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Veröffentlicht am 14.02.2017

Schickimicki

Schickimicki
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Schickimicki, von Ulrich Radermacher
Der 2. Fall von Alois Schön.

Cover:
Mal etwas anderes, Schwarz/Weiß mit roten Akzenten.
Gefällt mir.

Inhalt:
Petra Malterer, eine wohlhabende verheiratete Frau aus ...

Schickimicki, von Ulrich Radermacher
Der 2. Fall von Alois Schön.

Cover:
Mal etwas anderes, Schwarz/Weiß mit roten Akzenten.
Gefällt mir.

Inhalt:
Petra Malterer, eine wohlhabende verheiratete Frau aus der Münchener Bussi-Gesellschaft, wird erschossen in der Isar gefunden.
Lange Zeit ermittelt Kommissar Alois Schön und seine Kollegin Natascha Frey im Familiären Umfeld der Toten.
Dann gibt es eine zweite Tote. Auch diese ist wohlhabend, verheiratet, kommt aus der Münchener Bussi-Gesellschaft und wird erschossen aufgefunden.
Ist hier ein Serienkiller am Werk?

Meine Meinung:
Dieser 2. Fall von Alois Schön ist so ganz anders als sein erster, bei dem er im eher ländlichen Bereich ermitteln konnte.
Irgendwie finde ich den Grundtenor ganz anders als im „Saukerl“ (der mir ausgezeichnet gefallen hat). Hier agieren die Kommissare so kühl und distanziert, und irgendwie auch gelangweilt. (Liegt es daran, dass sich beide in der High Society von München nicht so wohl fühlen?).
Ich weiß nicht warum, aber Alois und Natascha scheint der Biss zu fehlen.
Bei ihren Recherchen dreht sich alles immer nur im Kreis, außer der Befragung der Familie scheint es nicht viel Ermittlerarbeit zu geben.
Ich finde es gibt auch einige Logikfehler oder nicht ganz durchdachte Szenen oder Stellen die sich, für mich sogar, widersprechen.
Es fehlt der spritzige Humor, der den 1. Fall so schön aufgelockert hat und der Lokalkolorit von München fällt auch kaum ins Gewicht , ich finde wenn nicht einige wenige typisch Münchner Orte (P1, Isar etc.) genannt worden wäre, hätte man die Stadt beliebig austauschen können.

Nebenbei dürfen wir noch an Nataschas Privat- oder besser Liebesleben teilnehmen und sehen, ob und wie sie die Probleme dort in den Griff bekommt. (Hätte es für mich nicht unbedingt gebraucht).

Autor:
Ulrich Radermacher, geb. 1964 in Trier, studierte nach einer Banklehre BWL. 1990 zog er in den Landkreis Freising. Er ist Vater von zwei erwachsenen Söhnen und unabhängiger Vermögensberater. Gepackt von der Leidenschaft des Schreibens verfasste er die Manuskripte für zwei München-Krimis

Mein Fazit:
Ein Krimi für zwischendurch, aber für mich kam nie so richtige Spannung auf.
Das Ende brachte dann noch eine Überraschung, wobei man die auch schon nach 2/3 der Geschichte in Erwägung gezogen hat.
So gut mir der 1. Fall („Saukerl“) gefallen hat, muss ich doch sagen, konnte mich dieser Fall nicht so überzeugen.
Von mir knappe 3 Sterne.

Veröffentlicht am 13.02.2017

Weit weg ist anders

Weit weg ist anders
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Weit weg ist anders, von Sarah Schmidt

Cover:
Dieses rot-weiße Cover finde ich etwas unruhig, auch der Bus im unteren Teil ist fehl am Platz (hier hätte eher ein Zug gepasst).
Dies ist aber auch schon ...

Weit weg ist anders, von Sarah Schmidt

Cover:
Dieses rot-weiße Cover finde ich etwas unruhig, auch der Bus im unteren Teil ist fehl am Platz (hier hätte eher ein Zug gepasst).
Dies ist aber auch schon die einzige Kritik die ich am Buch habe, es hat mich restlos begeistert.

Inhalt:
Zwei unterschiedliche Frauen treffen in der Reha aufeinander.
Edith Scholz aus Berlin, ein Unikum, immer geradeheraus, frei Schnauze, trägt ihr Herz am rechten Fleck und auf der Zunge.
Christel Jacobi aus Husum, wohlhabend, ängstlich, sehr freundlich, nahe am Wasser gebaut, weiß aber ihr Umfeld gut zu manipulieren.
Nach dem ersten Kontakt scheinen die Zwei Welten zu trennen, und doch knackt die Wärme der einen, den Panzer der anderen.
Und so kommen sie von einem Zweckbündnis über ein Abenteuer zu einer zarten Freundschaft, die sich dann in einer dramatischen Situation zu bewähren hat.
Wird dies gelingen?

