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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.07.2022

Wunderschön und spannend

Uhrwerk
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„Ich bin kein Schoßhund und kein Retter und ich kann Euch kein glückliches Ende versprechen. Ich habe Euch aus rein persönlichen Gründen hierhergeholt, Miss Kovanova. Das solltet Ihr wissen.“ (S.299)

Uhrwerk ...

„Ich bin kein Schoßhund und kein Retter und ich kann Euch kein glückliches Ende versprechen. Ich habe Euch aus rein persönlichen Gründen hierhergeholt, Miss Kovanova. Das solltet Ihr wissen.“ (S.299)

Uhrwerk Silberstahl ist der Auftakt der Uhrwerk-Reihe von Vinachia Burke und nicht nur äußerst liebevoll gestaltet, sondern auch voller spannendem Weltenaufbau und interessanten Charakteren. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, nicht nur, weil es sich so toll anfühlt.
Zu Beginn gibt es eine Auflistung von unterschiedlichen Bizach, die je nach Element bestimmte Eigenschaften haben, gefolgt von einer Liste sekundärer Elemente, die gewisse Talente mit sich bringen. Im Verlaufe der Geschichte habe ich das ein oder andere Mal auf diese beiden Auflistungen zurückgegriffen, nachdem erklärt wurde, was Bizach eigentlich sind.
In den ersten drei Kapiteln werden die drei Protagonisten vorgestellt. Obwohl Ewannas Geschichte im Vordergrund steht, werden Zaana und Terry nicht vernachlässigt.

Ewanna wird in eine Welt hineingeworfen, von der sie so gut wie nichts weiß und ein ihr unbekanntes Schicksal zu erfüllen hat. Niemand gibt ihr zufriedenstellende Antworten auf ihre Fragen, oder überhaupt Antworten. Sie ist ein Spielball von verschiedenen Mächten, die ihre politische Macht sichern oder ihre Ziele verfolgen wollen. Dabei sagt ihr jede einzelne Partei, daß sie sich entscheiden muss, daß sie erkennen muss, wer die Guten, die Richtigen, die Glaubhaften sind und eine Seite unterstützen soll. Es ist, als müsste sie sich für eine Lieblingsfarbe entscheiden, obwohl sie blind ist.
Terry dagegen sieht sehr klar, wer sein Schicksal beeinflusst und ist unglücklich darüber. Er möchte ein selbstbestimmtes Leben haben und sich etwas aufbauen, doch Adonai, der von den Menschen auch als Gott oder der Unfehlbare betitelt wurde, hat überall in Terrys Leben seine Finger im Spiel.

Sidarap, die Stadt in der Bizach und Menschen friedlich nebeneinander leben, ist wie eine Uhr aufgebaut. In der Mitte ist der Regierungssitz von Adonai, dem Unfehlbaren, und rundherum sind die Bezirke nach den sekundären Talenten der Bizach, und somit nach chemischen Elementen, unterteilt. Ewanna lebt bei dem Tam (sozusagen der Vorstand oder Bürgermeister) Purson Rakpleu im Silberbezirk. In der Buchinnenseite gibt es eine detaillierte Karte der Stadt mit allen Bezirken und einigen markanten Orten aus der Geschichte.

Uhrwerk Silberstahl ist unterhaltsam und hübsch, innen wie außen. Für mich ist es definitiv ein Jahreshöhepunkt und ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 18.07.2022

Langweilig

Der vergiftete Thron
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Achtung! Spoiler zu Band 1 „Die Stadt der Dolche“!

Klappentext:
Willkommen in Tumanbay, einst der Sitz eines mächtigen Sultans – jetzt liegt die Stadt in Ketten. Denn der Herrscher über Tumanbay ist tot, ...

Achtung! Spoiler zu Band 1 „Die Stadt der Dolche“!

