Cover-Bild Denk ich an Kiew
(15)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Lübbe
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 29.07.2022
  • ISBN: 9783751737791
  • Empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Erin Litteken

Denk ich an Kiew

Roman
Rainer Schumacher (Übersetzer), Dietmar Schmidt (Übersetzer)

Ein bewegender Roman über ein prägendes Kapitel der ukrainischen Geschichte


1929. Behütet und geliebt wächst Katja in einem Dorf bei Kiew auf. Ihre Familie ist nicht reich, kann sich aber von ihrer eigenen Hände Arbeit ernähren. Bis Stalins Handlanger die Dorfbewohner zwingen, dem Kollektiv beizutreten. Wer sich weigert, wird mitgenommen und nie wieder gesehen. Anfangs gibt es für Katja dennoch auch glückliche Stunden. Sie ist in den Nachbarssohn verliebt und ihre Schwester in dessen Bruder. Doch schon bald muss Katja sich jeden Tag Mut zusprechen, um weiterzumachen angesichts des Schreckens um sie herum.

Jahrzehnte später entdeckt Cassie im Haus ihrer Großmutter in Illinois ein Tagebuch. Nie hat diese über ihre ukrainische Herkunft gesprochen. Seit einiger Zeit aber verhält sie sich merkwürdig. Sie versteckt Lebensmittel und murmelt immer wieder einen Namen, den keiner aus ihrer Familie je gehört hat: Alina ...


"Ich hätte nie gedacht, dass die Veröffentlichung meines Romans über die Unterdrückung des ukrainischen Volkes in der Vergangenheit mit einer aktuellen Tragödie zusammenfallen würde" ERIN LITTEKEN


Unter der Herrschaft Stalins verhungerten in den 1930er-Jahren in der Ukraine Millionen Menschen, obwohl die Getreidespeicher voll waren. Erin Litteken rückt diesen weitgehend vergessenen Aspekt der ukrainischen Geschichte in unser Bewusstsein, einfühlsam und sehr bewegend.

Weitere Formate

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.10.2022

Das Morgen wird besser

0

Cover:
------------
Das leuchtende Weizenfeld sieht wunderschön aus und ist ein Bild, das sowohl Hoffnung ausstrahlt als auch durch die dunklen Wolken an die dunklen Zeiten erinnert. Es passt sehr gut ...

Cover:
------------
Das leuchtende Weizenfeld sieht wunderschön aus und ist ein Bild, das sowohl Hoffnung ausstrahlt als auch durch die dunklen Wolken an die dunklen Zeiten erinnert. Es passt sehr gut zur Thematik und sticht einem sofort ins Auge.

Inhalt:
------------
Cassie hat vor einem Jahr ihren Ehemann bei einem Autounfall verloren. Seitdem ist sie nur ein Schatten ihrer selbst und schafft es kaum, sich um ihre kleine Tochter Birdie zu kümmern, die seit dem Unfall nicht mehr spricht. Cassies Mutter Anna teilt ihr bei einem Besuch mit, dass Cassies Großmutter Bobby einen Unfall hatte in letzter Zeit seltsame Dinge sagt und tut. Sie bittet Cassie, mit Birdie zu ihrer Großmutter zu ziehen und sich um sie zu kümmern. Nachdem dies geschehen ist, erfährt sie nach und nach mithilfe von Bobbys Tagebuch sowie der Hilfe des attraktiven Nachbarn Nick von den schrecklichen Ereignissen, die Bobby durchmachen musste. Aber sie lernt dabei auch, dass es sich lohnt zu kämpfen, um zu leben und nach vorne zu schauen.

Mein Eindruck:
------------

Die Geschichte ist auf zwei Ebenen geschrieben, die sich regelmäßig abwechseln: Cassies Perspektive in den USA 2004 und Katjas Geschichte in der Ukraine, die Ende des Jahres 1929 beginnt. Katja ist Bobbys richtiger Name und sie lebte in einem Bezirk von Kiew. Anfangs sind beide Handlungsstränge noch unabhängig voneinander, doch je mehr Cassie Einblick in das Tagebuch erhält, desto mehr ist das Wissen Cassies konform zu dem des Lesers. Erst am Ende laufen beide Fäden von Vergangenheit und Gegenwart endgültig zusammen.

