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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.07.2019

Konnte mich nicht überzeugen

Das wilde Leben der Cheri Matzner
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Der Arzt Solomon Matzner und seine Frau Cici freuen sich auf ihr Kind. Doch als sie eine Fehlgeburt erleidet, droht sie in Trauer zu versinken. Solomon arrangiert in Windeseile eine Adoption, ein kleines ...

Der Arzt Solomon Matzner und seine Frau Cici freuen sich auf ihr Kind. Doch als sie eine Fehlgeburt erleidet, droht sie in Trauer zu versinken. Solomon arrangiert in Windeseile eine Adoption, ein kleines Mädchen, dem sie den Namen Cheri geben. Cici verliebt sich sofort in ihre Tochter. Das Leben wird noch einige Geheimnisse und unerwartete Wendungen für die kleine Familie mit sich bringen.

Das erhoffte Glück stellt sich leider nicht ein, denn Cheri wird die Erwartungen der Eltern nicht ganz erfüllen. Ich habe mich in diesem Buch schwer getan mit den handelnden Personen, denn keine erscheint mir so richtig sympathisch, trotz des tragischen Schicksals, das sie alle begleitet. Erst auf den letzten 100 Seiten hat sich das gelegt, und erst dann konnte ich mit den Protagonisten mitfühlen. Die Handlungsfäden laufen in mehreren Zeitebenen, was manchmal etwas irritierend war. Viele Themen werden in diesem Buch angesprochen: Adoption und die Suche des Kindes nach der eigenen Identität, Trauer über den Verlust eines Kindes, gegenseitiges Verzeihen, Neubeginn. Meines Erachtens hat die Autorin Tracy Barone zu viel in die Geschichte hinein verfrachtet.

Der Roman stellt den Wert der Familie in den Mittelpunkt, mit all den Verfehlungen, die in diesem Buch geschehen, und lässt die Erkenntnis reifen, wie wichtig es ist, sich gegenseitig verzeihen zu können. Zum Schluss erst entsteht daraus eine Geschichte, die in sich gereift wirkt, doch sie gibt sich manchmal etwas sperrig, so wie auch Cheri Matzner immer wieder geschildert wird. Allerdings finde ich den Titel der deutschen Ausgabe nicht wirklich gelungen, hier wäre eine eher wörtliche Übersetzung des amerikanischen Titels viel besser gewesen.

Mich hat die Lektüre etwas zwiespältig hinterlassen, so ganz überzeugen konnte mich das Buch nicht, auch wenn meine Erwartungen zum Ende hin doch noch annähernd erfüllt wurden. Zwischen dem spannenden Einstieg und dem erklärenden Ende allerdings war mir manches etwas zu langatmig geraten, trotz der vielen unerwarteten Wendungen, die die Geschichte nimmt. Ich vergebe knappe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 12.07.2019

Über die Liebe

Das Leuchten jenes Sommers
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Die junge Fotografin Chloe erhält den Auftrag, die Autorin Madeleine Hamilton zu fotografieren. Chloe, die sich in ihrer Ehe zunehmend eingeengt fühlt, kann schnell einen guten Draht zu der Autorin finden, ...

Die junge Fotografin Chloe erhält den Auftrag, die Autorin Madeleine Hamilton zu fotografieren. Chloe, die sich in ihrer Ehe zunehmend eingeengt fühlt, kann schnell einen guten Draht zu der Autorin finden, die sehr zurückgezogen auf ihrem Anwesen Summerhill lebt und die Öffentlichkeit eher scheut. Durch die Annäherung der beiden Frauen wird die Vergangenheit nochmal heraufbeschworen…

Mit dieser Erzählung verbindet die Autorin Nikola Scott die Geschichte zweier Frauen, die vielerlei Parallelen in ihrer Vergangenheit entdecken. Zudem hilft das Eintauchen in die Vergangenheit den beiden, sich neu in ihrer Gegenwart zurechtzufinden. Erst nach und nach arbeitet die Autorin diese Veränderungen heraus, wobei die Spannung darüber gut gehalten wird, auch wenn der Leser irgendwann ahnt, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. Dabei streift und thematisiert die Autorin die verschiedenen Arten der Liebe: zwischen Partnern, zwischen Geschwistern, zu den Kindern. Sehr einfühlsam werden die handelnden Personen geschildert, die Geschehnisse sind gut nachvollziehbar. Nebenbei kann man sich fast schon auf das Gut Summerhill hinträumen (selbst wenn es dies überhaupt nicht gibt, wie die Autorin zum Schluss einräumt).

Für diese Geschichte, die sich auch nicht scheut, Probleme anzusprechen, vergebe ich sehr überzeugte 4 von 5 Sternen und empfehle das Buch gerne weiter.

