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Veröffentlicht am 30.07.2022

Brauner Sumpf

Die karierten Mädchen
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Der Klappentext klang interessant: eine alte blinde Frau spricht ihre Lebenserinnerungen auf Kassetten, beginnend 1929 und es geht um ein Geheimnis, das die Familie nicht kennt. Die Autorin hat die Geschichte ...

Der Klappentext klang interessant: eine alte blinde Frau spricht ihre Lebenserinnerungen auf Kassetten, beginnend 1929 und es geht um ein Geheimnis, das die Familie nicht kennt. Die Autorin hat die Geschichte an die reale Geschichte ihrer Großmutter angelehnt. Das sprach für historisch interessante Lesestunden. Der Schreibstil der Autorin läßt sich auch wirklich gut lesen, so dass man immer weiter liest, denn es wird auf zwei Zeitebenen - jetzt und in den 1930 zigern erzählt. Im Laufe der Geschichte kam es aber anders, als ich es vorher gedacht hatte. Die Protagonistin Klara entwickelt sich während und nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten gelinde gesagt zur Mitläuferin, was sie in Gegensatz zu ihrer besten Freundin Susanne setzt, die das Kinderheim, das sie leiten nicht den Machthabern unterordnen möchte. Klara gibt sich unpolitisch bis desinteressiert, versteckt aber ein jüdisches Mädchen - was aber nicht den historischen Tatsachen der Großmutter der Autorin entspricht. Sehr viel Spannung steckt nicht in der Geschichte und je länger sie dauert, desto mehr bekommt man den Eindruck, sie dient eher der Rechtfertigung, nicht anders gekonnt zu haben, denn wirklich etwas bewegen zu wollen. Das ist schade, denn die Idee an sich ist klasse. Antworten auf die damals und auch heute noch wichtigen Fragen - hat man nicht anders gekonnt? Was wäre vielleicht zu tun gewesen? Etc. werden nicht gestellt und beantwortet. Auch von der alten Frau, die die Kassetten bespricht kommt, zumindest im ersten Teil, eine Reflektion nicht wirklich vor. Vielleicht kommt das im nächsten Teil, doch hier habe ich es als sehr schade empfunden. Deshalb von mir nur 3 *** und die Hoffnung, die Autorin möge im nächsten Teil ein wenig mehr historischen Tiefgang in die Figuren legen.

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Veröffentlicht am 30.07.2022

Überzeugend

Kaiserdämmerung
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Ein flüssig zu lesendes historisches Werk mit gut gegliederten Kapiteln, in denen die Zusammenhänge der Weltpolitik erklärt werden. Die Geschichte vom Aufstieg bis zum Untergang des deutschen Kaiserreiches ...

Ein flüssig zu lesendes historisches Werk mit gut gegliederten Kapiteln, in denen die Zusammenhänge der Weltpolitik erklärt werden. Die Geschichte vom Aufstieg bis zum Untergang des deutschen Kaiserreiches wird nachvollziehbar und es wird mit vielen alten Stereotypen und Unwahrheiten aufgeräumt. Dies Buch ist nicht nur etwas für Historiker, sondern für jeden Geschichtsinteressierten, denn der Autor schreibt gut verständlich und nachprüfbar. Sehr interessant dargestellt auch die ganzen familiären Verbindungen und Verwicklungen der damaligen Herrscherhäuser, die trotz allem den Ersten Weltkrieg nicht verhindern konnten oder auch wollten. Mir hat es gut gefallen und ich kann das Buch sehr gerne weiter empfehlen.

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Veröffentlicht am 30.07.2022

Nicht überzeugend

Rupert Undercover. Ostfriesisches Finale
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Als Hörbuch vom Autor selbst gelesen hoffte ich hier, nach einem mir nicht wirklich zusagenden 2. Teil, die Aufklärung des 'Falles', ein wenig mehr Ernsthaftigkeit und Erklärungen, warum die Figuren so ...

Als Hörbuch vom Autor selbst gelesen hoffte ich hier, nach einem mir nicht wirklich zusagenden 2. Teil, die Aufklärung des 'Falles', ein wenig mehr Ernsthaftigkeit und Erklärungen, warum die Figuren so handeln, wie sie es tun. Leider weit gefehlt. Beim Hören des Buches bekam ich immer mehr das Gefühl, es handele sich nicht um einen Kriminalroman, sondern vielmehr um reinen Krimiklamauk. Die Figuren haben keinen Tiefgang - der Protagonist Rupert ist es dem Autor nicht einmal wert, einen Vor- und einen Zunamen zu bekommen. Die Polizei handelt so übertrieben unecht - eine geheime Spezialeinheit des BKA besetzt die Polizeidirektion Aurich, weil ein BKA Mann seine Machtfantasien gegenüber den Auricher Kollegen ausleben muss. Die anderen Polizisten/ Kommissare werden unterbelichtet und ständig an den Gesetzten vorbei agierend dargestellt. Zu allem Überfluss bleiben am Ende des Buches noch so viele offene Enden, dass die Geschichte nicht mal klamaukig aufgeklärt ist. Dies (Hör-) Buch konnte mich nicht überzeugen, denn es ist nicht ansatzweise ein Krimi.

