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Veröffentlicht am 25.03.2021

Inseln - Rückzugsorte in vielen Facetten

Inseln
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Im Buch „Inseln – Die Kartierung einer Sehnsucht“ geht der in Schottland geborene Autor Gavin Francis einer Leidenschaft nach, die ihn seit Kindertagen begleitet. Er sucht nach einsamen Inseln auf der ...

Im Buch „Inseln – Die Kartierung einer Sehnsucht“ geht der in Schottland geborene Autor Gavin Francis einer Leidenschaft nach, die ihn seit Kindertagen begleitet. Er sucht nach einsamen Inseln auf der ganzen Welt, von denen er viele schon bereist hat. Begonnen hat sein Hobby in einer Bibliothek seiner Heimat, die seine Faszination für alte Landkarten weckte.

Als junger praktischer Arzt erhoffte er sich in der Abgeschiedenheit eines wenig frequentierten Eilands, dass er dort einen Rückzugsort findet, an dem er seine Gedanken von allen negativen Erfahrungen der Vergangenheit lösen und wieder frei bekommen kann. Schnell erkennt er, dass mit der Isolation auch die Verbindungen zu Freunden, Beruf und allen Annehmlichkeiten des Lebens gekappt werden. Daher versucht er auf immer neuen Wegen, beides in seinem Leben zu vereinbaren.

Das Buch besteht aus mehreren Kapiteln in denen Gavin Francis eine Einteilung der einsamen Inseln versucht beispielsweise indem er sie gliedert in Inseln, die in Büchern Eingang gefunden haben, Inseln, die Naturschätze bergen, die als Gefängnis dienen oder auch solche, die für den Autor eine ganz besondere persönliche Bedeutung haben. Diese Unterteilung ist nicht abschließen und einige Inseln wären sicher auch an anderer Stelle aufzuführen, denn beim Lesen wurde mir bewusst, dass es unzählige solcher Eilande gibt. Dabei sucht der Autor nicht nur nach Inseln im Meer, sondern auch in Flüssen und Seen und benennt auch hier und dort solche, mit denen man in diesem Buch vielleicht nicht gerechnet hat.

Bereits das wunderschöne Cover mit Goldprägung verführt dazu, das Buch in die Hand zu nehmen. Auf den folgenden Seiten erzählt Gavin Francis nicht nur seine eigenen Reisen und Erfahrungen zu den von ihm besuchten Inseln, sondern widmet sich ebenfalls philosophischen Gedankengängen über die heutigen und ehemaligen unterschiedlichen Bedeutungen von Abgeschiedenheit und der Suche des Menschen nach Nähe zu anderen. Außerdem überdenkt er den heutigen Einfluss der Medien auf die Möglichkeiten des eigenen Rückzugs.

Seinen Schilderungen und Gedankengängen gegenüber steht jeweils eine Karte, meist historisch und immer passend. Dazu finden sich im Anhang selbstverständlich die Quellen und Bildnachweise. Die Karten haben mich häufiger dazu angeregt, nach weiteren Informationen über die gezeigte Insel im Internet zu suchen, um noch mehr über die Landschaft und etwaige Bewohner zu erfahren.

Gerne bin ich Gavin Francis rund um die Welt auf der Suche nach einsamen Inseln gefolgt und habe bewundert, welchen Einsatz er dazu oft leistet, um die Eilande zu besuchen. Für sein Wohlbefinden wägt er dabei die meist unumgängliche Isolation durch die Insellagen gegen das ebenfalls beglückende Miteinander im Leben ab. Ich empfehle das Buch daher gerne weiter an diejenigen, die gedanklich gerne reisen.

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Veröffentlicht am 25.03.2021

Die "Wunderfrauen" in den 1960er Jahren - mit ungebrochenem Willen sich selbst zu behaupten

Die Wunderfrauen
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„Die Wunderfrauen – von allem nur das Beste“ ist der zweite Band einer Romantrilogie von Stephanie Schuster bei der die vier Frauen Luise, Marie, Helga und Annabel, die im oberbayrischen Starnberg oder ...

