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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.12.2023

Von der Stadt aufs Land

Landgang
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Linda Zervakis hat ein Haus in Schleswig-Holstein gekauft, das sie zusammen mit ihrer Freundin bewirtschaften will. Viele neue Eindrücke prasseln auf sie ein, sie sammelt jede Menge neue Erfahrungen.

Es ...

Linda Zervakis hat ein Haus in Schleswig-Holstein gekauft, das sie zusammen mit ihrer Freundin bewirtschaften will. Viele neue Eindrücke prasseln auf sie ein, sie sammelt jede Menge neue Erfahrungen.

Es sind viele Anekdoten, die sich hier aneinanderreihen in Linda Zervakis‘ Geschichte über die beiden Städterinnen, die sich das Landleben erobern. Manchmal verschwindet der rote Faden dabei, insgesamt zeigt sich aber ein Nachdenken über das Leben auf dem Land wie auch über das Leben überhaupt. Hier wechselt der Ton der Erzählung von lustig bis hin zu nachdenklich; es gibt auch eine Passage, die mir sehr schwer fiel zu lesen, und doch ist sie nur konsequent von Anfang bis Ende. Der flüssige Schreibstil lässt einen durch die Geschichte fliegen. Etwas zu kurz ist mir allerdings das Ende ausgefallen, als wären der Autorin die Zeit oder die Worte ausgegangen...

Das Buch ist eine kurzweilige Lektüre über das Landleben, mit vielen Gedanken von humorvoll bis sehr nachdenklich. Ich empfehle das Buch gerne weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 18.12.2023

Auf Leben und Tod

Schneekinder
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Elin und Kjell sind Zwillinge, die in Jorland sehr abgelegen im Gebirge leben, in einem Land der Vulkane und Geysire. Das Land ist gebeutelt vom Krieg, im Dorf wohnen nur noch Alte und Kinder, und auch ...

Elin und Kjell sind Zwillinge, die in Jorland sehr abgelegen im Gebirge leben, in einem Land der Vulkane und Geysire. Das Land ist gebeutelt vom Krieg, im Dorf wohnen nur noch Alte und Kinder, und auch Kjell wurde mit anderen Jungen zum Arbeiten im Bergwerk eingezogen. Bei diesen Arbeiten öffnet sich eine Felsspalte und entlässt eine tödliche Gefahr, so dass Elin und mit ihr alle noch verbliebenen Dorfbewohner sofort fliehen muss. Eine Flucht auf Leben und Tod in Schnee und Eis beginnt.

Elin weiß es nicht, aber sie hat bestes Führertalent. Es ist schließlich keine einfache Aufgabe, die sie so plötzlich übernommen hat. Die tödliche Gefahr folgt ihnen knapp auf dem Fuß, und es ist unklar, was ihnen auf der Flucht alles begegnen wird. Es stehen einige dramatische Entscheidungen an, und Elin macht sich darüber sehr viele und äußerst gut überlegte Gedanken. Sie wird dabei unversehens erwachsen, muss erkennen, dass sie auch Entscheidungen treffen muss, die sie nie treffen wollte. Das ist teilweise so ausführlich erzählt, dass das Buch sicher nicht für alle Jugendlichen ab 11 Jahren geeignet ist. Und doch zeigt es genau die Realität des Lebens auf. Was mögen all die jungen Flüchtlinge unserer Welt erlebt haben, die sich selbst in ähnlichen Situationen wiedergefunden haben? Das zeigt dieses Buch sehr eindeutig auf. So hart die Realität der flüchtenden Kinder ist, so tief berührt diese Geschichte und geht unter die Haut. Die Charaktere der Story sind gut gelungen, ihre Gedanken und Aktionen gut nachvollziehbar.

Dieses Buch ist nicht einfach zu lesen, und doch erzählt es eine äußerst gelungene Geschichte. Sehr gerne empfehle ich es weiter und vergebe alle 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 17.12.2023

Für mich das Buch des Jahres

Kein guter Mann
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Mit seinen knapp sechzig Jahren arbeitet Walter schon seit ewigen Zeiten als Postbote. Doch dann wird er in die Abteilung für unzustellbare Briefe strafversetzt: in die Christkindfiliale der Post in Engelskirchen. ...

Mit seinen knapp sechzig Jahren arbeitet Walter schon seit ewigen Zeiten als Postbote. Doch dann wird er in die Abteilung für unzustellbare Briefe strafversetzt: in die Christkindfiliale der Post in Engelskirchen. Ein Job, der so gar nicht zu ihm passt, denn er gibt sich gerne als Querulant. Als ihn ein Brief erreicht, der an den lieben Gott gerichtet ist, kniet er sich in die Geschichte seines Absenders. Das ist Ben, zehn Jahre alt, und er will nicht, wie alle anderen Kinder seines Alters, ein Handy oder ein teures Spiel, sondern er will wissen, wie man einen Klempner ruft. Ein Briefwechsel zwischen den beiden entsteht, wobei sich Walter als Gott ausgibt. Er erfährt ganz viel über Ben, will tatsächlich Gott spielen und Ben helfen. Doch so leicht ist das gar nicht, was Gott so alles zu richten hätte… Und da ist ja auch noch Walters eigene Vergangenheit, in der so manches schief gelaufen ist.

