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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unterhaltsame Begegnungen und Beschreibungen

Annäherung
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n seinem Buch 'Annäherung' hat Eugen Ruge seine Beobachtungen und Erfahrungen auf den Reisen festgehalten, die er zur Recherche für sein Buch 'In Zeit des abnehmenden Lichts' unternommen hat beziehungsweise ...

n seinem Buch 'Annäherung' hat Eugen Ruge seine Beobachtungen und Erfahrungen auf den Reisen festgehalten, die er zur Recherche für sein Buch 'In Zeit des abnehmenden Lichts' unternommen hat beziehungsweise um dieses Buch auf Lesungen vorzustellen. In 15 Kapiteln beschreibt er Menschen Situationen und Orte aus 14 Ländern in Europa, Asien und Nordamerika. Seine Texte sind mal länger, mal kürzer. Eugen Ruge liebt Worte und gern hinterfragt er deren Bedeutung. Er recherchiert auch schon mal einen Hintergrund im Internet oder sucht Rat und Sehenswürdigkeiten im Reiseführer.

Das Besondere an seinen Notizen ist vor allem die persönliche Note. Offen und ehrlich schildert er Begegnungen. Er berichtet über erfolgreiche, aber auch weniger gut besuchte Lesungen. Dabei ist er durchaus selbstkritisch und stellt auch mal seine eignen Ansichten und Handlungen in Frage. Immer wieder lässt er Teile seiner Familiengeschichte einfließen, denn die ihm von seinen Eltern und Großeltern übermittelten Erinnerungen kommen ihm vor Ort unwillkürlich in den Sinn, woraufhin er den Vergleich zur Gegenwart zieht. Eugen Ruge sucht in jedem Land, in jeder Stadt nach deren Einzigartigkeit. Manches verblüfft ihn, anderes verärgert ihn, vieles nimmt er mit Humor und unterlegt auch einige seine Schilderungen mit amüsanten Anmerkungen oder heiteren Begebenheiten.

Ich mochte den unverstellten Blick auf die vom Autor besuchten Länder. Wer gerne Reiseerzählungen liest, dem empfehle ich dieses Buch

Veröffentlicht am 15.09.2016

Konnte mich nicht fesseln

Bad Romeo - Wohin du auch gehst
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„Wohin du auch gehst“ von Leisa Rayven ist der erste Band der Dilogie „Bad Romeo & Broken Juliet“ Auf dem Cover findet sich ein rotes Herz, das zerrissen ist und von dem sich Teile ablösen. Dennoch scheint ...

„Wohin du auch gehst“ von Leisa Rayven ist der erste Band der Dilogie „Bad Romeo & Broken Juliet“ Auf dem Cover findet sich ein rotes Herz, das zerrissen ist und von dem sich Teile ablösen. Dennoch scheint in der Mitte ein glühender Funke dafür zu sorgen, dass die Liebe, die das Herz zu vergeben hat, nicht abbricht. Synonym steht dieses Herz für die Beziehung der beiden Protagonisten des Buchs Cassandra Taylor, Cassie genannt, und Ethan Holt.

Cassandra steht kurz vor ihrem 20. Geburtstag und ihr sehnlichster Wunsch ist es, Schauspielerin zu werden. Nach dem Abschluss der Highschool im Jahr 2007 bewirbt sie sich deswegen an der angesehenen Schauspielschule Grove School in Westchester im Bundesstaat New York. Bei der Aufnahmeprüfung begegnet sie Ethan zum ersten Mal. Direkt fällt ihr der große, breitschultrige, gutaussehende Junge ins Auge. Der Zufall will es, dass sie mit ihm eine Pantomime vorführen soll. Während der kleinen Aufführung bemerken nicht nur die beiden eine knisternde Spannung zwischen sich. Ethan, der bereits zum dritten Mal an der Prüfung teilnimmt, lehnt eine tiefere Freundschaft mit der eher schüchtern auftretenden Cassie aber zunächst ab. Cassandra ist von ihren eigenen Gefühlen verwirrt, genauso wie von den Reaktionen Ethans auf ihre Freundschaftsbekundungen.

