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Veröffentlicht am 22.10.2020

Schreckt und macht nachdenklich

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Hendrik Zemmer und Linda Mattheus leben glücklich und zufrieden in ihrem neuen mit einem super modernen Smart-Home-Service ausgestatteten Haus.
Während eines romantischen Dinners träumen sie von ihrer ...

Hendrik Zemmer und Linda Mattheus leben glücklich und zufrieden in ihrem neuen mit einem super modernen Smart-Home-Service ausgestatteten Haus.
Während eines romantischen Dinners träumen sie von ihrer in einer Woche stattfindenden Hochzeit, als Hendrik telefonisch zu einer Not-OP gerufen wird.

Bei seiner Rückkehr, gegen 4.30 am Morgen, muss er feststellen, dass Laura verschwunden ist. Keine Nachricht, das Bett unbenutzt, Hendrik ist ratlos und verzweifelt.

Da kein gewaltsames Eindringen zu erkennen ist und Lindas Koffer verschwunden ist, nehmen die herbeigerufenen Polizeibeamten Lindas Verschwinden nicht ernst.



Das ist wieder einmal ein spannender und verwirrender Psychothriller alla Strobel.

Der Leser wird von Seite zu Seite genauso verzweifelt und verunsichert wie Hendrik Zemmer.
Genau wie Hendrik, dessen Zweifel und Unsicherheit glaubwürdig und nachvollziehbar gezeichnet werden, dachte ich immer wieder, jenem oder anderem glauben und vertrauen zu können, was einige Seiten weiter wieder hinfällig war und erschüttert wurde.

Die in kursiver Schrift geschriebenen Einschübe trieben mir Angstschweiß auf die Stirn und Gänsehaut in den Nacken.

Ja, wirklich gut gemacht.

Unsicherheit, Chaos, Vertrauen und Misstrauen standen im stetigen Wechsel. Die Zeitnot trieb alle Beteiligten zu einem spektakulären Show-Down, der alles noch einmal in ein neues Licht tauchte. Und das lässt den Leser dann aufgekratzt, elektrisiert und sehr, sehr nachdenklich zurück.

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Veröffentlicht am 18.10.2020

Schwere Kost, leicht verpackt

Eiskalte Provence
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Eine Wanderer-Gruppe findet in einer Schutzhütte die Leiche einer jungen Frau. Sie wurde unvorstellbar verstümmelt, als Braut zurechtgemacht in der Hütte regelrecht inszeniert.

War es ein Triebtäter, ...

Eine Wanderer-Gruppe findet in einer Schutzhütte die Leiche einer jungen Frau. Sie wurde unvorstellbar verstümmelt, als Braut zurechtgemacht in der Hütte regelrecht inszeniert.

War es ein Triebtäter, ein abgewiesener Liebhaber oder Zufall?

Die Kommissare Castel und Theroux ermitteln, unwillentlich unterstützt vom Ex-Commissaire Albin Leclerc.


„Hat Ihnen „Eiskalte Provence“ gefallen?“

Ja, mir hat der Krimi sehr gut gefallen. Er war eine runde Sache. Dieser regionale Krimi umfasst ein breites Spektrum. Wir haben geschichtliches, sprich Völkerwanderung und Verfolgung aus Osteuropa, traditionelles, also Weihnachtsbräuche und kulinarische Besonderheiten der Provence erfahren, landschaftlich wurde uns die Provence näher gebracht und hinzukam auch noch ein spannender Krimi.

Da es sich bereits um den sechsten Band dieser Provence Krimireihe handelt war die Figur des Alban Leclerc sehr gut ausgearbeitet.

Auch wenn dieser Krimi mein erster aus der Provence-Reihe ist, hatte ich nie den Eindruck, dass mir Wissen aus der Vergangenheit der Protagonisten fehlt. All die Informationen, die ich aus den vorherigen Bänden benötigte, wurden bei Bedarf zum Verständnis in die Dialoge oder in die Erzählung gestreut.

