Ein Mix von Themen
Im Reich der SchuheZum Inhalt
Der Titel „Im Reich der Schuhe“ ist für den Roman von Spencer Weis beinahe schon relativ wörtlich zu nehmen. Denn die Geschichte, um die es geht, spielt in China, im Mittelpunkt steht eine ...
Zum Inhalt
Der Titel „Im Reich der Schuhe“ ist für den Roman von Spencer Weis beinahe schon relativ wörtlich zu nehmen. Denn die Geschichte, um die es geht, spielt in China, im Mittelpunkt steht eine Fabrik für Schuhe – geführt von Fedor Cohen, dem Vater von Alex Cohen, der als zentraler Protagonist und Ich-Erzähler seine Geschichte erzählt.
Meine Meinung
Spencer Wise hat einen schönen, angenehmen Schreibstil und es gelingt ihm, sowohl die Charaktere als auch deren Lebensumstände so darzustellen, dass ein deutliches Bild für den Leser entsteht. In dem Roman mischt sich meiner Meinung nach der Drang nach dem Abnabeln und Abgrenzen des erwachsenen Sohnes von seinem Vater mit einer Art Gewissenskonflikt in Bezug auf die Arbeits- und Lebensumstände der in der Fabrik beschäftigten Arbeiter/innen.
Ich wähle hier bewusst den Begriff „Art“ Gewissenskonflikt, denn Alex scheint zwar ein guter Mensch zu sein. Allerdings ist er sich meiner Meinung nach durchaus dem Konfliktpotenzial zwischen möglichst hohen Gewinnansprüchen und z.B. einer gewerkschaftlich organisierten Arbeiterschaft bewusst. Überhaupt vermischen sich meiner Meinung nach in Alex Handeln immer wieder verschiedene Motive – der Wunsch nach Unabhängigkeit, seine Beziehung zu Ivy, seine Angst vor dem politischen System in China, in dem unbequeme Menschen einfach verschwinden können.
Auch wenn der Affe auf dem Cover des Romans mich zum Schmunzeln gebracht hat, so ist die Geschichte, um die es in dem Roman geht, keineswegs leichte Kost. Es werden sozialkritische Punkte angesprochen, auch um politische Themen geht es immer wieder. Ich gebe zu, dass ich mich weder mit der jüngeren Geschichte Chinas, noch mit den expliziten Details des politischen Systems gut auskenne – für mich waren daher manche Begriffe, die in die Handlung eingewoben wurden, Menschen und Ereignisse, die genannt wurden und gefühlt eine bestimmte Bedeutung hatten, nicht ohne weiteres zu deuten. Und das hat die Geschichte in Teilen ein wenig anstrengend für mich gemacht. Weil ich das Gefühl hatte, hier fehlt mir etwas an Hintergrundinformationen, um das wirklich zu erfassen, um das es in dieser Szene wirklich geht, um zu verstehen, wovon die Rede ist und nicht nur eine vage Ahnung zu haben.
Von mir erhält „Im Reich der Schuhe“ daher drei von fünf Sternen. Der Roman hat mich jedenfalls gut unterhalten und auf jeden Fall neugierig darauf gemacht, ein bisschen zu der neueren Geschichte Chinas zu recherchieren.