„Die Wunderfrauen – von allem nur das Beste“ ist der zweite Band einer Romantrilogie von Stephanie Schuster bei der die vier Frauen Luise, Marie, Helga und Annabel, die im oberbayrischen Starnberg oder in der Nähe leben, im Mittelpunkt stehen. Nachdem der erste Teil in den 1950er Jahren spielt, ist die vorliegende Handlung zu Beginn der 1960er Jahre angesiedelt. Der vorliegende Band kann auch unabhängig von der Kenntnis des ersten gelesen werden, was aber schade wäre, weil man dann interessante Details aus der Vergangenheit der Frauen verpasst.

Der Prolog macht neugierig auf das, was die Vier im Folgenden erleben werden und welche Antwort es darauf geben wird, warum Helga gerade im Gefängnis festsitzt. Ganz sicher ist aber, dass die Freundschaft die Jahre überdauert hat, denn die Freundinnen und ihre Kinder setzen sich füreinander ein. Für jede von ihnen hat sich auf eine bestimmte Weise erfüllt, so zu leben wie gewünscht und auch weiterhin streben die Freundinnen nach Selbstverwirklichung auf ihre je eigene Art. Dabei entwickeln sie sich weiter, nicht immer habe ich ihr Handeln gutgeheißen, aber dennoch blieben sie mir sympathisch.

Luise, inzwischen Mitte 30, ist weiterhin erfolgreich mit ihrem Gemischtwarenladen, während Marie gelernt hat ein bäuerliches Anwesen neben der Erziehung ihrer drei Kinder zu bewirtschaften. Für Helga ist der Wunsch, Ärztin zu werden, Wirklichkeit geworden. Eine Anstellung an der Starnberger Seeklinik ermöglicht es ihr, sich weitgehend selbst um die Erziehung ihres Sohns zu kümmern. Annabel ist im fortgeschrittenen Alter nochmal schwanger und freut sich sehr auf ihr zweites Kind.

Auch im zweiten Band räumen die Frauen viele Steine zur Seite, die ihnen im übertragenen Sinn in den Weg gelegt werden. Es ist eine Zeit, in der Frauen verstärkt für Gleichberechtigung eintreten. Die Einführung der Antibabypille ist dabei ein Meilenstein zur Selbstbestimmtheit. Auch in der Klinik ist neuer Wind zu spüren und Helga ist gerne bereit, ihre Tätigkeit entsprechend danach auszurichten.

Luise hält in ihrem Ladenkunde-Buch, wie bereits im ersten Teil der Trilogie, eine bunte Mischung an Fakten und Anekdoten fest, auch Rezepte sind dabei. Dadurch wird die Widergabe des Zeitgeists, der sich schon in der Geschichte vor allem in Form der gängigen Musik unter Hervorheben des Trends zum Rock’n’Roll-Tanzen widerspiegelt, nochmals verstärkt. Das Angebot ständig neuer Produkte und die Präsentation der Artikel in modernen Supermärkten mit Selbstbedienung bringt die Ladenbesitzerin zum Grübeln. Sie erkennt die Vor- und Nachteile einer solchen Einkaufsmöglichkeit und ihr wird klar, dass sie ihren eigenen Verkaufsstil daran anpassen muss. Weitere damals aktuelle Themen, von denen die Figuren mittel- oder unmittelbar betroffen sind, finden Eingang in die Erzählung und sorgen für eine Bereicherung des Geschehens, dazu gehörten ein medizinischer Skandal, die Flurbereinigung, Frauen am Steuer und der erste Mensch im All.

Im zweiten Teil der Trilogie über ihre „Wunderfrauen“ Luise, Annabel, Helga und Marie baut Stephanie Schuster die Stärken der Freundinnen aus und zeigt ihren ungebrochenen Willen sich selbst auf ihre jeweils eigene Weise zu behaupten. Der Roman endet mit einem Cliffhanger, der mich und bestimmt viele andere ungeduldig auf die Fortsetzung warten lässt, daher vergebe ich gerne eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 17.03.2021

Ein Roman über die Bedeutung von Identität und Heimat sowie dem besonderen Wert von Zusammenhalt

Die Erfindung der Sprache
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Im Roman „Die Erfindung der Sprache“ nahm mich Anja Baumheier mit auf die fiktive ostfriesische Insel Platteoog. Eine Kirche, ein paar Nahversorgungsgeschäfte und ein Mehrzweckhaus mit Arztpraxis, Polizeistation ...

