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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.11.2018

Gebrandmarkte Liebe unter dem Hakenkreuz

Mag’s im Himmel sein, mag’s beim Teufel sein
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Was passierte mit Paaren in Nazideutschland, wenn sie nicht der „arischen“ Norm entsprachen? Wenn ein Ehepartner jüdischen Glaubens oder zumindest entsprechend eingetragen war? Am Beispiel von den sogenannten ...

Was passierte mit Paaren in Nazideutschland, wenn sie nicht der „arischen“ Norm entsprachen? Wenn ein Ehepartner jüdischen Glaubens oder zumindest entsprechend eingetragen war? Am Beispiel von den sogenannten „gemischtrassigen“ Paaren im Rampenlicht zeigt die Autorin Evelyn Steinthaler exemplarisch, welchen Schikanen und Repressalien die Eheleute ausgesetzt wurden.

Die Autorin gibt dafür zunächst einen guten Überblick über die damalige Situation und zeigt, welche verschiedenen Wege dermaßen gebrandmarkte Ehepartner in einer gefährlichen Zeit gingen: Viele Künstler bzw. deren Ehepartner entschieden sich zur Emigration, manche lebten als „Mitläufer“ in einer schwierigen Zeit, einige davon erhielten eine besondere Genehmigung. Neben den Künstlern, die in Lager deportiert wurden, gab es auch einige, die scheiterten und als Familie Selbstmord verübten, wie z.B. Joachim Gottschalk. Stellvertretend für viele andere zeigt die Autorin an drei weiteren Paaren im Einzelnen, welchen Weg sie gefunden haben: „Everybodys Darling“ Heinz Rühmann und Hertha Feiler, Kurt Weill und seine temperamentvolle Ehefrau Lotte Lenya sowie der Superstar des deutschen Kinos, Hans Albers und seiner Lebensgefährtin Hansi Burg.

Sehr sachlich bleibt die Autorin dabei in ihrem Sprachstil, der Leser kann sich selbst eine Meinung bilden über die Gräuel der damaligen Zeit. Erst im Schlusswort zeigt sie ihre eigene Meinung zu den Geschehnissen und warnt davor, dass ein solch dramatischer und zerstörerischer Einfluss der Politik schnell wieder entstehen kann, wenn wir dem nicht entgegenwirken. Die Geschichten hinter dem Buch sind genau recherchiert, der flüssige Erzählstil liest sich sehr flott. Bilder der Künstler, allein und mit Ehepartner, ergänzen diese aufrüttelnde Auseinandersetzung mit der deutschen Politik während der Nazi-Zeit.

Die erzählten Schicksale berühren den Leser, treffen bis ins Mark, wenn man überlegt, wie politisch Liebe damals sein konnte, wie sehr der Staat ins Innerste der Familie eingriff. Ein Buch, das ich unbedingt weiter empfehlen möchte, und das von mir alle fünf möglichen Sterne erhält.

Veröffentlicht am 14.11.2018

In den Fängen des organisierten Verbrechens

Sektenmord in Neuharlingersiel. Ostfrieslandkrimi
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Die achtzehnjährigen Zwillinge Simon und Daniel Spiekermann müssen aus ihrer Heimat fliehen, weil sie unfreiwillig einen Mord unter Bandenmitgliedern beobachtet haben. Sie schlüpfen unter auf dem Bauernhof ...

Die achtzehnjährigen Zwillinge Simon und Daniel Spiekermann müssen aus ihrer Heimat fliehen, weil sie unfreiwillig einen Mord unter Bandenmitgliedern beobachtet haben. Sie schlüpfen unter auf dem Bauernhof einer Sekte in Neuharlingersiel, wo niemand nach den Geschehnissen der Vergangenheit fragt. Bald ermitteln die Kommissare Bert Linnig und Nina Jürgens in mehreren Mordfällen…

Dies ist nun schon der fünfte Band um das sympathische Ermittlerpaar Bert und Nina. Für mich ist es der zweite Band, ich habe bereits den Vorgänger aus dieser Reihe kennengelernt. Der Fall ist in sich abgeschlossen, man kann also jederzeit in die Geschehnisse einsteigen, das Vergnügen ist aber größer, wenn man auch die Entwicklungen bei den Ermittlern mit verfolgen kann.

Während ich zwischen den Zeilen die Liebe des Autors für seine Heimat sehr gut herauslesen kann, habe ich mich diesmal mit dem Fall selbst ein bisschen schwer getan. Die Dialoge erschienen mir teilweise etwas schwerfällig, die Protagonisten zu zweidimensional geraten. Wirkliche Sympathie habe ich für das zwielichtige Zwillingspärchen nicht empfinden können, aber auch nicht für ihre Eltern. So konnte mich dieser Fall nicht wirklich berühren, er bleibt für mich etwas farblos.

Da mir jedoch der Fall davor sehr gut in Erinnerung geblieben ist, hoffe ich, dass dies eher ein kleiner Ausreißer ist und der nächste Fall aus der Feder des Autors mich wieder mehr begeistern kann.

Veröffentlicht am 14.11.2018

Hüttenfeier à la Jennerwein

Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt
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Jennerweins Team will in einer abgelegenen Hütte das zehnjährige Bestehen feiern, untereinander und ganz ohne Fachsimpeleien. Dafür bietet sich Jennerweins Hütte an, und so treffen sie sich dort, kommen ...

