Platzhalter für Profilbild

Gisel

Lesejury Star
offline

Gisel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Gisel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.10.2019

Im Stil eines orientalischen Geschichtenerzählers

Die geheime Mission des Kardinals
0

Syrien, 2010: Der italienischen Botschaft in Damaskus wird ein Fass Olivenöl angeliefert, darin die Leiche eines Kardinals. Kommissar Barudi, kurz vor der Verrentung, will diesen Fall aufklären und wird ...

Syrien, 2010: Der italienischen Botschaft in Damaskus wird ein Fass Olivenöl angeliefert, darin die Leiche eines Kardinals. Kommissar Barudi, kurz vor der Verrentung, will diesen Fall aufklären und wird dabei unterstützt von einem italienischen Kollegen, Mancini. Beide graben sich tief in den Fall ein: Auf welcher geheimen Mission war der Kardinal unterwegs? Was hat er mit dem berühmten Bergheiligen zu tun? Welche Rolle spielen dabei bewaffnete Islamisten?

Rafik Schamis Roman, als Kriminalfall getarnt, entführt den Leser in die syrische Gesellschaft mit ihren Konflikten, erzählt von Glaube und Liebe, Aberglaube und Mord. Die beiden Kommissare verbindet schnell eine tiefe Freundschaft, trotz vieler Hindernisse bleiben sie fest dabei, diesen Fall zu lösen, selbst wenn sie dabei in Gefahr geraten. Dennoch geht es in diesem Buch nicht so sehr um den Fall selbst, sondern um die Umstände drumherum, denn bald bewegen sich die beiden in einem Minenfeld der offensichtlich erlaubten und weniger erlaubten Ermittlungen, in Konkurrenz zum Geheimdienst, der immer wieder droht sich einzuschalten und die Ermittlungen zu blockieren. So entsteht ein lebendiges Bild der syrischen Gesellschaft vor den massiven Flüchtlingsströmen. Das Buch ist manchmal recht anstrengend zu lesen, dafür aber auch sehr interessant und nebenbei informativ. Schami gleicht seine Schilderungen dem Stil orientalischer Geschichtenerzähler an, so dass vor dem Auge des Lesers die Landschaften entstehen, die handelnden Personen agieren, die Gegebenheiten ihren Lauf nehmen, ja man meint sogar die Gerüche der Mahlzeiten zu riechen.

Dieses Buch ist zu einer ganz besonderen Geschichte geraten, die ich sehr gerne weiter empfehle und mit allen 5 möglichen Sternen bewerte.

Veröffentlicht am 17.10.2019

Äußerst beeindruckend

Der Gesang der Flusskrebse
0

Als ein angesehener Bewohner der Küstenstadt Barkley Cove stirbt, sind sich dessen Bewohner schnell einig: Das Marschmädchen hat Chase Andrews getötet. Kya Clark lebt sehr isoliert im Marschland, die Bewohner ...

Als ein angesehener Bewohner der Küstenstadt Barkley Cove stirbt, sind sich dessen Bewohner schnell einig: Das Marschmädchen hat Chase Andrews getötet. Kya Clark lebt sehr isoliert im Marschland, die Bewohner der Stadt wollen mit ihr nichts zu tun haben. Sumpfschlampe nennen sie sie, ohne sie überhaupt näher zu kennen. Doch Kya findet sich in der Natur bestens zurecht. In die Stadt geht sie nur gezielt, um ihre Vorräte aufzustocken. Hat sie etwas mit dem Mord zu tun?

Sehr einfühlsam und in einer bildhaften und poetischen Sprache erzählt die Autorin Delia Owens die Geschichte von Kya, die durch die Geschehnisse zu einer Ausgestoßenen der Gesellschaft wurde und völlig allein und einsam aufwuchs, ohne Unterstützung durch die Gemeinschaft. Ihren Kontakt zu den Stadtbewohnern beschränkte sie wegen der Sticheleien der Einwohner auf ein Minimum, bis auf ein farbiges Ehepaar, mit dem sich freundschaftliche Verhältnisse entwickelten. Die Geschichte ist sachlich und dennoch so eindringlich erzählt, dass sie mich noch lange beschäftigt hat. Sehr detailliert, aber niemals langweilig sind die Beschreibungen des Marschlandes mit ihrer Flora und Fauna: Sie schildern in lebendigen Farben Kyas Lebensraum und geben die passende Atmosphäre für die Geschichte ab. Kya wird so lebendig geschildert, dass der Leser sofort Sympathie für sie empfindet.

