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Veröffentlicht am 07.08.2024

Einfühlsam geschriebene Geschichte mit stimmungsvollem Setting

Mitternachtsschwimmer
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Die Protagonistin Grace des Romans „Mitternachtsschwimmer“ von Roisin Maguire ist genauso rau und sanft wie die See vor der Küste von Nordirland, an der der kleine Haupthandlungsort Ballybrady liegt. Das ...

Die Protagonistin Grace des Romans „Mitternachtsschwimmer“ von Roisin Maguire ist genauso rau und sanft wie die See vor der Küste von Nordirland, an der der kleine Haupthandlungsort Ballybrady liegt. Das Dorf ist beschaulich und ähnelt dem, in dem die Autorin lebt, weswegen sie die dort vorherrschende Atmosphäre besonders gut eingefangen hat. Auch das Cover, das sehr schön vom Kölner Designbüro Lübbeke Naumann Thoben gestaltet wurde, strahlt die Unruhe und Stärke der See aus. Der Titel ist haptisch durch eine Tiefprägung im Papier spürbar und bezieht sich auf Grace, die es liebt, in der Nacht im Meer zu schwimmen und die Ruhe zu genießen.

Die Handlung spielt im Frühjahr 2020. Grace ist 50 Jahre alt, besitzt eine spezielle Art von Humor und ein großes Herz, das sie zu schützen versucht. Ihr Einkommen bestreitet sie durch Quilten, dem Verkauf von Seegras und der Vermietung ihres Elternhauses. Neben Grace spielt auch der in Belfast lebende Evan eine Hauptrolle. Evans Ehe ist nach einem schweren Verlust in eine Krise geraten. Um Abstand davon zu gewinnen, mietet er für eine Woche das Cottage von Grace. Als wegen Corona auch in Nordirland ein Lockdown verhängt wird, werden für Evan die wenigen Tage zu einem längeren Aufenthalt, in denen er sich mit Land und Leuten näher auseinandersetzt.

Mit Grace und Evan agieren zwei interessante Persönlichkeiten in der Geschichte, die beide an einer seelische Verletzung aus der Vergangenheit zu tragen haben. Während die psychische Belastung von Evan von Beginn an offen zu erkennen ist, vergräbt die Autorin die Wunden der Grace unter deren Zurückhaltung anderen Menschen gegenüber und deren oft schroffem Auftreten in Interaktionen. Erst nach und nach erfuhr ich als Leserin ebenso wie Evan davon, was in ihren jungen Jahren geschehen ist. Die Begebenheiten werden mit ausreichend Raum geschildert, den man mit eigener Fantasie ausmalen kann.

Neben den feinfühligen Beschreibungen zu brisanten Themen, erzählt die Autorin von den Herausforderungen des Lebens an der Küste in aller Härte. Es ist der besondere Charme des Buchs, der einerseits tiefsinnig die Probleme der Protagonistin und des Protagonisten aufgreift und dem andererseits das raubeinige Auftreten von Grace und der ungezähmten Natur der Küste entgegenstellt. Evan erfährt in der Gemeinschaft nicht nur Rückhalt, sondern schöpft im Laufe der Zeit die Hoffnung, dass ein Neubeginn möglich ist. Eine lebenskluge Verkäuferin und ein achtjähriger Junge, der Geborgenheit sucht, sorgen für aufheiternde Momente und geben der Geschichte einige unerwartete Wendungen.

Der Roman „Mitternachtsschwimmer“ von Roisin Maguire ist einfühlsam geschrieben und sorgt mit einem stimmungsvollen Setting und gut ausformulierten Figuren für ein abwechslungsreich gestalteten Lesevergnügen. Gerne empfehle ich die bezaubernde Geschichte weiter.

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Veröffentlicht am 20.07.2024

Blick hinter die Kulissen des Love-Scammings

Hey guten Morgen, wie geht es dir?
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Martina Hefter weist in ihrer Geschichte auf fehlenden bezahlbaren städtischen Wohnraum hin, der die Pflege erleichtern würde.
Die personale Erzählperspektive fokussiert durchgehend auf Juno. Ihre Unterhaltung ...

