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Veröffentlicht am 15.09.2016

Keine Anleitung zum Schüchternsein

Zum Glück bemerkt mich niemand ... dachte ich
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In ihrem Debütroman 'Zum Glück bemerkt mich niemand ' dachte ich' verarbeitet Liv Marit Weberg das eher selten aufgegriffene Thema Schüchternheit. Sie bringt ihre eigenen Erfahrungen dabei ein und arbeitet ...

In ihrem Debütroman 'Zum Glück bemerkt mich niemand ' dachte ich' verarbeitet Liv Marit Weberg das eher selten aufgegriffene Thema Schüchternheit. Sie bringt ihre eigenen Erfahrungen dabei ein und arbeitet vorwiegend mit dem Stilmittel der Hyberbel. Bereits der Titel des Buchs spiegelt sich darin wieder und er wirkt gleichzeitig so sarkastisch wie große Teile der Erzählung gemeint sind. Das Cover deutet an, dass das Buch sich vorwiegend an junge Mädchen richtet, aber die Geschichte ist auch interessant für junge und junggebliebene Erwachsene. Die zartgeblümte Wand als Hintergrund des Titels passt zum Mauerblümchen das davor steht und sich hinter einem großen Windrad verbirgt. Genauso ist die Protagonistin Anne Lise, die sich gelegentlich auch schon mal auf ihre ungewöhnliche Art auf den Boden legt um sich den Blicken anderer Personen zu entziehen ' wie sie selber glaubt.

Anne Lise hat sich nach ihrem Schulabschluss dazu entschlossen, Entwicklungspolitik zu studieren. Ihre geschiedenen Eltern helfen ihr dabei, ihre wenigen Besitztümer in einer winzigen Wohnung in der Nähe der Hochschule von Oslo unterzubringen. Doch am ersten Tag ihres Studiums verirrt sie sich auf dem Gelände und trifft erst verspätet auf ihre Erstsemestergruppe. Statt sich vorzustellen, flüchtet Anne Lise. Dabei läuft sie mittenrein in Tore. Daraus entsteht der Beginn der ersten Beziehung in Anne Lises Leben. Tore, ebenfalls Student, hat nach ihren aus der Schüchternheit geborenen teils seltsam anmutenden Regeln zu spielen und es ist klar, dass das nicht gut gehen kann. Statt zu studieren, igelt sie sich ein. Und plötzlich ist Anne Lise ohne Studium, ohne Freund im weit von zu Hause entfernten Oslo und auch das Geld wird knapp. Sie erkennt, dass es Zeit wird zu handeln und sich mit ihrer Zukunft auseinanderzusetzen. Aber dazu muss sie ihre vielgeliebte kleine Wohnung verlassen.

Der Leser begleitet Anne Lise auf ihrem Weg des Erwachsenwerdens jenseits vom gewohnten Schülerdasein und raus aus dem geborgenen Heim. Sie liest sehr gern und viel und all ihr Wissen über das, was man als Student zu erwarten hat und wie man sich verhalten sollte, weiß sie aus Büchern. Denn ihr Leben in Gesellschaft war bisher geprägt man sehr wenigen Freundschaften und ihr Umgang mit Gleichaltrigen ist holprig und ungeübt. Doch hier zeigt sich, wie die Autorin in übersteigerter Form schildert, dass theoretisches Wissen als Sozialkompetenz nicht ausreicht. Das wahre Leben hält sich nicht an Richtlinien. In jeder Situation, die nicht nach Anne Lises Vorstellungen abläuft, gerät sie aus der Fassung und beginnt mit irgendwelchen schon oft angewendeten Überbrückungstaktiken wie beispielsweise Themenwechsel. Auch über Freundschaft und Liebe und wie man sich beim Verliebt sein verhält hat sie gelesen. Ihr erster Auftritt auf diesem Parkett ist nicht überzeugend und zeigt auf, dass man sich verlieben nicht durch theoretischen Wissen erlernen kann. Das Handeln von Anne Lise ist erfrischend anders, absolut lustig und oft zu schräg um real zu sein.

Obwohl den Eltern Anne Lises Schüchternheit und der Umgang damit durchaus bekannt sein sollte, lassen sie sich auf Nachfragen bemerkenswert schnell von ihr telefonisch beschwichtigen. Die räumliche Entfernung kommt Anne Lises sehr entgegen, damit sie so leben kann wie von ihr gewünscht. Doch irgendwann platzt ihre Seifenblase. Doch auch hier lässt Liv Marit Weberg ihre Protagonistin in abwegige Situationen laufen und auf Personen treffen, die zwar Anne Lises Problem erkennen, dieses aber falsch einordnen. Diese verhält sich zunehmend leider immer naiver.