Das Buch beginnt im Jahr 2013 während der Proben zu einem neuen Theaterstück zu dem sowohl Cassandra wie auch Ethan für die Hauptrollen gecastet wurden und nun wieder einmal ein Liebespaar darstellen sollen. Inzwischen sind beide angesehene Schauspieler, Ethan kann sich vor weiblichen Fans kaum retten. Doch beide sind in der Realität nicht mit einander verbandelt, sie sind eigentlich noch nicht mal Freunde. Cassie erzählt die Geschichte in der Ich-Form und nachdem der Leser beide Schauspieler in der Gegenwart im Theaterumfeld kennengelernt hat, blendet die Erzählung zurück auf die Ereignisse in 2007. Immer wieder wechselt nun die Perspektive von Vergangenheit und Jetzt, ruht aber schwerpunktmäßig auf den damaligen Geschehnissen.

Von Beginn an ist sicher, dass Ethan die besondere Beziehung zu Cassie irgendwann zerstört haben muss. Jetzt benehmen Cassandra und Ethan sich in ihren Begegnungen zu dem neuen Theaterstück auf der Bühne wie professionelle Schauspieler, doch beide können eine bestehende Anziehungskraft zueinander nicht leugnen. Nur mühsam entwickelt sich die Geschichte in der Gegenwart und wird hauptsächlich davon getragen, dass Cassie Angst vor einer Wiederannäherung hat. Aber auch die vergangenen Geschehnisse haben keine spannende Handlung und sind eigentlich nur ein großes Gefühlschaos von Cassandra, die sich zu Ethan hingezogen fühlt. Ihre Zuneigung scheint erwidert zu werden, doch Ethan scheut sich davor, eine feste Beziehung einzugehen. Emotionen kommen in diesem Buch ausreichend zum Tragen.
Fokussiert auf den beiden Hauptpersonen des Romans, sind Charaktereigenschaften und Hintergründe weiterer Figuren, wenn überhaupt nur kurz angerissen. So bleibt alles außerhalb der Beziehungsgeschichte recht blass. Die Seiten sind gefüllt mit der Erzählung eines jungen Mädchens, die einen kaum älteren Jungen anschmachtet, zugegebenermaßen in ästhetischer Weise. Die Autorin lässt vermutlich einen Teil ihrer eigenen Jugendträume einfließen, denn sie selbst hat sich früher gewünscht, Schauspielerin zu werden.

Der Roman lässt sich leicht und flüssig und dank etlicher Dialoge auch schnell lesen. Das Katz und Mausspiel von Ethan und Cassandra ist an einigen Stellen auch erheiternd. Am Ende des Buchs bricht die Erzählung zum Ende des Jahrs 2007 ab. Der zweite Band wird demnach die Jahre bis zur Gegenwart ausfüllen.

Leider konnte mich die Geschichte nicht fesseln, zu sehr schleppte sich die Handlung dahin. Auch Cassies Verhalten konnte ich teilweise nicht nachvollziehen. Als Freund von Liebesgeschichten kann man das Buch lesen, muss es aber nicht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unterhaltsames Lesevergnügen

Ach du Liebesglück
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Die Zeit dazu, gemütlich im Liegestück zu sitzen und sich auszuruhen wie die junge Frau auf dem Cover des Buchs „Ach du Liebesglück“ von Kristina Steffan hat die Protagonistin Lilly Pfeffer leider viel ...

Die Zeit dazu, gemütlich im Liegestück zu sitzen und sich auszuruhen wie die junge Frau auf dem Cover des Buchs „Ach du Liebesglück“ von Kristina Steffan hat die Protagonistin Lilly Pfeffer leider viel zu selten, denn sie wird von ihrer Familie gefordert.