Klappentext:
Willkommen in Tumanbay, einst der Sitz eines mächtigen Sultans – jetzt liegt die Stadt in Ketten. Denn der Herrscher über Tumanbay ist tot, sein gefürchtetes Heer wurde vernichtet. Nun regiert eine Frau die prächtigste Stadt der Welt, die geheimnisumwitterte Königin Maya. Doch wo ist die grausame Feldherrin, und warum zeigt sich Maya den Unterworfenen nicht? Während sich die mächtigsten Männer der Stadt vor dem fanatischen Maya-Kult in Sicherheit bringen, regt sich auch Widerstand. Denn der Thron von Tumanbay ist kein Machtsitz, er gleicht eher einem Todesurteil …

Der Tod lauert in Tumanbay an jeder Ecke. Doch diesmal ist es kein launischer Sultan, der das Leben der Stadt gefährdet, sondern die Besatzer, Mayas Schergen. Der Inquisitor Barakat wird von allen gefürchtet, denn er bringt den Glauben nach Tumanbay, und alle Sünder werden vernichtet.
Alle sind zu Königin Maya übergelaufen oder wurden eingekerkert. Gregor hat sich für Unterwerfung entschieden, während sein Bruder Qulan in einem Käfig sitzt. Doch Widerstand regt sich in der Stadt, wenn auch im Verborgenen.

Was mir im ersten Teil sehr gut gefallen hat, verwirrt im zweiten: die vielen Charaktere und ihre Schicksale in diesem neuen Tumanbay. Sei es Gregor, der irgendwie noch Meisterspion ist, aber irgendwie auch nicht und weder Befugnisse, noch das Sagen oder Ansehen hat; Manel, die Tochter von Qulan, die sich dem Widerstand anschließen möchte, sich aber wie ein verwöhntes Kind benimmt; Himmel, die Tochter des Sklavenhändlers Ibn Bai und hochschwanger, die den Vater ihres Kindes sucht und eine Flucht aus der Stadt im letzten Moment verweigert und damit ihre Familie ins Unglück stürzt.
Im ersten Teil gab es eine Bedrohung von Außen (Maya) und die Intrigen von Innen; in diesem zweiten Buch ist alles undurchsichtig, jeder biedert sich dem neuen Regime an, alle ducken sich vor der Inquisition, aber ein richtiges Ziel scheint es nicht zu geben.
Das Buch ist in Abschnitte geordnet, die keinen Sinn ergeben. Sie markieren keine besonderen Vorkommnisse oder großen Veränderungen. Nach der Hälfte des Buches und drei von diesen Abschnitten war ich nur noch gelangweilt. Es ist nichts spannendes passiert, alle sind zerstreut und benehmen sich wie kopflose Hühner. Der vergiftete Thron ist nicht fesselnd und spannend genug, um herauszufinden, wie es weitergeht. Himmel und Manel sind verwöhnte Gören, die keine Ahnung von der echten Welt haben, und an Aufrichtigkeit glauben. Doch in Tumanbay regiert keine Gerechtigkeit, sondern Maya und ihre Schergen. Und Gregor ist ein Fähnchen im Wind, rückgratlos und peinlich.

Ich bin enttäuscht von der fehlenden Spannung, den flachen Charakteren und der bisher (S.266) öden Handlung.

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Veröffentlicht am 15.07.2022

Schöner Start

Minna. Kopf hoch, Schultern zurück
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„»Mia. Ein schöner Name, modern und elegant. Er passt zu Ihnen.«
Sie stimme in sein Lachen ein, dabei wurden ihre Augen noch schmaler. »Deswegen habe ich ihn mir ausgesucht. Eigentlich heiße ich nämlich ...

„»Mia. Ein schöner Name, modern und elegant. Er passt zu Ihnen.«
Sie stimme in sein Lachen ein, dabei wurden ihre Augen noch schmaler. »Deswegen habe ich ihn mir ausgesucht. Eigentlich heiße ich nämlich Minna, aber wer will schon wie ein Polizeifahrzeug heißen.«“ (S.54)

