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Veröffentlicht am 02.09.2024

Anhaltend spannender Thriller mit unerwartetem Twist am Ende

Stalker – Er will dein Leben.
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In seinem Psychothriller „Stalker“ spielt Arno Strobel erneut mit den Nerven seiner Leserschaft. Spannungsaufbauend erweitert er den Titel des Buchs mit „Er will dein Leben“, was heißt, dass ein anderer ...

In seinem Psychothriller „Stalker“ spielt Arno Strobel erneut mit den Nerven seiner Leserschaft. Spannungsaufbauend erweitert er den Titel des Buchs mit „Er will dein Leben“, was heißt, dass ein anderer danach trachtet, die Identität des Protagonisten zu übernehmen. Die Geschichte beginnt eher ruhig und scheint aus dem alltäglichen Leben gegriffen. Doch sie enthält mehr Potential, als ein Blick durch die Jalousien eines Fensters ermöglichen würde, wie es versinnbildlichend auf dem Cover dargestellt ist.

Eric Sanders ist 44 Jahre alt, verheiratet und hat einen elfjährigen Sohn. Er ist am Münchner Residenztheater als Schauspieler angestellt. Mit einer Hauptrolle im Tatort erhofft er sich den großen Durchbruch in seinem Beruf, an den seine Frau allerdings nicht recht glauben will.

Nachdem die Sendung ausgestrahlt wurde, steigen die Followerzahlen auf seinen Social Media Kanälen in die erhofften Höhen. Doch bereits Stunden später versteht Eric die Welt nicht mehr, denn jemand beantwortet von einem Fakeprofil mit seinem Namen aus die zahlreichen Kommentare unter seinen Posts und tritt dabei angeberisch auf. Noch mehr verwirrt ist Eric, als der Kommentierende ihm eine Mail schickt und behauptet, genauso wenig der echte Eric Sander zu sein, wie er.

Zeitgleich zu diesem Geschehen befindet Eric sich in therapeutischer Behandlung, denn immer wieder träumt er nachts von dem großen Feuer in seiner Kindheit, bei dem seine Eltern ums Leben kamen. Anschließend wuchs er bei seinen Großeltern auf. Wie gewohnt, zieht der Autor langsam das Tempo der Spannung an, bis derjenige, der sich für Eric ausgibt, sich weiter erfolgreich in dessen Leben drängt. Auf einmal stehen sämtliche Erinnerungen von Eric an seine Kindheit auf dem Prüfstand.

Eric war mir am Anfang sympathisch. Ich habe ihm seinen Erfolg als Schauspieler gegönnt. Er hatte mein Mitgefühl in Bezug auf den Verlust seiner Eltern. Ich empfand es als beängstigend, wie einfach es ist, mittels eines gefakten Profils sich als ein anderer auszugeben und damit erheblichen Schaden an dessen Image ausrichten zu können. Eric erhält von Bekannten einige Vorschläge gegen die Internethetze vorzugehen. Auch die Polizei schaltet er ein. Doch der Unbekannte lässt nicht locker; die subtilen Drohungen nehmen zu und veranlassen Eric zu handeln. Es gelingt leicht, sich in die Situation hineinzudenken und die Handlungen und Gefühle des Protagonisten nachzuvollziehen.

Die Geschichte kam an einen Punkt, bei dem ich glaubte, die Lösung fassen zu können, aber das wäre bei einem Thriller von Arno Strobel zu einfach. Erneut gibt es unerwartete Wendungen und ein Ende, dass ich mir so zu keinem Zeitpunkt denken konnte. Warum ich Eric schließlich nicht mehr mochte, werden alle nachvollziehen können, wenn sie das Buch selber lesen.

Der Psychothriller „Stalker“ von Arno Strobel baut von Beginn an Spannung auf, die anhält und zum Ende hin nochmal steigt. Erneut bietet der Autor mit dem extremen Belästigen und Beschuldigen anderer in den Sozialen Medien ein aktuelles, ansprechendes Thema als Hintergrund, das viele Lesende gut nachempfinden können. Gerne vergebe ich dafür eine unbedingte Leseempfehlung an alle Thriller-Fans.

