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Veröffentlicht am 11.08.2019

Verwirrspiel - was geschah in dieser Nacht?

Die junge Frau und die Nacht
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Der Schriftsteller Thomas Degalais und sein ehemals bester Freund Maxime Biancardini, den er seit 25 Jahren nicht mehr gesehen hat, fühlen sich aufs äußerste beunruhigt und aufgeschreckt, anlässlich einer ...

Der Schriftsteller Thomas Degalais und sein ehemals bester Freund Maxime Biancardini, den er seit 25 Jahren nicht mehr gesehen hat, fühlen sich aufs äußerste beunruhigt und aufgeschreckt, anlässlich einer Einladung zum Ehemaligentreffen ins Lycée Saint-Exupéry. Ihr ehemaliges Internat feiert sein 50-jähriges Bestehen und kündigt umfangreiche Umbauarbeiten an, die beinhalten, dass die alte Sporthalle abgerissen wird um Platz für großzügige Neubauten zu machen.
Degalais und Biancardini fürchten beim Abriss der Sporthalle um ihre Reputation und gar um ihre Freiheit. Die Mauern der Sporthalle bergen ein Geheimnis, das mit dem plötzlichen Verschwinden von Vinca Rockwell und Alexis Clément zu tun hat.


Guillaume Musso ist hier ein richtig spannender Roman gelungen, der mit immer neuen Wendungen für Überraschung sorgt.

Das Cover suggeriert, dass die junge Frau vielleicht verunglückt sein könnte, auch die ersten Szenen lassen die Möglichkeit offen. Was dann folgt ist ein richtiges Verwirrspiel. Erstaunlich viele Menschen haben seit dieser Nacht ein Geheimnis und ich finde es beeindruckend, wie Musso Stück für Stück diese Verwirrungen entwirrt, um dann zum Schluss noch eine Überraschung in Petto zu haben.

Ich will gar nicht viel zum Inhalt schreiben um nicht zu viel zu Spoilern.

Die einzelnen Protagonisten, Thomas, Maxime und Francis sind eindringlich beschrieben und gut beleuchtet. Ihre Angst, Trauer und auch Panik sind gut nachvollziehbar. Man leidet mit.

Es war spannend und verwirrend, so dass man dieses Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Mir hat es gefallen.

Veröffentlicht am 09.08.2019

Endlich - neuer Fall für Lynley und Havers

Wer Strafe verdient
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In Ludlow, Shropshire ist es zu einem Selbstmord in Polizeigewahrsam gekommen.
DCS Isabelle Ardery und DS Barbara Havers werden zu diesem brisanten Fall hinzugezogen um den Bericht der Untersuchungskommission ...

In Ludlow, Shropshire ist es zu einem Selbstmord in Polizeigewahrsam gekommen.
DCS Isabelle Ardery und DS Barbara Havers werden zu diesem brisanten Fall hinzugezogen um den Bericht der Untersuchungskommission zu unterstützen, der besagt, dass kein Verbrechen und kein Fehlverhalten seitens der Polizei vorliegt.

Für Havers ist es wieder einmal ein Bewährungsauftrag, mit dem sie eine Strafversetzung abwenden kann. Aber wie so oft ist sie bei den Ermittlungen anderer Meinung als ihre Vorgesetzte Ardery.......


Endlich wieder ein unterhaltsamer, beschaulicher und auch spannender britischer Krimi mit Thomas Lynley und Barbara Havers als Idealgespann. Das ist jetzt wohl schon der 20. Fall und meiner Meinung nach einer der Besten. Selten habe ich mich auf 857 Seiten eines Krimis so gut unterhalten, amüsiert und über die aktuelle Situation in Cornwall und Umgebung informiert gefühlt. Gott sei Dank ist von Brexit keine Spur zu sehen, aber von Kürzungen, Einsparungen und ihren Folgen auf dem Land ist die Rede. Der Ehrgeiz von Müttern, entweder in ihren eigenen Karrieren oder in die Zukunft ihrer Kinder und die Folgen dieses Ehrgeizes ist Thema.

Frau George hat gerade dieses Thema sehr differenziert dargestellt.

Das gesellschaftliche Zusammenspiel von Partnern wird aufgezeigt, was wird verschwiegen, was wird geduldet und was läuft schon über Jahre falsch. Alkoholismus, Drogenmissbrauch, Reaktion auf Gewalt, Vergewaltigung .......... So viele Themen und Geschichten wurden in diesen Krimi gepackt und ich bin begeistert, wie gut sich alles zusammenfügt und wie spannend sie das immer wieder aufbereitet.