Die Ermittler Castel und Theroux sind in diesem Band etwas blass geblieben. Aber in den Beiträgen der aktuellen Leserunde wurde bereits erklärt, dass die beiden Ermittler in den Vorgänger-Bänden etwas mehr zum Zuge kamen und somit auch ihre Charaktereigenschaften und sonstigen Eigenarten in verschiedenen Bänden beleuchtet wurden.

Die Krimihandlung so wahnwitzig und gigantisch die Vorhaben von Lazar auch waren, kamen sie mir doch im Bereich des Möglichen vor und waren somit vorstellbar und aktuell. Sie erschienen mir manchmal beklemmend real.

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Veröffentlicht am 07.10.2020

Queenie???

Queenie
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Queenie von Candice Carty-Williams


Queenie, einer jungen, schwarzen Frau, entgleitet zunehmend das winzige Leben, was sie sich aufgebaut hat.
Ihr weißer Lebensgefährte fordert eine Auszeit ...

Queenie von Candice Carty-Williams


Queenie, einer jungen, schwarzen Frau, entgleitet zunehmend das winzige Leben, was sie sich aufgebaut hat.
Ihr weißer Lebensgefährte fordert eine Auszeit und verlässt die gemeinsame Wohnung. Queenie, ungewollt schwanger, verliert ihr gemeinsames Kind, ohne große psychische Belastung, will aber die Trennung von ihrem Partner nicht akzeptieren.
Sie bedrängt ihn ohne Erfolg, vernachlässigt ihre Arbeit, hängt nur noch rum, um auf Nachricht von Tom zu warten, lässt sich mit jede Menge Männer, die nur ihren Körper wollen, ungeschützt ein und nimmt sogar Vergewaltigungen mit multiplen Verletzungen hin.


Ich denke, bei diesem Roman scheiden sich die Geister bzw. die Leserstimmen. Mir wurde es wärmstens empfohlen.

»Der Roman über das Lebensgefühl einer 25-jährigen Londonerin ist ehrlich, derb, großartig.« (FOCUS 2020-08-22)

»Wir diskutieren gerade viel über Rassismus. Um seine Formen und seine verheerende Wirkung besser zu verstehen, braucht es Bücher wie dieses.« (Kerstin Hellberg STERN 2020-08-20)

»Ein Roman unserer Zeit, voller Witz, Weisheit und Dringlichkeit« (Der SPIEGEL 2020-07-04)

Dies sind nur drei Zitate aus dem Netz, die mich dann neugierig gemacht haben. Auch wurde Queenie vielfach mit Bridget Jones verglichen, na ja.

Ich habe das nicht so empfunden. Queenies immense Naivität und Gefühllosigkeit hat mich an die Grenze meiner Geduld gebracht.

Gleich zu Anfang verliert sie ihr Kind, beschreibt es als Ziehen und Drücken im Bauchbereich, empfindet den Arztbesuch als lästig und verschwendet erst einmal keinen weiteren Gedanken daran. Sie weiß, dass ihr Verhalten gegenüber Männern nicht richtig ist, trotzdem lässt sie sich mit jedem überall ungeschützt ein. Sie ignoriert nicht nur Empfängnisschutz und Schutz vor Geschlechtskrankheiten, sie schützt sich vor alles nicht vor Übergriffen und Vergewaltigungen.

Sie lässt sich gehen, lässt sich treiben und lässt alles mit sich machen.

Zweidrittel des Buches wird uns Lesern vermittelt: Sie ist schwarz, sie ist naiv, sie ist gefühlsarm und somit kann Mann mit ihr machen, was weißer Mann will.

Tut mir leid, aber ich habe weder Zeit noch Lust sowas zu lesen.

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Veröffentlicht am 29.09.2020

Höchst kompliziert und satirisch

Terrorland
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In Berlin wird ein Sightseeing-Bus während eines kurzen Stopps vor der russischen Botschaft in die Luft gesprengt. Zufällig befand sich der russische Botschafter im Vorgarten. Er wird von einem Trümmerteil ...

