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Veröffentlicht am 11.05.2024

Wer Wind sät, wird Sturm ernten

Seele voll Zorn
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„Seele voll Zorn “ von Helene Falk ist der Auftakt einer neuen Thriller-Reihe, unheimlich spannend, ein wahrer Pageturner.

Kurz zum Inhalt:
Ein grausamer Doppelmord, eine vergewaltigte Frau, deren Mann ...

„Seele voll Zorn “ von Helene Falk ist der Auftakt einer neuen Thriller-Reihe, unheimlich spannend, ein wahrer Pageturner.

Kurz zum Inhalt:
Ein grausamer Doppelmord, eine vergewaltigte Frau, deren Mann an einen Stuhl gefesselt. Hauptkommissar Mik Kohonen tappt im Dunkeln. Keine Feinde. Kein Motiv. Da verschwindet ein Touristenpärchen. Hat der „Pärchenmörder“ ein weiteres Mal zugeschlagen? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Das Cover mit den Sprüngen, in denen die Titelbuchstaben teils versinken, assoziiert bereits anschaulich, welche Risse es in der Seele der Opfer und/oder des Täters gibt, um die es im Buch geht. Das Buch erschien 2024. Es gliedert sich in zwei Teile, innerhalb dieser in datierte Kapitel und nummerierte Abschnitte. Die Chronologie ist sehr gut nachvollziehbar. Die Handlung erstreckt sich über rund zwei Wochen und spielt im Jahr 2014, Prolog und Epilog im Jahr 1994. Schauplatz ist Finnland. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft, detailreich. Die Handlung ist durch stetige Perspektiven- und Ortswechsel abwechslungsreich und lebendig gestaltet. Durch die Kürze der Kapitel fliegen die Seiten nur so dahin, man will das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Man wird von Beginn an in die Geschichte hineingesogen. Nach dem mysteriösen, unheimlich und bedrohlich wirkenden Prolog aus dem Jahr 1994 wechselt die Handlung ins Jahr 2014 zum Fund zweier grausamst gefolterter Mordopfer. Kohonen und sein Team finden kaum Ermittlungsansätze. Zudem beschäftigt sie das Verschwinden einer Mitarbeiterin einer Opferschutzorganisation und eines Touristenpärchens. Eine Vielzahl von Handlungssträngen, die scheinbar nichts mit dem Doppelmord zu tun haben, doch Kohonen verfügt über einen sechsten Sinn und behält alles im Auge. So nach und nach verdichten sich die Informationen, es ergeben sich unerwartete Wendungen und überraschende Erkenntnisse. Die einzelnen Handlungsfäden laufen ineinander über. Die Spannung steigert sich zunehmend, bis letztlich in einem höchst dramatischen Wettlauf gegen die Zeit sich die Zusammenhänge offenbaren und Kohonen in einem riskanten Alleingang den Fall schlüssig aufklärt.

Die Charaktere sowohl des polizeilichen Teams als auch der diversen Nebenfiguren sind gut vorstellbar und lebendig gezeichnet, zeigen Stärken und Schwächen, Emotionen. Im Mittelpunkt steht Mik Kohonen, der nach einem dienstlichen Autounfall, bei dem sein Partner schwer verletzt wurde, von Schuldgefühlen gequält wird und dem es schwer fällt, sein Trauma, das auch schon seine Ehe belastet, mittels psychologischer Hilfe zu bewältigen. Er vergräbt und verbeißt sich in seine Arbeit. Er ist mit Leib und Seele ein ambitionierter Ermittler. Obwohl er immer wieder an seine eigenen psychischen Leistungsgrenzen stößt, verfolgt er hartnäckig seine Spuren, auch entgegen Weisungen von Vorgesetzten, auch ohne Unterstützung seines Teams. Im Laufe der Handlung entwickelt er sich zum Positiven hin, fängt er an, sich zu öffnen. Es wird interessant, wie seine Entwicklung im nächsten Band fortschreitet.

„Seele voll Zorn“ ist ein packender Thriller, für mich war es ein richtiger Pageturner. Mit großem Interesse und mit Vorfreude sehe ich weiteren Fällen mit Mik Kohonen entgegen. Unbedingte Leseempfehlung und 5 Sterne!