Martina Hefter weist in ihrer Geschichte auf fehlenden bezahlbaren städtischen Wohnraum hin, der die Pflege erleichtern würde.
Die personale Erzählperspektive fokussiert durchgehend auf Juno. Ihre Unterhaltung mit dem Loverboy hebt sich zentriert von dem im Blocksatz gesetzten übrigen Text ab. Als Leserin konnte ich an den Gedankengängen der Hauptfigur teilhaben und verstand dadurch ihre berechtigten Befürchtungen, aber auch ihre Wünsche und Bedürfnisse.
Im Prolog ihres Buchs „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ beschreibt Martina Hefter die Tattoos ihrer Protagonistin Juno. Sie sind verbunden mit der im Folgenden einfühlsam erzählten Geschichte eines erfüllten Lebens zwischen Besorgnis, Erfüllung und Hoffnung und gewähren einen Blick hinter den Schein der gesellschaftlichen Normen. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 20.07.2024

Einfühlsame Geschichte über zwei sensible junge Männer

Leonard und Paul
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In seinem Roman „Leonard und Paul“ hat der irische Autor Rónán Hession über mehrere Monate im fiktiven Leben der titelgebenden jungen Männer geschrieben. Beide sind knapp über 30 Jahre alt, wohnen in der ...

In seinem Roman „Leonard und Paul“ hat der irische Autor Rónán Hession über mehrere Monate im fiktiven Leben der titelgebenden jungen Männer geschrieben. Beide sind knapp über 30 Jahre alt, wohnen in der gleichen Stadt und sind miteinander befreundet. Sie teilen eine Vorliebe für Brettspiele, doch was sie ebenfalls verbindet ist ihre Eigenschaft zu respektieren, dass Personen verschiedene Auffassungen haben. Sie halten sich an das weitverbreitete Sprichwort „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu“, denn ihren alltägliche Umgang mit den sie umgebenden Verwandten, Arbeitskollegen, bekannten und unbekannten Menschen gestalten sie nach eigenem Selbstverständnis fair und gerecht.

Im Leben der beiden Freunde treten gerade unerwartete Wendungen ein. Leonard hat bisher gemeinsam mit seiner verwitweten Mutter im elterlichen Haus gelebt, doch nun ist sie verstorben. Seine Arbeit bei einem Verlag für Kinderbücher lenkt ihn nur wenig ab. Er ist sich bewusst, dass der Verlust zu Änderungen in seinem Leben führt. Bald darauf scheint sich zum ersten Mal eine Frau für ihn ernsthaft zu interessieren.

Paul lebt bei seinen Eltern und ist vielfältig interessiert. Bisher hat er sich noch nicht entschieden, welche Arbeit ihm beruflich so ansprechend erscheinen könnte, dass er sie zukünftig ausüben möchte. Stattdessen geht er auf Empfehlung seines Vaters einer Aushilfstätigkeit als Postbote an etwa drei Tagen im Monat nach. Während die Hochzeit seiner Schwester kurz bevor steht und die Familienmitglieder in die Vorbereitungen einbezogen werden, nimmt Paul nach einer plötzlichen Idee an einem Wettbewerb teil.

Ich konnte mich gut in die Gefühlswelt beiden Protagonisten einfinden. Viel zu oft ist man im Alltag mit Menschen konfrontiert, die mit harschen Worten um sich werfen oder sich stets versuchen, einen Vorteil zu verschaffen. Leonard und Paul sind anders. In ihnen scheint die Ruhe verwurzelt zu sein, sehr schön auch symbolisiert durch den Fisch auf dem Cover. Hin und wieder geraten sie aber auch selbst in Bedrängnis. Manchmal reagieren sie so, dass es ihnen leidtut. Das Wichtigste dabei ist, dass sie selbst erkennen, dass ihre Worte oder Handlungen fehl am Platz waren. Dadurch wird eine Korrektur möglich, sei es durch eine Entschuldigung oder der Darstellung der eigenen Sicht, eventuell mit Diskussion darüber.