Im Roman „Die Erfindung der Sprache“ nahm mich Anja Baumheier mit auf die fiktive ostfriesische Insel Platteoog. Eine Kirche, ein paar Nahversorgungsgeschäfte und ein Mehrzweckhaus mit Arztpraxis, Polizeistation und Grundschule gibt es auf dem Eiland in der Nordsee. Besonders erwähnenswert ist die Bäckerei, denn sie wird von Leska und Ubbo Bakker betrieben, den Großeltern des Protagonisten Adam Riese. Eine Fähre sorgt dafür, dass Bewohner und Touristen in einer halben Stunde das Festland erreichen. Der Titel nimmt Bezug auf ein Buch mit gleicher Bezeichnung, das in der Geschichte eine wichtige Rolle bei der Auffindung von Adams Vater Hubert spielt.

Adam ist 32 Jahre alt und wohnt inzwischen in Berlin. Er ist Doktor für Sprachtheorie und angewandte Sprachwissenschaft und orientiert sich gerne an selbst erstellten systematisierenden Listen, die ihm einen gewissen Halt vermittelt und panikartige Anfälle vermeiden helfen. Sein Hang zur Zahl sieben ist eine seiner wunderlichen Schrullen, dazu ist er hochbegabt und sich bewusst, dass er autistische Züge trägt. Als er 13 Jahre alt war, ist sein Vater von einer Reise nicht zurückgekehrt. Eines Tages findet Oda, Adams Mutter, in einem Buch einen Hinweis auf den weiteren Verbleib von Hubert nach seinem Weggang. Adam macht sich nicht nur im eigenen Interesse, sondern vor allem zum Wohl von Oda auf die Suche danach, ob Hubert noch lebt und wenn ja, möchte er wissen wo.

Anja Baumheier zeigt ein kontrastreiches Leben von Adam, der zunächst in geborgenen Verhältnissen auf der kleinen überschaubaren Insel aufwächst. Aber auch dort erreichen ihn ungeahnte Schicksalsschläge, nicht nur durch das Verschwinden des Vaters, sondern auch durch einen weiteren großen Verlust. Das Adam mit seinem Verhalten immer wieder auffällt, ist spätestens im Umgang mit Gleichaltrigen zu bemerken. Von der gut ausformulierten Hauptfigur des Romans bis hinein in die Nebenfiguren kreiert die Autorin eigenwillige Charaktere wie beispielsweise die fürsorgliche, ständig besorgte, aus der Tschechoslowakei stammende Großmutter von Adam bis hin zu einer empathischen Logopädin, die wie jemand aus einem bekannten Kriminalroman aussieht.

Der Roman ist sprachlich facettenreich. Anja Baumheier hält an dem Originalton ihrer Figuren, die in der Sprache ihrer Heimat sprechen, fest; entsprechende Übersetzungen finden sich zum Verständnis in den Fußnoten. Ihre Beschreibungen sind häufig detailreich. Einen einmal aufgegriffenen Spleen der handelnden Personen behält sie konsequent bei, was ich später als erschöpfend empfand. Dadurch dehnt sich die Erzählung bei der Suche von Adam leicht aus. Trotz dramatischer Wendungen fehlt es nicht an gefühlvoll ausgeführten, mit sanfter Ironie ausgestatteten Situationen.

In ihrem Roman „Die Erfindung der Sprache“ schreibt Anja Baumheier in einer abwechslungsreich gestalteten Sprache über die Bedeutung von Identität und Heimat sowie den besonderen Wert von Freundschaft und Zusammenhalt. Die Geschichte ist tragisch berührend und dennoch amüsant mit hohem Unterhaltungswert. Daher empfehle ich sie gerne weiter.