Nach dem frühen Tod ihrer Mutter in der Nacht als ihr inzwischen siebenjährigen Sohn Tom zur Welt gekommen ist, kümmert die alleinerziehende Lilly sich um das kleine ländliche Anwesen ihrer Eltern mit Hühnern und Ganter. Ihr Vater widmet sich seiner bisher wenig erfolgreichen Malerei. Ein Zimmer im Haus hat sie untervermietet. Nebenher arbeitet sie in der örtlichen Bäckerei. Doch leider wird ihre finanzielle Lage immer ernster, so dass sie schon seit geraumer Zeit plant, Feriengäste aufzunehmen. Während einer Schicht in der Bäckerei wird sie zu einer Wiese gerufen auf der ein vermeintlicher Landstreicher von einem Bullen angegriffen und verwundet wurde. Die Verletzungen sind nicht so schlimm wie vermutet, aber Gerome, wie der Verletzte heißt, macht sich auf dem Hof nützlich. Er möchte nicht über seine Vergangenheit sprechen und deswegen ist er Lilly leicht suspekt. Sie lernt den sehr gut aussehenden Surfer Lukas kennen während sie ihm dabei hilft, seinen VW-Bus mittels des Treckers der alten Nachbarin aus dem Sand am Strand zu ziehen. In Lilly regen sich nun schon lange ruhende Gefühle, die von ihm erwidert werden.

Wie beim letzten Buch der Autorin „Land in Sicht“ bildet auch bei diesem Roman ein trauriges Familienereignis den Hintergrund für einen einschneidenden Wechsel im Leben der Protagonistin. Der Tod ihrer Mutter, die Geburt ihres Sohnes und das der Kindsvater sie kurz vor der Geburt verlassen hat, unterstützen sie bei der Entscheidung von ihrem Wohn- und Studienort Hamburg wieder in ihr Heimatdorf zu ziehen. Die weitere Geschichte stimmt heiter und wird von Lilly in der Ich-Form erzählt. Sie ist kein Kind von Traurigkeit und nimmt gern das Steuer in die Hand. Sie hat viele Freunde im Ort und die Ortsgemeinschaft hält bei jedem Ereignis zusammen und unterstützt sich gegenseitig. Auch Lilly hilft wo immer sie kann und ist beliebt. Bisher hatte sie aber weder Zeit noch Gelegenheit eine neue Beziehung aufzubauen. Sie hat eine Theorie entwickelt, wie sie feststellen wird, wenn ihr der richtige Mann begegnet. Doch ihr größtes Glück ist ihr Sohn. Die Autorin zeigt beispielhaft, dass eine vielbeschäftigte Mutter sich immer wieder frei Zeiten für ihr Kind schaffen sollte. Auf diese Weise verdient sie sich das gegenseitige Vertrauen und findet Lösungen in Problemsituationen, denn diese bleiben nicht aus.

Mit locker-leichtem Schreibstil machte Kristina Steffan diesen Roman für mich zu einem lesenswerten Vergnügen. Er war turbulent und durch den geheimnisvollen Hintergrund von Gerome ebenfalls spannend, denn das Geheimnis wird erst nahezu zum Schluss gelüftet. Dann erfährt der Leser auch, ob Lilly das Glück in Form der Liebe findet. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und empfehle das Buch gerne weiter.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Durchgehend spannend

Freedom's Child
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Freedom Oliver ist keine alltägliche Protagonistin. Der Leser lernt sie kennen während sie vor einem Feld in Goshen, Kentucky steht und ihre Gedanken zu ihrer Tochter Rebekah schweifen. Nach ihrer eigenen ...

Freedom Oliver ist keine alltägliche Protagonistin. Der Leser lernt sie kennen während sie vor einem Feld in Goshen, Kentucky steht und ihre Gedanken zu ihrer Tochter Rebekah schweifen. Nach ihrer eigenen Aussage wurde Rebekah von ihr getötet und auf eben diesem Acker beerdigt. Unterdessen richtet der örtliche Sheriff seine Waffe auf sie. Mit dieser Szene beginnt das Buch „Freedom‘s Child“ von Jax Miller, dem Pseudonym einer New Yorkerin mit irischen Wurzeln, und bereits dieser Anfang zieht den Leser in seinen Bann, denn er möchte mehr über die Hintergründe von dem was Freedom da geschildert hat erfahren. In diesem Zusammenhang steht auch das Cover, auf dem die Silhouette einer Frau zu sehen ist, durchwirkt mit dem Bild eines Feldes. So undurchschaubar wie die ausgefüllten Umrisse der Frau, so wenig offen ist die Vergangenheit von Freedom, denn das Leben, das sie derzeit führt ist einem Zeugenschutzprogramm geschuldet.