Manchmal stoßen die beiden Freunde aufgrund ihrer Unerfahrenheit im Umgang mit anderen an ihre Grenzen und fragen sich, wie sie anständig handeln können. Auch ihre eigene Freundschaft gerät dabei auf den Prüfstand. Es ist schön darüber zu lesen, wie die sensiblen Hauptfiguren es über einige Klippen hinweg schaffen, unbeirrt ihren Weg zu gehen. Der Autor stattet seine Figuren nebenbei mit Eigenheiten aus, die sie zusätzlich liebenswert machen und einige Male musste ich schmunzeln, wenn ich mich selbst oder andere darin erkannte. Es war sicher nicht einfach, den Text zu übersetzen und dabei den Sinn zu erhalten. Mein Kompliment dafür geht an Andrea O`Brien.

Ich würde mir wünschen, dass noch mehr Menschen so einfühlsam wie Leonard und Paul agieren würden. Sicher kann der vorliegende Roman von Rónán Hession dazu beitragen, denn er enthält Situationen, an denen manch ein Rüpel sich ein Beispiel nehmen könnte. Daher empfehle ich das Buch sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 08.07.2024

s bleibt auch im Mittelband spannend

Lucid Truth – Was, wenn wir nicht erwachen?
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Die Handlung der Contemporary-Fantasy „Lucid Truth – Was, wenn wir nicht Erwachen?“, dem zweiten Bans der traumhaften Trilogie Nina Martin, setzt zwei Wochen nach den Begebenheiten ein, die im ersten Teil ...

Die Handlung der Contemporary-Fantasy „Lucid Truth – Was, wenn wir nicht Erwachen?“, dem zweiten Bans der traumhaften Trilogie Nina Martin, setzt zwei Wochen nach den Begebenheiten ein, die im ersten Teil beschreiben wurden. Der Band wurde in einer limitierten Erstauflage mit Nachtleuchtfarbe ausgestattet, wodurch der weißgeschriebene Titel auch im Dunkeln zu lesen ist, was wunderschön aussieht.

Die Protagonistinnen Ria und Selena wissen immer noch nicht, welche weiteren Auswirkungen die Ereignisse in der Traumwelt Somna, die im ersten Teil beschrieben wurden, sich im Folgenden auf die wache Welt Corpora ergeben werden. Bald schon merken die beiden, dass die Albträume der Menschen nicht aufzuhalten sind und sie sich unerwünscht in mancherlei Form manifestieren. In den Träumen der Menschen, die dabei ursprünglich von Corpora nach Somna gerieten, war alles möglich: fliegen und eine andere Gestalt annehmen, leider aber garstigen Wesen begegnen. Eine überschaubare Anzahl von Menschen hat die Gabe, nicht selbst zu träumen, sondern in die Träume von anderen einzusteigen. Die meisten von ihnen sind in der Traumunion vereinigt.

Das Bündnis verweigerte es früher anzuerkennen, dass auch Frauen Traumgehende sein können. Ria hat sie von dem Gegenteil überzeugt, aber nun soll sie verschweigen, dass es auch noch andere weibliche Personen mit dieser Gabe gibt. Selena, als weitere Hauptfigur, ist mit ihrer Freundin Mo nach Griechenland geflogen. Der illegale Traumgänger Eric hatte sie veranlasst, ihm bei der Zerstörung von Somna zu helfen. In ihrem Geburtsland möchte sie herausfinden, ob seine Behauptung stimmt, dass die Traumgänger durch ein bestimmtes Geschehen ihre Gabe verlieren werden und wie es nun mit der Welt der Träume weitergehen soll. Ihre Mutter könnte eventuell mehr darüber wissen, aber leider ist ein Gespräch mit ihr über das Thema Somna konfliktbehaftet.

Wie bereits im ersten Band der Reihe fokussieren die Kapitel erneut abwechselnd auf Ria und Selena. Wer den Beginn nicht gelesen hat, wird den Prolog kaum einordnen können, bei allen anderen weckt er Hoffnung darauf, dass eine beliebte Person des bisherigen Geschehens, die verloren zu sein schien, doch noch wiederkehrt. Geschickt erinnerte mich die Autorin durch eine Pressemitteilung, die Ria im ersten Kapitel liest, an die vergangenen Ereignisse. Die Protagonistin ist im Zwiespalt über ihr weiteres Vorgehen, denn so sehr sie sich eigentlich von der Traumunion distanzieren möchte, so dringend benötigt sie weitere Traumgänger, um die Welt der Träume wieder aufzubauen.

