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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Suche nach dem Mörder innerhalb einer Therapiegruppe

Die Schande der Lebenden
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Eine Gruppe von Süchtigen trifft sich jeden Montag bei Therapeut Tony de Silva. Die Süchte sind unterschiedlicher Natur, die Gruppe bunt zusammen gewürfelt. Ein Anästhesist, eine reiche geschiedene Frau, ...

Eine Gruppe von Süchtigen trifft sich jeden Montag bei Therapeut Tony de Silva. Die Süchte sind unterschiedlicher Natur, die Gruppe bunt zusammen gewürfelt. Ein Anästhesist, eine reiche geschiedene Frau, die ihrem Mann hinterhertrauert, eine Verkäuferin, eine gescheiterte Studentin und ein junger Mann, dessen Leben ein wahres Lügengerüst ist.

Alles, was in der Gruppe besprochen wird, bleibt in der Gruppe. Und so bleibt es auch, als einer von ihnen ermordet aufgefunden wird und die Polizei den Täter innerhalb der Gruppe vermutet.

Aus welchen Gründen geschah der Mord? Wer war es? Jeder hat etwas zu verbergen. Ich lag mit meiner Vermutung zwar schon recht früh richtig, aber die Beweggründe haben sich erst ganz am Ende erschlossen.

Mark Billingham erzählt die Geschichte aus der Sicht der Gruppenteilnehmer und der Polizistin, die den Fall untersucht. Neben den wechselnden Perspektiven gibt es zwei Zeitebenen, die Vergangenheit und die Gegenwart, die sich langsam annähern. Dann gibt es noch eine andere Perspektive, die man erst am Ende versteht.

Der Autor erzählt viel von den Therapiesitzungen und dem Verhalten innerhalb der Gruppe, die Geschichten der Einzelnen nehmen viel Raum ein und das Buch ist nicht so „actionlastig“, was mir allerdings gefiel. Eher ruhiger erzählt, dennoch bleibt die Spannung aufrecht. Ein guter Blick in die menschliche Psyche.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Aktuell und bildgewaltig

Die Attentäter
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Cliff, Alain und Margarethe kennen sich seitdem sie 4 Jahre alt sind und im selben Haus wohnen. Doch ihre familiären Hintergründe sind sehr unterschiedlich. Cliff wohnt zusammen mit seinem Vater, ein nicht ...

Cliff, Alain und Margarethe kennen sich seitdem sie 4 Jahre alt sind und im selben Haus wohnen. Doch ihre familiären Hintergründe sind sehr unterschiedlich. Cliff wohnt zusammen mit seinem Vater, ein nicht immer einfaches Zusammenleben; die Mutter schaut nur immer kurz vorbei, nimmt Cliff jedoch nicht zu sich. Margarethes Eltern hingegen ist das Familienleben und ein schön dekoriertes Heim (Mutter) sehr wichtig. Ihr Vater arbeitet auf einem Amt, die Mutter hat ein Dekoartikelgeschäft. Ganz oben wohnt Alain mit seinen Künstlereltern.
Cliff ist innerlich zerrissen, weiß nicht, wo sein Platz ist, hat Probleme zu seinen Gefühlen zu stehen. Alain orientiert sich an Cliff, versucht dann wieder von ihm loszukommen, sein eigenes Leben zu leben. Margarethe ist so etwas wie der ruhende, ausgleichende Pol zwischen den beiden Jungen.
Das Thema Licht und Dunkelheit sowie Flügel zieht sich wie ein roter Faden durch dieses Buch; die Sprache ist wie immer bei Antonia Michaelis ein wahrer Sog, sehr bildgewaltig, die den Leser je nachdem in die Dunkelheit oder ins Licht zieht, immer, wenn es zum Äußersten geht, gibt es einen abrupten Wandel, wie einen Strudel.
Wird es in Berlin einen Anschlag geben, wie ihn Paris im November 2015 erschüttert hat? Was wird passieren? Welche Rolle spielt Cliff?
Der Leser erfährt die Geschichte immer abwechselnd aus der Perspektive der drei, mit Rückgriffen in die Vergangenheit bis sich Vergangenheit und Gegenwart begegnen. Am Ende steigert sich das Tempo immer mehr und dann schafft es die Autorin doch noch zu überraschen.

Ein wichtiges, sehr aktuelles Buch.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Witzig und lehrreich

Von Krösus lernen, wie man den Goldesel melkt
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Sebastian Schnoy überzeugt mich auch mit seinem neuesten Buch. Gewohnt witzig berichtet er hier über Kaurimuscheln, riesige bis 4 m große Steine und auch Münzen diverser Prägungen als Zahlungsmittel. Die ...

Sebastian Schnoy überzeugt mich auch mit seinem neuesten Buch. Gewohnt witzig berichtet er hier über Kaurimuscheln, riesige bis 4 m große Steine und auch Münzen diverser Prägungen als Zahlungsmittel. Die Überlegungen, die er dabei anstellt und wie er die Dinge verknüpft, sind mal wieder sehr witzig, regen aber auch zum Nachdenken an.
Wir erfahren hier so einiges über Krösus und warum wir noch heute den Namen dieses antiken Herrschers in Redewendungen wie "Bin ich Krösus?" verwenden, aber auch, welchen Einfluss das Orakel von Delphi auf ihn und andere Personen der Antike hatte, wie zum Beispiel Alexander, der sich einfach nicht an die "Öffnungszeiten" des Orakels gehalten hat.
Doch auch die Bankenkrise zu Beginn des 20. Jahrhunderts und die letzte in diesem Jahrhundert werden thematisiert oder wir erfahren, warum die Chinesen das Papiergeld bald wieder abschafften. Und dass man bis 1966 sich Dollars in Gold auszahlen lassen konnte, was die Franzosen jedoch zu sehr ausgenutzt haben. Die ursprüngliche Bedeutung des Kommunismus, deutsch-französische Beziehungen und vieles mehr wird hier thematisiert und geschickt miteinander verwoben.

