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Veröffentlicht am 06.12.2023

Düster und mystisch

Rot. Blut. Tot.
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Die Kopenhagener Mordkommission wird an einen zerstörerischen und beklemmenden Tatort gerufen. Einem Mann wurden die Kiefer auseinandergerissen, so dass sein Gesicht nur noch eine blutige Masse war. Der ...

Die Kopenhagener Mordkommission wird an einen zerstörerischen und beklemmenden Tatort gerufen. Einem Mann wurden die Kiefer auseinandergerissen, so dass sein Gesicht nur noch eine blutige Masse war. Der Tatort befand sich in einem wenig frequentierten Innenhof vor einer Wand mit einem riesigen Wolfsbild.
Gleichzeitig kehrt ein nach 31 Jahren aus der Haft entlassener Mörder auf seine Heimatinsel Mon zurück. Er wird der „Wolf von Mon“ genannt und die Bewohner der Insel wollen ihn nicht in ihrer Nachbarschaft haben. Schnell wird auch die Kopenhagener Mordkommission auf ihn aufmerksam.


Neben einem spannenden und fesselnden Thriller liefert Anne Nórby uns viele Informationen über die Asen Mythologie.
Mir war gar nicht bekannt, dass es heut zu Tage neuheidnische Religionsstrukturen, unter anderem die Ásatrúar, gibt. Ich fand es interessant, wie Christen und die Anhänger des Ásatrú miteinander umgehen. Scheinbar müssen die Christen sich wieder einmal gegen die Heiden wehren. Wie traurig, dass ein friedliches Nebeneinander auch hier nicht möglich ist.
Die Menschenjagd, die Nebenschauplätze und die Befragungen werden Kapitel für Kapitel immer zwingender und spannender. Die Geschichte der Insel Lindholm mit all ihren medizinischen Forschungserfolgen wurde zu einem wichtigen Aspekt dieses Thrillers und auch die Überlegungen der dänischen Regierung über die weitere Nutzung der Insel fand ich sehr interessant.
Leider blieben die Hauptfiguren Jesper und Marit zu blass. Ich habe auch das erste Buch „Eis.Kalt.Tot.“ gelesen und den Eindruck gewonnen, dass die beiden Protagonisten nicht weiterentwickelt wurden. Das, was ich jetzt über sie weiß, wusste ich bereits, bevor ich dieses Buch gelesen habe. Schade, da hätte ich eine Entwicklung erwartet.

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Veröffentlicht am 02.12.2023

Verwirrung und Chaos

Die Einladung
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Beginnend mit dem skurrilen Selbstmord ihres Vaters muss Marla sich mühsam durchs Leben kämpfen. Ein Mordanschlag in einem verlassenen Krankenhaus mit anschließendem schweren Verkehrsunfall traumatisiert ...

Beginnend mit dem skurrilen Selbstmord ihres Vaters muss Marla sich mühsam durchs Leben kämpfen. Ein Mordanschlag in einem verlassenen Krankenhaus mit anschließendem schweren Verkehrsunfall traumatisiert sie endgültig und zwingt sie zur Therapie. Auch Jahre später im Rahmen ihrer Tätigkeit beim LKA wird sie ständig von ihren Traumata eingeholt.
Schließlich will sie alles hinter sich lassen und folgt einer Einladung zum Klassentreffen in einer einsamen Hütte in den Bergen.

„Die Einladung: Wehe dem, der sie erhält…“

Lange Zeit war mir nicht klar, was dieser Satz bedeuten soll. Mindestens im ersten Drittel des Buches kommt die Einladung nicht vor, oder ist zumindest völlig nebensächlich, da erst einmal einige Morde, versuchte Morde, einen unvorstellbar grausamer Selbstmord und zahlreiche blutige, brutale Gräueltaten beschrieben werden mussten.
Hätte ich das Buch gelesen, hätte ich spätestens nach 50 Seiten aufgegeben und das Buch zur Seite gelegt. Einzig Simon Jägers Stimme hat mich davon abgehalten. Er ist prädestiniert düstere und spannungsgeladene Thriller zu sprechen. Da kann man manches Blutbad einfach ausblenden und nur seiner spannungsschwangeren Stimme folgen. Seine Stimme und Sprechweise können besser Gänsehaut und fesselnde Spannung erzeugen als ein Blutbad und Mord nach dem anderen.
Auch die beabsichtigten oder auch unbeabsichtigten Todesfälle im Mittelteil des Buches trafen bei mir eher auf Unverständnis. Eigentlich war da nur Chaos und Verwirrung.
Zum Ende hin überschlugen sich die unerwarteten Wendungen. Die Verwirrung war groß. Zwischendurch konnte ich ein kleines Aufstöhnen nicht verhindern.
Manche nennen es sicher genial, aber ich fand es too much, Sorry!

