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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein schöner Start einer Reihe

MondSilberLicht
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Als Emmas Mutter eines Nachts nicht nach Hause kommt, ahnt sie schlimmes. Am Morgen bestätigen die beiden Polizisten die böse Ahnung: Emmas Mutter ist mit dem Auto von einer Brücke abgekommen und ertrunken. ...

Als Emmas Mutter eines Nachts nicht nach Hause kommt, ahnt sie schlimmes. Am Morgen bestätigen die beiden Polizisten die böse Ahnung: Emmas Mutter ist mit dem Auto von einer Brücke abgekommen und ertrunken. Und das, obwohl sie jegliches Gewässer, Meere, Seen und Flüsse, panisch gemieden hat. Emma kann es kaum glauben.
Da sie in den Staaten keine Familie weiter hat, zieht sie zu ihrem Onkel nach Schottland. Die Isle of Skye ist eine völlig andere Welt für Emma.
Eines Tages am Strand trifft sie bei einer Walrettung auf Calum. Obwohl er sie ignoriert, ist sie fasziniert von ihm. Welches Geheimnis verbirgt sich hinter den Seeblauen Augen?

Dieses Buch ist sehr schön. Es lässt sich leicht lesen, man fühlt mit Emma mit, und auch das Drum herum gefällt mir sehr gut. Klar klingt es ein wenig wie eine typische Mädchengeschichte: Er ist unhöflich zu ihr, sie lässt sich nicht abschrecken, die große Liebe. Doch so einfach ist es nicht, denn Calum hat nicht nur ein Geheimnis, er unterliegt auch Regeln, an die er sich halten muss. Die Spannung wird durch das gesamte Buch gehalten. Gerade wenn es etwas abflaut, passiert wieder was überraschendes und die ganze Geschichte wendet sich um 180°. Also ich bin begeistert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wenn die Welt von Vampiren bevölkert wird...

Die Jäger der Nacht
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„Wenn die Rollen umgekehrt und die Leute ausgestorben wären, würden die Theorien über sie wahrscheinlich auch vor Übertreibungen und Verzerrungen strotzen: Statt in Schlafhaltern würden sie in Särgen schlafen; ...

„Wenn die Rollen umgekehrt und die Leute ausgestorben wären, würden die Theorien über sie wahrscheinlich auch vor Übertreibungen und Verzerrungen strotzen: Statt in Schlafhaltern würden sie in Särgen schlafen; als Wesen der Nacht wären sie so unsichtbar, dass sie kein Spiegelbild hätten; […] sie sähen ausnahmslos unglaublich gut aus, mit makellosem Haar.“ (S.126-127)

Was macht man in einer Welt, in der man als ausgestorben gilt? Man passt sich an und hofft, unter dem Radar durchzugehen. So gibt es viele Regeln, um unter den Leuten nicht aufzufallen. Keine Körperbehaarung, falschen Fangzähne, tägliches Desinfizieren um den Körpergeruch loszuwerden, und bloß nicht auffallen.
Als dann eine Heprajagd ansteht, und die Jäger durch eine Lotterie bestimmt werden, droht alles aufzufliegen. Wie soll man ohne jegliche Hilfsmittel, die man zu Hause hat, unter den Leuten nicht auffallen? Spätestens nach drei Tagen gibt es einige Dinge, die sich nicht verschleiern lassen: die ersten Bartstoppeln, der Durst nach Wasser, der Geruch. Es wird alles auffliegen!

Dieses Buch ist sehr interessant. Zuerst einmal die Erzählweise. Es wird aus der Ich-Perspektive erzählt. Wir sind männlich, und offensichtlich anders als die anderen. Unsere Verhaltensweise sind aber sehr angepasst, denn wir wollen nicht auffallen. Namen gibt es nicht, nur Kennungen, die je nach Sitzplatz im Unterricht variieren. So werden die auffälligeren Leute mit persönlichen Kennungen benannt, um sie zu unterscheiden. Das finde ich sehr witzig. Auch die Regeln werden immer wiederholt, und die Verhaltensweisen der Leute sehr detailliert beschrieben. Also ich fühle mich dem Protagonisten sehr nah, fange fast schon an statt zu Kichern mir das Handgelenk zu kratzen.
Die Heprajagd mit 5 Tagen Training davor erinnert ein wenig an Die Tribute von Panem, mit dem Problem, dass wir auf uns allein gestellt sind, und irgendwann einfach diesen typischen Heprageruch verströmen. Wenn wir nicht bald eine Lösung finden, sind wir schon vor dem Beginn der Heprajagd tot. Und dabei konnten wir doch so lange überleben, und nicht auffallen.