Das Buch erzählt nachhaltig eine Geschichte, die mir noch lange im Bewusstsein bleiben wird. Sehr gerne empfehle ich sie weiter und vergebe alle fünf möglichen Sterne.

Veröffentlicht am 16.10.2019

Guter Auftakt einer Jugendfantasy-Reihe

Kingdoms of Smoke – Die Verschwörung von Brigant
0

Fünf Menschen sind durch das Schicksal miteinander verknüpft, auch wenn sie dies zunächst gar nicht wissen. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein: eine Prinzessin, ein Soldat, eine Jägerin, ein Dieb ...

Fünf Menschen sind durch das Schicksal miteinander verknüpft, auch wenn sie dies zunächst gar nicht wissen. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein: eine Prinzessin, ein Soldat, eine Jägerin, ein Dieb und ein Verräter. Während Prinzessin Catherine sich auf ihre Hochzeit vorbereitet mit einem Mann, den sie nicht kennt, droht ihrem Leibgardisten Ambrose, in den sie heimlich verliebt ist, das Schicksal eines Verräters. Diener March aus Calidor, dessen Volk durch einen Krieg ausgelöscht wurde, sinnt auf Rache. Der vermeintlich vaterlose Edyon muss entdecken, wer sein Vater tatsächlich ist. Währenddessen ist Dämonenjägerin Tash auf der Jagd nach dem geheimnisvollen Dämonenrauch. Was wird ihnen die Zukunft bringen?

Es ist eine bunte Truppe, die in diesem Buch das Schicksal vieler Menschen bewegen wird. Geheimnisse gibt es einige zu entdecken, und nicht wenige davon sind recht brisant. Bei der Vielzahl an Handlungssträngen und Personen hilft ein Kapitel zum Schluss des Buches, das über die Orte und Personen des Buches informiert. Eine Landkarte über die Welt, in der die Geschichte spielt, ergänzt die wichtigen Informationen und hilft dabei, die Wege der Protagonisten zu verfolgen. Intrigen, Gefahren und Verrat begleiten alle fünf wichtigsten Personen durch diese Geschichte, einige überraschende Wendungen lassen die Handlung immer wieder neue Wege nehmen. Das Buch endet recht offen, viele Fragen stehen noch im Raum, so dass man sich auf die Fortsetzung freut. Als Jugendbuch (ab 14 Jahren) angelegt, ist die Handlung oft recht vorhersehbar, durch die Fülle der Ereignisse bleibt die Geschichte dennoch spannend. Die Charaktere werden viel von ihrer Rolle beeinflusst, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass sie noch intensiver angelegt wären.

Der Hype um das Buch macht insgesamt neugierig, so dass sicherlich mancher Interesse daran haben und danach enttäuscht sein wird. Dennoch ist es eine ganz ordentlich gemachte Geschichte, eher auf Jugendliche zugeschnitten, und sie wird auch ihre Anhänger finden. Ich empfehle das Buch gerne weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 16.10.2019

Mörderische Variante des täglich wiederkehrenden Murmeltieres

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
0

Eine rauschende Ballnacht soll es werden, als Familie Hardcastle auf ihr Anwesen Blackheath einlädt. Doch die Hintergründe dazu sind bitter: Vor einigen Jahren wurde der Sohn des Hauses tot aufgefunden, ...