Die Erzählung ist geprägt von kurzen Kapiteln und Überschriften die in den Text übergehen. Anne Lise erzählt in der Ich-Form und nur so kann der Leser an ihren Gedanken an die gelernten, vermeintlich richtigen Verhaltensweisen und Gefühlswirrungen teilhaben.

Obwohl das Buch sicher eine übertriebene Wirklichkeit darstellt, habe ich mich köstlich amüsiert. Mir hat das Buch gut gefallen und ich freue mich darauf die Fortsetzung bald in den Händen zu halten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Aus männlicher Sicht einfühlsam erzählt

Zwei für immer
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„Zwei für immer“ von Andy Jones nimmt den Leser mit nach London. Dort lernen sich der 31jährige Regisseur William Fisher, von allen nur Fisher genannt und die neun Jahre ältere Visagistin Ivy Lee bei einem ...

„Zwei für immer“ von Andy Jones nimmt den Leser mit nach London. Dort lernen sich der 31jährige Regisseur William Fisher, von allen nur Fisher genannt und die neun Jahre ältere Visagistin Ivy Lee bei einem Werbedreh kennen und lieben. An den ersten Tagen ihrer Beziehung haben die beiden sich In Ivys Wohnung zurückgezogen, die Welt ausgeschlossen und ihre Liebe zueinander genossen. Doch der Alltag hat sie schnell wieder eingeholt. Schon kurze Zeit später stellt Ivy fest, dass sie schwanger ist. Zum Glück reagiert Fisher äußerst positiv. Aber kann eine so kurze Zeit des Zusammenseins schon darüber entscheiden, ob man die weitere Zukunft gemeinsam gestalten möchte, geschweige denn mit einem Kind?

Das Cover des Buchs ist sehr romantisch gestaltet und weist den Leser schon von außen darauf hin, dass es sich um einen Liebesroman handelt. Mir ist es jedoch insgesamt zu blumig und rosarot gestaltet, da der Roman dadurch hauptsächlich eine weibliche Leserschaft anspricht, meiner Meinung nach aber auch für männliche Leser von Interesse ist. Der Protagonist und Ich-Erzähler William Fisher schildert die Geschehnisse in überaus realistischer Sichtweise und gar nicht kitschig. Der Autor bezieht die Familie der Protagonisten in seine Geschichte mit ein und stellt deren Reaktionen auf die Beziehung und die Schwangerschaft dar. Manchmal habe ich mich gefragt, wie viel Andy Jones in diesem Buch zu finden ist, denn der Autor ist selbst Vater von zwei Töchtern und hat sicherlich seine eigenen Erfahrungen hier eingebracht.

Fisher steht jedoch nicht ständig im Mittelpunkt, sondern er ist ein Mensch dem sehr viel an der Harmonie der Partnerschaft gelegen ist. Und zu einer guten Beziehung gehören auch das richtige Streiten und die Aussprache nach Meinungsverschiedenheiten. Auch bei Ivy und Fisher steht trotz des Bemühens um Verständnis wie in eigentlich jeder Partnerschaft immer wieder die Freundschaft und Zuneigung füreinander auf dem Spiel. Ob es für die beiden ein Happy End gibt, werde ich hier nicht verraten.

Vor allem die Figur des Fisher ist ein gut ausformulierter Charakter, der mir im Laufe der Geschichte immer sympathischer wurde. Durch die von Andy Jones gewählte Erzählperspektive erfährt der Leser nur so viel über die anderen Figuren, wie Fisher selbst darüber weiß und davon erzählen kann. Eine wichtige Person ist sein Freund seit Kindestagen, El, der an einer lebensbedrohlichen Krankheit leidet. Trotz seines eigenen Glücks und der Probleme mit Ivy bleibt er sich aber selbst treu und kommt seiner eigenen auferlegten Verpflichtung El gegenüber weiterhin nach. Auf der anderen Seite ist er einem Spiel mit dem Feuer in Form weiblicher Reize nicht abgeneigt. Für ihn und Ivy habe ich aber gehofft, dass die Liebe zueinander allen Versuchungen trotzen kann.

