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Veröffentlicht am 20.11.2023

Himmel, Gesäß und Nähgarn!

Whispering Of Souls
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„Er wollte sie wiedersehen und wusste nicht, warum. Sie verhielt sich ungehobelt, hatte eine ganz fürchterliche Umgangssprache. Ihre Wortwahl … Solche blasphemischen und obszönen Ausdrücke hörte er wirklich ...

„Er wollte sie wiedersehen und wusste nicht, warum. Sie verhielt sich ungehobelt, hatte eine ganz fürchterliche Umgangssprache. Ihre Wortwahl … Solche blasphemischen und obszönen Ausdrücke hörte er wirklich nicht oft.“ (S. 133)

Dieses Buch hat mich aufgrund des hübschen Covers auf der Buch Berlin magisch angezogen und so kam ich mit der Autorin ins Gespräch. Ich wußte also bereits, daß es explizite Szenen geben wird, doch die mit einem Daumen gestreichelte Brustwarze auf der zweiten Seite des Prologs hat mich dann doch überrascht. So früh habe ich das nun wirklich nicht erwartet.

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir nicht sehr leicht, weil Lin ein schwieriger Charakter ist. Am Ende des Buches bin ich zu dem Urteil gekommen, daß sie der Bad Boy dieser Geschichte ist. Sie hatte eine schwierige Kindheit, die falschen Freunde, ist unhöflich, obszön und flucht, sobald sie den Mund aufmacht. Sie kann es zwar nicht leiden, wenn man unfreundlich zu ihr ist, hält aber offensichtlich nichts von Prinzipien.
Ganz anders Wes, der zwar aussieht wie ein reicher, eingebildeter Schnösel, aber wenigstens Manieren hat. Es ist herrlich, wie sehr Lin ihn regelmäßig aus der Fassung bringt.

Trotz meiner Differenzen mit der Protagonistin hat mich die Geschichte gefesselt. Sowohl Cover als auch Titel sind mehr als passend, und ich habe wirklich nicht erwartet, was da alles passiert ist. Es geht nicht nur um Lins Leben an sich, sondern auch um einen Mord und die Suche nach dem Mörder, um ein Familiengeheimnis, oder zwei, und um viele seltsame Charaktere. Die Autorin versteht es ganz hervorragend, Dinge anzudeuten und dann ewig hinauszuzögern, sie klar auszusprechen.

Neben Lins Flucherei, gab es einige Begriffe, die für meinen Geschmack übermäßig genutzt wurden. So haben Personen, die sich angegriffen gefühlt haben oder einfach etwas lauter wurden direkt „gekeift“, was ich eher mit hysterischen Gekreische verbinde und nicht mit wütenden erwachsenen Männern. Außerdem starren alle ständig in Iriden, was irgendwo auch Sinn macht, weil sie ja die Augenfarben ausmachen, aber es geschah einfach zu oft.

Abschließend bleibt nur folgendes zu sagen:
Geht mir Lins Obszönität auf die Nerven? Auf jeden Fall! Missfällt mir ihr schlechter Einfluß auf Wes? Oh ja! Gibt es explizite Sexszenen? Ja, aber ich fand sie ganz nett. Möchte ich Band zwei lesen? Hundertprozentig!

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Veröffentlicht am 15.11.2023

detailverliebte Welt, unbefriedigendes Ende

Gemini Rebellion
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„Für einen Weltuntergangsfanatiker haben Sie einen unglaublichen Charme, Schätzchen.“ (S. 184)

Was haben ein gescheiterter Journalist, eine einsame Garküche-Betreiberin und ein reicher Schnösel gemeinsam? ...

