liebesbrief“ war nicht der erste Roman, den ich von Lucinda Riley gelesen habe und bislang war sie für mich ein Garant für einen guten ausdrucksstark erzählten Roman. Dieses Buch ...

Der Roman „Der verbotene Liebesbrief“ war nicht der erste Roman, den ich von Lucinda Riley gelesen habe und bislang war sie für mich ein Garant für einen guten ausdrucksstark erzählten Roman. Dieses Buch jedoch enttäuscht mich, denn in diesem Buch sind Längen und Schwächen, die ich so von der Autorin nicht kenne, zu viele Fäden, zu viele Geschehnisse verwirren und wirken manchmal sehr konstruiert, der Schreibstil ist flüssig aber längst nicht so fein ausgearbeitet, wie in den Romanen, die ich bereits gelesen habe, anfangs habe ich überlegt, ob der Roman wirklich von Lucinda Riley ist, es ist nicht ihr mir eingehender Schreibstil, dann kam der Gedanke, vielleicht, zu viele Bücher neben der Serie „Die sieben Schwestern“ und soeben bin ich beim Lesen von anderen Rezensionen darüber gestolpert, dass dieser Roman bereits aus dem Jahr 2000 ist, mehr oder weniger ein Frühwerk….
Da muss ich den Verlag und die Autorin allen Ernstes fragen, warum tut man das dem Leser an, hätte ich das Wissen, was ich nun habe, vorher gehabt, ich hätte den Roman nicht gekauft – eine enttäuschte Leserin….

Veröffentlicht am 02.10.2017

Brückenschlag

Kunduztochter
0

Sybille Schnehage erzählt in ihrem Roman “Kunduztochter“ von der Rettung eines kleinen afghanischen Mädchens, Masumah, einer Pashtunin, deren unverheiratete Eltern das Opfer von Blutrache werden. Masumah, ...

Sybille Schnehage erzählt in ihrem Roman “Kunduztochter“ von der Rettung eines kleinen afghanischen Mädchens, Masumah, einer Pashtunin, deren unverheiratete Eltern das Opfer von Blutrache werden. Masumah, von Geburt an durch ein verkrüppeltes beim und einen Klumpfuß behindert und ihr kleiner Bruder Said überleben das grausame Massaker. Durch Zufall wird eine Entwicklungshelferin auf Masumah aufmerksam und sie wird in Deutschland operiert, findet bei einem liebevollen Ehepaar Aufnahme, Halt, Liebe und Geborgenheit. Masumah entwickelt sich von einem kleinen, scheuen Mädchen, früh geprägt von der Geschlechterrolle zu einer selbstbewussten, intellektuellen jungen Frau.
Mit zunehmendem Alter wachsen ihre Sehnsucht nach ihrem kleinen Bruder und die Sehnsucht, das Land wiederzusehen, indem sie geboren und die ersten Jahre verbracht hat. Sie kehrt zurück in ihre Heimat und muss sich mit den konservativen islamischen Traditionen auseinandersetzen, die ihre Freiheit massiv bedrohen…
Diese Geschichte ist eine fiktive Erzählung, doch so emotional geschildert, so realistisch, man könnte fast meinen, so könnte sie sich auch im realen Leben abgespielt haben. Die Autorin beschreibt klar und offen die unterschiedlichen Rollen der afghanischen Gesellschaft, die Unterschiede zwischen den Geschlechtern, den Kodex, wonach die Ehre der Familie einen größeren Wert hat als das Individuum. Dazu gehört, dass die Frau sich den gängigen moralischen Vorstellungen zu unterwerfen hat.
Gleichzeitig spürt der Leser zwischen den Zeilen, dass Frau Schnehage sich intensiv mit dem Land Afghanistan, seinen Traditionen und den Geschlechterrollen auseinandergesetzt hat. Der Roman ist ein Brückenschlag zwischen der freiheitlich, selbstbestimmten Kultur Deutschlands, in der Religion eine eher untergeordnete Rolle spielt und dem religiös sehr konservativen, hauptsächlich islamischen Afghanistan, in dem Stammesrechte noch heute eine große Rolle spielen.
Eine klare Leseempfehlung für Leser, die sich gerne mit fremden Kulturen auseinandersetzen.