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Veröffentlicht am 28.07.2022

Klasse Anfang eines Zweiteilers

Das Tor zur Welt: Träume
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Ava de Buur, die als Kind von ihren Eltern, welche nach Amerika auswandern wollen, bei Moorbauern in Pflege gegeben wird, zieht es nach dem Tod der Pflegeeltern nach Amerika um ihre Familie zu suchen. ...

Ava de Buur, die als Kind von ihren Eltern, welche nach Amerika auswandern wollen, bei Moorbauern in Pflege gegeben wird, zieht es nach dem Tod der Pflegeeltern nach Amerika um ihre Familie zu suchen. Um sich dafür das Geld zu verdienen verdingt sie sich in Hamburg als Fabrikarbeiterin, Dienstmädchen und arbeitet auch in der Hamburger Auswandererstadt. Dort lernt sie die reiche, verzogene Claire kennen, welche dort soziale Stunden ableisten muss. So unterschiedlich auch die Herkunft der beiden Frauen ist, eins ist doch gleich - um die Zeit 1911 - haben Frauen wenig Rechte, werden von Männern dominiert und versucht klein zu halten. Die beiden reagieren darauf auf ihre eigene Weise. Umrahmt wird die Hauptgeschichte von Episoden aus der Vergangenheit anno 1883.
Die Autorin schildert historisch gut recherchiert, die Zustände der damaligen Zeit überaus plastisch und beschönigt nichts. Die Armut und das Leid der Menschen wird genauso erfahrbar, wie der überbordende Reichtum der anderen Hälfte der Gesellschaft. Augenscheinlich freunden sich Ava und Claire an, doch als wahre Freundschaft würde ich es nicht von beiden Seiten aus sehen. Die Figuren sind schön gezeichnet und für den Leser als Persönlichkeiten erkennbar. Ava war mir aber immer sympathischer und ehrlicher in ihren Handlungen als Claire, mit der ich nicht warm werden konnte und am Ende des Buches dachte: recht geschieht ihr, was ihr geschieht. Leider endet die Geschichte mit einem 'bösen' Cliffhanger - also muss ich unbedingt den, im Oktober erscheinenden zweiten Teil lesen.
Das Cover ist schön gestaltet und passt gut zu der Geschichte. Toll auch, dass hinten im Buch noch Fotos aus der damaligen Zeit als Anhänge eingefügt sind.
Mein Fazit: unbedingt lesen.

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Veröffentlicht am 23.07.2022

Beeindruckend gewaltig und leider auch historisch belegt

Denk ich an Kiew
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Was für ein bewegendes Buch! Ich musste mich wirklich zwingen, es aus der Hand zu legen, sonst hätte ich es nicht verdauen können und in einer Nacht gelesen, egal wie spät es auch immer wäre. Die Geschichte ...

Was für ein bewegendes Buch! Ich musste mich wirklich zwingen, es aus der Hand zu legen, sonst hätte ich es nicht verdauen können und in einer Nacht gelesen, egal wie spät es auch immer wäre. Die Geschichte erzeugt so einen Sog, dass es sehr schwierig ist, sich dem zu entziehen.
Die Geschichte wird in zwei Zeitsträngen erzählt: zum einen in den 1930- ziger Jahren in der Ukraine unter stalinistischem Terror - hier erlebt der Leser die Geschichte von Katja, Alina und ihrer Familie mit einigen Höhen und vielen Tiefen - und der zweiten Strang spielt in Amerika in den 2000- sender Jahre - Cassie und ihre Tochter Birdie, die erste gefühlsverarmt, weil ihr Mann gestorben ist und ihre Tochter (Birdie) seit dem Tod des Vaters verstummt, müssen / wollen Cassies Großmutter helfen, die immer mehr verwirrt ist, in ukrainischer Schrift Zettel schreibt, Vorräte hütet, sich vielleicht selbst gefährdet und allein nicht mehr in ihrem Zuhause zurechtkommt.
Auch wenn die Ukraine jetzt aktueller ist als alles, doch was zu Josef Wissarionowitsch Dschughasschwilis Zeiten geschehen ist - der Holodomor - ist Geschichte und schlimme Geschichte. Das Verhungern von Zehntausenden wird in dem Buch beschrieben, so dass ich mich nicht entziehen konnte. Alles wirkt noch Generationen weiter, die Angst vor - ja vor was? - hier findet jede/r Leser eine eigene Antwort. Und ich mag mir nicht ausdenken, wie aktuell solche Geschichten heute wieder sind, was die Ukraine und Russland betrifft.
Berührt hat mich auch das Vorwort der Autorin, die die Idee zum Buch hatte, bevor Putin in die Krim einfiel, dann Jahre brauchte, es zu schreiben und dann plötzlich die Geschichte sie überholte, der Krieg aktuell wurde, als das Buch fertig war. Was für eine Ironie, immer zu spät zu sein. Es ist für mich ein Highlight des Jahres und bewegend, traurig, gewaltig, herausfordernd, mutmachend und sowas von lesenswert!

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