Der Schreibstil ist sehr ergreifend und das Buch hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Die Geschichte Katjas, die einem den Holodomor in der Ukraine hautnah erleben lässt, hat mich besonders gefesselt. Ich war gleichermaßen berührt von ihren Gefühlen, aber auch von ihrer Liebe und ihrem Engagement für ihre Familie und Freunde. Die Schrecken dieser Zeit werden einem sehr deutlich gemacht und es hat mich fassungslos gemacht, wie so viele Leute absichtlich verhungern gelassen wurden und wie kaltblütig die Aktivisten waren. Noch schlimmer, dass davon offiziell keiner wissen durfte und diese Vertuschung Stalin auch über viele Jahre danach so gut geglückt ist. Beeindruckt hat mich aber auch Katjas Entschlossenheit und Überlebenswille. Ihr Vater hat ihr stets geraten:

"Bring einfach das Heute hinter dich. Das Morgen wird besser." (S. 120)

Dieser Rat hilft ihr, immer weiterzumachen und schließlich dem Elend zu entkommen, zumindest physisch. Psychisch verfolgt sie das Erlebte weiterhin.
Schön ist auch, wie die Autorin die Fäden Vergangenheit und Gegenwart zusammen führt. Beide Frauen, Cassie und Bobby, haben Verluste erlitten und für Cassie ist es schließlich sehr hilfreich, über Bobbys vergangenes Leben zu erfahren, um ihr eigenes endlich weiterleben zu können. Auch für die kleine Birdie ist der Aufenthalt bei der Großmutter eine heilsame Erfahrung.

Bobbys Schicksal hat die Autorin sehr gut anhand von Zeitzeugenberichten und eigener Recherche konstruiert. Auf diese Weise wirkt ihre Figur sehr authentisch. Im Nachwort geht sie hierauf noch genauer ein und nennt auch viele Literaturtipps. Ich habe dabei sehr viel über die Ukraine, ihre Historie, die Kultur und die Mentalität der Menschen dort erfahren. Die Geschichte hat mich mitleiden, mitlachen und schließlich mit hoffen lassen.

Fazit:
------------
Ein berührendes und fesselndes Buch über den Holodomor in der Ukraine, aber auch Überlebenswille, Liebe und Hoffnung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.08.2022

Slawa Ukrajini! Holodomor

0

Stalin: Der Tod eines einzelnen Mannes ist eine Tragödie, der Tod von Millionen nur eine Statistik. Allein diese Aussage, dem Vorwort vorgestellt, des Massenmörders Stalin, das Vorwort der Autorin Erin ...

Stalin: Der Tod eines einzelnen Mannes ist eine Tragödie, der Tod von Millionen nur eine Statistik. Allein diese Aussage, dem Vorwort vorgestellt, des Massenmörders Stalin, das Vorwort der Autorin Erin Litteken, Nachfahrin einer geflüchteten Ukrainerin, bringt zum Weinen. Angesichts der aktuellen Situation so etwas von schrecklich! Stalin wird heute noch in Russland verehrt. Es gibt Museen, die ihn glorifizieren.

Holodomor. Millionen Ukrainer verhungern. Vorsätzlich. Just zu dieser Zeit spielt die tragische Geschichte des Romans. Katja beschreibt diese Zeit ab 1930 in einem Tagebuch. Den Tod, die Suche nach Lebensmittel, die Ermordung der nahen Verwandten. Schmerzhaft, jede Seite ist voller Hoffnung und dem Schmerz.

Erin Litteken erzeugt geschickt Emotionen mit ihrer Schreibe. Mitgefühl, Fassungslosigkeit, Entsetzen. Die zweite Zeitebene, 2004 in den USA, Cassie hat ihren Mann verloren und vegetiert mit ihrer sprachlosen Tochter Birdie. Doch dann beginnt die Aufarbeitung von Katjas Geschichte durch Cassie. Die ukrainischstämmige Großmutter Bobby ist die zentrale Figur und ihre Weisheiten beeinflussen nun Cassies Leben. Beide Zeitebenen miteinander verflochten führen zum Heute. Neuer Lebensmut. Aus der Geschichte lernen...

Das Umschlagsbild - der grünlich-blaue Himmel über dem gelben Weizenfeld - erinnert an die ukrainische Flagge, die jetzt überall, zumindest in meiner Heimatstadt, an den öffentlichen Gebäuden hängt.

Über das Buch eine Rezension zu schreiben, ist auch ein politisches Statement gegen den Krieg, den Russland der Ukraine aufgezwungen hat. Es ist so unglaublich, dass russische Machthaber (einst ein kulturell hochstehendes Land) so etwas tun. Jeder russische Mensch und auch jede:r mit russischen Wurzeln muss gegen das, was Putin & Co machen, aktiv vorgehen.

Slawa Ukrajini!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.08.2022

Ergreifend

0

„Denk ich an Kiew“ ist für mich eines dieser Bücher, die fast schon unscheinbar daherkommen um einen dann vollständig umzuhauen. Ich hatte quasi keine Erwartungen an das Buch, was hauptsächlich neugierig, ...