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Veröffentlicht am 16.03.2021

Verborgene Orte, geheime Orden und Riten sowie ein Todesfall sorgen für Spannung

Das Geheimnis der Themse
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In ihrem Roman „Das Geheimnis der Themse“ nimmt Susanne Goga die beiden inzwischen verheirateten Figuren Charlotte und Tom Ashdown, die bereits in ihrem Buch „Der verbotene Fluss“ eine große Rolle spielten, ...

In ihrem Roman „Das Geheimnis der Themse“ nimmt Susanne Goga die beiden inzwischen verheirateten Figuren Charlotte und Tom Ashdown, die bereits in ihrem Buch „Der verbotene Fluss“ eine große Rolle spielten, erneut in den Fokus. Diesmal ist es weniger die Liebe, die dabei im Vordergrund steht, sondern es sind Geheimgesellschaften und mystische Rituale die die beiden erkunden. Zum Lesen und Verstehen des Romans werden die Kenntnisse der vorigen Geschichte nicht benötigt.

Charlotte hat ihren Beruf als Gouvernante aufgegeben, um sich ausschließlich ihrer Aufgaben als Ehefrau zu widmen, wie es damals üblich war. Erst vor kurzem hat das Ehepaar ein Haus mit Garten gekauft und ist umgezogen. Aber über ihrer Ehe liegt ein Schatten, weil sie noch kinderlos sind. Während Tom weiter seinem Beruf als Journalist bei einer Tageszeitung nachkommt, erhält er von seinem früheren Mentor das Angebot ein Buch über übernatürliche Phänomene in London zu schreiben. Nach kurzem Zögern stimmt er zu und begeistert bald darauf auch Charlotte für diese Arbeit. Eine geborgene Leiche aus der Themse erregt das Aufsehen der beiden, denn die Ermittlungen führen zu Hinweisen mit mystischem Charakter. Bei ihren Recherchen geraten sie immer mehr in Gefahr, weil sie tiefer in entsprechende geheime Kreise eindringen.

Susanne Goga verarbeitet sensibel das Thema der Kinderlosigkeit und zeigt, wie es dabei zu Spannungen in einer Ehe kommen kann aufgrund unausgesprochener Gefühle. Es ist schwierig, über bestimmte Probleme zu reden und eventuell die Hoffnung des Ehepartners dabei zu zerstören. Außerdem lässt die Autorin in Gedanken Charlotte ihre Rolle als Mutter durchdenken und sich in diesem Zusammenhang mit eventuell eingeschränkten Freiheiten beschäftigen, die ihr das Leben an der Seite von Tom bietet. Charlotte ist gebildet und entscheidet gerne selbständig, Tom schätzt ihre Einstellungen, wobei sie sich mit seinen Eigenwilligkeiten arrangiert hat. Beide waren mir von Beginn an auf ihre je eigene Art sympathisch.

Die Themse scheint schon lange eine gewisse Anziehungskraft zu besitzen. Dank sehr guter Recherche eröffnet Susanne Goga mit ihrer Erzählung dem Leser Zugang zu einer Reihe magischer Geschichten rund um den Fluss, die tatsächlich im Umlauf kursieren. Das historische London kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert lässt sie gekonnt lebendig werden und deckt anhand von magischen Orten, geheimen Gesellschaften und Kulten eine etwas andere als gewöhnliche Seite der britischen Hauptstadt.

Susanne Goga schreibt in ihrem Roman „Das Geheimnis der Themse“ über die Probleme der noch jungen Ehe des Londoner Paars Charlotte und Tom im Jahr 1894. Verborgene Orte, geheime Orden und Riten sowie ein Todesfall in diesem Zusammenhang stellen sich in den Vordergrund und sorgen für eine gewisse durchgehende Spannung. Zwar hätte ich mir etwas mehr Romantik erwartet, fühlte mich aber dennoch gut unterhalten, auch aufgrund des unverbrauchten Hintergrundthemas.

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Veröffentlicht am 09.03.2021

Schicksalsschwere, aber herzerwärmende Geschichte über eine junge Frau in den 1960er Jahren

Das Fräulein mit dem karierten Koffer
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Der Titel des Romans „Das Fräulein mit dem karierten Koffer“ von Claudia Kaufmann nimmt Bezug auf Sabine, eine der Protagonistinnen der Geschichte, die mehrmals in ihrem Leben in einem eben solchen Koffer ...

