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Veröffentlicht am 04.10.2019

Freche Geschichte

Ewiglich ... Dornröschen?
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Eigentlich entspricht Chick-Lit ja nicht so meinem Lieblingsgenre und doch haben mich das Cover und der Klappentext dazu verleiten lassen, es lesen zu wollen. Mit seinen 173 Seiten ist das Buch eine kurzweilige ...

Eigentlich entspricht Chick-Lit ja nicht so meinem Lieblingsgenre und doch haben mich das Cover und der Klappentext dazu verleiten lassen, es lesen zu wollen. Mit seinen 173 Seiten ist das Buch eine kurzweilige Lektüre für zwischendurch. Wie der Titel schon verrät, handelt es sich um eine Dornröschen-Adaption mit einigen Seitenhieben auf andere Märchen. Die Adaption ist mehr oder weniger gelungen und man bekommt einen interessanten Blick auf das Ganze.

Leider bleibt den Charakteren wenig Raum und Zeit, in dieser kurzen Geschichte, sich richtig zu entfalten und zu vertiefen. Hat man sich an sie gewöhnt, ist die Geschichte auch schon zu Ende. Ich fands schade, dass es so kurz ist, denn es hört relativ interessant auf. Zwischendurch wars etwas mühsam mit Ly, sie ist wirklich nicht auf den Mund gefallen und ihre Vergleiche der verstaubten Prinzessinenwelt mit aktuellen Personen, Situationen, Begebenheiten aus unserer Realität waren den einen oder anderen Schmunzler wert. Leider hab ich dieses freche an Ly mit der Zeit vermisst. Die Wortwitze wirkten manchmal etwas aufgesetzt, aber manchmal waren sie sogar echt witzig. Das Buch ist sehr leicht und flüssig zu lesen. Am Anfang hat mir aber immer mal wieder der Reiz zum Weiterlesen gefehlt.

Man wird buchstäblich mit Ly in die Geschichte reingeworfen und bekommt wenig Erklärung zu irgendwas. Man erfährt genau so viel wie Ly erfährt und das kann zeitweise etwas frustrierend sein. Vor allem, da sie sich ziemlich schnell mit ihrer Situation abfindet. Bleibt einem aber wahrscheinlich auch nichts anderes übrig. Natürlich überzeugt der Prinz vor allem mit seinem unwiderstehlichen Aussehen und es ist natürlich die eine große Liebe, ohne dass sich die beiden wirklich kennen können. Es gibt zwei Erzählperspektiven, einmal in der Welt des Märchens und einmal in, sagen wir halt mal so, in der Realität. Die Einschübe aus der Realität hätten ruhig schon früher und öfter passieren können. Hätte das Ganze vielleicht noch etwas interessanter gemacht. Die Auflösung hätte ich so nicht erwartet und kam auch etwas hastig, meiner Meinung nach.
Fazit

Eine nette Geschichte für Zwischendurch, auch wegen seiner Kürze. Die Märchenadaption hat viele Bezüge zum aktuellen (realen) Geschehen in der Weltgeschichte. Mit der Geschichte bekommt man einen interessanten Blick auf die Welt von Dornröschen. Für mich ist es nicht unbedingt einfach ein modernes Märchen, sonders es wurden nur markante Eigenschaften übernommen und einfach neu zusammengestellt. Die Moral oder dass das Märchen vielleicht belehren soll, kommt nicht wirklich vor. Ich hätte mir ein bisschen mehr Tiefe erwartet/gewünscht.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Alle Wege führen nach Night Vale

Willkommen in Night Vale
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Skurril. Anders. Außergewöhnlich. Verrückt. Um nur ein paar Eigenschaften zu nennen, wie dieses Buch bis jetzt beschrieben wurde. Und ja, auch ich stimme dem Ganzen zu! Und es ist immer noch untertrieben. ...

Skurril. Anders. Außergewöhnlich. Verrückt. Um nur ein paar Eigenschaften zu nennen, wie dieses Buch bis jetzt beschrieben wurde. Und ja, auch ich stimme dem Ganzen zu! Und es ist immer noch untertrieben. Aber es ist auch klug, einfallsreich, witzig und herausfordernd. Jeder Satz enthält ein Fünkchen Wahrheit über uns Menschen, über die Gesellschaft, über unser Zusammenleben und das System, in dem wir leben (das "westliche" wohlgemeint). Man muss aber schon viel interpretieren und mit einem kritischen Blick an die Sache herangehen, damit man das auch mitbekommt. Wenn man es so liest, ist es sehr anspruchsvoll und erfordert einiges an Konzentration, um am Ball zu bleiben.