Als Fan von Lynley und Havers bin ich voll auf meine Kosten gekommen. Das angestrengte Geplänkel zwischen Aldery und Havers ist schon mit Humor durchgesetzt gewesen. Das Zusammenspiel zwischen Lynley und Havers ist wie in ihren besten Tagen voller Humor, Komik und liebevoll bissiger Auseinandersetzungen. In den vergangenen 19 Fällen haben Beide viel über und von einander gelernt. Es ist eine Freude die Beiden bei ihrer Arbeit zu begleiten.

Auch wenn es mir als langjährige Leserin schwer fällt, mir Barbara gertenschlang vorzustellen, hat ihr Stepptraining wohl dieses Wunder bewirkt, aber ihr Modegeschmack scheint sich nicht dadurch geändert zu haben.

Der Kriminalfall war tricky und brachte die eine oder andere Wendung.

Für mich hat das Gesamtpaket gepasst. Am Ende der 857 Seiten war ich wieder einmal traurig, dass es vorbei ist und das Ermittlergespann wieder aus meinem Alltag verschwindet, aber ich freue mich auf den nächsten Fall.

Veröffentlicht am 27.07.2019

Erschreckend realistisch

Im Wald der Wölfe (Jan-Römer-Krimi 4)
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Jan Römer, Journalist zuständig für die Rubrik ungelöste Kriminalfälle, sucht Ruhe und Abgeschiedenheit in einer Holzhütte abgelegen am Rennsteig im Thüringer Wald. Spät am Abend wird er von einer am Kopf ...

Jan Römer, Journalist zuständig für die Rubrik ungelöste Kriminalfälle, sucht Ruhe und Abgeschiedenheit in einer Holzhütte abgelegen am Rennsteig im Thüringer Wald. Spät am Abend wird er von einer am Kopf verletzten Frau aufgeschreckt. Er versorgt ihre Wunde und gewährt ihr Unterschlupf. Am nächsten Morgen ist sie verschwunden.
Die Geschichte, die ihm die mysteriöse Frau erzählt hat, über lang zurückliegende Morde, die in diesem Waldstück über Jahrzehnte verübt wurden, lässt Jan nicht mehr los.
Er beginnt mit der Recherche.



Wow, die Leseprobe hat mich neugierig gemacht, aber nach den ersten fünfzig Seiten wurde ich unsicher und dachte, DDR-Verbrechen, Serienmörder nicht so ganz mein Ding. Dann hat mich die Geschichte gepackt und voll überzeugt.
Herr Geschke hat eine fantastische, aber denkbare Geschichte basierend auf gründliche Recherche kreiert. Wie er in seinem Nachwort anführt, hat er die realen örtlichen Begebenheiten genutzt um eine mögliche Verbrechensserie über mehreren Generationen hinweg aufzuzeigen.

Ich bin schon selber am Rennsteig gewandert und weiß, dass einige Strecken mystisch und gespenstisch wirken.

Erschreckenderweise könnte alles wirklich so oder ähnlich passiert sein. Rückblenden machen die Ereignisse verständlicher und erzeugen eine bedrückende Stimmung. Bedrückend ist wahrscheinlich nicht das richtig Wort. Die Täter sind so sehr in ihre Denkensweise und Ideologie verstrickt, dass sie glauben, berufen zu sein und alles richtig zu machen. In den Rückblicken, die verschiedenen Täter betreffend, zeigt der Autor einerseits die Ursachen und die Entwicklung, andererseits die Veränderung und die immer größere Emotionslosigkeit. Die analytische Betrachtung ist ihm so gut gelungen, dass man die Fiktion fast als Tatsache annehmen kann.

Die Beweggründe der beiden Journalisten, ungelöste Gewaltverbrechen zu recherchieren, lesen sich auch folgerichtig und logisch und lassen mich auch daran zweifeln, dass Jan Römer seinen Arbeitsplatz wechseln wird.

Als Fazit ist zu sagen „Im Wald der Wölfe“ ist ein packender Kriminalroman, den man über hunderte von Seiten kaum aus der Hand legen möchte(kann). Obwohl er kein Regionalkrimi ist, hat er uns den Thüringer Wald insbesondere den Rennsteig näher gebracht. Überdies hat er uns ein Gedankenspiel über die emotionalen und psychischen Folgen des 2.Weltkriegs, stellvertretend eigentlich für alle Kriege, sowie über die Folgen der Stasi-Herrschaft in der DDR präsentiert.

Veröffentlicht am 23.07.2019

Sinnlose Kriege

Sterne über der Toskana
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Und weiter geht sie , die Geschichte der toskanischen Winzerfamilie di Raimandi auf dem Weingut Alberti d’Agento in Italien um 1857.