Obwohl Fisher sich schnell mit der Tatsache der Schwangerschaft zurechtfindet, versteht er sehr lange nicht, wie es dazu kommen konnte, denn auf die Frage nach Verhütung, hat Ivy ihm versichert, dass alles in Ordnung sei. Erst im Laufe der Erzählung erfährt der Leser mehr über Ivy und dadurch mehr über die Hintergründe zu ihrer Antwort auf seine Frage. Sie hat ebenso wie Fisher ihre Höhen und Tiefen im Leben gehabt.

Ich fand es besonders interessant, dass diese Geschichte aus männlicher Sicht so einfühlsam erzählt wurde, dass ich als Frau die Denk- und Handlungsweisen von Fisher nachvollziehen konnte. Die Darstellung der Ereignisse fand ich realistisch ausgeführt. Insgesamt hat der Roman mir gut gefallen und daher vergebe ich gerne eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ordentlich konstruierter Krimi

Fallwind
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„Fallwind“ von Till Raether zeigt auf seinem Cover einen Gischt umspülten Leuchtturm. Ein solches Gebäude spielt eine Rolle in dem nun bereits dritten Fall für den Kommissar Adam Danowski, der zu den Ermittlungen ...

„Fallwind“ von Till Raether zeigt auf seinem Cover einen Gischt umspülten Leuchtturm. Ein solches Gebäude spielt eine Rolle in dem nun bereits dritten Fall für den Kommissar Adam Danowski, der zu den Ermittlungen in einem Todesfall hinzugezogen wird. Die aufgefundene Tote starb aber nicht, wie der Titel vermuten lässt, an einem Sturz von einem hohen Bauwerk, sondern wurde erdrosselt. Der Krimi lässt sich ohne Kenntnisse der ersten beiden Bände lesen, der Autor hat erklärende Rückblicke an entsprechenden Stellen eingefügt.

Der Kriminalroman beginnt zwei Jahre nach den Ereignissen die der Autor in „Blutapfel“, dem zweiten Band der Serie, geschildert hat. Adam Danowski hat in der Zwischenzeit einen Lehrgang gemacht und arbeitet jetzt in der Abteilung Operative Fallanalyse des LKA Hamburg. Als in dem kleinen Nordseedorf Friederikenburg ein Mord geschieht, wird er zur Beratung der zur Aufklärung eingesetzten Sonderkommission hinzugezogen. Die ermordete Frau, Mitte 30, arbeitete bei einem großen Windparkunternehmen im Ort. Als Jugendliche gehörte sie zu den sogenannten Leuchtturmkindern d.h. sie lebte unter der Woche auf dem Festland, um zum Gymnasium zu gehen und besuchte ihre Eltern auf der vorgelagerten Insel nur am Wochenende und in den Ferien. Während dieser Zeit wohnten außer ihr noch zwei weitere Mädchen ihres Alters bei dem Lehrerehepaar, das ihnen Unterkunft und Verpflegung bot. Als eine weitere junge Frau ermordet wird ist Eile bei den Ermittlungen geboten, denn auch sie war eines der Leuchtturmkinder und die dritte im Bunde scheint in Gefahr zu sein.

Im Prolog begegnet der Leser Adam Danowski während dieser aus einer Betäubung erwacht. Allmählich wird ihm bewusst, dass er sich in der Gondel eines Windrads befindet, gemeinsam mit einer ebenfalls betäubten Frau, die ihm vage bekannt vorkommt. Der Autor spielt hier geschickt mit der Angst vor geschlossenen Räumen. Doch bis es zu dieser Szene kommt, ist einiges in Friederikenburg passiert. Die vor Ort ermittelnde Soko besteht aus Polizisten, die bisher keine Erfahrung in der Aufklärung von Mord haben. Außerdem sind sie befangen, weil hier jeder jeden zu kennen scheint und somit Freund- und Feindschaften in die Ermittlungen hineinspielen.

Für Danowski ist es erst seine dritte Fallanalyse im neuen Job, der ihn regelmäßig tage- und sogar wochenlang von zu Hause wegführt. Auch diesmal blendet Till Raether immer wieder Kapitel ein, die das Privatleben und die Familie des Ermittlers in den Blick nehmen. Danowski, der sich schon häufig über die gegen seine Ängste verordneten Therapien hinweggesetzt hat, versucht sich mit zweifelhaftem Erfolg an einer neuen Überwindungstaktik.

