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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.10.2019

Die Märchenwelt mal tüchtig aufgemischt

Märchenfluch, Band 1: Das letzte Dornröschen
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Flora ist 16 Jahre alt. Als sie erfährt, dass sie die Nachfahrin von Dornröschen ist, fällt sie aus allen Wolken. Ab sofort muss sie mit anderen Märchenfiguren die Menschheit vor gefährlicher Magie retten. ...

Flora ist 16 Jahre alt. Als sie erfährt, dass sie die Nachfahrin von Dornröschen ist, fällt sie aus allen Wolken. Ab sofort muss sie mit anderen Märchenfiguren die Menschheit vor gefährlicher Magie retten. Dabei fühlt sie sich sehr zu einem der Märchenprinzen hingezogen. Noch verwirrender ist, dass in ihr selbst eine dunkle Macht an die Oberfläche drängt.

Die Autorin Claudia Siegmann hat die für diese Geschichte Märchenwelt mal tüchtig aufgemischt. Es gibt viele kleine Details, die die reale Welt der Jugendlichen mit der Märchenwelt verbinden und dabei ihre ganz eigene Atmosphäre verströmen, man denke da nur an den sprechenden und äußerst nervigen Spiegel. Das erste Abenteuer mit Flo und den anderen Märchengestalten, allesamt selbst Jugendliche, entführt den Leser in eine ganz eigene Welt, in der sich Realität und Märchenwelt nicht nur überlappen, sondern sogar gut ergänzen. Mit Flora steigt der Leser in diese Märchenwelt ein und erlebt mit staunenden Augen die Geschehnisse rund um die Märchenfiguren und ihre Aufgaben. Die Spannung war von der ersten bis zur letzten Seite zu spüren, auf die Fortsetzung bin ich schon ganz neugierig und kann das nächste Buch kaum erwarten.

Das Buch ist der erste Teil einer Trilogie. Als Jugendbuch konzipiert, schafft es die Autorin schnell, auch Erwachsene mit dem Stoff zu begeistern. Sehr gerne empfehle ich die Geschichte weiter und vergebe alle fünf möglichen Sterne.

Veröffentlicht am 18.10.2019

Im Stil eines orientalischen Geschichtenerzählers

Die geheime Mission des Kardinals
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Syrien, 2010: Der italienischen Botschaft in Damaskus wird ein Fass Olivenöl angeliefert, darin die Leiche eines Kardinals. Kommissar Barudi, kurz vor der Verrentung, will diesen Fall aufklären und wird ...

Syrien, 2010: Der italienischen Botschaft in Damaskus wird ein Fass Olivenöl angeliefert, darin die Leiche eines Kardinals. Kommissar Barudi, kurz vor der Verrentung, will diesen Fall aufklären und wird dabei unterstützt von einem italienischen Kollegen, Mancini. Beide graben sich tief in den Fall ein: Auf welcher geheimen Mission war der Kardinal unterwegs? Was hat er mit dem berühmten Bergheiligen zu tun? Welche Rolle spielen dabei bewaffnete Islamisten?

Rafik Schamis Roman, als Kriminalfall getarnt, entführt den Leser in die syrische Gesellschaft mit ihren Konflikten, erzählt von Glaube und Liebe, Aberglaube und Mord. Die beiden Kommissare verbindet schnell eine tiefe Freundschaft, trotz vieler Hindernisse bleiben sie fest dabei, diesen Fall zu lösen, selbst wenn sie dabei in Gefahr geraten. Dennoch geht es in diesem Buch nicht so sehr um den Fall selbst, sondern um die Umstände drumherum, denn bald bewegen sich die beiden in einem Minenfeld der offensichtlich erlaubten und weniger erlaubten Ermittlungen, in Konkurrenz zum Geheimdienst, der immer wieder droht sich einzuschalten und die Ermittlungen zu blockieren. So entsteht ein lebendiges Bild der syrischen Gesellschaft vor den massiven Flüchtlingsströmen. Das Buch ist manchmal recht anstrengend zu lesen, dafür aber auch sehr interessant und nebenbei informativ. Schami gleicht seine Schilderungen dem Stil orientalischer Geschichtenerzähler an, so dass vor dem Auge des Lesers die Landschaften entstehen, die handelnden Personen agieren, die Gegebenheiten ihren Lauf nehmen, ja man meint sogar die Gerüche der Mahlzeiten zu riechen.

Dieses Buch ist zu einer ganz besonderen Geschichte geraten, die ich sehr gerne weiter empfehle und mit allen 5 möglichen Sternen bewerte.

Veröffentlicht am 17.10.2019

Äußerst beeindruckend

Der Gesang der Flusskrebse
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Als ein angesehener Bewohner der Küstenstadt Barkley Cove stirbt, sind sich dessen Bewohner schnell einig: Das Marschmädchen hat Chase Andrews getötet. Kya Clark lebt sehr isoliert im Marschland, die Bewohner ...

Als ein angesehener Bewohner der Küstenstadt Barkley Cove stirbt, sind sich dessen Bewohner schnell einig: Das Marschmädchen hat Chase Andrews getötet. Kya Clark lebt sehr isoliert im Marschland, die Bewohner der Stadt wollen mit ihr nichts zu tun haben. Sumpfschlampe nennen sie sie, ohne sie überhaupt näher zu kennen. Doch Kya findet sich in der Natur bestens zurecht. In die Stadt geht sie nur gezielt, um ihre Vorräte aufzustocken. Hat sie etwas mit dem Mord zu tun?