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.05.2024

Vermisstensuche statt Festtagsstimmung für Marie

Traubenfest
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„Traubenfest“ von Julie Dubois, der vierte Band mit Kommissarin Marie Mercier im Mittelpunkt, ist ein Musterbeispiel für einen Wohlfühl-Regionalkrimi, der Spannung mit viel französischem Flair verbindet.

Worum ...

„Traubenfest“ von Julie Dubois, der vierte Band mit Kommissarin Marie Mercier im Mittelpunkt, ist ein Musterbeispiel für einen Wohlfühl-Regionalkrimi, der Spannung mit viel französischem Flair verbindet.

Worum geht es?
Marie und ihre Familie freuen sich auf das mehrtägige Fest Félibrée. Doch es kommt anders. Statt zu feiern, müssen Marie und ihr Kollege Richard Martin verschwundene Mädchen aufspüren und einen rätselhaften Mord aufklären.

Schon das Cover mit dem Girlandenschmuck über altertümlichen Gässchen vermittelt sommerliche Festtagsfreude und südfranzösisches Flair. Das Buch erschien 2024. Die Handlung spielt 2023, da die Félibrée tatsächlich in diesem Jahr in Montignac stattfand. Der Schreibstil ist flüssig, sehr bildhaft, reich an wunderbar beschriebenem Lokalkolorit, das auch durch französische Ausdrücke, u.a. auch Sprichwörter unterstrichen wird. Die Autorin vermittelt reizvolle Stimmungsbilder der Landschaft, anschauliche Schilderungen der traditionellen Bräuche und kulinarischer Genüsse. Die Kapitel sind angenehm kurz, verfügen über Zeit- und Ortsangaben, wodurch man ausgezeichnet chronologisch die Ermittlungen und Geschehnisse mit verfolgen kann. Eine kleine Landkarte hätte mir gefallen, um eine bessere Übersicht über die Lage der Schauplätze zu haben.

Da ich bereits Vorgängerbände kannte, war ich sofort wieder heimisch im Périgord, in Maries privatem und dienstlichem Umfeld. Doch auch Quereinsteiger finden sicher rasch in die Geschichte und überblicken den relevanten Personenkreis in Kürze. Will man jedoch die Entwicklung der Protagonisten mitverfolgen, sollte man doch die Fälle der Reihe nach lesen.

Die Handlung erstreckt sich lediglich über vier Tage, über vier ereignisreiche Tag. Es beginnt rätselhaft. Der Prolog offenbart die Gedanken eines Mörders. Die Spannung ist geweckt und hält sich bis zuletzt. Denn man bangt um die spurlos verschwundenen Mädchen. Dann wird auch noch ein Ortsbewohner ermordet aufgefunden. Die diversen Perspektiven- und Ortswechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich. Im Zusammenhang mit dem Kriminalfall, der sich als ziemlich facettenreich entpuppt, greift die Autorin verschiedenste Themen auf, u.a. die Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern, wie wenig sie oft von ihnen wissen. Zum Miträtseln gibt es genug Anhaltspunkte, etliche Verdächtige, natürlich auch Spuren, die in die Irre führen, auch unerwartete Wendungen. Es klärt sich alles schlüssig, einige Überraschungsmomente inklusive.

Abgesehen von dem wunderbar vermittelten französischen Ambiente genieße ich bei dieser Reihe stets das private Umfeld von Marie, diese liebevolle Idylle mit Leonie, Georges und Michel. Eine harmonische Atmosphäre herrscht auch beruflich vor. Marie und Richard Martin bilden ein hervorragendes Team, das immer mehr von Agent Visla, der sich zunehmend als fähiger und mitdenkender Polizist erweist, ergänzt wird. Und Szenen zum Schmunzeln gibt es auch immer wieder, dafür sorgt insbesondere Georges mit seinen Hängebauchschweinen. Generell wirken die Akteure lebendig, zeigen Stärken und Schwächen und Emotionen.