Mein Gott, Walter! - Was liegt näher, als dieser Ausspruch, der mir sofort ein Grinsen ins Gesicht zauberte. Der Sprachwitz dieser Geschichte hat mich immer wieder begeistert in diesem Buch. Anfangs hat mich das Geschehen schon sehr erinnert an „Ein Mann namens Tove“ von Fredrik Backman, doch irgendwann hat das Buch seine eigene Richtung eingeschlagen. Und ging dabei immer mehr in die Tiefe, erzählte immer mehr aus Walters Vergangenheit, wurde nachdenklicher. Dabei entstand eine Wendung, die mich völlig überrascht hat und die doch so gut passt, dass mich das Buch völlig für sich eingenommen hat. Letztendlich ist dabei eine Weihnachtsgeschichte entstanden, die so gar nicht dem Schema F entspricht und mich ganz tief berührt hat.

Dieses Buch ist für mich die Überraschung des Jahres. Ich will es unbedingt weiter empfehlen und vergebe selbstverständlich alle 5 möglichen Sterne.

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Veröffentlicht am 16.12.2023

Geschichte einer Serienmörderin

Meine Männer
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Mit siebzehn Jahren erlebt Brynhild ihre erste Liebe, doch als sie schwanger wird, wechselt die liebevolle Leidenschaft ihres Geliebten in brutale Gewalt. Sie flieht von Norwegen in die USA und will dort ...

Mit siebzehn Jahren erlebt Brynhild ihre erste Liebe, doch als sie schwanger wird, wechselt die liebevolle Leidenschaft ihres Geliebten in brutale Gewalt. Sie flieht von Norwegen in die USA und will dort neu beginnen. Doch ihr Leben ist bereits geprägt von der Gewaltorgie. Sie wird zur ersten amerikanischen Serienmörderin, stürzt sich in eine Liebschaft nach der anderen, doch ihre Männer sterben alle auf rätselhafte Weise.

Es ist ein brutaler Einstieg in Brynhilds Geschichte, wenn sie von den Höhen der ersten Liebe abstürzt in die Orgie von Gewalt, die ihr Leben nachhaltig beeinflussen wird. Sie wird dieses Trauma nie verwinden. Der distanzierte Blick auf die junge Frau erschwerte es mir allerdings, mich wirklich in ihre Gedanken und in ihre Lebenswelt einzufühlen. Es wird nachvollziehbar, warum sie die Beziehung zu Männern sucht. Doch ihr Zusammenleben mit ihnen und wie das dann so kippt, dass sie sie allesamt tötet, wird nur angedeutet. Die Geschichte stützt sich auf das Leben der Serienmörderin Belle Gunness, die tatsächlich gelebt hat und angeklagt wurde, zwischen 20 und 40 Männern getötet zu haben.

Wirklich überzeugen konnte mich die Nacherzählung von Belles Schicksal nicht. Ich kann das Buch nur bedingt weiter empfehlen und vergebe 3 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 16.12.2023

Bildgewaltige Geschichte aus Island

60 Kilo Kinnhaken
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Der junge Gestur lebt im (fiktiven) Segulfjörður, einem Ort, der vom Heringsfang beeinflusst wird. Er ist auf der Suche nach dem Leben, nach der Liebe, aber auch nach seiner eigenen Geschichte.

Das Buch ...

Der junge Gestur lebt im (fiktiven) Segulfjörður, einem Ort, der vom Heringsfang beeinflusst wird. Er ist auf der Suche nach dem Leben, nach der Liebe, aber auch nach seiner eigenen Geschichte.

Das Buch ist die Fortsetzung der Geschehnisse in „60 Kilo Sonnenschein“, das ich allerdings nicht kenne. Vor allem anfangs hatte ich hier immer wieder das Gefühl, dass mir deshalb wichtige Vorkenntnisse fehlen. Hallgrímur Helgason erzählt bildgewaltig von Gestur und seiner Welt, die vom Heringsfang beeinflusst wird. Manches davon wurde mir allerdings zu langatmig, vieles wird wiederholt, manche Nebenhandlung wird in meinen Augen zu sehr aufgebauscht. Spannend fand ich das Leben im Island der Jahrhundertwende auf jeden Fall, man kann sich gut in den vom Heringsfang beeinflussten Ort hineinfühlen, Land und Leute sind dabei sehr gut beschrieben. Das hätte man allerdings mehr zusammenstreichen und dabei mehr Spannung erzeugen können.

So sehr mich die Geschichte fasziniert hat, so hat mir die Langatmigkeit der Erzählung die Lektüre erschwert. Hier sind die Geschmäcker sicherlich verschieden, so dass es bestimmt andere Leser gibt, die sich bestens mit diesem Buch wiederfinden. Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

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