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Veröffentlicht am 01.09.2024

Wenn man sich seinen Lebenstraum erfüllen will, ist das Alter dabei egal

Pi mal Daumen
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Für den Protagonisten Oscar des Romans „Pi mal Daumen“ von Alina Bronsky ist Mathematik keine Angelegenheit, bei der sich entsprechend der Redewendung des Buchtitels Ergebnisse nur ungefähr berechnen lassen. ...

Für den Protagonisten Oscar des Romans „Pi mal Daumen“ von Alina Bronsky ist Mathematik keine Angelegenheit, bei der sich entsprechend der Redewendung des Buchtitels Ergebnisse nur ungefähr berechnen lassen. Das Zeichen für Pi, dass in der Mathematik für das Verhältnis vom Kreisumfang zu seinem Durchmesser steht, ähnelt dem von Doppelkirschen, weswegen auf dem Cover eine Frau für ebensolchen Kirschen als Ohrringe illustriert ist und einen Kirschkern ausspuckt. Diese Frau erinnerte mich beim Lesen an Moni Kosinsky, die im Roman ebenfalls eine tragende Rolle spielt. Der Zusammenhang zwischen dem Pi-Symbol und den Kirschen wird auch im Spruch „Come to the Math Side we have π“ deutlich, wobei das Zeichen wörtlich genommen und dem beliebtem Cherrypie (amerikanischer Kirschkuchen) gleichgesetzt wird.

Oscar Maria Wilhelm Graf von Ebersdorff ist ein Nerd der Mathematik und eher als nicht neurotypisch anzusehen. Er stammt aus einer betuchten Familie und ist bei Studienbeginn gerade mal sechszehn Jahre alt. Er ernährt sich vegan und liebt Anime, die der Grund dafür sind, dass er seine Haare blau färbt. Einen extremen Gegensatz zu ihm ist Moni, denn sie ist ein Familienmensch und hat ein großes Herz für alle, die ihre Hilfe benötigen. Moni ist 53 Jahre alt, trägt auffälligen Lippenstift und Leopardenmuster. Niemand aus der Familie darf von ihrem Studium wissen. Oscar und Moni lernen sich am ersten Tag des Semesters kennen und bilden fortan eine Zweckgemeinschaft. Obwohl sie sich zu Beginn einander anders eingeschätzt haben, wissen sie ihre Eigenarten bald gegenseitig zu schätzen.

Der Roman wird aus der Sicht von Oscar erzählt. Durch sein zunehmendes Interesse am familiären Hintergrund von Moni konnte auch ich als Leserin mehr über die manchmal chaotischen Zustände im Umfeld der Protagonistin erfahren. Oscar zeichnet sich zur besseren Übersicht einen Stammbaum, der auf den Vorsatzseiten des Buchs abgebildet ist. Während Oscar einiges an Organisationsgeschick aufweist, punktet Moni mit ihrer Lebenserfahrung. Irritierend fand ich die Einstellung von Monis Vater über die Intelligenz seiner Kinder, die ich der damaligen Zeit geschuldet zuschreibe.

Die Autorin bedient einige gängige Klischees und stellt manche Situation überspitzt dar. Aus meiner eigenen Schul- und Studienlaufbahn konnte ich in ihren Figuren, seien es Studierende, Lehrende oder Familienmitglieder Ähnlichkeiten zu mir bekannten Personen feststellen. Feine Ironie zieht sich durch den ganzen Roman und bildet zu den Sorgen und Ängste der Hauptfiguren ein Gegengewicht. Über allem steht die Botschaft, dass es nie zu spät ist, sich Herzenswünsche zu erfüllen. Außerdem verdeutlicht die Erzählung, dass man andere nicht unterschätzen und ihnen Talent absprechen sollte. Das Ende fand ich zum eigenen Weiterdenken anregend.