„Traubenfest“ hat mir – wie die Vorgängerbände – beglückende Lesestunden geschenkt. Spannend und entspannend zugleich wurde ich ins wunderschöne Frankreich entführt, fühlte mich einerseits integriert in die Ermittlungen und erlebte andererseits die Festtagsstimmung mit, erfuhr von interessanten Traditionen. Die Lektüre machte nicht nur Lust auf eine Reise dahin, sondern natürlich auch auf den nächsten Fall mit Marie Mercier. Für mich war es ein 5 Sterne-Krimi, den ich wärmstens empfehlen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 04.05.2024

Polizeiarbeit und Gesellschaftsbild der 70er Jahre

Die Kriminalistinnen. Acht Schüsse im Schnee
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„Die Kriminalistinnen – Acht Schüsse im Schnee“ von Mathias Berg ist bereits der zweite Band dieser Reihe mit 70er Jahre-Flair, in deren Mittelpunkt die ersten weiblichen Kriminalbeamtinnen Deutschlands ...

„Die Kriminalistinnen – Acht Schüsse im Schnee“ von Mathias Berg ist bereits der zweite Band dieser Reihe mit 70er Jahre-Flair, in deren Mittelpunkt die ersten weiblichen Kriminalbeamtinnen Deutschlands stehen.

Klappentext:
Februar 1970: Der Millionär Theo Ellerbeck wird vor seiner Villa mit acht Schüssen getötet. Er hinterlässt eine schöne Ehefrau sowie eine auffällig schweigsame Tochter. Ellerbeck war allseits beliebt und hatte großen Einfluss in der Düsseldorfer Kulturszene. Wer profitiert vom Tod des Mannes, der offenbar keine Feinde hatte? Lucia Specht und ihre Kolleginnen vom Düsseldorfer Präsidium übernehmen den Fall und stoßen auf Ungeheuerliches in vornehmen Kreisen.

Das Cover ähnelt im Stil und in der Farbgebung jenem vom ersten Band, hat somit einen gewissen Wiedererkennungswert, und es passt auch zu den 70er Jahren. Das Buch erschien 2024. Es gliedert sich in drei Teile, innerhalb dieser wiederum in Kapitel mit angenehmer Länge, die zum Teil datiert sind, wodurch der chronologische Ablauf gut nachvollziehbar ist. Der Handlungszeitraum umfasst zwei Wochen von Ende Februar bis Mitte März 1970. Die Handlung setzt ca. ein halbes Jahr nach Ende des ersten Bandes ein.

Da ich auch den ersten Band gelesen hatte, war ich nach wenigen Seiten wieder vertraut mit dem Team. Ich denke, dass auch Quereinsteiger problemlos in den Kriminalfall hineinkommen. Soweit erforderlich sind Hinweise zur Vorgeschichte vorhanden. Dennoch, die Charaktere und deren Entwicklung offenbaren sich noch besser, wenn man den ersten Band auch kennt.

Abgesehen von dem ziemlich komplexen Fall stehen vor allem die ersten Kriminalistinnen im Mittelpunkt, sechs taffe Frauen, die sich nicht nur kriminalistisch bewähren, sondern sich insbesondere im von Männern dominierten Polizeiapparat behaupten müssen. Die Handlung des Romans ist zwar erfunden, doch basiert sie auf einer Tatsache. Dieses Experiment „Frauen bei der Kriminalpolizei“ ab dem Jahr 1969 gab es tatsächlich. Auch der Fall Ellerbeck ist an einen wahren Fall angelehnt.