Dieses Buch hat mich aus zwei Gründen angesprochen: meine Nichte heißt Minna und ich nähe gerne Kleidung. Die Protagonistin ist anfangs Näherin in einem kleinen Betrieb, führt aber später einen eigenen Laden als Schneiderin und Designerin. Als sie mit ihrer Mutter Ida, der jüngeren Schwester Adele und dem Bruder Hermann nach Düsseldorf kommt, ändert sich ihr beschauliches Leben schlagartig. Nach den furchtbaren Nachkriegsjahren, gibt es wirtschaftlich endlich wieder einen Aufschwung und Mia schwingt mit. Hermann zieht schnell mit seiner Frau Mariechen in eine eigene Wohnung und Addi bekommt nach der Schule eine Anstellung als Hausmädchen bei einer wohlhabenden Familie.
Minna lernt derweil den wohlhabenden Fred Molitor kennen und heiratet ihn trotz der Warnung ihrer Mutter über kleine Männer mit braunen Augen und trotz der Ablehnung seiner Mutter aufgrund ihrer Herkunft.
Als Mia Molitor eröffnet sie bald ihre eigene Schneiderei, um sich die Zeit zu vertreiben. Denn ihr größter Wunsch nach eigenen Kinder bleibt leider aus. Dafür folgt sie ihrer Leidenschaft und jede wohlhabende Frau aus Düsseldorf trägt ihre Designerkleider.
Mia selbst sieht aus wie ein Filmstar und benimmt sich auch so. Deswegen ist Fred ihr von Beginn an verfallen, obwohl sie größer ist als er. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, ist geradeheraus und hat ein Funkeln in ihren grauen Augen, dem er nicht widerstehen kann.
Die Protagonistin Minna ist ein fesselnder Charakter. Sie erlebt viel und entwickelt sich in den 27 Jahren der Handlung zusehends. Trotzdem bleibt sie immer sie selbst, was mir gut gefallen hat. Der Filmstar steckt in Minna auch in schwierigen Zeiten.

Der erste Teil der Mütter-Trilogie handelt zwar hauptsächlich von Minna, bezieht aber viele andere Personen mit ein. Es geht um das Schicksal der ganzen Familie, um Freunde und Bekannte durch alle Zeiten. 1924 ist Minna 19 Jahre alt und das Buch endet sechs Jahre nach dem zweiten Weltkrieg im Juni 1951.
Obwohl im Prolog ein Familiengeheimnis erwähnt wird, habe ich durch die packende Erzählweise dieses völlig verdrängt, bis es im Epilog wieder Nennung fand. Dort wurden Anspielungen auf dieses Rätsel gemacht, aber gelöst wird es wahrscheinlich erst in den beiden Folgebände. Der zweite Band Hanne erscheint im Januar 2023 und handelt von Mias Tochter.

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Veröffentlicht am 07.07.2022

Fesselnd

Rekursion
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„Lewis, bei allem Guten, was die Technik leisten kann, sie scheint uns momentan nicht allzu wohlgesonnen. Nimm das als Zeichen und halte dich lieber zurück […]“ (S. 123)

Dieses Buch habe ich in einer ...

„Lewis, bei allem Guten, was die Technik leisten kann, sie scheint uns momentan nicht allzu wohlgesonnen. Nimm das als Zeichen und halte dich lieber zurück […]“ (S. 123)

Dieses Buch habe ich in einer Bücherbox vom Selfpublisher Verband erhalten. Ich war von der Aufmachung des Klappentextes und dessen Inhalt nicht besonders angetan, trotzdem wollte ich dem Buch eine Chance geben. Und ich bin wirklich froh darüber, denn nach nicht mal 30 Seiten war ich gefesselt. Der Schreibstil hat mich sofort gepackt und das Thema versprach, sehr unterhaltsam zu werden.
Auf der Homepage des Autors nennt er sein Buch einen „Tech-Thriller mit Science-Fiction-Elementen“ und das beschreibt das Buch perfekt.

Marc Jensen ist Wissenschaftler und beschäftigt sich mit den kleinsten aller Teilchen, die so klein sind, daß sie sich schneller als Licht bewegen und damit in der Zeit nach hinten reisen können. Er widmet sein ganzes Leben dieser Forschung und verpasst dadurch nicht nur das Aufwachsen seiner Tochter. Eines Abends hat er ein Gefühl, daß es eine Durchbruch geben wird. Und tatsächlich erhält er eine Nachricht, die er nicht ganz zuordnen kann. Doch sie zwingt ihn zum Handeln und ändert alles.

