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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.08.2019

Einen Perle der Literatur

Ein neues Blau
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Der Roman von Tom Saller ‚Ein neues Blau‘ kann man einen Roman nennen, ich würde es eher als Literatur bezeichnen. Die Geschichte von Lili und Anja, zweier so unterschiedlicher Frauen, die eine in der ...

Der Roman von Tom Saller ‚Ein neues Blau‘ kann man einen Roman nennen, ich würde es eher als Literatur bezeichnen. Die Geschichte von Lili und Anja, zweier so unterschiedlicher Frauen, die eine in der heutigen Zeit (1985) verwurzelt und die Andere ein Kind der Zwanziger und dreißiger Jahre dieses Jahrhunderts, sind fremd und doch so ähnlich – beide sind halb – halb in der Welt, in der Familie, im Glauben oder der Religion und halb in sich selbst– und doch spiegeln sie nicht nur sich gegenseitig, sondern auch die Zerrissenheit von Generationen vom ersten Weltkrieg über die Weltwirtschaftskrise bis hin zu nach dem Zweiten Weltkrieg.

Tom Saller gelingt es prächtig, anhand von Lili und Anja, ein historisches Panorama zu entfalten und Geschichte erlebbar zu machen. Dabei ist es nicht aufdringlich oder mit erhobenem Zeigefinger geschrieben. Ganz im Gegenteil ist es ein Buch der eher leisen Töne, des zwischen den Zeilen Lesens. Die einzelnen ‚Abschnitte‘ wechseln vom Berlin 1985 zu Berlin 1920 / 30 usw. wobei diese Abschnitte wieder mehrere Kapitel haben. Daran mußte ich mich ein wenig gewöhnen, auch dass die Überschriften ein Teil des Inhaltes der Kapitel vorwegnehmen. Doch bei der Komposition der Worte hatte ich das Gefühl, in einem Sog gefangen zu sein, der mich das Buch nicht aus der Hand legen ließ. Man spürt zwischen den Seiten, wie Nebelfetzen an einem dunstigen Morgen, die Bezüge der Personen und Zeiten und Geschichten untereinander, ohne sie sofort greifen zu können. Das ist, was ein bewegendes gutes Buch ausmacht – Literatur eben.

So könnte die Geschichte der beiden Frauen einfach 1985 in Berlin enden – dachte ich auch und das wäre schon gut. Doch dann kam der Epilog und schlug den Bogen zu den allerersten Sätzen der Geschichte und ließ mich nachdenklich und verzaubert zurück.

Fazit:
Wie man schon lesen konnte, eine ganz klare Leseempfehlung von mit. Das Buch war jede Sekunde wert.

Veröffentlicht am 29.08.2019

Ein fulminanter Abschluß der Trilogie

Die Ärztin: Die Wege der Liebe
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Ich habe das Buch vom Verlag zur Verfügung gestellt bekommen und kannte die ersten beiden Bände der Trilogie nicht. Nichtsdestotrotz hat mich dieser Band über die Ärztin Ricarda Thomasius in den Bann ...


Ich habe das Buch vom Verlag zur Verfügung gestellt bekommen und kannte die ersten beiden Bände der Trilogie nicht. Nichtsdestotrotz hat mich dieser Band über die Ärztin Ricarda Thomasius in den Bann gezogen. Im Berlin des ersten Weltkrieges erlebt man die Geschichte der Familie Thomasius mit ihren Höhen und Tiefen – angefangen bei dem an der Front vermissten Sohn, über Streit mit den Töchtern und einigem mehr. Ein Berliner Stadtplan des Jahres 1919 in der vorderen Innenseite des Buches und eine dem Roman vorangestellte Liste der Dramatis Personae erleichtern das Zurechtfinden, auch wenn man die beiden ersten Bücher nicht kennt.
Die eingängige Sprache der Autorin Helene Sommerfeld, die ich bislang nicht kannte, und die plastischen Beschreibungen der Orte lassen einen nur so durch das Buch fliegen und das Ende kommt nur allzu schnell. Eine sehr schöne Zeitreise in die Vergangenheit, die gut recherchiert daherkommt und alles nachvollziehbar macht – die Schrecken des Krieges, wie auch die Auswirkungen auf die Familien und die Gesellschaft im Allgemeinen.

Fazit:
Ein sehr empfehlenswertes Buch, auf Grund dessen ich mir die ersten beiden Bände besorgt habe, denn, auch wenn man diesen Band eigenständig lesen kann, macht er doch Lust auf die Vorgänger.

Veröffentlicht am 27.08.2019

Ein beeindruckendes, aber auch verstörendes Buch!

Ein anderer Takt
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Im Juni 1957 verlassen in einem fiktiven Bundesstaat im Süden der USA, von heute auf morgen, sämtliche Neger den Staat. Die eigentliche Geschichte spielt in der ebenfalls fiktiven Südstaaten-Stadt ‚Sutton‘, ...