Sehr einfühlsam und in einer bildhaften und poetischen Sprache erzählt die Autorin Delia Owens die Geschichte von Kya, die durch die Geschehnisse zu einer Ausgestoßenen der Gesellschaft wurde und völlig allein und einsam aufwuchs, ohne Unterstützung durch die Gemeinschaft. Ihren Kontakt zu den Stadtbewohnern beschränkte sie wegen der Sticheleien der Einwohner auf ein Minimum, bis auf ein farbiges Ehepaar, mit dem sich freundschaftliche Verhältnisse entwickelten. Die Geschichte ist sachlich und dennoch so eindringlich erzählt, dass sie mich noch lange beschäftigt hat. Sehr detailliert, aber niemals langweilig sind die Beschreibungen des Marschlandes mit ihrer Flora und Fauna: Sie schildern in lebendigen Farben Kyas Lebensraum und geben die passende Atmosphäre für die Geschichte ab. Kya wird so lebendig geschildert, dass der Leser sofort Sympathie für sie empfindet.

Das Buch erzählt nachhaltig eine Geschichte, die mir noch lange im Bewusstsein bleiben wird. Sehr gerne empfehle ich sie weiter und vergebe alle fünf möglichen Sterne.

Veröffentlicht am 16.10.2019

Mörderische Variante des täglich wiederkehrenden Murmeltieres

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
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Eine rauschende Ballnacht soll es werden, als Familie Hardcastle auf ihr Anwesen Blackheath einlädt. Doch die Hintergründe dazu sind bitter: Vor einigen Jahren wurde der Sohn des Hauses tot aufgefunden, ...

Eine rauschende Ballnacht soll es werden, als Familie Hardcastle auf ihr Anwesen Blackheath einlädt. Doch die Hintergründe dazu sind bitter: Vor einigen Jahren wurde der Sohn des Hauses tot aufgefunden, die Eltern gaben der Tochter die Schuld, die danach auf ein französisches Internat gebracht wurde. Nun soll ihre erzwungene Verlobung stattfinden, genau am Jahrestag des ermordeten Jungen. Doch der Abend endet mit dem Mord an ihr, inszeniert als Selbstmord. Aiden Bishop soll herausfinden, wer daran Schuld trägt, und dafür wiederholt sich in einer unendlichen Schleife immer wieder dieser Tag, den er täglich im Körper eines anderen Gastes verbringt. Erst wenn es ihm gelingt, den Mörder zu finden, wird sich diese Schleife auflösen und er kann in sein eigenes Leben zurück.

Der Autor Stuart Turton hat sich eine mörderische Variante des täglich wiederkehrenden Murmeltieres einfallen lassen. Indem Aiden Bishop immer wieder den Körper wechselt, kommen immer wieder neue Aspekte des Mordes ans Tageslicht. Dabei muss Bishop vorsichtig sein, wem er vertrauen kann, denn es gibt Gegner, die diese Auflösung mit allen Mitteln verhindern wollen. Das lässt eine düstere Atmosphäre entstehen und heizt die Spannung zusätzlich an. Sehr gelungen finde ich, wie die Personen ausgearbeitet wurden, so dass die Geschichte äußerst authentisch wirkt. Die Auflösung kommt äußerst überraschend, mit keinem Gedanken hätte ich diese erraten können, doch das passt zu diesem verschachtelten Buch, das mit jeder gelesenen Seite mehr fasziniert. Dennoch ist die Geschichte nicht ganz einfach zu lesen, so mancher wird davon vermutlich enttäuscht sein. Wer jedoch dabeibleibt, wird mit einer äußerst spannenden Variante eines Krimis im Gewand des täglich wiederkehrenden Murmeltieres beschenkt.

Mich hat das Buch gut fesseln und unterhalten können, deshalb empfehle ich es gerne weiter und vergebe alle fünf möglichen Sterne.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Auf Mörderjagd im Urlaub

Das Grauen in dir
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Profilerin Andrea Thornton ist mit ihrer Familie in Urlaub auf der schottischen Insel Skye. Da bittet ein Polizist sie um Mithilfe bei einem Fall, der ihn schon seit Jahren umtreibt: Jedes Jahr wird ein ...

Profilerin Andrea Thornton ist mit ihrer Familie in Urlaub auf der schottischen Insel Skye. Da bittet ein Polizist sie um Mithilfe bei einem Fall, der ihn schon seit Jahren umtreibt: Jedes Jahr wird ein Junge im Teenageralter vergewaltigt, nun schon seit 13 Jahren. Zwei der Jungs überlebten, die anderen hat der Vergewaltiger ermordet. Andrea ist sehr schnell dazu bereit und erstellt kurzerhand ein Täterprofil, das schnell zu einer Festnahme führt. Doch der Täter ist gerissen, so schnell will er sich nicht geschlagen geben…

Es ist jedesmal von neuem faszinierend, wenn Andrea aus den vorliegenden Informationen und einigen wenigen gezielten Fragen ein Täterprofil ausarbeitet, das in kürzester Zeit zum Auffinden des Täters führt. Auch diesmal ist das sehr gelungen dargestellt, der Fall wirkt insgesamt äußerst realistisch, sowohl von der Ermittlertätigkeit her wie auch vom Privatleben der Profilerin, das auch in diesem Band eine Rolle spielt. Spannend ist es, sich mit Andrea auf die Suche nach wichtigen Hinweisen zu begeben. Auch für gefährliche Momente ist gut gesorgt in diesem Band. Bedingt durch den Urlaub der Protagonistin werden beim Lesen Urlaubsgefühle wach, wenn die schottische Landschaft in das Geschehen mit eingebunden wird.

Diese interessante Verquickung von Urlaubsgefühlen und spannendem Thriller hat mir sehr gut gefallen, deshalb muss ich das Buch, besser aber die gesamte Reihe unbedingt weiter empfehlen und vergebe sehr gerne alle 5 möglichen Sterne.