Gewohnt leichtfüßig schreibt Alina Bronsky in ihrem Roman „Pi mal Daumen“ über einen ungewöhnlichen Studenten des Erstsemesters Mathematik, der zu Studienbeginn ein weibliches Pendant findet. Humorvoll und teils übersteigert schildert sie, wie die beiden sich anfreunden, auch weil sie sich mit ihren jeweiligen Eigenschaften ergänzen. Die Geschichte untermalt das Statement sich zu trauen, große Träume zu haben und sie sich zu erfüllen, egal in welchem Alter. Wenngleich in der Geschichte immer wieder mathematische Themen angesprochen werden, ist deren Verständnis für die Botschaft der Erzählung nicht notwendig. Daher empfehle ich den Roman uneingeschränkt weiter.

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Veröffentlicht am 26.08.2024

Tiefgründig und feinsinnig beschriebene Gefühlswelt der Protagonistin

Genau so, wie es immer war
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In ihrem Roman „Genau so, wie es immer war“ beschreibt Claire Lombardo nach ihrem Debüt „Der größte Spaß, den wir je hatten“ erneut ein familiäres Drama rund um ihre Protagonistin Julia Grace Ames, geborene ...

In ihrem Roman „Genau so, wie es immer war“ beschreibt Claire Lombardo nach ihrem Debüt „Der größte Spaß, den wir je hatten“ erneut ein familiäres Drama rund um ihre Protagonistin Julia Grace Ames, geborene Marini. Julia möchte am 60. Geburtstag ihres Ehemanns Mark eine Party veranstalten, wozu sie eine spezielle Zutat zum Dinner benötigt. Es hat für sie weitreichende Folgen, dass sie zu einem anderen Supermarkt fährt als dem üblichen, denn dort begegnet sie Helen, einer früheren Freundin. Das unerwartete Treffen löst bei Julia Erinnerungen aus an Ereignisse, die zwanzig Jahre und länger zurück in ihrer Vergangenheit liegen.

Die Geschichte spielt auf mehreren Zeitebenen und ist in einer personalen Erzählperspektive geschrieben. In der Gegenwart steht Julias 17-jährige Tochter Alma kurz vor ihrem Highschool Abschluss, als ihr älterer Bruder Ben die Familie mit einer erfreulichen Nachricht überrascht. Julia lebt einen geregelten Alltag, aber die Begegnung mit Helen, die Teenagersorgen der Tochter und die Veränderung in Bens Leben bringen ihre Routinen aus dem Gleichgewicht, genau so, wie es vor langer Zeit schon einmal geschehen ist. Die Kapitel des Romans springen zwischen den Handlungsebenen.

Die Stärke der Geschichte basiert darin, dass die Autorin ihre Figuren sehr gut ausformuliert, die Interesse beim Lesenden wecken. In den Rückblenden erfuhr ich, warum Julias Kontakt zu Helen abgebrochen ist. Aber erst als ich zunehmend mehr Einzelheiten aus der Kindheit der Protagonistin erfuhr, konnte ich die Beweggründe zu den Handlungen der Protagonistin vor zwanzig Jahren besser verstehen.

Bevor Julia Mark durch Zufall kennenlernte hatte sie mehrere Jahre für sich allein gelebt. Sie war es gewohnt, Entscheidungen selbst zu treffen, was auch ein Ergebnis ihrer Erziehung ist. Julia wurde durch eine angespannte Beziehung zu ihrer Mutter geprägt, aus der sie mitgenommen hat, dass sie gelegentlich nicht deren Wertansprüchen entsprach. Es war nicht einfach für sie, sich am Beginn ihrer Ehe mit ihrem Mann über bestimmte Angelegenheiten abzusprechen. Sie neigt dazu, sich vergleichsweise lange Gedanken zu Sorgen zu machen, die nicht die ihren sind. Indem sie Kontakte meidet, verhindert sie, sich mit Problemen anderer zu beschäftigen. Von Beginn an schaut sie argwöhnisch auf die besten Freunde von Mark, dadurch bleibt immer ein Stück Misstrauen in ihrem Verhältnis. Nach der Geburt ihres Sohns fällt ihr der Umgang mit anderen Müttern nicht einfach. In Helen findet sie zu dieser Zeit eine mütterliche Ratgeberin, deren Selbstbewusstsein sie bewundert. Ihre neue, einige Jahre ältere Freundin weckt in ihr Gefühle, in denen sie nicht geübt ist.