Neben der etwas verschroben wirkenden Figur des Protagonisten erschafft der Autor vor allem mit der Leiterin der Soko und ihrem Kollegen sowie den Gasteltern der ermordeten Frauen weitere interessante Charaktere. Ihm gelingt es immer wieder im Plauderton unterhaltsame Geschichten rund um die Handelnden und über das Leben im Dorf zu erzählen. Leider ziehen sich die Fallermittlungen in der Mitte des Romans in die Länge. Dennoch gelingt es Danowski auf seine eigene unnachgiebige Art, mehr als nur die Morde aufzuklären und durch geschickte Nachfragen kommen einige in der Vergangenheit vertuschte Geheimnisse der Bewohner ans Licht. Der Spannungsbogen steigert sich im hinteren Teil, wenn es darum geht, den Täter zu ermitteln bevor ein weiterer Mord geschieht.

„Fallwind“ lässt sich leicht und flüssig lesen. Till Raether präsentiert mehrere mögliche Täter und einige unerwartete Wendungen. Insgesamt ein ordentlich konstruierter Krimi der meine Leseempfehlung erhält.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Berührende Liebesgeschichte ab 14 Jahren mit unfassbarem Ende

Cache
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In ihrem Jugendbuch „Cache“ thematisiert Marlene Röder das Geocachen. Vor diesem Hintergrund hat die Autorin eine große Liebesgeschichte geschrieben, die auf ein für mich unerwartetes, verstörendes Ende ...

In ihrem Jugendbuch „Cache“ thematisiert Marlene Röder das Geocachen. Vor diesem Hintergrund hat die Autorin eine große Liebesgeschichte geschrieben, die auf ein für mich unerwartetes, verstörendes Ende hinsteuerte. Das Cover zeigt eine Szene aus dem Buch am Ufer eines Sees: drei Jugendliche, die die Hauptfiguren im Roman sind, bei der Suche nach einem Cache, also dem gesuchten Schatz. Die schwarzen Silhouetten der Cacher heben sich deutlich vor dem türkisfarbenen Wasser ab. Türkis ist auch eine der möglichen Lieblingsfarben des 16-jährigen Max, einem der Protagonisten, der bereits seit einem Jahr mit der gleichaltrigen Leyla zusammen ist. Die dritte Gestalt am See ist Red, der gerne mit seinem Schatzsuchernamen angesprochen wird und dessen tatsächlicher Name dadurch so geheimnisvoll ist wie er sich selbst gerne gibt.

Leyla hat Red durch Zufall auf dem S-Bahnhof getroffen als dieser auf der Suche nach einem sogenannten Nano, einem kleinen Behältnis beim Cachen, war. Er hat sie neugierig auf die Rätsel gemacht, die bei diesem Spiel gelöst werden müssen. Leyla hat ihrem Freund Max davon erzählt und ihn zum Geocachen mitgenommen. Während dieser aber mit der Schwimmmannschaft in Spanien im Urlaub ist, trifft Leyla sich öfters mit Red. Die beiden kommen sich immer näher. Als der Urlaub von Max vorbei ist, steht sie vor einer schweren Entscheidung.
Marlene Röder wählt bewusst das Präsens als Zeitform. Dadurch fühlt der Leser sich ihren Figuren viel näher. Die Autorin lässt zudem Max seine Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählen, so dass der Lesende dessen Gedanken und Gefühle teilen kann. In Rückblicken werden wichtige Szenen geschildert, die letztlich Leyla in die Situation geführt haben, sich zwischen Max und Red entscheiden zu müssen.

Max ist Einzelkind, lebt in einem Einfamilienhaus in Berlin und erhält viele Wünsche von seinen Eltern erfüllt, hat aber auch gewisse Ansprüche an ihn zu erfüllen. Red, der mit seiner alleinerziehenden Mutter dagegen in einer kleinen Wohnung lebt, ist charakterlich ganz anders als Max. Er neidet ihm seine Familie. Wenn ihn eine Sache fasziniert, dann lässt er nicht locker und setzt sich dafür ein, selbst wenn es gefährlich wird. Ob es die geheimnisvolle Art ist oder doch etwas anderes, kann Leyla, die oft auf ihre kleine Schwester Günay aufpassen muss, weil ihre Eltern als Kleinunternehmer arbeitsmäßig sehr eingespannt sind, nicht genau benennen. Vielleicht ist es auch die liebevolle Art mit der er Günay behandelt. Oder benimmt sich Red nur ihr zuliebe auf diese Weise?