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Veröffentlicht am 01.12.2023

Die dritte Generation

Keine Reue
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Benjamin Maienfeld, ältester Sohn einer RAF-Anwältin und eines Journalisten, Sympathisanten der 3. RAF-Generation, beobachtet, wie ein Mann auf eine Frau einsticht. Als er der Frau zur Hilfe kommen will, ...

Benjamin Maienfeld, ältester Sohn einer RAF-Anwältin und eines Journalisten, Sympathisanten der 3. RAF-Generation, beobachtet, wie ein Mann auf eine Frau einsticht. Als er der Frau zur Hilfe kommen will, wird auch auf ihn eingestochen. Die Frau war die Ehefrau eines Clan-Chefs. Obwohl Ben sich an nichts erinnern kann, muss er vor den Killern des Clan beschützt werden.
Das ständige Arbeiten an seinem Erinnerungsvermögen, lässt plötzlich Erinnerungen aus seiner Kindheit in seinem politischen Elternhaus auftauchen, die ganz tief vergraben waren und die nie mehr auftauchen sollten.

Dies ist wieder ein herausragender, gut recherchierter Familienroman, der unsere reale Vergangenheit der letzten dreißig Jahre mit einer wahrscheinlich fiktiven Familie abbildet.
Ich bin dieses Mal etwas schwer in die Geschichte, insbesondere in die RAF-Geschichte, reingekommen. Ich habe schon einige Romane, keine Dokumentationen oder Sachbücher, über RAF-Vergangenheit gelesen und konnte mich nicht mit den relativ kurzen Erinnerungsfetzen von Barbara in die Zeit hineinversetzen. Von außen betrachtet habe ich die Zeit miterlebt, aber bei der 3. Generation waren die Medien nicht mehr so präsent.
Beeindruckend fand ich, wie präzise Frau Sandberg die unveränderliche innere Haltung von Barbara und Gernot beleuchtet hat. Über Jahrzehnte hat sich einstellungsmäßig nichts geändert bei den Beiden, obwohl sie vom Erbe verachtenswerter Kapitalisten sehr gut lebten. Da raubten RAF-Mitglieder der 3. Generation Supermärkte und Banken aus, da wurden Menschen getötet, aber Verantwortung übernehmen oder Reue zeigen ….
Auch die Antiautoritäre Erziehung der drei Kinder war einfach Desinteresse und Vernachlässigung der Kinder. Ich denke, da können einige Kinder von Politikern mitreden. Je größer das politische Engagement desto geringer sind die familiäre Bindungen und Zuwendungen.
Die Vergangenheitsbewältigung, Bens Erinnerungslücken und Charlys Schutzmaßnahmen sind glaubwürdig und spannend erzählt und haben mich immer mehr gefesselt, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Mein einziger Kritikpunkt, ich gebe zu, es ist Kritik auf hohem Niveau, ist: Für mich ist die Identität des Messerstechers und desjenigen, der den vermeintlichen Zeugen letztendlich stellt, nicht glaubwürdig und nachvollziehbar.
Aber hey, ich wurde bestens unterhalten und wieder etwas für unsere Geschichte der vergangenen 30 Jahre sensibilisiert. Danke!

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Veröffentlicht am 18.11.2023

Beeindruckender Serien-Auftakt

Der Morgen (Art Mayer-Serie 1)
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Art Meyer, desillusionierter BKA Ermittler, berüchtigt für seine Erfolge und seine eigenwillige Arbeitsweise, wird von höchster Stelle zu einem Leichenfundort an brisanter Stelle, der Siegesstatue, beordert. ...