Claire Lombardo schreibt abwechslungsreich, denn im Leben ihrer Protagonistin geschehen immer wieder unerwartete Begebenheiten. Julia als Kind, Teenager, Ehefrau und Mutter erlebt Situationen, die vermutlich viele Lesende wiedererkennen, was sie mir nahbar machte. In Diskursen erlebt man, dass es oft unterschiedliche Meinungen über ein Thema gibt ohne eine beste Lösung.

Der Roman „Genau so, wie es immer war“ von Claire Lombardo konnte mich im gleichen Maß begeistern wie ihr Debüt. Tiefgründig und feinsinnig beschreibt die Autorin die Gefühlswelt ihrer Protagonistin Julia, die es gelernt hat, sich nach einer schwierigen Kindheit einen Weg im Leben zu suchen und an den Anforderungen des Lebens gereift ist. Einige Twists und wohlgehütete Geheimnisse sorgen für eine hintergründige Spannung. Sehr gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 07.08.2024

Schillernde Welt der gehobenen Gesellschaft im New York der 1920er Jahre

Ex-Wife
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Es ist fast einhundert Jahre her, dass der Roman „Ex-Wife“ von Ursula Parrott zum ersten Mal veröffentlich wurde, jedoch kann man das beim Lesen häufig vergessen, denn die Handlung wirkt häufig so, als ...

Es ist fast einhundert Jahre her, dass der Roman „Ex-Wife“ von Ursula Parrott zum ersten Mal veröffentlich wurde, jedoch kann man das beim Lesen häufig vergessen, denn die Handlung wirkt häufig so, als könnte sie in der Gegenwart spielen. Die Geschichte dreht sich um die 24-jährige Patricia, die nach vier Jahren Ehe von ihrem Mann Peter verlassen wird.

Patricia ist eine lebenshungrige Frau, die nach der Hochzeit ihrem Beruf als Werbetexterin weiter nachkommt. Dennoch ist ihr Wohnort New York ein teures Pflaster und in der ersten Zeit der Ehe kann das Paar sich noch nicht alle Dinge leisten, die sie sich wünschen. Glamouröse Kleidung, Restaurantbesuche und reichlich Alkoholgenuss im Freundeskreis, den sie trotz Verbots leicht beschaffen können, lassen keinen Platz für Sparpläne.

Nachdem Peter ihr einen Seitensprung gesteht, lässt Patricia sich vom besten Freund ihres Ehemanns verführen. Sie gesteht ihm ebenfalls die Affäre, jedoch ohne den Namen ihres Liebhabers zu nennen. In den folgenden Wochen und Monaten schleicht sich ein Störgefühl in die Ehe, bis Peter die Scheidung fordert, doch Patricia verweigert sie ihm über einen längeren Zeitraum hinweg.

Der Roman wird in der Ich-Perspektive von Patricia erzählt. Sie schildert ihr Leben nach der Scheidung, schaut aber auch zurück auf die gemeinsamen Jahre. Bereits im Vorwort zur Neuauflage verweist Mareike Fallwickl darauf, dass der erst seit wenigen Jahren mögliche Zugang zu Bildung zu einer Doppelmoral führte. Weil Frauen nun im Beruf, auch nach der Heirat, eigenes Geld verdienten, fiel es ihren Ehemännern leichter, sie zu verlassen. Die Phasen, die die Protagonistin im Anschluss an die Trennung durchläuft, scheinen allgemeingültig und heute noch zu gelten. Patricia sucht und findet Rat bei einer Freundin, die sich nach eigener Einschätzung bereits auf der nächsten Stufe nach ihrer Scheidung befindet.

Manchmal durchlebt Patricia die Tage und Nächte wie im Rausch, zu anderen Zeiten langweilt sie sich. Immer wieder erzählt sie von Frauen in ihrem Umfeld, die sich für eine klassische Rolle als Hausfrau und Mutter entscheiden, wodurch dann doch ein Unterschied zwischen der Handlungszeit zu heute spürbar wird. Die Protagonistin wurde mir, vor allem aufgrund ihres exzentrischen Auftretens, nicht sympathisch. Ihr Umgang in Bezug auf ihr Kind fand ich kaum begreifbar, aber das diesbezügliche Verhalten von Peter war empörend. Einige der Begebenheiten in der Geschichte basieren auf Erfahrungen der Autorin, wodurch ihre Schilderungen authentisch wirken.

