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Veröffentlicht am 21.04.2017

Europa auf "Chinesisch"

Neuschweinstein - Mit zwölf Chinesen durch Europa
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Der Autor ist Sinologe und kennt China gut. So schließt er sich von China aus einer Reisegruppe an, um Europa zu erkunden und mit "chinesischen Augen" zu sehen. Hier wird natürlich viel mit Vorurteilen ...

Der Autor ist Sinologe und kennt China gut. So schließt er sich von China aus einer Reisegruppe an, um Europa zu erkunden und mit "chinesischen Augen" zu sehen. Hier wird natürlich viel mit Vorurteilen gespielt - von beiden Seiten.
Die Chinesen essen in Europa nur chinesisch, da sie anderem Essen nicht trauen, auch wenn es ihnen nicht schmeckt. Die Angst vor Taschendieben ist allgegenwärtig.
In einem rasanten Tempo werden europäische Attraktionen besucht und immer wieder Fotos, gerne Selfies, für die Daheimgebliebenen gemacht.
Rehage ist Sinologe und kann sich zwar nicht aufgrund seines Aussehens unerkannt in die Gruppe einschleichen, aber mit seinen Sprachkenntnissen punktet er.
Eine interessante Sichtweise auf Europa und Einblicke in die chinesische Denkweise.

Veröffentlicht am 21.04.2017

Florrie oder Florence?

Die zwei Leben der Florence Grace
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Florrie Buckley wächst in einem kleinen Dorf in Cornwall auf und ist zufrieden mit ihrem Leben. Ihre Mutter ist zwar bei der Geburt gestorben, doch ihre Großmutter kümmert sich um sie und ihr Vater liebt ...

Florrie Buckley wächst in einem kleinen Dorf in Cornwall auf und ist zufrieden mit ihrem Leben. Ihre Mutter ist zwar bei der Geburt gestorben, doch ihre Großmutter kümmert sich um sie und ihr Vater liebt sie sehr, auch wenn er oft unterwegs ist zur Arbeit. Doch dann stirbt ihr Vater und wenige Jahre später auch ihre Nan und Florrie zieht nach London zu ihrer Familie mütterlicherseits, die jahrelang nichts von ihr wissen wollten und Florrie hatte gar keine Ahnung von deren Existenz. Plötzlich ist ihr Leben ganz anders, denn sie ist nun eine Grace und darf sich auch nicht mehr Florrie nennen, sondern Florence. Das Einleben fällt ihr schwer, denn vor allem ihre Tante und ihre Cousinen machen es ihr nicht einfach. Zum Glück gibt es noch Sanderson und vor allem seinen Halbbruder Turlington, ihre Cousins. Florence lernt eine ganz neue Welt kennen. Sie lebt nicht mehr an der Existenzgrenze, doch dafür gibt es in ihrem neuen Leben in London ganz andere Einschränkungen.

Ein unaufgeregter Roman über ein Mädchen, das zwischen zwei Welten steckt, manchmal ein wenig beinahe magische Fähigkeiten besitzt, die hilfsbereit ist und versucht, sich anzupassen, doch auch ihren eigenen Willen besitzt und sich nicht unterkriegen lässt. Man erfährt viel über das gesellschaftliche Leben um 1850, über die Unterschiede zwischen Cornwall und London und natürlich spielt auch die Liebe eine Rolle. Das Ende gefiel mir gut, weil es nicht so klischeehaft und vorhersehbar war. Das Thema mittellose Frau oder Mädchen ist schon aus "Die Reise der Amy Snow" bekannt und man merkt einige Parallelen.

Veröffentlicht am 20.04.2017

Tolle Detektivgeschichte

Durch Nacht und Wind (Goethe und Schiller ermitteln)
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Detektivgeschichten in der Manier von Sherlock Holmes und John Watson sind im Moment sehr in Mode, doch Stefan Lehnberg ist mit seinen Protagonisten Goethe und Schiller etwas Besonderes gelungen.
Schiller ...

Detektivgeschichten in der Manier von Sherlock Holmes und John Watson sind im Moment sehr in Mode, doch Stefan Lehnberg ist mit seinen Protagonisten Goethe und Schiller etwas Besonderes gelungen.
Schiller ist der Erzähler, wie Watson, und demnach ist Goethe der Sherlock Holmes.
Es beginnt mit einem verfluchten Ring und bald geschehen seltsame Morde, die Rätsel aufgeben. Einige Irrungen und Wirrungen sind bis zur Auflösung vonnöten. Eine spektakuläre Ballonfahrt gehörte für mich zu den Höhepunkten.
Stefan Lehnberg hat sich in Orthographie und Ausdruck der Zeit angepasst, in der die Geschichte angeblich verfasst wurde und so wirkt sie authentischer.
Einiges, jedoch längst nicht alles, war vorhersehbar, doch das nahm mir auf keinen Fall das Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 20.04.2017

Leben in einer Sekte

Ada. Im Anfang war die Finsternis
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Ada lebt in einem Dorf abseits der Zivilisation in einer religiösen Gemeinschaft. Die Ältesten versichern immer wieder, dass außerhalb des Dorfes die Welt verloren ist und dass viele Krankheiten herrschen. ...