Art Meyer, desillusionierter BKA Ermittler, berüchtigt für seine Erfolge und seine eigenwillige Arbeitsweise, wird von höchster Stelle zu einem Leichenfundort an brisanter Stelle, der Siegesstatue, beordert.
Diesen Fall soll er gemeinsam mit der Kommissar-Anwärterin Nele Tschaikowski schnell und ohne großes Aufsehen lösen.
Die Begleitumstände dieses Leichenfunds und kurze Zeit später ein zweiter Leichenfund machen Ermittlungen ohne Aufsehen unmöglich.


Ich habe die gesamte Reihe um Kommissar Tom Babylon gelesen unter starker Suchtgefährdung und mit freudiger Erwartung „Der Morgen“ entgegengefiebert.
Ich bin nicht enttäuscht worden. Ein neuer Ermittler mit interessanter Vorgeschichte, mit Ecken und Kanten, Sehnsüchten und einem starken Gerechtigkeitssinn.
Daneben oder mehr ihm nacheifernd und ständig nachlaufend etabliert sich die Kommissar-Anwärterin Nele Tschaikowski. Ein Team, das voneinander lernt, wirkt menschlich und authentisch. Während Arts Probleme und Tiefen aus seiner Kindheit und Jugend resultieren, ist Nele dabei sich freizuschwimmen und zu emanzipieren, legt sich dabei aber selbst Steine in den Weg. Es ist interessant und spannend die Beiden bei ihrer Arbeit zu beobachten, wobei Marc Raabe uns zuweilen immer wieder Einblicke in ihr Innenleben gewährt.
Der Fall ist brisant und zum großen Teil gut nachvollziehbar. Leider ist er auch in der realen Welt denkbar.
Die einzelnen Protagonisten sind klar und deutlich beschrieben, insbesondere da wir auch ihr jugendliches Verhalten beobachten können. Die romantische Beschreibung der engelsgleichen Ellie ist wohl den noch fast kindlichen Gefühlen geschuldet.
Ich bin neugierig und freue mich auf weitere Fälle des Teams Meyer/Tschaikowski.

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Veröffentlicht am 14.11.2023

Nacht- düster, rätselhaft und spannend

NACHT
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Island, an einem abgelegenen Fjord schaut ein Nachbar bei einer Familie aus der Nachbarschaft nach dem Rechten, da diese seit einer Woche kein Lebenszeichen von sich gibt. Was er vorfindet, ist eine abgeschlachtete ...

Island, an einem abgelegenen Fjord schaut ein Nachbar bei einer Familie aus der Nachbarschaft nach dem Rechten, da diese seit einer Woche kein Lebenszeichen von sich gibt. Was er vorfindet, ist eine abgeschlachtete Familie. Keines der Kinder hat überlebt. Die Mutter und eine Hausangestellte sind ebenfalls tot. Der Vater ist nicht auffindbar.
Die Polizisten Karó und Tyr und die Gerichtsmedizinerin Idunn geben sich Mühe Licht ins Dunkel zu bringen.


Das ist wieder ein brillanter Thriller der Bestseller-Autorin Yrsa Sigurdardóttir.
Der ständige Perspektiven-Wechsel zwischen dem, was vor der Tat geschehen ist, aus der Sicht der Haushaltshilfe Sóldis und dem, was die Ermittler nach der Tat herausfinden, ließ mich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Sóldis immer größer werdendes Grauen und mein Wissen, was den Frauen widerfahren wird, hat die Spannung ins Unermessliche getrieben.
Was mich an den Thrillern von Yrsa Sigurdardóttir fasziniert ist, dass sie ohne drastisch blutige Beschreibungen, Grauen und eine schaurige Atmosphäre kreieren kann.
Sowohl das ermittelnde Personal als auch Sóldis sind sehr genau gezeichnet. Bei den Familienmitgliedern wurden eher einige Charakterzüge herausgefiltert, sodass man auch ihre Verhaltensweise gut nachvollziehen konnte.
Zum Ende hin hörten die Ermittler nicht eher auf zu ermitteln bis alle Fragen und Ungereimtheiten geklärt waren, sehr befriedigend.
Die Kriminalbeamten Tyr und Karó zusammen mit der Gerichtsmedizinerin sind mir ans Herz gewachsen. Der Schlusssatz der Gerichtsmedizinerin lässt mich auf eine Fortsetzung hoffen. Es gäbe sicher noch vieles aus der Vergangenheit der Dreien zu erzählen und verarbeiten.

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