Nina Martins Fantasy ist komplex. Sie lässt ihre Protagonistinnen in manche siegesgewisse Höhen steigen und einige emotionale Täler durchschreiten. Zum Glück stehen ihnen nicht nur Widersacher entgegen, sondern es finden sich auch Unterstützer mit Ecken und Kanten, die mir als Leserin manchmal suspekt erscheinen, was aber den Reiz der Erzählung ausmacht. Es wirft sich die Frage auf, wie eine gute Zukunft für die Menschheit aussehen sollte. Mehr und mehr zeigt die Figur des Eric seinen wahren Charakter und ich erfuhr Einzelheiten aus seiner Vergangenheit und seiner Freundschaft zu Selenas Vater.

In der traumhaften Fantasy von Nina Martin geht es auch im zweiten Band „Lucid Truth – Was, wenn wir nicht erwachen?“ um nicht weniger darum, die Macht über die Weltherrschaft zu erhalten. Die Sicht der Protagonistinnen als Ich-Erzählerinnen erlaubt es an ihren nachdenklichen, erfreuten, erschütterten oder hoffnungsvollen Gedanken und vielfältigen Gefühlen teilzuhaben. Die Spannung bleibt über die Seiten hinweg erhalten und ließ mich, wie beim ersten Band, am Schluss des Buchs mit einem Cliffhanger ungeduldig auf den abschließenden Teil wartend zurück. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung für die Fans des Genres.

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Veröffentlicht am 19.06.2024

Genauso spannend wie die ersten drei Fälle der Serie

Mörderfinder – Stimme der Angst
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Wer häufiger einen Krimi oder Thriller von Arno Strobel liest, weiß, dass er gerne neue technische Errungenschaften in seine spannenden Stories einbaut. So ist es auch bei Band 4 seiner Serie „Mörderfinder“. ...

Wer häufiger einen Krimi oder Thriller von Arno Strobel liest, weiß, dass er gerne neue technische Errungenschaften in seine spannenden Stories einbaut. So ist es auch bei Band 4 seiner Serie „Mörderfinder“. Im Untertitel „Stimme der Angst“ deutet sich an, das eine Künstliche Intelligenz, die Stimmen nachstellen kann, zum Tatverlauf beiträgt. Von dem Hinweis auf die Wayback Machine, die eine Rolle in der Aufklärung des Falls spielt, war ich fasziniert, denn es ist ein sehr ambitioniertes Projekt, von dem ich vor langem bereits andeutungsweise gelesen hatte.
Auch im vierten Fall für den früheren Kriminalkommissar und jetzigen Fallanalytiker Max Bischoff schont der Autor seinen Protagonisten nicht. Max hat von Beginn an psychisch darunter zu leiden, dass eine ihm nahestehende Person entführt wird, was ihn triggert, denn nicht nur seine Schwester Kristin wurde in einem früheren Fall gekidnappt, sondern ebenfalls seine Geliebte, die in Folge dessen verstarb. Diese Fälle sind in der Trilogie „Im Kopf des Mörders“ nachlesbar.
Wie bei jedem Band der Serie beschreibt Arno Strobel wieder in kursiv gesetzten Einschüben, was das Opfer beziehungsweise die Opfer in der Hand des Täters in einer ausweglosen Situation empfindet. Außerdem werden die Grübeleien von Max kursiv herausgehoben, wenn er versucht nachzuempfinden, was der Delinquent sich bei der Verübung der Straftat/Straftaten gedacht hat. Im vorliegenden Fall begegnet man als Lesende vielen aus vorigen Fällen bekannten Personen. Doch nach einigen unerwarteten Wendungen und einem sich spannungsmäßig zuspitzenden Finale setzt der Autor am Ende seine Figuren neu.
Ich bin gespannt, ob die Serie „Mörderfinder“ abgeschlossen ist, aber ich vermute, dass Max Bischoff in einer neuen Rolle auf jeden Fall bald schon in einem weiteren Fall ermitteln wird. „Stimme der Angst“ ist ein Must-Read für alle Arno Strobel- und „Max Bischoff-Fan. Der Thriller kann aber auch unabhängig von den Vorgängerbänden gelesen werden und gerne vergebe ich eine Leseempfehlung für alle Freunde der Spannung.

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