Artensterben
Das Wesen des LebensDas Buch beschäftigt sich mit der seit vermutlich 1768 ausgestorbenen Stellerschen Seekuh. Dabei holt die Autorin weit aus, sie erzählt nicht nur die Lebensweise und Besonderheiten der Seekuh, die bis ...
Das Buch beschäftigt sich mit der seit vermutlich 1768 ausgestorbenen Stellerschen Seekuh. Dabei holt die Autorin weit aus, sie erzählt nicht nur die Lebensweise und Besonderheiten der Seekuh, die bis zu 8 m lang werden konnte, sondern berichtet auch ausführlich über den geschichtlichen Hintergrund der Menschen die sie noch zu ihren Lebzeiten antrafen, Seefahrer, frühe Naturforscher und Pelztierjäger.
Bei der groß angelegten Darstellung rund um die Stellersche Seekuh kommt die Dramatik um deren frühen Aussterben gut zur Geltung. Diese Seekuh war etwas ganz besonderes, so groß wie ein Wal und damit um das fast dreifache größer als unsere heutigen noch lebenden Seekühe, war sie bereits aufgrund ihrer Erscheinung schon bemerkenswert. Dabei war sie ein absolut friedliches Tier, das aufgrund seiner Größe keine natürlichen Feinde fürchten musste und daher auch nicht vor den ihnen feindlich gesinnten Menschen floh. Und so wurde dieses einzigartige Tier als frühes Opfer des Menschen bereits vor der Neuzeit fast ausgerottet. Doch in einer abgelegenen Region, im hintersten Winkel der Welt, um eine unbewohnte Insel im östlichen Russland konnte eine Gruppe dieser Tiere überleben, bis zu dem Zeitpunkt als die moderne Schifffahrt ihren Aufschwung nahm und auch dieser Teil der Erde von der Machtergreifung des Menschen nicht mehr verschont blieb.
Das Buch erzählt von Menschen aus einer anderen Epoche, mit einem anderen Verständnis. Doch kann man dennoch Parallelen zur damaligen und zur heutigen Zerstörung unserer Umwelt ziehen. Man sollte meinen, dass wir aus früheren Fehlern gelernt haben, doch das Gegenteil scheint der Fall, dies wir umso bewusster, wenn man das Nachwort, das all den in letzter Zeit ausgestorbenen Arten gewidmet ist, liest. Nie war die Zerstörung unserer Natur größer als heute. Wenn man über 300 Seiten erfährt wie dieses einzigartige Tier, das an Friedfertigkeit kaum zu übertreffen ist, teilweise sinnlos und ohne jedes Mitgefühl für diese wunderbaren Geschöpfe und der Großartigkeit der Natur geradezu abgeschlachtet wurde, kann man wirklich wütend werden. Den Titel des Buches könnte man dementsprechend auch etwas drastischer formulieren in "Das Wesen der Menschheit", deren Bestimmung es zu sein scheint alles zu zerstören wohin sie ihren Fuß setzten.
Insgesamt ein lehrreiches Buch das viel Wissen über Geschichte und Natur vermittelt. Bemerkenswert fand ich, dass mir die Stellersche Seekuh, die über diese unglaubliche Körpergröße verfügt bislang nicht bekannt war. Obwohl ich das Buch eher als Sachbuch bezeichnen würde, liest es sich so spannend wie ein Roman, es ist an keiner Stelle langatmig sondern gut recherchiert und gut geschrieben. Auch das Cover gefällt mir sehr gut. Die gedeckten Farben und die Abbildungen passen zu einer Geschichte die in der Vergangenheit spielt.