Meine Meinung:
Ein unglaublich tolles Buch, es hat mich regelrecht vom Hocker gerissen und ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen und hab es in einem Tag regelrecht verschlungen.
Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, mit einem Hang zur Selbstironie (vor allem bei Edith) und ganz viel Wärme (hier wiederum bei Christel) und einem herrlichen Humor, der mir auch bei den traurigen Szenen ein Schmunzeln oder Lachen entlockt hat. Alle Emotionen werden angesprochen und ausgespielt.
Die Charaktere sind so unterschiedlich und real gezeichnet, auch die „Nebendarsteller“, dass ich bei jeder Person genau ein Bild vor Augen habe.
Das Kopkino wird quasi ab der ersten Seite gestartet.
Es ist einfach vergnüglich zu lesen wie Edith ihre Lage (nach dem Sturz, als sie bewegungslos auf dem Flur liegt) selber kommentiert. Ihre Gedanken sind einfach unglaublich und faszinierend.
Und später, als die beiden Frauen aufeinandertreffen: Edith ist knallhart und kratzbürstig, doch gegen die Freundlichkeit und Wärme von Christel kann sich auch Edith nicht abschotten. Langsam, fast unwillkürlich nähern sich die beiden Frauen. Ein ungleiches Paar, aber auf der einen Seite wie Tag und Nacht, so gegensätzlich und doch so unverrückbar eine Einheit, die zusammenpasst.

Auch das mehr oder weniger tragische Ende passt und ist eigentlich fast schon wieder ein Happy End.

Autorin:
Sarah Schmidt lebt in Berlin. Seit Mitte der neunziger Jahre ist sie freie Autorin und hat mehrere Bücher veröffentlicht.

Mein Fazit:
Ein wunderbare Geschichte über eine Freundschaft, die sich spontan zeigt, bzw. entwickelt, (die also keine Zeit hat langsam zu wachsen), die aber tief aus dem Herzen kommt und auf die man sich verlassen kann.
Es ist ein Genuss, dieses Buch zu lesen.
Bei aller Tragik so wunderbar warm und emotional, so nah und real, dass man sich wünscht solche Frauen (auch im Alter) zu treffen und kennen zu lernen.
Von mir eine klare Lese- und Kaufempfehlung und volle 5 Sterne.


Veröffentlicht am 11.02.2017

Gefährliche Ernte

Gefährliche Ernte
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Gefährliche Ernte, von Yann Sola

Cover:
Eine Ansicht vom Meer, anscheinend weit ab vom Trubel. Das passt zum Buch.

Inhalt:
An der malerischen Côte Vermeille, am südwestlichsten Zipfel von Frankreich, ...

Gefährliche Ernte, von Yann Sola

Cover:
Eine Ansicht vom Meer, anscheinend weit ab vom Trubel. Das passt zum Buch.

Inhalt:
An der malerischen Côte Vermeille, am südwestlichsten Zipfel von Frankreich, lebt der Gourmet und Weinkenner Perez, er ist ein Delikatessenschmuggler und Lebemann.
Tja und er ist gerade ganz schön im Stress, weil seine heißgeliebte Tochter heiraten will, und zwar einen Kandidat, der ihm nicht gerade willkommen ist.
Und da wird auch noch ein Toter im Weinberg seines Vaters gefunden.
Bevor nun die Polizei beginnt in seinen Angelegenheiten herumzuschnüffeln, beginnt Perez die Sache selber in die Hand zu nehmen und beginnt zu ermitteln.
Und plötzlich steckt er mittendrin in finstersten Machenschaften von Menschenhandel, Drogen und familiären Tragödien, die weit in die große Politik hineinreichen.

Mein Meinung:
Den Einstig und Beginn fand ich etwas zäh.
Die Beschreibung der Personen und Charaktere blieb mir ein bisschen zu diffus, ich hatte zwar meist irgendwann eine Altersangabe und eine grobe Beschreibung, aber es reichte fast nicht um das Kopfkino zu starten und jemand vor meinem geistigen Auge zu sehen.
Die ersten 240 Seiten sind mir auch insgesamt viel zu verwirrend. Alles ist sehr politisch (in der Politik bin ich hier in Deutschland schon nicht so sehr „up to date“ und in Frankreich kenne ich mich noch weniger aus). Auch die vielen Gedanken und Schlussfolgerungen, Dialoge oder Pointen von Perez oder anderen Protagonisten, habe ich nicht immer verstanden.
Wie Perez auf die vielen „Fährten“ und unterschiedlichen Richtungen in die er ermittelt kommt, hat sich mir nicht immer erschlossen.
Auf den letzten 100 Seiten wird es dann richtig spannend und aktuell.
Hier wird dann klar dass es um Menschenhandel und das Schicksal von Flüchtlingen in einer ganz miesen Verflechtung geht.
Schade nur, dass die ersten Seiten (vielleicht auch nur für mich?) so durcheinander und ziellos waren.
Als positiv möchte ich noch die Karte vorn und hinten im Buch erwähnen, ich finde es immer klasse, wenn man sich orientieren kann, wo die Handlung spielt.