Alles wird anders sein, als du es dir vorstellen kannst und nichts ist wie es scheint. Ich finde die Ideen einfach nur genial und vor allem metaphorisch wahre Kunststücke. Vom Schreibstil her lässt sich die Geschichte auch sehr gut lesen. Jedoch - und da muss ich mich den vielen anderen Rezensionen anschließen - gibt es einige Mängel im Spannungsaufbau und der Charakterentwicklung. Die Story an sich ist so wirr und hat oft überhaupt keinen Sinn und mir kam es oft so vor, dass eine Szene jetzt nur beschrieben wird, damit man die Verrücktheit von Night Vale besser kennen lernen kann. So eine Stadtführung sozusagen. Es gibt dadurch einige Längen und die eigentliche Geschichte kommt nur sehr schleppend voran und wirkt langweilig.

Jackie und Diane, die beiden Hauptcharaktere, bleiben irgendwie fremd und unnahbar. Die beiden erzählen abwechselnd aus ihrer Sicht und die anfangs scheinbar nebenherlaufenden Erzählstränge verbinden sich mit der Zeit und laufen ineinander.

Das Buch basiert auf einem Podcast (Radiosendung) (HIER kann man sich diese anhören) und vielleicht merkt man es dem Buch ein bisschen an. Cover und Titel wurden von der amerikanischen Ausgabe übernommen und ehrlich gesagt spricht mich beides überhaupt nicht an, aber die Leseprobe hat mich ziemlich angefixt.



Fazit

Gesellschaftskritik und Menschlichkeit verpackt in beispiellose Fantasy! Auch wenn Storyaufbau und Charaktere ein paar Mängel aufweisen ist das Buch ein kleines Kunstwerk. Nichts ist wie es scheint und das Buch fordert wirklich deine Fantasie heraus. Die metaphorischen Bilder, die durch Fantasyelemente dargestellt werden, lassen viel Raum für eigene Interpretationen und die kann man ruhig auch etwas kritischer anschauen.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Don't be shitty!

Stell dir vor, dass ich dich liebe
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Niven will eine wichtige 'Message' mit ihrem Buch verbreiten: Liebe dich so wie du bist, liebe deinen Körper, und sei nicht scheiße zu anderen, nur weil sie anders aussehen, als du.

Niven schreibt aus ...

Niven will eine wichtige 'Message' mit ihrem Buch verbreiten: Liebe dich so wie du bist, liebe deinen Körper, und sei nicht scheiße zu anderen, nur weil sie anders aussehen, als du.

Niven schreibt aus persönlichen Erfahrungen und den Schicksalen enger Verwandter. Sie kann sich wunderbar in andere Menschen hineinversetzen, beschreibt Gefühle, Gedanken und Lebensumstände so, damit man auch als Leser hineinversetzt wird. Man ist sehr nah dran an den Figuren, die alle sehr tiefgründig sind und wirklich alle eine tolle Charakterausarbeitung genossen haben.

Libby und Jack sind beide wunderbare Protagonisten, die dem Leser/der Welt ihre besonderen Schicksale näherbringen. Die Dialoge sind ein Genuss und Niven's Sprache und Ausdrucksweise gehen direkt unter die Haut. Das Englische ist leicht verständlich und lässt sich flüssig lesen. Die Sprache ist einfach gehalten, nur (vielleicht) Jacks Krankheit und ihre Beschreibungen dazu könnten Schwierigkeiten verursachen.

Die Autorin schreibt gerne Jugendbücher und beschäftigt sich viel mit Jugendlichen. Wenn dafür eine Liebesgeschichte herhalten muss, damit die Geschichte auch ja eine breite Reichweite erlangt (Liebesgeschichten gehen im Jugendalter immer), dann soll es so sein. Die Handlung und der Plot sind leider jedoch nichts Neues. Sehr vorhersehbar und man hat es irgendwie schon hundertmal gelesen. Die Charaktere und die behandelten Themen (Übergewichtigkeit, Gesichtsblindheit, Krebs, kaputte Familien) können jedoch einiges wieder gut machen.

Wie Jugendbücher-Liebesgeschichten nun mal so sind (diese ist keine Ausnahme), wird es irgendwann sehr kitschig. Der Schluss hat mich dann nämlich unter anderem deswegen auch ein bisschen enttäuscht. Er war irgendwie nur so eine schnelle Abhandlung, damit man endlich zu einem Ende kommt. Aber damit kann ich leben. Davor ist das Buch nämlich sehr, sehr, sehr lesenswert und es regt zum Nachdenken an. Es sensibilisiert gegenüber allen Menschen, und auch wenn die Message vielleicht zu offensichtlich ist, kann sie doch viel bringen.