Nessa Delaney ist vor zwanzig Jahren dafür festgenommen worden, dass sie ihren Ehemann, einen Polizisten, erschossen hat. Den Tatverdacht konnte sie auf ihren Schwager umlenken, der dann dafür zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Doch bevor man die Schuld ihres Schwagers festgestellt hatte, kamen ihre beiden Kinder zu Pflegeeltern. Nachdem sie in den Zeugenschutz aufgenommen wurde konnte sie ihren Sohn und ihre Tochter nicht zurückerhalten. Sie hat ihren Namen in Freedom Oliver geändert und eine Stellung in einer Bar in Painter, Oregon angenommen. Die Entwicklung ihrer Kinder verfolgt sie seit einigen Jahren über das Internet. Jetzt ist es so weit, dass ihr Schwager aus dem Gefängnis entlassen wird. Er, drei seiner Brüder und seine Mutter wollen Rache nehmen für die angebliche Falschaussage von Freedom. Nun gibt es seit einigen Tagen keine Meldungen mehr von ihrer Tochter im Internet und das ausgerechnet, nachdem sie versehentlich im Alkoholrausch einen ihrer zahlreichen Briefe an sie tatsächlich abgeschickt hat. Sie fragt sich, ob da ein Zusammenhang besteht. Freedom sorgt sich gleichzeitig um ihre Kinder, ganz speziell ihre Tochter, und auch um ihre eigene Sicherheit.

Freedoms Jugend verlief ohne besondere Auffälligkeiten, bis sie sich in Matthew Delaney, dem Teenagerschwarm verliebte. Sie war hingerissen als er um ihre Hand anhielt und ahnte nicht, in welche Familie sie damit einheiratet. Viel zu spät erkannte sie, dass sie dort gesellschaftlich abdriftete. Scheinbar mühelos fügte sie sich später in ihr neues Leben ein. Doch ihre Selbstvorwürfe blieben, die sie regelmäßig mit Alkohol zu ertränken suchte. Ihr Alltag verläuft in engen Bahnen, da ihre Identität nicht aufgedeckt werden darf. Doch als sie ihr Kind in Gefahr glaubt, reagiert sie gefühlsmäßig als Mutter.

Die Erzählperspektive wechselt ohne bestimmte Reihenfolge zwischen den Kapiteln und immer wieder kommt Freedom selbst zu Wort, eingeleitet durch die Wortphrase „Mein Name ist Freedom Oliver“. Gerade diese Kapitel lassen den Leser an der Gefühlswelt von Freedom teilnehmen und legen offen, warum die Protagonistin wie handelt. Freedom ist ein Mensch mit vielen Ecken und Kanten, die sich bereits an einigen Eckpunkten ihres Lebens falsch entschieden hat. Mit der Zeit wird sie zwar nicht unbedingt liebenswert, jedoch beginnt man ihre Handlungen zu verstehen. Vor allem ihre Hilfsbereitschaft fand ich erstaunlich, da sie eigentlich nicht in das Bild passte, dass der erste Blick auf ihr Leben hergab. Glücklicherweise hat sie nicht nur Feinde, sondern Freunde, die ihr ungeahnt zur Seite stehen. Überhaupt birgt dieser Thriller einige unvorhersehbare Wendungen, die den Leser schließlich in ein so nicht erwartetes Umfeld führen, in dem es dann zu einem furiosen spannenden Showdown kommt.

Jax Miller hat eine ganz eigene Erzählweise und ist dabei an einigen Stellen nicht zimperlich. Manchmal spielte auch der Zufall mit, was aber die Spannung letztendlich noch steigerte und den Spannungsbogen bis zum Schluss hochhielt. Ich kann das Buch allen empfehlen, die gerne Thriller lesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ungewöhnliche Liebesgeschichte im London der 1930er und 1940er

Das Lied, das uns trägt
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Eine junge Frau, vielleicht in Erwartung der Musik zum nächsten Tanz, ziert das Cover des Buchs 'Das Lied, das uns trägt' von Alison Love. Denn die Autorin entführt den Leser im Roman in Londoner Tanzsäle ...