Was nach einer langweiligen Wissenschaftsabhandlung klingt, ist ein spannender Thriller, der das schlimmste aus der Technologie herausholt. Sei es ein „Smart-Home“ oder ein Hochsicherheits-E-Auto, nichts ist vor Fehlfunktionen sicher. Und Marc Jensen befindet sich mitten zwischen toten Kollegen und der Entführung seiner Tochter. Sein Feind ist nicht greifbar und überall. Es passiert so viel gleichzeitig und nebenbei, daß es schwierig ist, alles in Worte zu fassen, ohne zu viel von der Handlung zu verraten.
Rekursion hat mich überrascht und ich kann jedem Physiker, Sci-Fi-Fan, Thriller-Leser und Technik-Liebhaber empfehlen, dieses durchweg spannende und fesselnde Buch zu lesen.

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Veröffentlicht am 01.07.2022

Phantastisch, spannend und fesselnd

Lady Trents Memoiren 1
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„Seien Sie also gewarnt: Die gesammelten Werke dieser Reihe werden eisige Berge, freuchte Sümpfe, feindliche Ausländer, feindliche Inländer, gelegentlich ein feindliches Familienmitglied, falsche Entscheidungen, ...

„Seien Sie also gewarnt: Die gesammelten Werke dieser Reihe werden eisige Berge, freuchte Sümpfe, feindliche Ausländer, feindliche Inländer, gelegentlich ein feindliches Familienmitglied, falsche Entscheidungen, Orientierungsmissgeschicke, Erkrankungen der unromantischen Art und eine Menge Schlamm enthalten. Sie lesen auf eigene Gefahr weiter.“ (S. 8, Vorwort der Lady Trent)

Lady Trent erzählt die Geschichte ihres Lebens, wie sie zu Drachen gefunden hat, wie die Drachen in ihrer Jugend gesehen wurden und von ihrer ersten Expedition in ein ihr unbekanntes Land, um echte Drachen zu erforschen. Dabei lässt sie keine peinlichen Geschichte aus, verliert sich nicht in langweiligen wissenschaftlichen Ausführungen, und bringt trotzdem diese Wesen ihren Lesern nahe. Es ist, als würde man Lady Trent auf eine Tasse Tee besuchen und ihren Geschichten lauschen.
Die Welt von Isabella (Lady Trents Vorname), ist nicht einfach unsere mit Drachen, sondern eine völlig andere. Sie selbst ist Scirländerin, und die Gesellschaft besteht aus einfachen und höher gestellten Leuten, sowie Lords, Ladys und Königen. Sie erinnert an die viktorianische Zeit unserer Welt.
In ihrer Welt ist es für Mädchen und Frauen nicht schicklich, sich mit Naturwissenschaften zu befassen oder gar als belesen zu gelten. Eine junge Frau soll eine angenehme Gesellschaft für ihren Gatten sein und sich um Haushalt und Familie kümmern. Isabella passt in diese Welt nicht richtig hinein, obwohl sie es immer wieder versucht. Mit Jacob Camherst hat sie einen toleranten Mann an ihrer Seite, der sich an ihrer Belesenheit keineswegs stört.

Lady Trents Memoiren sind eine ausführliche Beschreibung ihres Lebens, das sie den Drachen gewidmet hat. Damals, im Alter von 19 Jahren, begann ihre Forschung an diesen Geschöpfen und legte so den Grundstein für die gesamten Kenntnisse und Forschungen, die es heutzutage gibt. Sie selbst hält zahlreiche Vorträge zu diesem Thema und viele Briefe von zukünftigen Drachenforschern erreichen sie. Ihre Bücher sollen nichts unnötig beschönigen, sondern die Wahrheit dar legen. Drachenforscher sein ist nicht anmutig oder für zarte Gemüter, sondern dreckig, gefährlich und trotzdem wundervoll. Dabei müssen auch die fremden Länder und deren Sitten, Bräuche und Politik beachtet werden.

Kurzum Die Naturgeschichte der Drachen ist spannend, der Erzählstil aus der Perspektive der Lady fesselnd und überhaupt nicht wissenschaftlich trocken, wie der Titel vermuten lässt. Ich bin gespannt auf die folgenden Teile und begierig, mehr zu lesen und zu lernen.

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