Bis ins Innerste berührt
Die VergessenenAls ihre Tante Kathrin nach einem Schlaganfall ins Krankenhaus kommt, ist es Vera, die sich um ihre Wohnung kümmert und sie immer wieder besucht. Dabei kommt sie einem Geheimnis der Tante auf die Spur ...
Als ihre Tante Kathrin nach einem Schlaganfall ins Krankenhaus kommt, ist es Vera, die sich um ihre Wohnung kümmert und sie immer wieder besucht. Dabei kommt sie einem Geheimnis der Tante auf die Spur – ein Geheimnis aus deren ersten Arbeitsstelle als junge Krankenschwester in der Heil- und Pflegeanstalt Winkelberg. Diesem Geheimnis ist auch Manolis Lefteris auf der Spur - ein Mann für besondere Aufträge, er soll die dazugehörigen Akten besorgen. Während Vera das Geheimnis als Chance ihres Lebens begreift, um sich beruflich als Journalistin zu festigen, weiß Manolis, dass das Geheimnis völlig getilgt werden soll, wenn er seinen Auftrag richtig erledigt.
Mit diesem Buch nimmt sich die Autorin Ellen Sandberg (Inge Löhnig) zwei schwere Themen aus der deutschen Geschichte vor: Das sind zum einen die Verbrechen aus der Nazi-Zeit, als Behinderte und kranke Menschen als „wertlos“ eingestuft wurden und deshalb in besonderen Anstalten zu Tode gebracht wurden, aber auch die Verbrechen an den griechischen Einwohnern eines Dorfes, bei denen wehrlose Menschen grausam getötet wurden. In zwei Zeitebenen lässt die Autorin zum einen die Familiengeschichte(n) wieder auferstehen, während im anderen Zeitstrang die Suche nach der Wahrheit den Schwerpunkt bildet. Nur nach und nach erfährt der Leser die Zusammenhänge, während sich nebenbei die Motivationen der einzelnen Protagonisten herausschälen. Mit viel detektivischem Spürsinn wird Vera dem Geheimnis ihrer Tante auf die Spur kommen und dabei selbst in Lebensgefahr geraten. Werden Recht und Gerechtigkeit den Machenschaften von damals einen Strich durch die Rechnung machen?
Spannend und äußerst einfühlsam erzählt breitet sich die Geschichte vor dem Leser auf, die Verwicklungen werden nach und nach klarer. Die Passagen aus der Vergangenheit sind deutlich durch eine andere Schrift abgesetzt, das erleichtert dem Leser, sich mit den Personen und den zeitlichen Ebenen zurechtzufinden. So gelingt der Autorin eine Erzählung, die bis ins Innerste berührt und sicher noch lange nachwirkt. Von mir 5 wohl verdiente Sterne und eine eindeutige Leseempfehlung!