Veröffentlicht am 02.10.2017

Emotionale Lebensgeschichte

Und immer kommt ein neuer Morgen
0

Und immer kommt eine neuer Morgen" ist ein sehr offener und ehrlicher Roman von Matthes, der im Leben materiell viel erreicht, aber trotzdem bis an sein Lebensende immer ein „Suchender“ bleibt.
Der Protagonist ...

Und immer kommt eine neuer Morgen" ist ein sehr offener und ehrlicher Roman von Matthes, der im Leben materiell viel erreicht, aber trotzdem bis an sein Lebensende immer ein „Suchender“ bleibt.
Der Protagonist Matthes, geboren 1926 in einem kleinen Dorf, erzählt dem Leser flüssig und fesselnd geschrieben seine Kindheit, seine Erinnerungen an die dunkle Zeit des Nationalsozialismus, die Nachkriegszeit, die Zeit des Wirtschaftswunders, gespickt mit vielen interessanten Details unserer deutschen Geschichte, die wie selbstverständlich in die Handlung mit einfließen. Er erzählt schonungslos offen von seiner großen Liebe, der Flucht aus der sowjetischen Besatzungszone und wie er sich und seiner Familie trotz einiger Widerstände und Hürden, die das Leben für jeden von uns bereithält, ein Nest baut – ein Nest, das zwar rundum gepolstert ist, indem aber etwas Wesentliches fehlt – die Liebe. Das Thema zieht sich wie ein roter Faden durch den Roman, er ist und bleibt bis zu seinem Tod ein Mensch, der ständig auf der Suche danach ist.
Seit Mattes im Seniorenheim ist, kann er alles nochmal Revue passieren lassen und er stellt für sich fest, dass er viele Fehler gemacht hat, Fehler, die er nun nicht mehr ausmerzen kann – zu viel ist zerbrochen – einerseits durch sein Schweigen, aber auch durch falsche Scham und Stolz. Er beschreibt, wie oft er geschwiegen hat, aus Angst, seine Gefühle zu offenbaren, aus Angst vor Zurückweisung, aus Angst, Fehler zu machen, aus Angst vor sich selbst.
Der Roman hat mich emotional berührt und zugleich nachdenklich gemacht.

Veröffentlicht am 26.09.2017

Ganz großes Kino

Möge die Stunde kommen
0

Nachdem ich alle fünf Teile der Familiensaga um die Cliftons und Barringstons im wahrsten Sinne des Wortes verschlungen habe, dachte ich nicht, dass es noch eine Steigerung gibt….es gibt sie mit dem soeben ...

Nachdem ich alle fünf Teile der Familiensaga um die Cliftons und Barringstons im wahrsten Sinne des Wortes verschlungen habe, dachte ich nicht, dass es noch eine Steigerung gibt….es gibt sie mit dem soeben erschienenen sechsten Teil „Möge die Stunde kommen“.
Emma Clifton gewinnt den von Virgina Fenwick angestrengten Prozess in letzter Minute und bringt sich auf Wunsch ihrer verstorbenen Schwiegermutter Maisi zusätzlich zu ihrem Vorstandsvorsitz ehrenamtlich im Krankenhaus ein, während ihr Mann Harry sich weiter um die Freilassung des in Russland inhaftierten Anatoli Babakow einsetzt. Sebastian findet ein neues Glück in Samantha, doch es ist nicht alles so einfach, wie es scheint. Giles kämpft um seine Liebe Karin, doch was verbirgt sich hinter der Fassade und schlussendlich Virgina, die ewige Intrigantin, die für Geld, Macht und Ansehen wirklich alles tut…
Wie bereits in den Vorgängerromanen sind die Kapitel einzelnen Personen zugeordnet, die im Mittelpunkt des Geschehens agiert. Mit Fingerspitzengefühl verwebt er reale geschichtliche Ereignisse mit fiktiven Teilen, er lässt seine Charaktere mit viel Entwicklungsspielraum reifen. Die Einzelgeschichten der Kapitel werden gekonnt im Gesamtzusammenhang präsentiert, alles ist stimmig und greift ineinander.
Ebenso wie bei den Vorgängerbänden greift Jeffrey Archer die wesentlichen Ereignisse nochmal auf und erleichtert den Einstieg, sofort ist wieder alles präsent und von Beginn an fesselnd, packend und spannend geschrieben, selbst ein Krimi könnte nicht spannender sein.
Der großartige Erzähler beendet diesen Band wie schon gehabt mit „Cliffhangern“, die uns Leser sehnsüchtig auf den im Dezember 2017 erscheinenden finalen Roman warten lassen.