Drei Frauen und drei völlig unterschiedliche Leben, zwischen ihnen mehr als 50 Jahre, zwei verschiedene Kontinente und ein Versprechen aus der Vergangenheit, was nach vielen Wirren in der Gegenwart eingelöst wird, in zwei verschiedenen Erzählsträngen, Gegenwart und Vergangenheit.
Schon der Einstieg in den Roman war sehr emotional, Jacobina, eine der drei Protagonistinnen verspricht ihrem Vater auf dem Sterbebett, sich auf die Suche nach ihrer Halbschwester Judith zu machen, doch viele Jahre wird sie es nicht einlösen, bis sie durch Zufall auf Beatrice trifft, die für die Weltbank arbeitet. Beatrice führt ein luxuriöses Leben, doch zahlt sie dafür einen hohen Preis, im Job wird sie von ihrem Chef gemobbt und im Privatleben bestimmt die Tochter ihres Freundes das gemeinsame Leben. Das Schicksal führt die beiden zusammen und Jacobina fasst allmählich Vertrauen und erzählt Beatrice von ihrer Halbschwester Judith, die der Leser im Vergangenheitserzählstrang kennenlernt, hervorragend mit eingeflochten…
Schon von den ersten Seiten nahm mich der Roman mit dem flüssigen, leicht lesbaren Schreibstil gefangen. Spannend und fesselnd geschrieben erzählt Melanie Levensohn eine bewegende sehr emotionale Geschichte, man spürt als Leser, dass sie sich mit dem Roman, der Geschichte und den Charakteren vollständig identifiziert. Das Schicksal von Judith ist in der „Ich-Perspektive“ geschrieben und erzählt sehr emotional das Leben eines jüdischen Mädchens in dem von den Nationalsozialisten gesetzten Paris, von den Verfolgungen, den Repressalien, deren sie ausgesetzt ist, aber auch von einer zarten, sanft erwachenden wunderbaren Liebe zu Christian, der alles versucht, um Judith zu helfen. Besonders diese Passagen rühren das Herz, sind sehr emotional und man fühlt als Leser mit Judith, spürt ihre lähmende Angst förmlich am eigenen Körper, die Veränderung, die sie durchmacht, als Christian sie vor den Nazis versteckt. Im Erzählstrang der Gegenwart erlebt man die beiden Protagonisten Beatrice und Jakobina, die eine lebt im Luxus, lässt ab zu, dass man sie moppt und als Spielball für Gefühle benutzt und Jacobina, alt, verbittert, die in bitterster Armut, krank auf die Fürsorge anderer angewiesen ist – alle Charaktere wirken authentisch, sehr kontrastreich mit ihren jeweils eigenen Charme. Auch bei diesen Kapiteln sind sie Stimmungen der Charaktere sehr gut eingefangen, man lebt mit ihnen, man fühlt mit Ihnen und die Autorin bindet ihre Leser mit in das Geschehen ein und ganz allmählich schließt sich der Kreis um die drei Frauen.
Mich hat dieser Roman von der ersten bis zur letzten Seite gefangen genommen, berührt und Judiths Erlebnisse und Schilderungen haben eine wichtige und hoffentlich nie wiederkehrende Zeit sehr gut verpackt präsent werden lassen, von mir eine klare Leseempfehlung.