Der Titel des Romans „Das Fräulein mit dem karierten Koffer“ von Claudia Kaufmann nimmt Bezug auf Sabine, eine der Protagonistinnen der Geschichte, die mehrmals in ihrem Leben in einem eben solchen Koffer ihre Habseligkeiten eingepackt und damit zu neuen Ufern aufgebrochen ist. Der Hintergrund des Covers zeigt den Marienplatz in München, denn die Erzählung spielt in der bayrischen Landeshauptstadt. Während in den 1960ern die Emanzipation fortschreitet, sind in einigen bedeutenderen beruflichen Positionen noch Bürger mit früherer nationalsozialistischer Gesinnung zu finden. Für die nachfolgende Generation ist eine Aufarbeitung, auch im privaten Umfeld zwar schwierig, aber wichtig.

Sabine ist 19 Jahre alt im für sie schicksalhaften Jahr 1964. Ihre Mutter Brigitte ist verwitwet und hat mit Heinz einen neuen Ehemann gefunden. Weil Sabine noch nicht volljährig ist, hat Brigitte bestimmt, dass sie keine eigene Wohnung haben darf, doch das Verhältnis zu Heinz ist getrübt. Sie verliebt sich in den Sohn einer angesehenen betuchten Familie und wird schon bald sie von ihm schwanger. Ihre Hoffnung, dass der Vater des erwarteten Kinds sie heiraten wird, zerschlägt sich recht schnell. Sie verlässt ihre Mutter im Streit. Auf sich allein gestellt bringt sie ihre Tochter Andrea zur Welt und kämpft darum, dass sie ihr Kind selbst erziehen darf.

Claudia Kaufmann stellt in ihrem Roman mit dem Kampf der Frauen für ihre Rechte ein wichtiges Thema im in den Mittelpunkt. Sie zeigt die Ohnmacht der weiblichen Singles in den 1960ern, wenn es darum ging, die Erziehung ihres Kinds selbst zu übernehmen. Vom Jugendamt wurde ihnen nach Nichtehelichenrecht ein Vormund zugewiesen, der seine eigenen Ansichten zum richtigen Umgang mit dem Nachwuchs kundtun konnte, eine Alternative war die Heimunterbringung des Minderjährigen. Die Autorin beschreibt im Hintergrund ihrer Geschichte die Entwicklung der Rechtslage. Gut nachvollziehbar arbeitet sie im weiteren Verlauf ihrer Schilderung auch die Vor- und Nachteile einer strengeren im Gegensatz zu einer eher antiautoritären Erziehung heraus.

Im Fokus steht zwar Sabine aber auch ihre Mutter Brigitte und ihre Tochter Andrea stehen beispielhaft für viele Frauen ihrer jeweiligen Zeit. Jede der Frauen beansprucht für sich, dass Richtige wohlüberlegt für den Nachwuchs getan zu haben. Sabine ist zu Beginn der Geschichte stark geprägt von ihrem Elternhaus und hat oft für die Handlungen ihrer Mutter kein Verständnis. Brigitte ist in der Lebenseinstellung aufgewachsen, dass Liebe für eine Ehe nicht unbedingt wichtig ist, sondern gewisse Kompromisse dabei zum Erfolg führen. Durch den Kampf für ihre Rechte wird aus Sabine eine selbständige, mutige Frau und dennoch haben sich einige Ansichten aus ihrer Jugend so verfestigt, dass sie nachwirken. Andrea profitiert von der Erziehungshaltung ihrer Mutter, findet darin aber auch Kritikpunkte.

Claudia Kaufmann erzählt im Roman „Das Fräulein mit dem karierten Koffer“ eine schicksalsschwere, aber herzerwärmende Geschichte über eine junge Frau in den 1960ern, die als Alleinerziehende für sich und die Rechte ihrer Tochter kämpft. Die Autorin schont dabei ihre Protagonistin nicht. Ich war von der Erzählung gefesselt und fand sie unterhaltsam, aber auch berührend. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter.

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