Antonella und Marco haben mit ihren Kindern das Gut verlassen. Dieses ...

Und weiter geht sie , die Geschichte der toskanischen Winzerfamilie di Raimandi auf dem Weingut Alberti d’Agento in Italien um 1857.

Antonella und Marco haben mit ihren Kindern das Gut verlassen. Dieses Mal begleiten wir ihre Nichte Gianna, Tochter von Enrico und Silvana di Raimandi, ins Erwachsenwerden und durch grausame Kriegsschauplätze im Kampf um die Macht und Einheit Italiens.

Naiv und unerfahren verliebt sich Gianna in Angelo Castiglioni, Erbe des Nachbarguts. Die politische Entwicklung entzweit die Familien und macht eine Vermählung unmöglich. Gianna flieht zu ihrer Schwester nach Genua um ihr Leben neu zu ordnen.


Die Weiterentwicklung der Geschichtsstunde um die Kriege, Aufstände und Entwicklungen in Italien gegen Mitte des 19. Jahrhunderts ist gelungen.

Wenn auch die fiktiven Figuren Gianna und Maurizius nicht mehr ganz so stark und detailliert ausgearbeitet sind, wie Antonella und Marco, agieren sie doch glaubhaft und nachvollziehbar in den Kriegswirren.

Entweder habe ich mich aufgrund der ersten beiden Teile gründlich in die Materie eingelesen oder in diesem dritten Teil sind die historischen Strategien nachvollziehbarer. Auf jeden Fall wirken die historischen Zusammenhänge deutlich überschaubarer.

Die Liebes-und Lebensgeschichte der Familie di Raimandi kriegsbedingt tragisch, aber auf Gianna bezogen ist sie fast zu schön und edel um wahr zu sein, aber auch nett zu lesen.

Beeindruckt hat mich die realistische Beschreibung der Schlachten und Kriegsschauplätze. Wie brutal, grausam und menschenverachtend diese Machtkämpfe betrieben werden und wie sinnlos tausende von Menschen auf allen Seiten geopfert werden, wird deutlich aufgezeigt.

Geschichtlich ist noch nichts gelöst. Italien ist zersplitterter als vor den Kämpfen. Wird es also noch eine Fortsetzung geben, noch eine Generation weiter?
Ich würde sie gerne lesen.

Veröffentlicht am 10.07.2019

Vielversprechendes Debüt

Löwenzahnkind
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In Gullspang, einer Kleinstadt in Westschweden, wird ein 17-jähriges Mädchen vermisst. Sie ist spurlos nach einer ausufernden Party verschwunden.
Die Stockholmer Polizei schickt ihre beste Kommissarin, ...

In Gullspang, einer Kleinstadt in Westschweden, wird ein 17-jähriges Mädchen vermisst. Sie ist spurlos nach einer ausufernden Party verschwunden.
Die Stockholmer Polizei schickt ihre beste Kommissarin, Charlie Lager, zur Unterstützung. Was keiner ihrer Kollegen weiß, Charlie stammt aus Gullspang und macht aus ihrer Vergangenheit ein riesiges Geheimnis.
Wird es ihr gelingen Annabelle noch rechtzeitig zu finden?


Lina Bengtsdotter hat in ihrem Thriller Debüt eine vielversprechende Ermittlerin geschaffen. Wie in vielen anderen Thrillern hat auch Charlie Lager eine geheimnisumwitterte Vergangenheit, in der es ein Ereignis gab, was ihr den Halt nahm und auch nicht verarbeitet wurde. Aber Charlie muss sich ihren Ängsten stellen und sich damit auseinandersetzen. Außerdem setzt sie immer wieder neue Impulse bei den Ermittlungen. Sie will die Ereignisse und die Befragungen der Zeugen aus verschiedenen Positionen und Perspektiven beleuchten und fördert dadurch neue Aspekte zu Tage. Sie zeigt auf beeindruckende weise wie Polizei-bzw. Ermittlungsarbeit aussehen sollte.
Der Spannungsbogen wird dabei immer schön hochgehalten. Die kurzen Kapitel, Rückblenden und besonders die drei Zeitebenen sorgen für Spannung. Und die Neugier, wie es mit Charlie und vielleicht auch mit Johan weitergeht, steigt genauso wie die Vorfreude auf den nächst Band der Reihe.

Lina Bengtsdotter wuchs ebenfalls in der schwedischen Kleinstadt Gullspang auf, die sie zum Setting ihrer Thriller-Serie um die Ermittlerin Charlie Lager machte. „Löwenzahnkind“, der erste Teil der Reihe, wurde zu einem Sensationserfolg.
Lina Bergtsdotter lebt heute in Stockholm.