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Veröffentlicht am 15.10.2019

Herrlich ruhig und analytisch

Der Verein der Linkshänder
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Das ist bitter! Einundzwanzig Jahre nachdem ein Brand, der zur Vertuschung eines vierfachen Mordes diente, ermittelt und abgeschlossen war, wird die Leiche des mutmaßlichen Täters in der Nähe des Brandortes ...

Das ist bitter! Einundzwanzig Jahre nachdem ein Brand, der zur Vertuschung eines vierfachen Mordes diente, ermittelt und abgeschlossen war, wird die Leiche des mutmaßlichen Täters in der Nähe des Brandortes gefunden.

Kommissar Van Veeteren und Kommissar Münster hatten damals die örtliche Polizei unterstützt, konnten den Mörder aber nie stellen, was jetzt im nachhinein nicht verwundert, da es sich bei dem vermeintlichen Täter um das fünfte Opfer handelt. Im Gegensatz zu den anderen Opfern wurde seine Leiche vergraben um die Polizei auf die falsche Fährte zu locken. Damals wie heute fehlen den Ermittlern ein Motiv, Gemeinsamkeiten zwischen den Opfern und dem Täter und natürlich einen möglichen Verdächtigen.

Van Veeteren, er geht mittlerweile auf die fünfundsiebzig zu, kann es nicht fassen, dass er und Münster dem Täter auf dem Leim gegangen sind. Mit seiner Frau Ulrike Fremdli stürzt er sich in die Ermittlungsarbeit.


Ich liebe die ruhige und analytische Art und Weise des Romanaufbaus von Hakan Nesser.

Kein blutrünstiger Serienkiller, obwohl auch in diesem Roman viele Opfer zu beklagen waren, auch kein hektischer Actionthriller, bei dem der Leser nicht schnell genug die Seiten umblättern kann, stattdessen Ruhe, analytisches Denken, ein bisschen philosophieren und wunderbar amüsante und unterhaltsame Dialoge. Das zauberhafte Geplänkel zwischen Van Veeteren und seiner Frau, sowie zwischen den Inspektoren Barbarotti und Backman, hat riesen Spaß gemacht.

Die philosophischen Gedanken von Van Veeteren ergaben einen ruhigen Flow. Der Leser konnte sich immer in Ruhe seine eigenen Gedanken zum Fall machen. Durch die Rückblenden und Erzählstränge auf drei Zeitebenen waren wir Leser oft im Vorteil und konnten Zusammenhänge früher als die Ermittler erkennen. Ich denke, auch den eigentlichen Täter konnte der Leser früher erkennen.

Die Gespräche und der Gedankenaustausch bei denen die Ermittlungsergebnisse der verschiedenen Gruppen zusammengetragen wurden, waren spritzig, amüsant und einfach köstlich, so dass ich als Leser einfach riesigen Spaß hatte den jeweiligen Gedankengängen zu folgen.

Veröffentlicht am 09.10.2019

Spannend, aber auch bedrückend

Offline - Du wolltest nicht erreichbar sein. Jetzt sitzt du in der Falle.
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„Fünf Tage ohne Handy. Ohne Internet. Raus aus dem digitalen Stress, einfach nicht erreichbar sein.
So das Vorhaben einer Gruppe junger Leute, die dazu in ein ehemaliges Bergsteigerhotel auf 2500 Metern ...

„Fünf Tage ohne Handy. Ohne Internet. Raus aus dem digitalen Stress, einfach nicht erreichbar sein.
So das Vorhaben einer Gruppe junger Leute, die dazu in ein ehemaliges Bergsteigerhotel auf 2500 Metern Höhe reist.
Aber am zweiten Tag verschwindet einer von ihnen und wird kurz darauf schwer misshandelt gefunden. Jetzt beginnt für alle ein Horrortrip ohne Ausweg. Denn sie sind offline, und niemand wird kommen, um ihnen zu helfen........“

Der hier zitierte Klappentext gibt einen hervorragenden Einstieg zu diesem Psychothriller.



Bereits das Cover bereitet auf eine außergewöhnliche Story vor. Das Tablet-Designe ist ein Eye-Catcher in der Buchhandlung.

Der Prolog lässt den Leser, vor allem mich, die nächsten 300 Seiten nicht los. Immer wieder kreisen meine Gedanken um diese Szene und versuchen einen Zusammenhang zu dem Desaster im teilrenoviertem Berghotel herzustellen.

