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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.02.2018

Hardy Engel im Sündenpfuhl Hollywood

Der Mann, der nicht mitspielt
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Hardy Engel arbeitet in Hollywood, am liebsten als Schauspieler, zur Not auch als Privatdetektiv. So ereilt ihn der Auftrag der schönen Pepper Murphy, das verschwundene Starlet Virginia Rappe zu finden. ...

Hardy Engel arbeitet in Hollywood, am liebsten als Schauspieler, zur Not auch als Privatdetektiv. So ereilt ihn der Auftrag der schönen Pepper Murphy, das verschwundene Starlet Virginia Rappe zu finden. Im Sündenpfuhl Hollywood in den 1920er Jahren findet er sie schneller, als er das zunächst dachte – doch als sie kurz darauf stirbt, ahnt er, dass hier einiges vertuscht werden soll. Er lässt sich von seinen Ermittlungen nicht abbringen, selbst als er ins Visier der Polizei gerät – und später sogar in höchste Gefahr für sein Leben…

Mit Hardy Engel hat der Autor Christof Weigold einen Detektiv der alten Schule entworfen, der sich gentlemanlike präsentiert und dafür auch schon mal Prügel einstecken muss. Ständig pleite oder kurz davor, muss er sich überlegen, wo sein Geld herkommen soll – und wie er dabei auch noch ehrenhaft bleiben soll. Denn gerade im Sündenpfuhl Hollywood scheinen viele sich manches zu erlauben können. Das Sittenbild des Filmgeschäfts in den Roaring Twenties ist sehr gut gelungen, sehr schnell findet der Leser in die damalige Zeit hinein. Mit seinen gut 600 Seiten ist das Buch allerdings zu einem dicken Schmöker geraten, der meiner Meinung nach an vielen Stellen hätte gekürzt werden können. Sehr lange scheint es unklar, wer denn nun der Täter ist, und der Autor hat einige verblüffende Wendungen eingebaut, so dass die Lösung erst kurz vor dem Schluss wirklich aufgedeckt wird. Gewürzt wird die Geschichte mit einem ganz besonderen Humor, wenn der Detektiv „Engel“ im „Sündenbabel“ Hollywood tätig wird, wenn „Virginia“ eine Schauspielerin ist, die sich jedem an den Hals wirft…Schon allein der Titel kann überraschend mehrdeutig gelesen werden. Chapeau für diesen Sprachwitz!

Wer einen Krimi wie einen alten Schwarz-Weiß-Film lesen möchte, mit einem gut recherchierten Hintergrund und einer spannend konstruierten Geschichte, wird hier gut bedient sein. Allerdings muss er dafür auch ein bisschen Sitzfleisch mitbringen… Von mir deshalb vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 12.02.2018

Schier unglaublich

Der Serienkiller, der keiner war
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Als Sture Bergwall 1991 in die geschlossene psychiatrische Einrichtung Säter eingewiesen wird, deutet noch nichts darauf hin, dass er vom homosexuellen Kleinkriminellen und Drogenabhängigen zum angeblich ...

Als Sture Bergwall 1991 in die geschlossene psychiatrische Einrichtung Säter eingewiesen wird, deutet noch nichts darauf hin, dass er vom homosexuellen Kleinkriminellen und Drogenabhängigen zum angeblich größten Serienkiller Schwedens aufsteigen wird. Er gesteht 39 Morde, wird wegen acht davon verurteilt – bis sich herausstellt, dass alle seine Geständnisse frei erfunden waren. Dass es dazu kommen konnte, ist einer ganz besonderen Mischung der Gegebenheiten zu verdanken: seiner Medikamentensucht, seinem Wunsch nach Aufmerksamkeit sowie dem Einfluss einer Therapeutin und dem Therapeutenzirkel um sie herum. Der Journalist Dan Josefsson deckt eine schier unglaubliche Geschichte auf, wie sie kein Autor besser ersinnen könnte.