„Für einen Weltuntergangsfanatiker haben Sie einen unglaublichen Charme, Schätzchen.“ (S. 184)

Was haben ein gescheiterter Journalist, eine einsame Garküche-Betreiberin und ein reicher Schnösel gemeinsam? Fast nichts, schon gar nicht in dieser dystopischen Zukunftsvision, in der es Geburtenkontrollen, Genmanipulierte Nahrung und IDs gibt, die nicht jedem offen stehen und somit die Menschen in mehr als nur Arm und Reich teilen.
Die Welt in Gemini ist düster und scheint wenig lebenswert, obwohl die Vision gar nicht so unwahrscheinlich scheint. Der Reporter Russel ist einer großen GenFood-Firma auf der Spur und er will beweisen, daß ihre neueste Generation die Menschen unfruchtbar macht. Doch niemand will ihm zuhören, denn die Menschen sind an Sensationen interessiert, nicht an Fakten. „War das der Geist ihrer Zeit geworden, in der Menschenleben nur nach ihrem Sensationsgehalt gemessen wurden und die Kluft zwischen denen, die besaßen, und denen, die de facto Besitz waren, sich zu einem Graben auswuchs? Einem Riss, der den Planeten in zwei Hälften zu teilen drohte? Einer klaffenden Wunde ihrer Gesellschaft, aus der die Erde Menschlichkeit blutete?“ (S. 214)
Susi, Betreiberin einer fahrenden Garküche, ist vom Tod ihrer Mutter sehr mitgenommen, als sie durch Zufall auf ihre Zwillingsschwester trifft. Obwohl sie eineiig sind, könnten ihre Leben kaum unterschiedlicher sein. Denn Claire treibt sich bei den ID-Losen in den Slums rum, während Susi sich bemüht, ein ordentliches Leben zu führen. Voller Trauer wirft Susi Claire einige unschöne Dinge vor und der ganze Abend gerät so sehr außer Kontrolle, daß ein Ausrutscher die Leben der ganzen Welt beeinflussen könnte.
Piters Hochzeit dient vor allem politischen Zwecken. Trotzdem hat er sein Herz an Alma verschenkt und möchte alles tun, um sie glücklich zu machen. Nachdem er die Wahrheit über seinen Seitensprung und den Grund für Almas Kinderlosigkeit erfährt, wendet er sich gegen die herzloseste Person in der ganzen Geschichte: seine Mutter

Dieses Buch läßt sich Zeit, um die Welt von Russel, Susi, Claire und Piter in allen Details zu beschreiben. Der Autor schafft es, durch die verschiedenen Perspektiven ein gutes Bild der Bevölkerungsschichten zu zeichnen und die Kluften hervorzuheben. Der Kontrast zwischen ID-Besitzern und ID-Losen ist dabei längst nicht so groß, wie zwischen den führenden Klassen und den Arbeitern.
Bei aller Hingabe zum Detail ist es für mich nicht nachvollziehbar, was am Ende nun passiert ist. Ein Schuß, ein Knall, und plötzlich ist alles anders. Das läßt mir zu viel Raum für Interpretationen, was genau nun passiert ist, wie es aus- oder weitergeht. 60 Seiten vor Schluß konnte ich mir nicht vorstellen, wie das alles gelöst werden soll und nun, nach den letzten Worten auf der letzten Seite, bin ich mir immer noch nicht sicher, wie das alles eigentlich endet.

Gemini ist ein dystopischer Roman mit Zukunftsvisionen, Kritik an Genmanipulation und ein Anstoß, über das Leben nachzudenken. Wer Lust auf ein wenig Weltuntergang und Hoffnung hat, der möge sich in die Rebellion stürzen.

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Veröffentlicht am 05.11.2023

Wundervoller Steampunk-Krimi

Knochen & Dampf
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„Es gibt nichts Mächtigeres als eine Idee.“ (S. 366)

Mary Parker ist eine Erscheinung für sich: sie hat raspelkurze Haare, eine militärische Haltung und ein mechanisches Auge. Außerdem hat sie dem Kaiser ...