Wie verhält man sich, wenn man das Futter unter den Raubtieren ist und nicht auffallen will? Dieses Buch beschreibt es sehr gut und ist sehr spannend. Manche Stellen sind auch sehr witzig. Die Schreibweise ist sehr angenehm, man steckt sofort in der Story drin und kann gar nicht mehr weg. Werden wir die Heprajagd überleben? Oder am Ende sogar selbst gejagt werden?

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Zornröschen
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Gerti, Charlotte und Anne sind drei Frauen, die kaum unterschiedlicher sein können. Sie kommen aus verschiedenen Verhältnissen, sind 72, 52 und 31 Jahre alt, haben in verschiedenen Gegenden Hamburgs gewohnt ...

Gerti, Charlotte und Anne sind drei Frauen, die kaum unterschiedlicher sein können. Sie kommen aus verschiedenen Verhältnissen, sind 72, 52 und 31 Jahre alt, haben in verschiedenen Gegenden Hamburgs gewohnt und unterschiedliche Arbeitsstellen gehabt. Und doch haben sie eine Menge gemeinsam: Sie leben alle in Hamburg „auf Platte, also auf der Straße, und auch wenn sie ganz genau wissen, wie es dazu gekommen ist, sind sie nicht Schuld daran bzw. wurden zu Unrecht für Dinge belangt, die sie nicht getan haben. Durch einen Zufallen treffen sie im Agathenhaus aufeinander und beschließen ihr Leben nun selbst in die Hand zu nehmen.

Zuerst einmal muss ich erwähnen, dass mich das Cover, auch wenn es rosa ist, fasziniert hat. Der Titel prangt darauf in großen pinken Buchstaben, umgeben von schwarzen Dornenranken. Bei rosa und pink muss ich ja irgendwie an Umbridge aus Harry Potter denken, die Verkörperung des Bösen. Nun, in diesem Roman geht es nicht ganz darum.
Dieses Buch beginnt mit Anne, Charlotte und Gerti in ihren jeweiligen Situationen. Der Leser muss sofort in den bitteren Apfel beißen, denn das Leben „auf Platte“ ist kein Zuckerschlecken. Schon gar nicht, wenn man mal alles hatte. Das wird schnell klar, als die drei Frauen sich kennen lernen und ihre Lebensgeschichten erzählen. Wenn man nichts besitzt außer der Kleidung am Leib und seiner Geschichte, hat man nicht viel zu teilen.
Der Wendepunkt der Geschichte befindet sich im Agathenhaus. Dort schmieden Gerti, Anne und Charlotte nicht nur Pläne, sie lernen auch für sie wichtige Menschen kennen. Die Pläne der drei sind witzig, leicht wahnsinnig, risikoreich, gut durchdacht, manchmal weniger gut durchdacht und auch etwas mörderisch. Es wird also nicht langweilig.
Auch der Schreibstil ist leicht zu lesen, leicht zu verstehen und hilft dem Leser sich in die Personen hinein zu versetzen.
Die Personen sind charakterlich gut beschrieben und so unterschiedlich wie ihr Alter, aber allesamt sehr liebenswert.
Man lernt also nicht nur, wie es ist alles zu haben und alles wieder zu verlieren, man lernt auch, dass die Steuerfahndung bestechlich ist, männliche Künstler geldgeil, Emporkömmlinge nicht genug kriegen, und Familie nicht immer blutsverwandt ist. Das Allerwichtigste ist aber, was man braucht um von der Straße wegzukommen, dass man trotz allem an die seinigen denkt, die einem in der Not beigestanden und geholfen haben. Und manchmal, ganz unverhofft, wendet sich alles zum Besseren. Eine sehr berührende Geschichte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zeitreisen for the win!