Autor:
Yann Sola lebt und arbeitet in Deutschland und an der Côte Vermeille in Frankreich. „Gefährliche Ernte“ ist sein zweiter Roman um den Privatermittler Perez.

Mein Fazit:
Ein trauriges und aktuelles Thema, von der Idee her sehr gut.
Nur beim Schreibstil und bei der Umsetzung hat es bei mir nicht gezündet.
Nur in den letzten 100 Seiten.
Deshalb von mir 3 Sterne.

Veröffentlicht am 09.02.2017

Überleben ist ein guter Anfang

Überleben ist ein guter Anfang
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Überleben ist ein guter Anfang, von Andrea Ulmer

Cover:
Passt zum Buch.

Inhalt:
Bei Anja Möller wurde Brustkrebs (mit Metastasen) diagnostiziert.
Sie selber findet Selbsthilfegruppen deprimierend und ...

Überleben ist ein guter Anfang, von Andrea Ulmer

Cover:
Passt zum Buch.

Inhalt:
Bei Anja Möller wurde Brustkrebs (mit Metastasen) diagnostiziert.
Sie selber findet Selbsthilfegruppen deprimierend und geht nur hin, weil ihr Mann es ihr so sehr ans Herz legt.
Hier begegnet sie dann fünf Frauen (jede mit einem ganz eigenen individuellen Charakter) die diese Diagenese auch kennen und trotzdem voller Lebensfreude und offen nach vorne blicken. Besonders die 83jährige Sieglinde bewundert sie, ist sie doch überaus herzlich, voller Lebensfreude und plant sogar noch ihre Weltreise. Doch sie stirbt, bevor sie diesen Wunsch wahr machen kann.
Nun beschließen die Frauen, an Sieglindes Stelle die Welt zu bereisen.
Eine abenteuerliche Reise zu wunderschönen Plätzen auf der Welt beginnt.

Meine Meinung:
Ich sag einfach nur WOW – so ein tolles Buch!
Ein überaus ernstes Thema, wird mit einer positiven Leichtigkeit in Angriff genommen und mit Bravour durch das ganze Buch beibehalten.
Ein Schreibstil der voller Wortspiele und Situationskomik nur so überquillt. Ein sagenhafter Humor, der voller Wärme und Empathie daherkommt, ganz wunderbare Dialoge und poetische Aussagen, die noch lange nachhallen.
Alle fünf (sechs) Frauen in dieser Geschichte sind vom Krebs gekennzeichnet, das Gespenst Krebs, schwebt über ihnen und wird zum ständigen Begleiter.
Jede hat eine individuelle Persönlichkeit und sie reiben sich auch mal, aber wenn es nötig ist, zeigen sie wie man füreinander da sein kann und mutig seinen Weg gehen kann.
Und sie zeigen auf ganz leise, aber sehr eindrückliche Weise, was das wichtigste im Leben ist. Sich selbst ernst zu nehmen, im jetzt und hier zu leben, sich wohl zu fühlen und eigene Wünsche nicht nur hinten anzustellen.
In dem Buch gibt es immer wieder Szenen bei denen das Lachen und Weinen gleichzeitig im Hals hochsteigt, es gibt Tränen in den Augen und Knoten im Hals, aber auch viel zum Lachen und Schmunzeln. Vieles ist so anrührend und emotional und dann wieder so witzig und direkt und voller Selbstironie.
Man wünscht niemand eine solche Krankheit, aber wenn schon, dann sollte jeder so eine Selbsthilfegruppe haben, die einen auffängt und mittragen kann.

Zu der Reise: die Ziele sind, Frankreich, Amerika (Grand Canyon + Las Vegas), Peru, Australien (Great Barrier Rief), Indien und Ägypten.
Hier kann ich nur sagen, ich kenne drei dieser und ich kann die Faszination dieser Orte, wie beschrieben, nur bestätigen.

Ein schöner Abschluss am gepflanzten Baum.
Ein Buch das Mut macht und Hoffnung gibt.