Das ist mal ein richtiger Psychothriller, Gänsehaut, Erschrecken, Panik und ständig wechselnde Verdächtige.

Bei manchen Beobachtungen, Gedanken-und Empfindungsbeschreibungen, auf die ich hier nicht konkret eingehen möchte (Spoiler), musste ich innehalten und Pausen einlegen. Manchmal war es ziemlich heftig.

Die Protagonisten werden sehr genau gezeichnet, genau wie die räumlichen Gegebenheiten und die Unwettersituation. Die ansteigenden Schneemaßen vor den Glastüren brachten immer wieder die beklemmende, von der Außenwelt abgeschnittene Situation in Erinnerung.

Ich trau mich gar nicht noch mehr zum Inhalt zu erzählen um niemandem die Spannung zu nehmen.

Interessant finde ich aber, dass Arno Strobel uns die erweiterte Definition von Offline direkt mitliefert.

Ich finde es gut, das Buch, das Cover und Offline-Day-Challange zur Bucheinführung.

Veröffentlicht am 08.10.2019

Gut recherchiert und spannend erzählt

Hinter den Spiegeln - Das Wiener Vermächtnis
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Komtess Luise von Waldenberg wacht nach einem schweren Reitunfall aus tiefer Ohnmacht auf. Sie hat ihr Gedächtnis verloren und findet nur schwer in ihr Leben als Komtess zurück.
Die Dekadenz des Hochadels, ...

Komtess Luise von Waldenberg wacht nach einem schweren Reitunfall aus tiefer Ohnmacht auf. Sie hat ihr Gedächtnis verloren und findet nur schwer in ihr Leben als Komtess zurück.
Die Dekadenz des Hochadels, die strikte Trennung gegen den Bediensteten und die strenge Etikette behagen Luise gar nicht.

Haushofmeister Milan beantwortet alle ihre Fragen, erzählt von der Erstehung Wiens, der Geschichte der Waldenbergs, aber über ihren Unfall und den Tod ihres Bruders erfährt sie nichts.


Wieder einmal konnte ich einen unterhaltsamen, spannenden und gut recherchierten historischen Roman von Ulrike Schweikert genießen.

Gleich auf den ersten Seiten hat sie mich in die Zeit von Sissy, in den Wiener Hochadel katapultiert. Die Empfindungen und Beobachtungen der aus dem Koma erwachten Komtess entlarven die Strukturen des Hochadels.

Luise war vor ihrem Unfall die verzogene, allumschwärmte Komtess, aber aus dem Koma erwacht eine junge Frau, die zwar bestimmte Strukturen durch ihre Erziehung verinnerlicht hat, aber eine unverfälschte Sichtweise auf ihre Umgebung erlangt. Sie entwickelt ihre eigene Sicht und ihren eigenen Charakter. Die Kälte und Verlogenheit ihrer Umgebung setzt ihr zu und sie versucht ihr zu entfliehen.

Sehr gut recherchiert, hat uns die Autorin die Welt der K.u.K. Blütezeit aufgezeigt. Spannend wie ein Kriminalroman werden die Intrigen und Machenschaften des Adels offengelegt.

Veröffentlicht am 08.10.2019

Humorvoll, ehrlich und informativ

Wir von der anderen Seite
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Rahel, eine erfolgreiche Drehbuchautorin, wacht zögerlich aus einem künstlichen Koma auf. Sie weiß nicht wo sie ist und warum. Sie hat keine Erinnerung, erkennt aber dankbar Vater , Mutter und ihren Bruder, ...

Rahel, eine erfolgreiche Drehbuchautorin, wacht zögerlich aus einem künstlichen Koma auf. Sie weiß nicht wo sie ist und warum. Sie hat keine Erinnerung, erkennt aber dankbar Vater , Mutter und ihren Bruder, die Stunde um Stunde an ihrem Bett sitzen.

Es ist schwer wieder ins Leben zurückzukehren. Rahel kann gar nicht begreifen, wie sie so hilflos und kraftlos werden konnte.

Ihr Leben ist gerettet, aber viel Arbeit und Kampf liegen vor ihr und noch ist nicht klar, ob sie jemals wieder an ihr vorheriges Leben anknüpfen kann.