In Berlin wird ein Sightseeing-Bus während eines kurzen Stopps vor der russischen Botschaft in die Luft gesprengt. Zufällig befand sich der russische Botschafter im Vorgarten. Er wird von einem Trümmerteil getötet. Unter den Touristen im Bus befanden sich auch ein französisches Geheimdienstpärchen und ein CIA-Agent.

Auf dem Flug von Berlin nach London wird ein Flugzeug durch eine Bombe zum Absturz gebracht. Ministerialdirektor Max Solms, Chef der Spionageabwehr, war auf dem Weg zu einem Treffen mit dem Chef des MI5.

Deutscher, russischer und französischer Geheimdienst stehen vor einem Rätsel.

Kann Kommissar De-Bodt da noch helfen?




Ich liebe Thriller und ich weiß, dass Politthriller immer Vorwissen und Konzentration bedürfen, aber dieser Thriller hat mich weder begeistert noch überzeugt. Ich habe mich schwergetan die 442 Seiten zu lesen.

Unter Berufung vieler Geheimdienste, deren Abkürzungen und Bedeutungen nicht immer geklärt wurden, und vieler Regierungsbeamten wird ein Konstrukt gebastelt, das allgemeinen Befürchtungen und Mutmaßungen entspricht. Die Namensänderungen tatsächlicher Personen könnten simpler nicht sein. Es werden schnöde Verschwörungstheorien auf perfide Weise weitergesponnen und unglaubwürdig lächerlich gemacht. Auch wenn ich vielleicht einige Anfangstheorien für glaubwürdig halte, wurde das Ganze dann doch pervertiert und ins Absurde geführt.

Der Kriminalkommissar Eugen de Bodt, den ich aus vorherigen Thrillern noch nicht kannte, wurde von Herrn von Ditforth kreiert , Zitat: „hat mit Eugen de Bodt einen Ermittler kreiert, der aus der Masse der literarischen Kommissare heraussticht.“

Sorry, aber mit de Bodt hatte ich so meine Schwierigkeiten, auch die Toleranz, die seine Mitarbeiter für ihn aufbrachten, sowie die Komik ihrer Dispute und Diskussionen, haben mich ziemlich genervt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Kriminalkommissar auf diese Art und Weise mit Beamten und Ministern umgehen könnte.

Eigentlich war es verlorene Zeit dieses Buch zu lesen. Es war viel zum kompliziert, mit den vielen Geheimdiensten und deren Agenten, um als unterhaltsame Satire gehalten zu werden.

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Veröffentlicht am 26.09.2020

Gibt Introvertierten Kraft

Still
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„In einer lauten Welt werden stille Menschen meist überhört“
Dieser Satz machte mich gleich neugierig. Er richtete gleich einen Scheinwerfer auf viele traurige und unbefriedigende Situationen aus der Kindheit ...

„In einer lauten Welt werden stille Menschen meist überhört“
Dieser Satz machte mich gleich neugierig. Er richtete gleich einen Scheinwerfer auf viele traurige und unbefriedigende Situationen aus der Kindheit und Jugend.

Die geschichtliche und wissenschaftliche Ausarbeitung und Aufbereitung von Frau Cain machte mir schnell deutlich, dass ich nicht uninteressant, zu langsam und ohne Ideen bin. Nein, ich bin introvertiert. Die stillen Denker überstürzen nichts, sondern reflektieren erst einmal gründlich über das Für und Wider und planen im Stillen.

Den Eindruck bzw. eine Ahnung, dass ich introvertiert bin hatte ich schon länger, aber mit meinem Selbstbild kam ich mir in meiner Umgebung schon sehr ohnmächtig vor. Auch war mir seit einigen Jahren klar, dass ich sehr gut zuhören kann, dass mir aber meist keiner oder keine richtig zuhörte, weil laute extravertierte Menschen das Zuhören verlernt haben oder aber die Oberflächlichkeit ließ kein Zuhören zu.

Dieses Buch ist wichtig und sollte vor allem von jungen Menschen in ihrer Entwicklungsphase gelesen werden, um schon früh zu erkennen, dass ihre Introvertiertheit kein Makel, sondern eine Chance ist, die wahrgenommen werden will.

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