Herausgekommen ist dabei ein dicker Schmöker, der akribisch recherchiert ist und sehr detailliert berichtet über die Geschichte eines Serienkillers, der gar keiner war. Dan Josefsson geht den Motiven der Beteiligten auf den Grund und deckt auf, warum jahrelang keiner erkannte, dass an den Bekenntnissen des Patienten kein Körnchen Wahrheit war. Als Sachbuch ist die Erzählung äußerst spannend geraten, dem Autor gelingt es, das Geschehen so aufzubereiten, dass es auch für den unbedarften Leser gut zu verstehen ist. Allerdings gerät manche der Ausführungen doch etwas weitschweifig, hier hätte man manches straffen können.

Als Sachbuch ist die Geschichte sicher nicht jedermanns Sache, aber wer Interesse an einem gut recherchierten und aufbereiteten Justizskandal hat, wird mit diesem Buch sicher eine spannende Lektüre vorfinden.

Veröffentlicht am 10.02.2018

Tagebuch einer angehenden Hexe

Zwischen den Welten
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Nach dem Unfalltod ihrer Eltern zieht Lucy zu ihrer Tante Fiona. Während sie sich in der Schule und bei der Tante langsam einlebt, gibt es einige überraschende Erlebnisse, die sie nicht einordnen kann. ...

Nach dem Unfalltod ihrer Eltern zieht Lucy zu ihrer Tante Fiona. Während sie sich in der Schule und bei der Tante langsam einlebt, gibt es einige überraschende Erlebnisse, die sie nicht einordnen kann. Warum nur riecht es immer wieder so seltsam, wenn Fiona in der Küche arbeitet? Weshalb reagiert Lucy so überraschend auf Aaron? Lucy wird noch einige seltsame Erlebnisse haben, bis sie endlich den Grund für all diese Vorkommnisse erfährt.

Die Autorin Ela Feyh lässt ihre Protagonistin aus der Leere nach dem plötzlichen Wechsel in ihrem Leben eine ganz neue Wende erleben: Denn Lucy erlebt Übersinnliches, sie wird einen ganz neuen Sinn in ihrem Leben finden. Dieses Buch ist der Auftakt zu einer Reihe um Lucy, der Leser wird wie die Protagonistin selbst allmählich zu den Erklärungen über all die seltsamen Ereignisse geführt (auch wenn er durch den Titel bereits einen Vorsprung gegenüber der Protagonistin hat).

Besonders begeistert hat mich die Atmosphäre des Buches wie auch die fantastischen Ereignisse, die Lucys Alltag begleiten. Von mir deshalb vier von fünf Sternen und eine Leseempfehlung für alle, die sich auf eine „Hexengeschichte“ einlassen wollen.

Veröffentlicht am 10.02.2018

Rasant und fesselnd

Schlüssel 17
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Tom Babylon vom LKA Berlin wird zu einem Fall gerufen, der ihn bald mehr beschäftigt, als er zugibt: Die Dompfarrerin Brigitte Riss wird ermordet aufgefunden, aufgehängt in der Kuppel des Doms, bei ihr ...

Tom Babylon vom LKA Berlin wird zu einem Fall gerufen, der ihn bald mehr beschäftigt, als er zugibt: Die Dompfarrerin Brigitte Riss wird ermordet aufgefunden, aufgehängt in der Kuppel des Doms, bei ihr ein Schlüssel mit der Zahl 17. Tom kennt Brigitte Riebe, deren Tochter war Teil seiner Clique aus seiner Jugendzeit, und ein Schlüssel mit der Zahl 17 spielte auch eine Rolle, als seine Schwester Viola verschwand. Tom ist immer noch auf der Suche nach Viola, und deshalb kniet er sich in diesen Fall, zusammen mit der Psychologin Sita Johanns, wobei er sich oftmals nicht an das vorgeschriebene Vorgehen hält, sondern immer wieder mal am Rand der Legalität tätig wird.