Zeitenzauber
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Anna ist 17 Jahre alt und verbringt ihre Sommerferien mit ihren Eltern in Venedig. Ihr Vater hat dort zu tun, denn es wurde ein Schriftstück aus dem 15. Jahrhundert gefunden, dass voller Anachronismen ...

Anna ist 17 Jahre alt und verbringt ihre Sommerferien mit ihren Eltern in Venedig. Ihr Vater hat dort zu tun, denn es wurde ein Schriftstück aus dem 15. Jahrhundert gefunden, dass voller Anachronismen („zeitwidrig“) ist, z.B. beginnt das Schriftstück mit „Hallo“. Anna ist jedoch viel zu sehr von ihrem neuen iPad abgelenkt, sodass sie nur die Hälfte mitbekommt, was sie später noch richtig ärgern wird.
Um die Zeit, während ihre Eltern arbeiten, tot zu schlagen, freundet sie sich eher widerwillig mit Matthias an, der ebenfalls mit seinen Eltern Urlaub macht. Da sich ihre Eltern auch anfreunden, besuchen sie alle gemeinsam die historische Bootsparade, die jedes Jahr statt findet. Dort wird Anna in den Kanal gestoßen und von einem gutaussehenden Jungen gerettet. Kurz bevor sie die rettenden Arme ihres Vater greifen können, verschlägt es sie jedoch in das Venedig 1499. Und der gutaussehende Junge ist auch noch Schuld daran. Oder nicht?

Das Buch ist in vier Teile geteilt, alle aus Annas Sicht erzählt und mehr als fesselnd. Anna wirkt auf den ersten Blick wie ein verwöhntes Gör der heutigen Zeit, wächst einem aber sehr schnell ans Herz. Auch die anderen Personen werden sehr lebhaft beschrieben, und kaum gewöhnt man sich an all die Gerüche aus dem 15. Jahrhundert, ist das Abenteuer auch schon überstanden. Doch der Epilog verspricht mehr. Ich bin schon richtig gespannt auf die anderen beiden Teile, muss aber leider noch warten. :( Bis dahin empfehle ich dieses Buch, eine Mischung aus Liebe geht durch alle Zeiten und Schattenträumerin. Venedig, Gondeln, Kanäle, Paläste, Liebe, Zeitreisen, alles vorhanden.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sie sind unter uns...

Wir sind Cyborgs
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„Eigentlich ist ein Cyborg zunächst jemand, der Technik implantiert hat – sie also nicht ablegen kann.“ S. 26

„Cyborgs gehen aber nach meinem Verständnis eine sehr tiefe Verschmelzung von Biologie und ...

„Eigentlich ist ein Cyborg zunächst jemand, der Technik implantiert hat – sie also nicht ablegen kann.“ S. 26

„Cyborgs gehen aber nach meinem Verständnis eine sehr tiefe Verschmelzung von Biologie und Technologie ein – sie sind teils kybernetisch und teils organisch. […] Mit dem Begriff Cyborgs meinen wir, dass Menschen sich und ihre Fähigkeiten physisch und mental mit Hilfe von Technologie erweitern.“ S. 50

Was genau sind also Cyborgs? Der Autor macht sich zunächst auf die Suche nach einer Defintion und lernt dabei einige Cyborgs kennen, und stellt zwei Thesen auf. Zum einen, dass Cyborgs Menschen mit Technik im Körper sind, die sie nicht abnehmen können, ohne chirurgische Hilfe, oder aber Menschen, die durch Technik, egal ob im oder am Körper, implantiert oder außen, ihre Fähigkeiten verbessern.
Nach der zweiten These sind wir alle Cyborgs. Sei es der Mensch mit einem Herzschrittmacher, oder ein Bein- oder Armprothese, oder der Mensch mit einem Smartphone, oder sogar einer einfachen Brille, verbessert sie doch das Sehen. Und Hunde sind eigentlich auch Cyborgs, haben sie doch alle Chips unter der Haut….

Das Buch ist eine Mischung aus geführten Interviews, mit Cyborgs und Wissenschaftlern, und Reiseberichten, Anekdoten aus der Reise nach einer Definition, und die Suche nach der Wahrheit. Sind wir denn nun Cyborgs? Und wenn nein, wie lange wird es wohl noch dauern, bis es soweit ist? Ein Buch, das unter die Haut geht.