„Es gibt nichts Mächtigeres als eine Idee.“ (S. 366)

Mary Parker ist eine Erscheinung für sich: sie hat raspelkurze Haare, eine militärische Haltung und ein mechanisches Auge. Außerdem hat sie dem Kaiser das Leben gerettet und ihres dadurch zerstört, denn mit ihren Verletzungen ist sie nicht mehr fähig ihre Position als Kommandierender General zu halten.
Trotzdem konnte sie sich einen Ruf als Privatermittlerin aufbauen und war die erste Wahl, als im kaiserlichen Palast ein unbekanntes Skelett gefunden wird. Um Diskretion bemüht, sucht Mary einen Forensiker, der bereit ist für niemanden sonst in der Zeit der Ermittlungen zu arbeiten. So trifft sie auf Max Jung, der nicht nur sehr neugierig ist und zu viel redet, sondern auch den Blick fürs Detail hat.

»„Er ist Wissenschaftler“, sagte Mary.
„Und damit von Natur aus neugierig“, ergänze Max […].« (S. 64)

Dieses Buch hat mir wahrlich das Wochenende versüßt; ich konnte es kaum aus der Hand legen. Mary und Max ergänzen sich hervorragend in ihrer Arbeit und zusammen sind sie nicht mehr aufzuhalten. Auch die Hintergrundgeschichte zu Mary und dem Deutschen Autonomen Kaiserreich ist spannend, während ich von den Ermittlungen ganz gefesselt war. Die Steampunk-Elemente haben dem ganzen die Krone aufgesetzt.
Ich hoffe sehr, daß Knochen & Dampf kein Einzelband bleibt und eine Fortsetzung genau so eine Perle wird, wie es dieses Buch ist. Ich muß von der Autorin unbedingt noch mehr lesen ...

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Veröffentlicht am 30.10.2023

unterhaltsam und lehrreich

Das Elfenlicht von Arwarah
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„»Du willst die Menschen unterwerfen!? Das wird dir niemals gelingen!«
»Etwas mehr Vertrauen in meine Fähigkeiten wäre angebracht! […] Diese nichtsnutzige Brut ist untereinander so uneins, dass es ein ...

„»Du willst die Menschen unterwerfen!? Das wird dir niemals gelingen!«
»Etwas mehr Vertrauen in meine Fähigkeiten wäre angebracht! […] Diese nichtsnutzige Brut ist untereinander so uneins, dass es ein Leichtes sein wird, sie zu unterwerfen. Ihr hohen Potenzial an schlechten Eigenschaften wird mich dabei bestens unterstützen. Jeder weiß, dass sie neidisch, stretisüchtig und voller Habgier sind. Ich werde ihre Träume vergiften und ihre Gedanken verwirren!«“ (S. 186)

Till trauert um seine Eltern und das Meer, das nicht mehr direkt vor seiner Tür ist. Zum Unglück aller wird er in seinem neuen Zuhause auch ganz furchtbar krank, sodaß der Arzt ihm Heilstunden in der naheliegenden Feengrotte verschreibt.
Die Feengrotte in Saalfeld ist Dreh- und Angelpunkt vieler Sagen um Feen und Elfen, und Till wird schnell in ein Abenteuer hineingezogen, daß ihn nicht nur über sich hinauswachsen läßt, sondern auch aus der Trauer zieht. Und weil Abenteuer alleine keinen Spaß machen, begleiten ihn Lilly und Flora und bringen so ganz viel Schwung in das Unternehmen.

Das Elfenlicht von Arwarah ist ein wundervolles Buch über Familie, Trauer, magische Wesen, Abenteuer und die Feengrotte in Saalfeld. Obwohl der Einstieg mit der Beerdigung der Eltern trübsinnig ist, wird mit dem Thema Trauer sehr umsehend umgegangen. Auch wie die Familie um Tills Onkel mit ihm umgeht, ist sehr umsichtig und feinfühlig.
Nachdem Till das erste Mal in der Feengrotte war, bin ich neugierig und habe einen Besuch dieser schon auf meine Liste gesetzt. Der Rundgang wird wunderbar beschrieben, die Besonderheiten hervorgehoben und vielleicht kann ich ja sogar einen Blick nach Arwarah werfen.
Auch das Abenteuer im Elfenland ist bis zum Ende spannend. Die Beschreibungen der Welt sind düster, lassen aber die Schönheit, die einst herrschte, durchblicken. Die drei Menschenkinder werden unterstützt, wo es nur geht, während gleichzeitig auf ihr Wohlbefinden geachtet wird. Selbst die Dynamik der drei Geschwister ist bezaubernd.