Ada lebt in einem Dorf abseits der Zivilisation in einer religiösen Gemeinschaft. Die Ältesten versichern immer wieder, dass außerhalb des Dorfes die Welt verloren ist und dass viele Krankheiten herrschen. Nur sie sind – noch – sicher. Aber manchmal, wenn die Große Stille kommt, dann kommen die Reiter ins Dorf und alle müssen in den Keller flüchten und dort ausharren. Ada möchte Heilerin werden, wie ihr vor Kurzem verstorbener Bruder Kassian und die Menschen retten. Außerhalb des Dorfes: Luca und seine Mutter Cleide flüchten vor seinem brutalen Vater, der die beiden seit Langem misshandelt. Im Krankenhaus treffen sie auf zwei „Heiler“ und kommen ins Dorf. Durch ihn erfährt Ada, dass ihr Bruder Kassian noch lebt, weil Luca ihn gezeichnet hat. Sie möchte Kassian finden und flieht aus dem Dorf.

Angela Mohr ist mit diesem Buch ein beeindruckender Einblick in eine Welt mit ganz eigenen Regeln gelungen. Es ist unfassbar, dass solche Gemeinschaften aktuell in Deutschland existieren und ihre Mitglieder so indoktrinieren. Dadurch, dass die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Ada und Luca erzählt wird, bekommt der Leser einen guten Einblick aus der Gemeinschaft heraus und von außen. Am Anfang und Ende des Buches gibt es auch noch die Perspektive von Liz, aber ohne zu Spoilern, kann man nicht so gut auf dieses Mädchen eingehen.

Mich hat das Buch nachdenklich hinterlassen. Auch wenn vieles bekannt ist, so ist es doch etwas anderes, so darüber zu lesen, mit dem Blick von innen.

Veröffentlicht am 20.04.2017

Tragödie

So wüst und schön sah ich noch keinen Tag
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Duncan startet in sein letztes Schuljahr auf der Irving School, aber bei dem Gedanken an das vorherige Schuljahr, geht es ihm gar nicht gut. Aber daran möchte er auch nicht mehr denken, es reicht, dass ...

Duncan startet in sein letztes Schuljahr auf der Irving School, aber bei dem Gedanken an das vorherige Schuljahr, geht es ihm gar nicht gut. Aber daran möchte er auch nicht mehr denken, es reicht, dass ihm ständig der Aufsatz über die Tragödie im Kopf rumschwirrt, seine Jahresaufgabe. Jetzt ist erstmal wichtig, welches Zimmer er bekommen wird und was ihm sein Vorgänger hinterlassen hat; das ist Tradition an der Schule. Und dann ist er enttäuscht, weil er das letzte Zimmer bekommt, das am kleinsten ist und nur ein kleines Fenster ganz weit oben ist. Außerdem war dies letztes Jahr das Zimmer von Tim und gerade an den und die Ereignisse möchte er nicht mehr denken. Aber das geht nicht so einfach, denn Tim hat ihm cds hinterlassen, auf denen er seine Geschichte erzählt. Und so erfährt der Leser mehr über die Zeit, die Tim an der Schule verbracht hat. Tim erzählt von seiner schon problematischen Hinreise – wegen eines Schneesturms startet kein Flugzeug, aber durch Zufall trifft er dort schon auf Vanessa, die auch auf die Schule geht, wie er herausfindet. Leider ist sie vergeben an den beliebtesten Jungen der Schule, da kann Tim, ein Albino und Außenseiter natürlich nicht mithalten. Dennoch fasziniert ihn Vanessa weiterhin und auch sie interessiert sich – manchmal – für ihn. Bis es zu einem Unglück kommt…

Elizabeth Laban hat mich mit ihrem recht nüchternen Erzählstil überzeugen können. Wie auch Duncan war ich neugierig auf die Geschichte und vor allem, was denn nun Furchtbares geschehen ist, aber bis dahin ist es ein weiter Weg; der Autorin gelingt es sehr gut, die Spannung aufrecht zu erhalten. Der Leser erfährt auch viel über das Gefühlsleben und die Zweifel und Ängste von Tim, aber auch Duncan ist unsicher. Ich hätte gerne ein wenig mehr über Duncan und seine Zeit in der Schule erfahren, doch musste mich darauf einlassen, dass der Fokus auf der Geschichte von Tim liegt. Das Ende lässt einiges offen, wie es im echten Leben auch ist. Die klassische Tragödie und ein Aufsatz über dieses Thema ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch; eine Rolle spielt hier auf jeden Fall der engagierte Lehrer Mister Simon. Ein Buch, das nachdenklich stimmt und noch länger nachhallt.