Eine rauschende Ballnacht soll es werden, als Familie Hardcastle auf ihr Anwesen Blackheath einlädt. Doch die Hintergründe dazu sind bitter: Vor einigen Jahren wurde der Sohn des Hauses tot aufgefunden, die Eltern gaben der Tochter die Schuld, die danach auf ein französisches Internat gebracht wurde. Nun soll ihre erzwungene Verlobung stattfinden, genau am Jahrestag des ermordeten Jungen. Doch der Abend endet mit dem Mord an ihr, inszeniert als Selbstmord. Aiden Bishop soll herausfinden, wer daran Schuld trägt, und dafür wiederholt sich in einer unendlichen Schleife immer wieder dieser Tag, den er täglich im Körper eines anderen Gastes verbringt. Erst wenn es ihm gelingt, den Mörder zu finden, wird sich diese Schleife auflösen und er kann in sein eigenes Leben zurück.

Der Autor Stuart Turton hat sich eine mörderische Variante des täglich wiederkehrenden Murmeltieres einfallen lassen. Indem Aiden Bishop immer wieder den Körper wechselt, kommen immer wieder neue Aspekte des Mordes ans Tageslicht. Dabei muss Bishop vorsichtig sein, wem er vertrauen kann, denn es gibt Gegner, die diese Auflösung mit allen Mitteln verhindern wollen. Das lässt eine düstere Atmosphäre entstehen und heizt die Spannung zusätzlich an. Sehr gelungen finde ich, wie die Personen ausgearbeitet wurden, so dass die Geschichte äußerst authentisch wirkt. Die Auflösung kommt äußerst überraschend, mit keinem Gedanken hätte ich diese erraten können, doch das passt zu diesem verschachtelten Buch, das mit jeder gelesenen Seite mehr fasziniert. Dennoch ist die Geschichte nicht ganz einfach zu lesen, so mancher wird davon vermutlich enttäuscht sein. Wer jedoch dabeibleibt, wird mit einer äußerst spannenden Variante eines Krimis im Gewand des täglich wiederkehrenden Murmeltieres beschenkt.

Mich hat das Buch gut fesseln und unterhalten können, deshalb empfehle ich es gerne weiter und vergebe alle fünf möglichen Sterne.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Über die Malerin Signe Munch

Die Malerin des Nordlichts
0

Signe Munch hat sich von ihrem Mann scheiden lassen, um sich der Malerei widmen zu können. Man schreibt das Jahr 1922, es ist ein großer Schritt im damaligen Norwegen, als Frau den Lebensweg allein zu ...

Signe Munch hat sich von ihrem Mann scheiden lassen, um sich der Malerei widmen zu können. Man schreibt das Jahr 1922, es ist ein großer Schritt im damaligen Norwegen, als Frau den Lebensweg allein zu finden. Ihr Mann konnte kein Verständnis für ihre Leidenschaft aufbringen, nun aber kann sie ihr Talent ausleben. Vieles hat sie von ihrem Onkel Edvard Munch gelernt, ergänzt hat sie ihre Kenntnisse durch die Lehren bei Pola Gauguin. Aber nicht nur die Kunst wird ihren Weg begleiten, sondern auch später in ihrem Leben die Liebe zu ihrem Mann Einar.

Die Autorin Lena Johannson erzählt mit diesem Roman das Leben der Malerin Signe Munch, die sich aus der Enge der Ehe befreite, um zu sich selbst, zu ihrer Kunst und zu ihrer Liebe zu finden. Der Leser begleitet sie von den ersten Schritten ihrer Selbständigkeit bis hin zu ihrem Tod. Ihre Leidenschaft wird nachvollziehbar geschildert, die Autorin lässt Bilder aus ihren Worten entstehen, die selbst wie ein Gemälde anmuten. Dabei trifft sie genau den Zeitgeist im Norwegen der 1920er Jahre bis hin zum Kriegsende, als die Künstlerin aus der Gefangenschaft entlassen wurde, weil sie im Widerstand tätig gewesen war. Ihr Lebensweg hat mich tief beeindruckt.

Diese Biografie über die Künstlerin, die mir unbekannt geblieben war, verbindet die reale Gestalt der Malerin mit fiktiven Elementen, dies jedoch so sorgfältig, dass ein gutes Bild über das Leben der Signe Munch entstanden ist. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.