Veröffentlicht am 11.07.2019

Routiniert geschrieben

Erbsünde
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Als die übel zugerichtete Leiche eines jungen Mannes entdeckt wird, erkennt Detective Peter Decker recht schnell, dass der Vater des Opfers seit 20 Jahren wegen Raubmord im Knast sitzt. Sein Bauchgefühl ...

Als die übel zugerichtete Leiche eines jungen Mannes entdeckt wird, erkennt Detective Peter Decker recht schnell, dass der Vater des Opfers seit 20 Jahren wegen Raubmord im Knast sitzt. Sein Bauchgefühl lässt nicht locker, er sucht nach Verbindungen zwischen dem Verbrechen von damals und dem Tod des jungen Mannes. Kurz danach verschwindet ein junger Mann, ein Arbeitskollege des Toten. Was steckt nur dahinter?

Mit diesem Band legt die Autorin Faye Kellermann bereits den 25. Band der Reihe um Detective Peter Decker vor. Für mich allerdings war es das erste Buch der Autorin. Zwar merkte ich bald, dass es Teil einer Reihe ist, denn die Teamkollegen um Peter Decker waren sich doch recht vertraut, dennoch gelingt der Einstieg in das Buch jederzeit, denn der Fall ist in sich abgeschlossen. Routiniert werden die Abläufe geschildert, für meinen Geschmack war das vielleicht sogar etwas zu routiniert. Gut verständlich wird der Fall aufgerollt, die Ermittlungen sind gut nachvollziehbar dargestellt. Etwas unglaubwürdig wurde für mich die Geschichte nach dem großen Showdown, aber das muss nun jeder für sich selbst entscheiden.

Insgesamt ist das Buch ganz spannend geschrieben, hat allerdings nicht wirklich großen Eindruck bei mir hinterlassen. Ich vergebe knappe 4 von 5 Sternen dafür.

Veröffentlicht am 07.07.2019

Eine Freundschaft fürs Leben

Bell und Harry
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Die Londoner Familie Bateman hat sich für den Sommer auf einer Farm in Yorkshire eingemietet. Es ist der Beginn einer Freundschaft zwischen den Jungen Bell und Harry, zwischen den beiden Familien Teesdale ...

Die Londoner Familie Bateman hat sich für den Sommer auf einer Farm in Yorkshire eingemietet. Es ist der Beginn einer Freundschaft zwischen den Jungen Bell und Harry, zwischen den beiden Familien Teesdale und Bateman. Sommer für Sommer wird diese Freundschaft erneuert und vertieft, auch wenn die Unterschiede zwischen den Stadtmenschen und den Landmenschen zunächst viel zu groß erschienen.

Die Autorin Jane Gardam beschreibt in diesem Buch die Sommerfreuden zweier Jungen, die die Basis für eine Freundschaft fürs Leben entstehen lassen. Im Mittelpunkt stehen das Landleben mit seinen manchmal etwas kauzigen Bewohnern, aber auch der Zusammenhalt der Menschen, die füreinander einstehen. Wie Anekdoten reihen sich die Erzählungen aneinander und bilden eine einzigartige Geschichte voller sprachlicher Eleganz.

Dieses besondere Buch über eine Freundschaft fürs Leben strahlt einen besonderen Charme aus, deswegen möchte ich es sehr gerne weiter empfehlen.

Veröffentlicht am 05.07.2019

Ein Buch der leisen Töne

Der Postbote von Girifalco oder Eine kurze Geschichte über den Zufall
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1969 im süditalienischen Dorf Girifalco. Der Postbote trägt nicht nur die Post aus, er nimmt auch Anteil am Schicksal der Bewohner: Er liest heimlich die Briefe und schiebt manche Ereignisse auch in die ...

1969 im süditalienischen Dorf Girifalco. Der Postbote trägt nicht nur die Post aus, er nimmt auch Anteil am Schicksal der Bewohner: Er liest heimlich die Briefe und schiebt manche Ereignisse auch in die gewünschte Richtung, wenn sich das nicht von selbst ergibt.

Dieses Buch ist eine ruhige Geschichte, ein Bild aus längst vergangenen Zeiten, das das kleine Dörfchen Girifalcone auf eine sehr poetische Weise beschreibt. Der Postbote hat sich zum guten Geist dieses Ortes erkoren, er hat es sich zur Aufgabe gemacht, unglücklich Verliebten zu helfen sowie liebenden Müttern, die ihre weggezogenen Söhne vermissen. Aber auch politische Mauscheleien fallen in sein Aufgabengebiet. Das wird manchmal etwas unübersichtlich, denn der Postbote kennt alle Bewohner von Girifalco, und das sind nicht wenige. Dafür wartet die Geschichte aber mit mancherlei philosophischen Einblicken auf.

Die sehr leisen Töne des Buches lassen eine vergangene Zeit entstehen und darin eine Geschichte, die sehr versponnen ist. Man muss sich auf diese Geschichte und die langsame Erzählweise einstellen können, dann kann man einen sehr besonderen Roman genießen.