Ich bin zwar nicht die Zielgruppe für dieses Buch, trotzdem habe ich dieses Abenteuer genossen und nebenbei noch etwas gelernt. Die Bücher aus diesem Verlag sind wirklich etwas Besonderes, geben sie Reisetipps in Deutschland und Hintergrundwissen weiter.

„Ach, die Menschen heutzutage sollen nur noch an das glauben, was sie sehen! Aber der Glauben allein kann auch schon Berge versetzen!“ (S. 53)

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Veröffentlicht am 29.10.2023

Ägyptische Unterwelt, ich bin begeistert

Three Wishes - Überlebe um zu sterben
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„Alles hier war dazu angelegt uns in die Irre und in den Tod zu führen. Sich in Sicherheit wiegen, hieß sterben.“ (S. 87)

In Ägypten gibt es neben den Menschen auch Dschinnda, die wegen ihrer Macht, Wünsche ...

„Alles hier war dazu angelegt uns in die Irre und in den Tod zu führen. Sich in Sicherheit wiegen, hieß sterben.“ (S. 87)

In Ägypten gibt es neben den Menschen auch Dschinnda, die wegen ihrer Macht, Wünsche zu erfüllen, gefürchtet werden. Samira ist eine junge Frau, die zu diesem fast ausgestorbenen Volk gehört. Ihre Mission ist es, in die Duat zu reisen und die Götter um Schutz ihres Volkes zu bitten. Als vor 9 Jahren ihr Dorf von den Soldaten des Pharao überfallen wurde, haben nur sie und ihre Babyschwester Kija überlebt. Der letzte Wunsch ihrer Mutter war es, daß Samira in die Duat reist. Eine ziemlich große Aufgabe für ein kleines Mädchen.
Da Samira weiß, daß sie diese Reise niemals alleine bewältigen kann, fragt sie den Priester Kadir vom Osiristempel um Hilfe. Sie schwört sogar vor Osiris, ihm nach dem Erfolg ihrer Mission drei Wünsche zu erfüllen. Doch Kadir ist gar kein richtiger Priester, sondern wird als Sklave in diesem Tempel misshandelt und kann gar nicht glauben, daß dieses wunderschöne und starke Mädchen sich ausgerechnet an ihn gewandt hat.

Yvonne Wundersee hat es perfektioniert, das Unmögliche von ihren Charakteren abzuverlangen. Allein schon der Weg zur Duat ist beschwerlich, und das war der leichte Teil. Kadir und Samira ergänzen sich perfekt und obwohl das neue Klischee, starke, kämpfende Frau, gebildeter aber nicht so starker Mann, ausgeschöpft wird, ist es nicht unangenehm. Kadir ist nicht verweichlicht, eine „Dame“ in Nöten, und Samira ist nicht überkräftig und nimmt es mit den stärksten Wesen, ohne einen Kratzer abzubekommen, auf. Beide haben ihre Stärken und Schwächen, und helfen sich mehr als einmal gegenseitig.
Ihre Reise durch die ägyptische Unterwelt ist voller Gefahren, Zeitnot und Dämonen. Die beiden haben keinen Augenblick, zu Atem zu kommen, bevor die nächste Katastrophe hereinbricht. Trotzdem finden sie überraschend Unterstützung, unter anderem in Form eines Gecko-Dämons. Zum Niederknien.
Wer Das Erbe der Lilith von der Autorin schon kennt, kennt den Stress, den ihre Charaktere in den Büchern durchleben. Das ist in diesem nicht anders. Bis zum Ende habe ich mich gefragt, wie Samira und Kadir zu ihrem glücklichen Ende kommen sollen, schien die Tragödie doch unausweichlich. Ich wurde nicht enttäuscht und kann dieses Buch weiterempfehlen. Nur um die Duat sollte man einen großen Bogen machen!

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