Im Juni 1957 verlassen in einem fiktiven Bundesstaat im Süden der USA, von heute auf morgen, sämtliche Neger den Staat. Die eigentliche Geschichte spielt in der ebenfalls fiktiven Südstaaten-Stadt ‚Sutton‘, in welcher die weißen Bewohner den Exodus der Neger, ihrer Neger, ungläubig verfolgen.
So sitzen die auf der Veranda vor Thomasons Geschäft und wollen glauben, dass alles gut geht. „…Sie hatten noch nicht lange genug in einer Welt ohne schwarze Gesichter gelebt, … [sie] versuchten sich einzureden, es sei jetzt wirklich vorbei, ahnten aber, dass es für sie jetzt gerade anfing.“ – Dies ist fast eine Kernaussage für mich, und in den einzelnen Kapiteln, in denen die Sicht verschiedener Personen auf das Geschehen erzählt wird, kommt genau das immer wieder zum Ausdruck. Der eigentliche ‚Ingangsetzer‘, Tucker Caliban, hat für jeden eine anderer Bedeutung -, als Freund, als Ehemann, als Nachfahre eines Sklaven, als Nigger und vielleicht auch als Vertrauter – und obwohl er nicht viel sagt, ist er durch sein Handeln so gradlinig und in einer Vorbildfunktion, dass es fast schon schmerzhaft ist.
Die Sprache ist ebenfalls ohne Schnörkel und kommt auf den Punkt, was allerdings gut zu der Geschichte passt, die einen in ihren Bann zieht, was man erst bemerkt, wenn man das Buch durchgelesen zur Seite legt. Ich mußte danach erst einmal kräftig durchatmen. Es regt sehr zum Nachdenken an und das Ende ist anders, als ich es erwartet hätte.

Fazit:
Es ist eine sehr, sehr lesenswerte Geschichte mit viel Tiefgang und es wird eins meiner Highlights für 2019 sein. Ein Buch, dass ich mir immer mal wieder hernehmen werde, da sehr viel Wahrheit drin steckt.

Veröffentlicht am 22.08.2019

Beeindruckender Tatsachenbericht

Ich stehe noch - AYAKTAYIM
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Erzählt wird die Geschichte von Buket, die als junges Mädchen verheiratet wird und ohne ein Wort deutsch zu können nach Berlin kommt.
Es ist beängstigend, was diese Frau von da ab erleiden muss oder auch ...

Erzählt wird die Geschichte von Buket, die als junges Mädchen verheiratet wird und ohne ein Wort deutsch zu können nach Berlin kommt.
Es ist beängstigend, was diese Frau von da ab erleiden muss oder auch einfach erträgt, obwohl ihre Eltern eigentlich nicht zu den Konservativen gehören. Doch aus Scham oder falsch verstandener Loyalität dauert es gefühlt ewig lange, bis Buket endlich anfängt sich zu wehren.
Das Buch ist schonungslos offen geschrieben und man erlebt die Situationen hautnah mit. Das kann manchmal an die Grenze des Erträglichen gehen, aber nur so wird sich einmal etwas verändern. Die Autorin und Buket verdienen die größte Hochachtung, vor dem, was sie tun mit diesem Buch. Der Schreibstil ist flüssig und die nicht allzu langen Kapitel tragen dazu bei, dass man gut vorankommt.

Fazit:
Ein beachtliches Buch, was eigentlich jede/r gelesen haben sollte. Eine klare Kauf- und Leseempfehlung von mir dazu.

Veröffentlicht am 19.08.2019

Beeindruckender Historischer Roman

Hurentochter - Die Distel von Glasgow
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Der Debütroman von Tabea König – Hurentochter – Die Distel von Glasgow – ist lebendig gewordene Geschichte, gespickt mit Liebe und Verrat.
Schottland in den 1870 er Jahren wird hier in flüssiger Schreibweise ...

Der Debütroman von Tabea König – Hurentochter – Die Distel von Glasgow – ist lebendig gewordene Geschichte, gespickt mit Liebe und Verrat.
Schottland in den 1870 er Jahren wird hier in flüssiger Schreibweise und mit gut recherchiertem Hintergrund zum Leben erweckt. Nicht nur die Protagonisten werden eindrücklich beschrieben, auch die Nebenfiguren bleiben nicht farblos, sondern bekommen anschauliche Tiefe.
Auch wenn dies Buch der erste Band einer Trilogie ist, kann man ihn ohne Cliffhanger auch eigenständig lesen und genießen. Ich habe mit den Protagonisten mit gefiebert, gehasst und geliebt, so eingängig ist das Buch geschrieben. Es ist ein absolutes Muss für Liebhaber historischer Romane.

Fazit:
Eine absolute Leseempfehlung für ein Buch, welches man nicht mehr aus der Hand legen mag.