Mit wenigen klaren Sätzen beschreibt Marlene Röder jede Situation so, dass der Leser sie sich gut vorstellen kann. Sie führt ihre Geschichte zu einem überspitzten unerwarteten Ende. Anklänge des Romans an die klassische Figur des Werther sind erwünscht. Während Goethes Roman mich aber auf den Schluss vorbereitet hat, war ich hier durch die gewählte Erzählperspektive enttäuscht. Das Umfeld war darauf nicht vorbereitet, kein Anzeichen dafür nach außen sichtbar.

Die Autorin zeigt in ihrem Buch, welche Auswirkungen Entscheidungen hervorrufen können. Worte können sehr verletzen. Für den einen können sie der Ausweg aus einem Gewissenskonflikt sein, für den anderen aber eine ganze Welt zusammen brechen lassen.

„Cache“ ist ein Buch, das mich betroffen zurückgelassen hat und noch lange nachwirken wird. Gerne gebe ich dazu eine Leseempfehlung für Jugendliche ab 14 Jahren und interessierte junge Erwachsene.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Für entspannende Lesestunden

Eigentlich bist du gar nicht mein Typ
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Abi ist Anfang 20 und es läuft gerade richtig gut für sie. Sie ist seit einem Jahr mit dem sechs Jahre älteren Joseph zusammen und hat Erfolg im Beruf als Grafikdesignerin. Doch dann trennt sich ihr Freund ...

Abi ist Anfang 20 und es läuft gerade richtig gut für sie. Sie ist seit einem Jahr mit dem sechs Jahre älteren Joseph zusammen und hat Erfolg im Beruf als Grafikdesignerin. Doch dann trennt sich ihr Freund sich von ihr. Abi versinkt in Selbstmitleid der dazu führt, dass sie beinahe ihren Arbeitsplatz verliert. Von der neuen Kollegin im Büro fühlt sie sich gemobbt. So beginnt der Roman „Eigentlich bist du gar nicht mein Typ“ von Anna Bell.

Sian, Abis Freundin, versucht sie mental aufzubauen. Doch ihre Laune hellt sich erst auf, nachdem ihr eine Idee kommt, wie sie Joseph zurückgewinnen kann. Durch Zufall findet sie eine Liste von ihm, in der er auflistet, welche zehn Dinge er noch vor seinem 40. Geburtstag erlebt haben möchte. Obwohl für Abi aufgrund ihrer Angst einige Punkte kaum durchführbar sind, stellt sie sich der Herausforderung.

Auf dem Cover sieht der Leser Abi auf einem stilisierten Turm zweifelnd in die Tiefe blicken. Doch unten erblickt man einen Radfahrer, der sich von ihr entfernt, auf der Rückseite des Buchs fährt er allerdings auf Abi zu. Es ist Ben, der Freund eines Kollegen, der ihr dabei hilft, einige Punkte der Liste zu erfüllen. Doch er ist in einer Beziehung und außerdem möchte sie ja Joseph zurück, oder? Wird Ben ihr näherkommen oder führt sein Weg von ihr weg?

Abi und Joseph haben sich in ihrer Beziehung bequem eingerichtet. Der Alltag ist gespickt von Ritualen und Regelmäßigkeiten. Erst als Abi nach der Trennung klar wird, dass sie ihren Freund erst zurück gewinnen wird, wenn sie ihr Leben wieder fest in den Händen hält, beginnt ihre Veränderung. Zunächst ist es nur ihr Äußeres, doch mit der Zeit gewinnt sie immer selbstsicherer. Im Umgang mit ihren Freunden wird ihr bewusst, dass Freundschaften zwischen Paaren verschiedenartig sein können. Und sie erkennt den Wert von Freunden, die an ihrer Seite sind und ihr durch ihre Lebenskrise helfen.

Der Schreibstil ist locker und leicht zu lesen. Nachdem Abi beginnt, die Wunschliste abzuarbeiten, ist die Geschichte zu einem großen Teil leider absehbar. Das Lesen macht trotzdem Spaß, weil Anna Bell ihre Protagonistin in einige Fettnäpfchen treten lässt. Die Autorin hat mit Abi einen liebenswerten Charakter geschaffen, der mir immer mehr sympathisch wurde, was daran lag, dass sie ihre Entscheidungen zunehmend von den Vorstellungen anderer löste.

Der Roman ist humorvoll und ideal geeignet für einige entspannende Lesestunden. Dafür gebe ich meine Empfehlung an Leser des Genres Chick-Lit.