Eine junge Frau, vielleicht in Erwartung der Musik zum nächsten Tanz, ziert das Cover des Buchs 'Das Lied, das uns trägt' von Alison Love. Denn die Autorin entführt den Leser im Roman in Londoner Tanzsäle vor dem Zweiten Weltkrieg. Hier begegnen sich die Tänzerin Olivia, aus einer englischen Kleinstadt kommend, und der italienische Sänger Antonio Trombetta zum ersten Mal.
In einem Prolog stellt die Autorin heraus, dass die Geschichte eine tragische Wende nehmen wird, denn zunächst begegnet der Leser Antonio im Jahr 1940 während er vom Fenster aus zusieht, wie zwei Polizisten sich seiner Wohnung nähern, um ihn mitzunehmen. Die eigentliche Erzählung beginnt drei Jahre früher.

Antonio ist mit einer Italienerin aus seinem Heimatdorf verheiratet. Er hilft seinem kranken Vater im Kiosk und verdient zusätzlich ein wenig als Sänger in den Abendstunden. Gemeinsam mit ihm, seiner Schwester und seinem Bruder wohnt das Ehepaar in einer Wohnung. Nach alter Tradition werden in seiner Familie Ehen durch Absprache der Eltern mit Kindern von Freunden und Bekannten vereinbart. Bereits bei der ersten Begegnung mit Olivia merken beide, dass ein Funken zwischen ihnen überspringt, ohne dass sie sich das eingestehen.

Bernard Rodway, vermögend, Journalist und angehender Autor, lernt Olivia auf der Party eines Freunds kennen. Er umwirbt sie und hält um ihre Hand an. Olivia willigt ein. Als Unterstützer der schönen Künste lädt Bernard Antonio zu Gesangsstunden in seinem Haus ein. Obwohl Olivia und Antonio beide gebunden sind, scheint das Schicksal sie aufeinander zuzutreiben. Was wird stärker sein: die Gefühle zueinander oder die familiäre Gebundenheit? Unterdessen wirft der Zweite Weltkrieg seine langen Schatten voraus und verändert das Alltagsleben.

Neben einem kurzen Blick auf die Londoner Tanzsäle vor dem Zweiten Weltkrieg verbunden mit dem Leben der Frauen, die sich als Tanzpartner und mehr bezahlen ließen, beleuchtet Alison Love einen Aspekt der Geschichte, der wenig bekannt ist, nämlich dem der italienischen Einwanderer in London. Sie bildeten eine Gemeinschaft, die untereinander eng verbunden war und die sich untereinander weiterhin in ihrer Muttersprache verständigten. Politisch waren Sie in diesen letzten Tagen vor dem Weltkrieg besonders gefordert sich dem Faschismus anzuschließen.

Der Schreibstil der englischen Autorin ist leicht und dank der guten Übersetzung von Susanne Goga-Klinkenberg auch flüssig zu lesen. Die Charaktere handeln glaubwürdig, haben Ecken und Kanten. Bis in die Nebenfiguren hinein entwickeln sie sich teilweise anders als erwartet. Ihre Gefühle stehen den gesellschaftlichen Regeln gegenüber, so dass sich hieraus eine ständige Herausforderung für die Figuren ergibt, von denen manch einer sich über die an ihn gestellten Erwartungen hinwegsetzt. So bleibt die Erzählung bis zum Schluss spannend und nicht vorhersehbar.

Alison Love hat die geschichtlichen Details sehr gut recherchiert und gekonnt in ihren Text eingebettet ohne zu langweilen. Die Handlung schreitet zügig voran. Sie beginnt im Jahr 1937 und wir dürfen die Ereignisse mit einigen Zeitsprüngen bis zum Jahr 1947 begleiten.

Dieses Buch war so ganz nach meinem Geschmack und daher empfehle ich es gerne an Leser von historischen Romanen weiter, vor allem an diejenigen, die es wie ich besonders mögen, wenn die Geschichte im letzten Jahrhundert spielt.