Jennerweins Team will in einer abgelegenen Hütte das zehnjährige Bestehen feiern, untereinander und ganz ohne Fachsimpeleien. Dafür bietet sich Jennerweins Hütte an, und so treffen sie sich dort, kommen nacheinander an, bereit für viel Glühwein und gemeinsames Essen und einen gemütlichen Abend. Doch nichts wird’s daraus, denn während Jennerwein, mit Blick auf seine alte Schule, von seinen allerersten Ermittlungen erzählt, wird ihm klar, dass irgendetwas nicht richtig ist…

Die Krimis um Kommissar Jennerwein und sein Team sind inzwischen Kult. Dies ist nun schon der elfte Band, in dem sie ermitteln dürfen. Während sich der Klamauk bereits auf den ersten Seiten des Buches zeigen darf - Jennerwein hat den Schlüssel zu seiner Hütte verschusselt, ein Horror-Gedanke für jeden Gastgeber -, kommt die Dramatik des Falles zunächst schleichend daher, bis sie in der besten Manier eines Katastrophenfilmes zuschlägt. Die Charaktere sind spannend und teilweise richtig skurril angelegt, jeder ist auf seine eigene Weise irgendwie besonders. Der fesselnde Schreibstil lässt die Seiten nur so weiter blättern, während man das Buch gar nicht aus der Hand legen mag. Unerwartete Wendungen heizen die Handlung zusätzlich auf. Oh ja, ich kann mir die Geschichte als Film vorstellen, Action gibt es dafür genügend!

Für alle Jennerwein-Fans ist das Buch unverzichtbar. Aber nicht nur für diese: Wer sich auf einen Krimi freut, der auf unterhaltsame Weise zusammengesponnen ist, mit viel Humor und originellen Charakteren, ist mit diesem Buch bestens bedient. Deshalb empfehle ich es gerne weiter und vergebe alle fünf möglichen Sterne.

Veröffentlicht am 13.11.2018

Ansprechendes Kinderbuch

Tiergeister AG - Achtung, gruselig!
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Der kleine Dackel Arik entdeckt plötzlich, dass er aus dem Wald nicht mehr herausfindet. Ein neuer Schüler für die Gespensterklasse von Spuk Ekelburg, wo verstorbene Tiere das Gruseln erlernen sollen. ...

Der kleine Dackel Arik entdeckt plötzlich, dass er aus dem Wald nicht mehr herausfindet. Ein neuer Schüler für die Gespensterklasse von Spuk Ekelburg, wo verstorbene Tiere das Gruseln erlernen sollen. Zunächst sollen die Gespenstertiere die Kinder meiden, die tagsüber dasselbe Schulgebäude nutzen. Doch bald stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoller ist, mit den Kindern zusammen eine Zukunft zu finden.

Kindgerecht und dabei sehr humorvoll, mit leicht makabren Anflügen zeigt das Buch einen Konflikt, der nur durch ein friedvolles Miteinander gelöst werden kann. Das gelingt den Tieren und den Kindern gemeinsam auch sehr gut. Hier zeigt das Buch einen guten Weg auf für Kinder, die ähnliche Situationen ja oftmals selbst erleben: Freundschaft und Zusammenhalt als Bollwerk gegen Vorurteile und gegenseitiges Vergraulen.

Das Buch ist schön gestaltet, mit kleinen comic-artigen Zeichnungen, die den Text auflockern. Das Gruseln ist eher wohltemperiert, aber mit der nötigen Spannung genau richtig, damit ein interessantes und ansprechendes Kinderbuch entstehen konnte. Unbedingt empfehlenswert, zum Vorlesen für jüngere, zum Selberlesen für die älteren Schulkinder.

Veröffentlicht am 13.11.2018

Bezaubernd und bittersüß zugleich

Die wundersame Mission des Harry Crane
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Harry verlor seine geliebte Ehefrau durch einen dummen Unfall, während er darauf bestand, sich einen Lottoschein zu kaufen. Ein Jahr später trauert er immer noch und verschwindet in den Wäldern Pennsylvanias. ...

Harry verlor seine geliebte Ehefrau durch einen dummen Unfall, während er darauf bestand, sich einen Lottoschein zu kaufen. Ein Jahr später trauert er immer noch und verschwindet in den Wäldern Pennsylvanias. Dort trifft er das Mädchen Oriana und deren Mutter Amanda, auch sie trauern seit genau einem Jahr um ihren geliebten Vater bzw. Ehemann. Oriana gelingt es, Harry in den Bann eines Märchens zu ziehen, das sie nun beide umsetzen wollen.

Es ist eine ganz ungewöhnliche Art, wie diese drei Menschen ihrer unsäglichen Trauer begegnen. Viele fantastische Elemente spielen dabei in die Geschichte hinein, es wird märchenhaft, oder gibt es doch eine ganz reelle Erklärung für alles, was da passiert? Das mag der Leser für sich selbst entscheiden. So fabuliert der Autor Jon Cohen ein ganz eigenartiges Märchen für Erwachsene, dessen Ausgang sehr lange im Verlauf des Buches überhaupt nicht abzuschätzen ist. Dennoch, es ist eine ganz eigenartige Erzählweise, sie muss dem Leser liegen, damit er sie wirklich schätzen kann. Dabei gewinnen die Protagonisten nach und nach immer mehr Kontur, und keine noch so überraschende Wendung ist völlig unrealistisch. Daraus gewinnt das Buch eine Menge Spannung, die sich immer weiter verdichtet.

Es dauerte deshalb auch bei mir ein bisschen, bis ich so richtig in die Geschichte hineinfand. Dann allerdings konnte sie mich in eine ganz besondere Welt entführen, mit einem ganz eigenen Zauber in einem bittersüßen Märchen. Sehr gerne empfehle ich deshalb diese Geschichte weiter und vergebe vier von fünf Sternen.