Anika Decker, am 1.8.1975 in Marburg geboren, erfolgreich mit Drehbüchern zu „Keinohrhasen“, „Zweiohrküken“, „Traumfrauen“ und „High Society“, verarbeitet in ihrem ersten Roman ihre eigene schwere Krise im Jahre 2010. Ähnlich wie ihre Protagonistin erlitt sie eine lebensbedrohliche Blutvergiftung und würde nach multiplem Organversagen ins künstliche Koma versetzt.

Dieser Roman ist aber keine Autobiografie.

In berührenderweise beschreibt sie die Arbeit und den Kampf zurück in ihr normales Leben, was den Leser abwechselnd zu Tränen rührt, Schmunzeln läßt oder manchmal auch laute Lacher hervorruft.

Ihre Ehrlichkeit und ihr Mut auch die unschönen Gefühle und Erlebnisse und die Unzuverlässigkeit ihres Körpers zu schildern, geben Menschen in ähnlichen Situationen sicher Halt und Kraft. Aber auch denen die das Glück haben, solche große gesundheitliche Krisen nicht durchleben zu müssen, bekommen mit diesem Roman eine Hilfestellung im Umgang mit Kranken. Es lehrt uns Geduld mit kranken Freunden oder Familienmitgliedern zu haben und vor allem kein Mitleid zu zeigen.

Dieses Buch bewahrt uns auch vor Gedankengängen wie „Jetzt bist du aus dem Koma erwacht. Das schlimmste hast du hinter dir, also lass dich nicht hängen.“

Für die teilweise humorvolle Beschreibung der seelischen und körperlichen Krisen bin ich persönlich Frau Decker sehr dankbar. Nicht nur ein künstliches Koma erzeugt solch ein Gefühlschaos und körperliches Desaster, auch eine mehr als zehnstündige Operation kann eine Ursache dafür sein. Nach der Lektüre dieses Buches verstehe ich einige meiner eigenen Probleme besser.

Danke

Veröffentlicht am 21.09.2019

Wieder ein Pageturner voller Spannung

Zimmer 19
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Vor laufender Kamera wird eine junge Frau vergewaltigt und ermordet.
Dieses sogenannte Snuff-Video wird bei der Eröffnungsveranstaltung der Berlinale dem prominenten und erlauchten Publikum vorgespielt.
Der ...

Vor laufender Kamera wird eine junge Frau vergewaltigt und ermordet.
Dieses sogenannte Snuff-Video wird bei der Eröffnungsveranstaltung der Berlinale dem prominenten und erlauchten Publikum vorgespielt.
Der Bürgermeister Dr. Keller erkennt sofort den Ernst der Lage. Er ist davon überzeugt die Vergewaltigung und Ermordung seiner Tochter gesehen zu haben. Er fordert die Bildung einer SOKO des LKAs bestehend aus den Beamten und Beratern, die er aus einem vorherigen Fall kennt. Tom Babylon und Sita Johanns treten in Aktion.


„Schlüssel 17“ der Auftakt der Thriller-Serie mit Kommissar Babylon habe ich leider nicht gelesen. Zum Verständnis dieses Thrillers bedarf es aber keiner Vorkenntnisse.

Das ist wahrlich ein spannender Thriller. Als ich feststellte, dass ich immer schneller gelesen habe, musste ich die Notbremse ziehen um die letzten 50 Seiten am nächsten Tag ausgeschlafen und mit Ruhe zu lesen.

Tom Babylon, sehr gut vom Autor beschrieben und charakterisiert, ermittelt in einem äußerst verzwickten Fall, der immer wieder Flashbacks in der Psychologin Sita Johanns auslöst.

In lose eingestreute Kapitel erfahren etwas mehr aus Sitas Vergangenheit und können einige Verbindungen zum aktuellen Fall herstellen. Da Tom und Sita nach der Devise: „Ich lasse dir dein Geheimnis und du mir meins“ zusammen arbeiten und sich respektieren, ist der Leser im Vorteil und erkennt einige Zusammenhänge eher.

Aber das Große und Ganze wird wie eine Zwiebel, Haut für Haut entblättert.
Der Spannungsbogen beginnt im Prolog, bleibt gnadenlos hoch und endet erst mit dem letzten Satz.

Dieser letzte Satz lässt den Leser aber hoffen, dass es mit Tom, Sita und auch Vi weitergehen wird.