Ein sehr kurzweiliges Buch mit vielen Informationen, leicht und witzig erklärt und gerade darum so lehrreich.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Fulminanter Abschluss der Trilogie

KALYPTO - Der Wächter des schlafenden Berges
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Mit Spannung habe ich den Abschlussband erwartet und wurde nicht enttäuscht.
Wie schon im zweiten Band fällt dem Leser das Anknüpfen an den vorherigen Band durch geschickte Rückgriffe in den Erzählungen ...

Mit Spannung habe ich den Abschlussband erwartet und wurde nicht enttäuscht.
Wie schon im zweiten Band fällt dem Leser das Anknüpfen an den vorherigen Band durch geschickte Rückgriffe in den Erzählungen leicht. Dennoch sind diese nicht zu ausführlich und man sollte auf jeden Fall die ersten Teile kennen, denn sonst hat man nicht so viel Freude an dem Buch mit seinen vielen Protagonisten.
Die Tochter von Ayrin und Lasnic, Belice, ist mittlerweile auf der Welt und Lasnic möchte sich auch weiterhin auf die Reise nach Kalypto machen. Doch auch Lauka möchte ihre Macht vergrößern und durch das Wissen und die Erinnerungen, die sie Catolis entrungen hat, fühlt sie sich noch stärker. Catolis ist auf den Weg zu den Eiswilden und nun lernen wir neben Pirol Gumpen endlich auch mehr Vertreter dieses Volkes und seine Eislandschaft kennen. Einige bereits angesprochene Personen tauchen (wieder) auf, Verbindungen treten zutage und natürlich gibt es viele Überraschungen und auch neue Protagonisten. Die Erzählperspektive wechselt zwischen den einzelnen Handlungssträngen, aber nach und nach befinden sich immer mehr Protagonisten am selben Ort.
Gabrylon ist der Wächter des Schlafes von Kalypto und auch in Kalypto bereitet man sich auf die Neuankömmlinge vor, doch weitaus mehr beunruhigt die Wächter der Tod vieler Schläfer.
Sehr gut gefallen mir die beiden Karten am Anfang und Ende des Buches, denn so konnte ich immer wieder nachschauen, wohin die Reise geht und wie diese Welt aufgebaut ist.
Tom Jacuba ist es gut gelungen, die vielen Handlungsstränge übersichtlich zu verbinden und am Ende zusammen zu führen. Ich hatte nicht das Gefühl, „verloren“ zu sein bei den vielen Personen, denn viele kennt man bereits von Anfang an. Es passiert hier sehr viel und das Buch bietet viele Stunden phantastischer Unterhaltung und ich habe nur mit Bedauern diese Welt verlassen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine Reise in die Normandie

Wiedersehen in Barfleur
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Charlotte hat Kunstgeschichte studiert und arbeitet nun als Kuratorin in einem Kölner Museum. Sie lebt mit ihrem Partner Gregor zusammen, doch in der Wohnung fühlt sie sich nicht so wohl und auch die Beziehung ...

Charlotte hat Kunstgeschichte studiert und arbeitet nun als Kuratorin in einem Kölner Museum. Sie lebt mit ihrem Partner Gregor zusammen, doch in der Wohnung fühlt sie sich nicht so wohl und auch die Beziehung zu Gregor war schon mal besser. Da erhält sie auf einmal eine Nachricht von ihrer Cousine Sophie. Der Kontakt ist vor Jahren abgebrochen, aber plötzlich holt Charlotte die Vergangenheit wieder ein. Sophie schickt ihr ein Foto, auf dem ihr vor 15 Jahren verschollenener Vater sein könnte. Seit damals war sie nicht mehr in dem kleinen Ferienhäuschen in Barfleur, aber sie hat viele schöne Erinnerungen an die Zeit und so beschließt sie spontan, der Sache auf den Grund zu gehen und fährt in die Normandie. Dort wird sie auf mehr als eine Art mit der Vergangenheit konfrontiert.
Ein zweiter Erzählstrang spielt ab dem Jahr 1933, vorrangig aber in den Jahren 1940-1942.

Den Autorinnen ist eine schöne Sommerlektüre gelungen, die jedoch keinesfalls zu kitschig ist, sondern auch ernste Themen anspricht, wenn es um die Zeit der Besatzung in der Normandie geht und das Verhältnis zwischen Franzosen und Deutschen, um das Leben zwischen Kollaboration und Résistance. Informationen über das Werk von Paul Signac und weiterer Künstler, die Architektur von Le Havre und immer wieder Barfleur, sein Leuchtturm, die Bunker, die in Wohnhäuser umgewandelt wurden etc. sowie das französische Essen werden gekonnt in die Geschichte eingebunden. Auch die vielen französischen Begriffe und (Halb-)Sätze lassen das Buch authentischer wirken und vermitteln ein tolles Frankreichflair. Ich habe auf jeden Fall Lust auf einen Urlaub in der Normandie bekommen und habe den salzigen Geruch des Meeres in der Nase gehabt.
Über eine Fortsetzung der Geschichte würde ich mich freuen, denn es gibt noch so einiges, was weiter erzählt werden könnte.