„Denk ich an Kiew“ ist für mich eines dieser Bücher, die fast schon unscheinbar daherkommen um einen dann vollständig umzuhauen. Ich hatte quasi keine Erwartungen an das Buch, was hauptsächlich neugierig, was dieses Buch vor dem Hintergrund der aktuellen und vergangener Ukrainekrisen zu sagen hat. Und ich hab gelitten, gebangt, gehofft und aufgeatmet.

Zum Inhalt: Cassie hat nach dem Verlust ihres Mannes den Boden unter den Füßen und den Halt im Leben verloren. Sie zieht deswegen mit ihrer Tochter Birdie zurück zu ihrer Mutter und Großmutter. Die in der Ukraine geborene Bobby wird langsam dement und kann auch nicht mehr allein für sich sorgen, da scheint das die beste Lösung. Doch in Bobbys Haus stößt Cassie auf ein Geheimnis, dass ihre Großmutter all die Jahre bewahrt hat.

Das Buch wird in zwei Zeitebenen erzählt, was mir immer richtig gut gefällt. So ist man als Leser direkt auch mit der Vergangenheit der Figuren verbunden. Während der Handlungsstrang der Gegenwart nur wenige Wochen zählt, zieht sich die Geschichte der Vergangenheit über Jahre, erzählt im Zeitraffer das Leben der Großmutter in der Ukraine.

Die Geschichte ist grausam, erschreckend und absolut niederschmetternd. Es ist eine Geschichte von Leid, Angst, Schmerz und Verlust. Durch das Schicksal der Großmutter bekommt dieses schwarze Loch in der Geschichte der Ukraine einen greifbaren Rahmen. Die Geschichte entwickelt eine düstere Sogwirkung, die mich nicht losgelassen hat, immer in der Hoffnung das Licht am Ende des Tunnels zu sehen.

Und obwohl grausame Taten und erschreckende Ereignisse geschildert werden, hat das Buch einen sanften Unterton der Hoffnung. Es ist trotz der Gräueltaten sehr feinfühlig geschrieben. Trotz der bildhaften Beschreibungen des erlittenen Horrors, darf der Leser zu hoffen wagen, da er ja über Wissen aus dem Handlungsstrang der Gegenwart verfügt.

Dieser zweite Handlungsstrang hilft, nicht den Halt zu verlieren. Er besticht mit fantastischem ukrainischen Essen,dass mir beim Lesen den Mund wässrig gemacht hat. Und mit Familie, dem füreinander da sein und der Hoffnung auf einen Neuanfang.

Insgesamt war das Buch nicht, was ich erwartet hatte, es war so viel besser.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.08.2022

Herzensbuch

0

Das Buch spielt abwechselnd 2004 und ab 1930. Sowohl Cassies als auch Katjas Geschichte gehen ins Herz. Erin Litteken hat einen sehr herzerwärmenden Schreibstil.
Teile des Buches basieren auf wahren Begebenheiten. ...

Das Buch spielt abwechselnd 2004 und ab 1930. Sowohl Cassies als auch Katjas Geschichte gehen ins Herz. Erin Litteken hat einen sehr herzerwärmenden Schreibstil.
Teile des Buches basieren auf wahren Begebenheiten. Das fand ich teilweise sehr erschreckend und emotional.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.08.2022

Aufwühlend

0

Ein sehr melancholisches Cover stimmt den Leser ein auf die Wahrheit über den Holodomor, den Tod durch Verhungern in der Ukraine.
Es ist das zentrale Thema des Buches.
Durch den brutalen Feldzug ...

Ein sehr melancholisches Cover stimmt den Leser ein auf die Wahrheit über den Holodomor, den Tod durch Verhungern in der Ukraine.
Es ist das zentrale Thema des Buches.
Durch den brutalen Feldzug Stalins gegen das ukrainische Volk verursacht, vor dem zweiten Weltkrieg. Für ihn war die ukrainische Kultur eine Bedrohung für die sowjetische Ideologie.
Auf zwei Zeitzonen und unterschiedlichen Standorten erzählt der Autor die tragische Geschichte von Katja über den Holodomor in der Ukraine ab September 1929 und von Cassie, Katjas Enkelin, in Wisconsin von Mai 2004an. Cassie erfährt durch Katjas Tagebuch auch von den andauernden Attacken gegen ukrainische Traditionen und von massenhaften Deportationen, auch der von Geistlichen.
Cassie selbst muss den plötzlichen Unfalltod ihres Mannes verarbeiten und mit ihrer eigenen Trauer und der ihrer kleinen Tochter umgehen.
Ihr Motto lautet: Bring einfach das Heute hinter dich, das Morgen wird besser.
Ein aufwühlendes Buch und ein Thema, das aktueller ist denn je.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere