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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.11.2016

Leseempfehlung

Songs of Revolution
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„Früher waren Songs mal ein Mittel gegen Unterdrückung. Heute sind sie selbst zu Machtmitteln geworden.“ (S.122)

Anthem lebt in einer Welt, in der Musik eine Droge ist, gestellt vom Staat, dem Konzern. ...

„Früher waren Songs mal ein Mittel gegen Unterdrückung. Heute sind sie selbst zu Machtmitteln geworden.“ (S.122)

Anthem lebt in einer Welt, in der Musik eine Droge ist, gestellt vom Staat, dem Konzern. Der Konzern schreibt vor, wie viel gestreamt werden muss, und wer nicht genug streamt, wird bestraft. Anthem arbeitet als Akku, das heißt er spendet seine Lebensenergie dem NETZ, damit der Konzern das Web (die Stadt) betreiben kann.
Aber Anthem hat auch ein Geheimnis: er spielt in einer Band. Jede Musik, die nicht vom Kon erlaubt und gestreamt wird, ist verboten, dazu gehört auch selber singen, summen, oder im Takt klopfen. Als ein Bandmitglied vor Anthems Augen ermordet wird, steht für ihn fest: etwas muss sich ändern. Der Kon muss gestürzt werden….

Dieses Buch ist einzigartig. Ich liebe Musik, und mir vorzustellen, dass mir vorgeschrieben wird, was ich hören, und dass mich das abhängig macht, mir meine Lebensenergie raubt, ist grauenhaft und unvorstellbar. Die Welt, in der Anthem lebt, ist einfach furchtbar. Die Aufteilung zwischen UpperWeb und LowerWeb, die Unterschiede zwischen den Bürgern, der Musik, den Drogen für die Upper und die Lower Bürger, Anthems Job, die Zerstörung der Menschen durch Musik, das alles macht die Welt von Anthem furchtbar realistisch. Es ist einfach schwer zu beschreiben.
Der Schreibstil ist sehr flüssig und wenn man erst mal in diese Welt eingetaucht ist, ist es sehr schwer wieder aufzutauchen. Die Beschreibung der Musik ist sehr gut, sehr nachvollziehbar, als würde man sie direkt hören. Also hier eine ganz klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 10.11.2016

Ein Lesemuss Gegen das Vergessen

Bis ans Ende der Geschichte
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„In der Geschichte geht es nicht um Daten und Orte und Kriege. Es geht um die Menschen, die die Räume dazwischen füllen.“ (S.447)

Der Holocaust ist ein schweres Thema. Die massenhafte Vernichtung von ...

„In der Geschichte geht es nicht um Daten und Orte und Kriege. Es geht um die Menschen, die die Räume dazwischen füllen.“ (S.447)

Der Holocaust ist ein schweres Thema. Die massenhafte Vernichtung von Menschen kann nicht so einfach erzählt werden. Und doch schafft Jodi Picoult in ihrem Roman etwas erstaunliches: Das Buch ist grandios! Facettenreich, spannend, furchtbar, voller Wahrheit, tränenreich, moralisch anstrengend, und trotzdem schön. Die Bilder, die die Autorin schafft, hinterlassen einen bleibenden Eindruck.

„Informationen im Getto bewegten sich nun wie eine Blauregenranke: verschlungen, gewunden und von Zeit zu Zeit zu unglaublicher Farbigkeit erblühend.“ (S.289)

Sage hat nach einem Unfall nicht nur ihre Mutter verloren, sondern auch eine Narbe im Gesicht behalten. Seitdem besucht sie eine Trauergruppe, in der sie Josef kennen lernt, einen alten, ziemlich netten Mann. Ansonsten hat sie eine Affäre mit einem verheirateten Mann, und arbeitet nachts als Bäckerin. Sie tut alles, um sich zu verstecken. Als sie sich näher mit Josef anfreundet, öffnet sie sich ihm. Und er sich ihr.
Leo Stein arbeitet für das Justizministerium und ist ein so genannter Nazijäger. Das klingt erstmal aufregender als es ist, denn er jagt nicht wirklich Nazis, sondern er geht Hinweisen nach und überprüft in Archiven, ob die Hinweise echt sind, um die Nazis ggf. vor Gericht zu bringen und für ihre Taten büßen zu lassen. Als eine junge Frau anruft und ihm erzählt, ein Nazi hätte sich ihr offenbart, weckt diese Geschichte seine Neugier und er beschließt ihr nachzugehen.

Dieses Buch ist unbeschreiblich gut. Ich habe selten ein Buch zu diesem Thema gelesen, was mich so berührt hat und einfach sprachlos zurückgelassen hat. In keinem mir bekannten Buch kam die Grausamkeit so zur Geltung, wie in diesem. In keinem war das Leid der Juden so greifbar, wie in diesem.
Der Schreibstil ist sehr flüssig, und, was mir sehr gefallen hat, jede Person hat ihre eigene Schriftart, und Erzählart. Hinzu kommt, dass man das Gefühl hat, die Personen würden einem direkt gegenüber sitzen und ihre Geschichten erzählen, denn sie sprechen den Leser direkt an.
Das alles macht dieses Buch zu einem wahren Leseerlebnis, einem Gefühlserlebnis, und zwingt den Leser ein wenig dazu über diese Thematik mal anders nachzudenken.

„Wenn du dein ganzes Leben in einen Koffer packen musst – nicht nur die praktischen Dinge wie Kleidung, sondern auch die Erinnerung an Menschen, die du verloren hast, und an das Mädchen, das du einmal warst – was nähmst du da mit?“ (S.328)

Veröffentlicht am 06.11.2016

fesselnd

Die Chroniken der Fae - Aus Papier und Asche
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Als Izzy, angezogen von einem Engel-Graffito, in die Schattenwelt von Dubh Linn stolpert, lernt sie den gutaussehenden Jinx kennen. Er fasziniert sie, und gleichzeitig hat sie in ungutes Gefühl. Und dann ...

Als Izzy, angezogen von einem Engel-Graffito, in die Schattenwelt von Dubh Linn stolpert, lernt sie den gutaussehenden Jinx kennen. Er fasziniert sie, und gleichzeitig hat sie in ungutes Gefühl. Und dann überschlagen sich die Ereignisse. Ein Tattoo erscheint in ihrem Nacken, auf der Suche nach Jinx landet sie mit ihren Freunden in einer Sidhe-Bar, sie wird von Magpies angegriffen, ihr Vater hat einen Unfall, und Jinx ist nicht der, für den sie ihn gehalten hat. Dabei wollte sie doch nur ein paar Antworten.

Izzy ist ein vielseitiger Charakter. Eigentlich ist sie ein ganz normaler Teenager. Eigentlich. Sie wird von ihren Eltern geliebt, hat Freunde, einen Nebenjob, und ein Problem mit elektrischen Geräten, die spontan explodieren.
Aber Izzy birgt auch ein Familiengeheimnis, dass sie selbst erst noch entdecken muss. Und auch wenn sie viel weint, und dadurch schwach wirkt, wächst sie an ihrem Abenteuer, an ihrer Herkunft und an ihrer Bestimmung.
Jinx ist ein geläutertes Wesen, das keinen Funken Barmherzigkeit oder Liebe kennt. Allein schon seine Abstammung macht sein Leben zur Qual. Und als Izzy in sein Leben stolpert, und ihm auch noch das Leben rettet, kann es kaum noch schlimmer werden.
Dieses Buch ist von der ersten Seite an fesselnd. Engel, Dämonen, Schattenwesen, Faelinge, Sidhe, Menschen, alles ist dabei und alles mischt irgendwie mit, und Izzy und Jinx mitten drin.
Der Schreibstil ist sehr leicht, sehr schön, die Autorin beschreibt Dublin und Dubh Linn sehr bildlich, sodass man das Gefühl hat man wandelt mit Izzy und Jinx auf den verborgenen Pfaden. Hier also eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 04.11.2016

Lesenswert

Wir waren doch so jung
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„Es begannen die Jahre voller Hass und Grauen
So viele starben, Kinder, Männer und die Frauen.
Das Volk der Dichter tat das Denken verlieren,
Brüllend und mordend, gleich den wilden Tieren.“ (S.5/ „Vertrieben“ ...

„Es begannen die Jahre voller Hass und Grauen
So viele starben, Kinder, Männer und die Frauen.
Das Volk der Dichter tat das Denken verlieren,
Brüllend und mordend, gleich den wilden Tieren.“ (S.5/ „Vertrieben“ von Ernst Elsbach)

Klappentext:
Der Ton der Trillerpfeifen schrillte Jakob in den Ohren. Er rannte in die entgegengesetzte Richtung, platschte durch eine Pfütze und brach durch ein Gebüsch. „Wenn die nur nicht schießen“, ging es ihm durch den Kopf.
Aachen zur Zeit des Nationalsozialismus: Jakob Bergmann wächst in einem scheinbar behüteten bürgerlichen Umfeld auf. Nachdem 1933 die Nazis an die Macht gelangt sind, nehmen die Repressalien gegen die jüdische Bevölkerung stetig zu. Die Verdrängung aus dem öffentlichen Leben sowie die Verfolgung seiner Landsleute werden für den Heranwachsenden zum grausamen Alltag. Einzig die Liebe zu Annie und eine alte Münze seines Großvaters ermöglichen es ihm, den Glauben an eine Zukunft nicht zu verlieren …
Die mitfühlend erzählte Geschichte zweier jüdischer Familien basiert auf belegten Zeugenaussagen und überlieferten Dokumenten.

Das Buch ist in zwei Teile geteilt, zum einen der Roman über Jakob und Annie, und im Anhang die Berichte der Zeugenaussagen und die geschichtliche Dokumentation. Diese Aufteilung finde ich sehr gelungen. Zum einen erleben wir Jakobs und Annies Leben, jedes Kapitel ist einem Jahr gewidmet, und können uns so komplett auf die Geschehnisse konzentrieren. Zum anderen kann man sich auf die Zeitzeugen, die geschichtlichen Geschehnisse im Vergleich zu den Situationen im Buch einlassen. Jakob und Annie geben den Zeitzeugen eine Stimme, und erzählen so ihre Geschichte. Das Grauen wird viel greifbarer, weil hinter Jakob und Annie nicht nur fiktive Erlebnisse stecken, sondern wirkliche Menschen, echte Erinnerungen, und der Schrecken der Vertreibung der Juden aus Aachen, und aus Deutschland, die Heimatlosigkeit lassen einen innehalten und nachdenken.
Krieg zerstört ein Land, die Menschen müssen fliehen, werden vertrieben, und sind heimatlos. Und schlimmer, sie sind in anderen Ländern nicht willkommen, werden angefeindet, festgenommen wegen Nichtigkeiten, deportiert, ausgewiesen, wie Dreck behandelt. Klingt bekannt? So war es nicht nur in Deutschland 1933-1945, so ist es auch heute.
Dieses Buch ist über den Nationalsozialismus, und gegen das Vergessen. Es ist aber auch eine Geschichte über Hass, Fremdenhass, Vertreibung, Flucht, Verlassen der Heimat und Familie zurück lassen, alles verlieren, auch sich selbst, und doch ist es auch eine Liebesgeschichte. Es dient also nicht nur in Gedenken an den Holocaust, sondern auch als Mahnung in Hinblick auf unsere Zukunft, in Hinblick auf die Flüchtlingspolitik und auf das erneute Aufkeimen rechten Gedankenguts. Es ist eine Geschichte über Menschen und Menschlichkeit.

„Das vorliegende Buch möchte dennoch einen Beitrag dazu leisten, die Vergangenheit plastisch und in Erzählform zu vermitteln. Es ist wichtig zu verstehen, wohin Ausgrenzung und Unterdrückung führen können, damit sich eine derartige Katastrophe nicht wiederholt. Denn nur wer die Vergangenheit kennt, kann an der Gestaltung der Zukunft aktiv mitwirken.“ (S.153)

„Doch diesmal Ihr Menschen mit klarem Verstand,
Wacht auf noch bei Zeiten gebt nicht Eure Hand,
Nicht duldet Mord in Eurem, dem deutschen Namen,
Handelt, verhindert neuer, unschuldiger Klagen.“ (S.6/ „Vertrieben“ von Ernst Elsbach)

Veröffentlicht am 25.10.2016

Wahnsinn

Demon Road (Band 1) - Hölle und Highway
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„Sie würden dich essen?“
„Und wenn ich sehr, sehr viel Glück habe, bringe sie mich vorher um.“ (S.62)

Amber ist kein sehr glückliches Kind. Sie hat immer nur Anerkennung ihrer Eltern gewollt, aber egal ...

„Sie würden dich essen?“
„Und wenn ich sehr, sehr viel Glück habe, bringe sie mich vorher um.“ (S.62)

Amber ist kein sehr glückliches Kind. Sie hat immer nur Anerkennung ihrer Eltern gewollt, aber egal was sie gemacht hat, sie hat sie nicht bekommen. Als sie dann ihre Eltern belauscht, wie sie ihre nächste Mahlzeit planen, will sie fliehen, denn die nächste Mahlzeit wird sie sein: Amber.
Eine Freundin der Eltern hilft ihr unverhofft, und so findet sich Amber in einem klasse Auto mit dem schweigsamen Milo an ihrer Seite auf der Demon Road. Auf der Flucht vor ihren Eltern.

Dieses Buch ist der Wahnsinn. Klar, als Skulduggery Pleasant Fan habe ich hohe Erwartungen gehabt, aber sie wurden mehr als erfüllt. Amber ist eine Außenseiterin auf der ganzen Linie, aber auch unter Dämonen etwas besonderes, denn sie ist geboren worden. Im Laufe des Buches wächst sie von einem verängstigten Teenager immer mehr zu einer fabelhaften Dämonin heran.
Milo ist ganz klar mein Favorit. Still und Schweigsam hat er auch so seine Geheimnisse, die sich zwar erahnen lassen, aber so ganz sicher ist man nie.
Glen ist das Sonnenscheinchen in der Geschichte. Ebenfalls ein Außenseiter, zieht er das Pech magisch an. Erst sein Todeszeichen, dann das andere, er kann einem glatt leid tun.
Und der Charger, das Auto, das Biest. Fabelhaft! Ich bin echt verliebt in diesen Wagen.
Der Schreibstil ist, wie nicht anders zu erwarten, locker und flüssig. Die Charaktere sind gut beschrieben und der Humor kommt nicht zu kurz. Es gab so einige Stellen, an denen ich wirklich laut loslachen musste. Ein wahrer Derek Landy, ich bin sehr zufrieden.