Fazit

Sehr lesenswert und zwar wegen der außergewöhnlichen Protagonisten, der wunderbaren Dialoge und auch wegen der Message, die sich in dieser Geschichte versteckt oder besser gesagt, sehr offensichtlich ist. Die Liebesgeschichte, die sich in diesem Jugendbuch entwickelt, kann nicht auf allen Ebenen überzeugen und der Kitsch ist vorprogrammiert, Handlung und Plot sind nichts Neues und bereits aus anderen Büchern bekannt, jedoch überzeugen andere Dimensionen doch um einiges mehr, um dieses Buch zu etwas ganz Besonderem zu machen.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Menschen vs. Partials

Aufbruch
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Einen Vorteil hat es, wenn Bücher jahrelang ungelesen im Regal stehen. Die Chance ist größer, dass die Fortsetzungen dann bereits erschienen sind, wenn man sich endlich entscheidet, den Reihenauftakt zu ...

Einen Vorteil hat es, wenn Bücher jahrelang ungelesen im Regal stehen. Die Chance ist größer, dass die Fortsetzungen dann bereits erschienen sind, wenn man sich endlich entscheidet, den Reihenauftakt zu lesen. Und ich war sehr froh, dass ich nicht jahrelang warten musste, um zu erfahren, wie es weitergeht :D

Aufbruch zeigt eine Zukunftsvision (wiedermal ausgehend von Amerika), die durch medizinischen bzw. technischen Fehlern zustande gekommen ist oder eigentlich durch die Arroganz der Menschen, die sich für etwas Besseres halten. Sie greift basale Themen in unserer Gesellschaft auf und versetzt diese einfach in ein anderes Setting, fast eine Metapher für unsere eigenen Zustände.

Die Partials sind das Fremde, das Andere, der Feind, den man nicht so genau kennt, aber gerade deswegen auch fürchtet.

Die Herangehensweise an die Aufdeckung der Probleme und das Finden von Lösungen ist sehr medizinisch. Große Bedeutung im Buch haben das Krankenhaus und medizinische Labore. Manches konnte ich da nicht so richtig nachvollziehen, war aber dann im Endeffekt nicht so das große Problem für mich.

Die Handlung hat sich für mich schlüssig ergeben und es war sehr spannend den Protagonisten durch die Geschichte zu folgen. Sie hat wunderbare Charaktere entwickelt. Kira, die Hauptfigur, lebt nach dem Modell der Aufopferung. Sie erkennt ein Problem und setzt alles daran, dieses zu lösen. Wirklich alles. Die Nebenfiguren waren auch alle sehr spannend und ich könnte nicht sagen, dass sie irgendwie klischeehaft gezeichnet wurden.

Die Dystopie kann mit ihrem jugendlichen Charme überzeugen und reiht sich zu den großen ihres Genres ein. Für mich war es ein reinstes Lesevergnügen und der Trilogie-Auftakt hat Suchtpotenzial. Der 2. Band ist für einen Mittelteil wirklich richtig gut. Beim 3. Buch schwächelt der Plot ein bisschen. Nichtsdestotrotz habe ich alle drei in kürzester Zeit verschlungen.

Fazit

Ein gelungener Auftakt der Partials-Trilogie und ein gutes Beispiel, was die Arroganz von Menschen alles anrichten kann. Die ganze Reihe ist zwischen Flüchtlingskrisen, Rassismus und Terroranschlägen ein wertvoller Beitrag für mehr Frieden und Toleranz.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Glasseelen

Glasseelen
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Ein Mystery-Thriller der besonderen Art. Kennt jemand zufällig "Der Sandmann" von E.T.A. Hoffmann? Nein? Ich auch nicht, jedenfalls nicht bevor ich Glasseelen gelesen hatte und somit ungemein neugierig ...

Ein Mystery-Thriller der besonderen Art. Kennt jemand zufällig "Der Sandmann" von E.T.A. Hoffmann? Nein? Ich auch nicht, jedenfalls nicht bevor ich Glasseelen gelesen hatte und somit ungemein neugierig auf diese Geschichte wurde. Ja? Dann wird euch die Geschichte in einer anderen Form hier wieder begegnen und habt bestimmt einen ganz anderen Blick darauf!