Ich fand es sehr interessant, mit „Ex-Wife“ von Ursula Parrott in die schillernde Welt der gehobenen Gesellschaft im New York der 1920er Jahre einzutauchen. Die Ansichten und Handlungen der Protagonistin als unabhängige Frau sind auch heute noch aktuell. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 07.08.2024

Einfühlsam geschriebene Geschichte mit stimmungsvollem Setting

Mitternachtsschwimmer
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Die Protagonistin Grace des Romans „Mitternachtsschwimmer“ von Roisin Maguire ist genauso rau und sanft wie die See vor der Küste von Nordirland, an der der kleine Haupthandlungsort Ballybrady liegt. Das ...

Die Protagonistin Grace des Romans „Mitternachtsschwimmer“ von Roisin Maguire ist genauso rau und sanft wie die See vor der Küste von Nordirland, an der der kleine Haupthandlungsort Ballybrady liegt. Das Dorf ist beschaulich und ähnelt dem, in dem die Autorin lebt, weswegen sie die dort vorherrschende Atmosphäre besonders gut eingefangen hat. Auch das Cover, das sehr schön vom Kölner Designbüro Lübbeke Naumann Thoben gestaltet wurde, strahlt die Unruhe und Stärke der See aus. Der Titel ist haptisch durch eine Tiefprägung im Papier spürbar und bezieht sich auf Grace, die es liebt, in der Nacht im Meer zu schwimmen und die Ruhe zu genießen.

Die Handlung spielt im Frühjahr 2020. Grace ist 50 Jahre alt, besitzt eine spezielle Art von Humor und ein großes Herz, das sie zu schützen versucht. Ihr Einkommen bestreitet sie durch Quilten, dem Verkauf von Seegras und der Vermietung ihres Elternhauses. Neben Grace spielt auch der in Belfast lebende Evan eine Hauptrolle. Evans Ehe ist nach einem schweren Verlust in eine Krise geraten. Um Abstand davon zu gewinnen, mietet er für eine Woche das Cottage von Grace. Als wegen Corona auch in Nordirland ein Lockdown verhängt wird, werden für Evan die wenigen Tage zu einem längeren Aufenthalt, in denen er sich mit Land und Leuten näher auseinandersetzt.

Mit Grace und Evan agieren zwei interessante Persönlichkeiten in der Geschichte, die beide an einer seelische Verletzung aus der Vergangenheit zu tragen haben. Während die psychische Belastung von Evan von Beginn an offen zu erkennen ist, vergräbt die Autorin die Wunden der Grace unter deren Zurückhaltung anderen Menschen gegenüber und deren oft schroffem Auftreten in Interaktionen. Erst nach und nach erfuhr ich als Leserin ebenso wie Evan davon, was in ihren jungen Jahren geschehen ist. Die Begebenheiten werden mit ausreichend Raum geschildert, den man mit eigener Fantasie ausmalen kann.

Neben den feinfühligen Beschreibungen zu brisanten Themen, erzählt die Autorin von den Herausforderungen des Lebens an der Küste in aller Härte. Es ist der besondere Charme des Buchs, der einerseits tiefsinnig die Probleme der Protagonistin und des Protagonisten aufgreift und dem andererseits das raubeinige Auftreten von Grace und der ungezähmten Natur der Küste entgegenstellt. Evan erfährt in der Gemeinschaft nicht nur Rückhalt, sondern schöpft im Laufe der Zeit die Hoffnung, dass ein Neubeginn möglich ist. Eine lebenskluge Verkäuferin und ein achtjähriger Junge, der Geborgenheit sucht, sorgen für aufheiternde Momente und geben der Geschichte einige unerwartete Wendungen.

Der Roman „Mitternachtsschwimmer“ von Roisin Maguire ist einfühlsam geschrieben und sorgt mit einem stimmungsvollen Setting und gut ausformulierten Figuren für ein abwechslungsreich gestalteten Lesevergnügen. Gerne empfehle ich die bezaubernde Geschichte weiter.

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