Autorin.
Andrea Ulmer wurde 1985 geboren. Sie arbeitet als Lektorin und Autorin und lebt in Heilbronn. „Überleben ist ein guter Anfang“ basiert auf dem Schicksal ihrer Mutter, deren umwerfende positiver Lebenseinstellung wird in dem Roman ein Denkmal gesetzt.

Mein Fazit:
Ein wundervolles Buch, das mehr als 5 Sterne verdient hat, das ich nicht mehr aus der Hand legen konnte, und das ich einfach jedem Leser ans Herz legen möchte. Ein MUST HAVE.
Ich hoffe es folgen noch sehr viele Bücher dieser jungen Autorin.
Das Buch bekommt einen Platz ganz weit vorne bei meinen Lieblingsbüchern.
Eine absolute Kauf- und Leseempfehlung und die höchstmögliche Sternenanzahl.

Veröffentlicht am 09.02.2017

Zapfig - eiskoit erwischt

Zapfig
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Zapfig, von Felicitas Gruber
Ein Fall für die Kalte Sofie

Cover:
Typisch bayerisch? Eiszapfen (=zapfig, kalt) an einem Wetterhahn.

Inhalt:
Drei Tage vor ihrer Hochzeit, in der Nacht nach ihrem Junggesellinnenabschied, ...

Zapfig, von Felicitas Gruber
Ein Fall für die Kalte Sofie

Cover:
Typisch bayerisch? Eiszapfen (=zapfig, kalt) an einem Wetterhahn.

Inhalt:
Drei Tage vor ihrer Hochzeit, in der Nacht nach ihrem Junggesellinnenabschied, stirbt die Braut unter mysteriösen Umständen.
Sie war die Sekretärin der Privatbrauerei Rößlbier und sollte den Juniorchef Tobias heiraten. Bei den Ermittlungen wird klar, dass Tobias ein „Weiberheld“ war und dass sämtliche Damen des Betriebs ein Auge auf ihn geworfen haben. Auch die Schwiegermutter in spe war nicht glücklich über diese Verbindung, aber wenn der „Bua“ es nun mal so wollte………
Doch warum wird sie kurz darauf in ihrem eigenen Braukessel ertrunken aufgefunden? Ein Unfall? Mord?
Und es bleibt nicht bei den zwei Toten.

Tja das Leben in der Münchner Schickeria ist eben oft mehr Schein als Sein.

Meine Meinung:
Ein Krimi, bei dem die Kiminalhandlung sehr in den Hintergrund gedrängt wurde. Im Vordergrund steht für mich eher das Privatleben und Handeln der Pathologin, Dr. Sofie Rosenhuth. Bei den Ermittlungen sind es eher „Zufälle“ die zu Ergebnissen führen.
Der Schreibstil ist locker, frech und flüssig und normalerweise mag ich es auch wenn ein Dialekt (hier urbayerisch) dem ganzen einen Lokalkolorit verleiht und das ganze somit authentisch macht, hier ist es mir fast zu viel des Guten.
Allerdings möchte ich den Humor extra noch erwähnen, weil der schon klasse ist und wert, extra erwähnt zu werden. Viel Situationskomik!!
Alle weiteren handelnden Personen sind mir sehr „Karikatur mäßig“ also überzogen gezeichnet.
Viele Handlungen sind mir auch sehr überspitzt dargestellt, ja teilweise finde ich es doch recht konstruiert. So ermittelt Sofie fleißig mit, als es die erste Leiche gibt und auch später ist sie meist die treibende Kraft und hat die zündenden Ideen. Sie hat anscheinend immer Zeit und es wird auch von Seiten der ermittelnden Behörden anscheinend als normal angesehen. Klar, ist doch der ermittelnde Hauptkommissar Joe ihr Ex, bzw. jetzt wieder akuter Lover, da sich die beide nochmals eine Chance geben wollen. Vermutlich deshalb wird auch dieses private Liebeschaos sehr ausführlich behandelt.


Gut finde ich die eingebauten gesellschaftlichen Brennpunkte, hier das Thema der Migration.

Autorin:
Hinter dem Pseudonym Felicitas Gruber verbergen sich die Autorinnen: Brigitte Riebe und Gesine Hirsch.
Brigitte Riebe kenne (und liebe) ich als Autorin von historischen Romanen, genauso wie unter einem weiteren Pseudonym.

Mein Fazit:
Ein unterhaltsamer Kriminalroman, bei dem der Fokus meiner Meinung nach mehr auf „Roman“ als auf Krimi liegt. Ein Krimi der unterhält und bei dem viel gelacht oder geschmunzelt werden darf, aber bei dem bei mir keine Spannung, kein Nervenkitzel aufkommt.
Deshalb 4 Sterne.