Tanja Meurer hat sich dieser Geschichte angenommen und sie mit der jetztigen Welt verknüpft. Entstanden ist ihr Roman Glasseelen.

Das Buch besticht mit tollen Protagonisten, die einen frischen Wind in die Reihen der Charaktere in mein Bücherregal bringen. Mir hat das sehr gefallen! Auch wenn sie mir alle miteinander hin und wieder zu oft mit der flachen Hand auf den Tisch geschlagen haben, oder Camilla mir zu oft der Ohnmacht nahe war! Was Camilla betrifft wurde ich oft nicht so richtig schlau, wie sie jetzt ihrer ganzen Situation gegenübersteht. Einerseits wurde sie als stark und selbstbewusst beschrieben, so hab ich sie auch gesehen, nur dann hat sie mir manchmal ein bisschen zu sehr geschwankt (siehe Ohnmachtsanfälle) und auch ihre Entscheidungen waren nicht immer nachvollziehbar. Sehr gut war, dass man lange im unklaren gehalten wird, wer jetzt wirklich böse Absichten hat.

Dass Camilla zufällig die Geschichte vom Sandmann aus ihrer Kindheit kannte und so intelligente (Camilla ist wirklich gescheit!) Schlüsse ziehen konnte, ist zwar für die Geschichte wichtig, aber wahrscheinlich dann doch kein so großer Zufall mehr! Indem sie jedoch mit Chris zusammen die Geschichte aus ihren Gedächtnissen zusammenflickt, bekommt man auch als unwissender Leser eine ungefähre Vorstellung um was es beim Sandmann von E.T.A. Hoffmann geht.

Der Schauplatz, der so ziemlich die erste Hälfte des Buches dominiert, also die Unterwelt Berlins und Ancienne Cologne, war sehr interessant dargestellt. Und das Beste: es gibt unterhalb Berlins wirklich durch alte U-Bahn Stationen so ein einmaliges Netz (Man kann dort auch Führungen machen!). Warum aber die fiktive Stadt im Buch Ancienne Cologne, also übersetzt altes Köln, heißt, ist mir noch unklar.

Im Buch wird dieser Ort sehr düster und ungemütlich beschrieben und (es gibt ja keine Sonne) diese bedrückende Stimmung hat sich auch auf mich ausgewirkt. Ich hab mit der Zeit nur mehr gehofft, dass die Handlung endlich wieder nach oben verlegt wird. Aber für einen Thriller sehr klasse gemacht!

Was die Handlung betrifft war es mir von Zeit zu Zeit zu viel Katz und Maus spiel, dass nur von langen Erklärungsphasen unterbrochen wurde und die Handlung nicht richtig vorangetrieben hat. So war es auch bei mir mit dem Lesen. Einmal flogen die Seiten nur so dahin, dann wieder kam ich überhaupt nicht weiter. Auch wenn die ganzen Erklärungen wichtig waren, um die Komplexität dieser Geschichte nur im geringen Ausmaß zu verstehen, hab ich bemerkt, das ich einiges davon einfach wieder vergessen oder überlesen habe und ich später einfach nicht alles so verknüpfen konnte, wie es erwartet wurde.

Die Autorin verwendet eine sehr schöne, lebhafte Sprache um ihre Geschichte zu erzählen. Ein paar mal bin ich aber an einem Wort hängen geblieben, da ich mir sicher war, dass man das im Alltag eher nicht sagt. Es waren grundsätzlich mehr Fremdwörter, die man auch auf die Bildung der Protagonisten zurückführen könnte, aber für mich klang das ein bisschen unnatürlich. Leider konnte ich mit den Charakteren nicht richtig mitfühlen. Meurer hat zwar geschrieben, wie sich Camilla fühlt, was ihr durch den Kopf geht, wie ihr Körper reagiert. Leider wiederholen sich die Ausdrucksweisen dieser Gefühle immer öfter und so Gefühle wie Angst oder Ekel waren für mich eben nur Worte, die ich nicht gespürt habe. Einzig allein Camillas Gefühle gegenüber Chris kamen mir echt und intensiv vor. Frau Meurer beschreibt alles mehr, als das sie es dem Leser zeigt.


Fazit:

Ein guter Roman mit einer innovativen Idee und herausstechenden Charakteren, jedoch mit ein paar Schwächen. Kein Roman für zwischendurch, man muss sich ganz und gar auf die Geschichte einlassen und konzentriert lesen, um nichts zu verpassen. Dafür vergebe ich 3 gute Sterne. Auf die Fortsetzung bin ich sehrwohl gespannt!