Marc Raabe hat sich inzwischen mit seinen Thrillern einen Namen gemacht. Mit dem Ermittlerpaar Babylon und Johanns hat er zwei ausgefallene, aber auch geniale Ermittler geschaffen, die sich gegenseitig bestens ergänzen, auch wenn sie das selbst anfangs nicht so sehen. Etwas gewöhnungsbedürftig sind sie, mit ihrer jeweiligen Vergangenheit und ihrem Umgang damit. Lange lässt der Autor den Leser (und seine Ermittler) im Unklaren über die Bedeutung des Schlüssels, nur um dann eine umso gewaltigere Erklärung abzuliefern, die in einem furiosen Show-Down gipfelt. Der Spannung tut das während der gesamten Geschichte keinen Abbruch, im Gegenteil, die Seiten blättern sich fast von selbst weiter, so rastlos wie seine Protagonisten treibt auch der Leser durch die Erzählung hindurch. Doch nicht alle Handlungsfäden werden aufgelöst, es bleibt Stoff genug für eine Fortsetzung der Reihe, die sicherlich genauso rastlos und fesselnd daherkommen wird.

Nachdem Marc Raabe es bereits mit seinem ersten Thriller geschafft hat, mir äußerst spannende Lesestunden zu bereiten, bin ich ein Fan seiner Bücher geblieben und wurde dabei kein einziges Mal enttäuscht. Ganz klar vergebe ich auch hier eindeutige 5 Sterne sowie eine Leseempfehlung an alle, die an einem rasanten, aber auch blutigen Thriller mit einer klug aufgebauten Auflösung und überraschenden Wendungen interessiert sind.

Veröffentlicht am 09.02.2018

Den Platz in der Welt finden

Eine Insel zwischen Himmel und Meer
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Crow hat ihr junges Leben auf einer Insel verbracht, an die sie als neugeborener Säugling angespült wurde. Osh, der einzige Bewohner der Insel, hat sie bei sich aufgenommen, immer wieder unterstützt von ...

Crow hat ihr junges Leben auf einer Insel verbracht, an die sie als neugeborener Säugling angespült wurde. Osh, der einzige Bewohner der Insel, hat sie bei sich aufgenommen, immer wieder unterstützt von Miss Maggie von der Nachbarinsel. Crow möchte ihre Herkunft kennen, möchte wissen, wer sie als hilflosen Säugling liebevoll in ein anderes Leben geschickt hat. Osh und Miss Maggie unterstützen sie dabei, doch ihre Suche führt sie zu einem gefährlichen Abenteuer.

Crow begibt sich auf die Suche nach ihren Wurzeln, ein Thema, das uns Menschen beschäftigt, vor allem, wenn diese Wurzeln unbekannt sind. Sehr schön dargestellt ist Crows eher ungestüme Ungeduld, mehr über sich zu erfahren, während andererseits Osh alle Brücken zu seiner Vergangenheit abgebrochen hat. Und beide finden dabei ihren Platz in der Welt. Während das Geheimnis um Crows Eltern doch recht schnell gelöst wurde, bildet die Suche nach (und der anschließende Umgang mit) dem Schatz, dem Erbe der Mutter, einen weiteren Schwerpunkt, der Gelegenheiten gibt für viele Abenteuer. Erst dann ist Crow fester Bestandteil der Inselgesellschaft.

Wunderschön gestaltet ist das Coverbild: Mit den beiden Inseln und dem Boot sowie der stilisierten Feder stimmt es auf den Inhalt des Buches ein. Genauso stimmungsvoll ist die Geschichte erzählt, eine Mischung aus märchenhaften Anteilen und sehr authentisch wirkenden realistischen Charakteren. Sehr gut zeigt sich Crows Geborgenheit in ihrer völlig unüblichen Pflegefamilie von Anfang an, verbunden mit ihrer Entwicklung hin zu dem Erwachsenen, der sie mal werden wird.
Berührend erzählt, vielschichtig angelegt, kommt mir die Geschichte selbst vor wie ein kleiner Schatz. Die Sprache ist der jugendlichen Crow angemessen, doch kommt sie gleichzeitig so poetisch daher, dass es eine Freude ist, sich auf diese Erzählung einzulassen. Gerne empfehle ich diese Geschichte weiter, nicht nur an Jugendliche, sondern auch an Erwachsene.