Der Schreibstil liest sich flüssig, die Sprache ist jener Zeit angepasst. Ich konnte mich sehr gut in jene Zeit zurückversetzen, in meine Teenagerzeit. Viele Erinnerungen ploppten auf, natürlich die langen Haare, die bunte Mode, aber auch Telefonate aus Telefonzellen, überall wurde geraucht, Flaschen, in die man Kerzen steckte, an denen das Wachs herunterlief, Olivetti-Schreibmaschinen, u.v.a.m. Für mich sind Krimis, die noch zu Zeiten ohne Internetrecherchen spielen, immer sehr reizvoll. Da kommt es noch viel mehr auf den Spürsinn der Ermittler an. Der Autor zeichnet ein authentisches Bild der damaligen Zeit, mit deutlichem Fokus auf das damalige Frauenbild, die Abhängigkeit der Frauen von den Ehemännern, die bestimmen durften, ob man und welchen Beruf man ausübt, dieses „Frauen-gehören-hinter-den-Herd“-Denken bis zu der übergriffigen und herabwürdigenden Art und Weise, wie sich Männer, auch Kollegen gegenüber Frauen benahmen. Me-Too und Political Correctness gab es noch nicht. Des Weiteren wird auch Homosexualität thematisiert, damals nicht nur gesellschaftlich verpönt, sondern sogar strafbar.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Lucia Specht, eine dieser jungen Frauen, die sich zur Kriminalbeamtin ausbilden lassen. Die Geschehnisse werden in Ich-Form aus ihrer Perspektive geschildert. Man ist einerseits mitten drinnen in den Ermittlungen, in den offiziellen ebenso wie in Lucias persönlicher Recherche, erfährt ihre Gedanken, lernt ihre Familie kennen. Ihre Ziele verfolgt sie hartnäckig und manchmal zu impulsiv und leichtsinnig. Noch fehlt Lucia privat ein kongenialer Partner. Es wird interessant, ob sich die Beziehung zu Johannes in Zukunft vertiefen wird. Nicht nur Lucia, sondern ihre Kollegenschaft u.a. Nebenfiguren zeichnen sich durch markante Eigenschaften und Verschiedenartigkeit aus, wirken lebendig, mehr oder weniger sympathisch und sind gut vorstellbar beschrieben.

Im Prinzip sind es zwei miteinander verwobene Handlungsstränge – der aktuelle Fall des erschossenen Millionärs und ein Cold Case, der mysteriöse Unfalltod von Lucias Mutter im Jahr 1959. Die Handlung ist abwechslungsreich, es mangelt weder an Verdächtigen noch an Verwicklungen und Verwirrungen. Immer wieder ist man mit unerwarteten Wendungen konfrontiert, bis sich letztlich, nach einigen irreführenden Fährten, prickelnden Spannungsmomenten und Action, in einem dramatischen Finale fast alles endgültig klärt, wie gesagt, fast alles.

Mit „Die Kriminalistinnen – Acht Schüsse im Schnee“ ist dem Autor ein packender Fortsetzungsroman gelungen. Es ist wiederum eine gut dosierte Mixtur aus Kriminalfall und Zeitbild. Ich sehe mit großem Interesse und Ungeduld dem nächsten Band entgegen und das nicht nur wegen des fiesen Cliffhangers am Schluss.
Eine unbedingte Leseempfehlung! 5 Sterne.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.05.2024

Zwanzig Jahre verschollen

Schwöre, dass du schweigst
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„Schwöre, dass du schweigst“ von Simone Dark ist ein spannender Regionalkrimi mit stimmigem Lokalkolorit und mit einem interessanten historischen Background.

Worum geht es?
Bei einem Spaziergang entdecken ...

„Schwöre, dass du schweigst“ von Simone Dark ist ein spannender Regionalkrimi mit stimmigem Lokalkolorit und mit einem interessanten historischen Background.

Worum geht es?
Bei einem Spaziergang entdecken zwei Frauen in einem Brunnenschacht ein Skelett. Bald findet die Polizei heraus, wer da vor über 20 Jahren ermordet wurde. Doch von wem und warum?

Das Cover mit einer Burgruine im Vordergrund und einem Weitblick auf die Südtiroler Landschaft stimmt auf den Schauplatz des Romans ein. Das Buch erschien 2024. Der Schreibstil ist flüssig, humorvolle Dialoge des Ermittler-Duos lockern die Krimihandlung auf und das Lokalkolorit ist anschaulich eingefangen. Abgesehen von dem spannend aufgebauten Kriminalfall, besticht das Buch durch die gut recherchierten und geschickt eingearbeiteten historischen Fakten rund um Margarete von Tirol-Görz, auch Margarete Maultasch genannt. Der Roman spielt in zwei Zeitebenen, nämlich im Jahr 2000 und zweiundzwanzig Jahre später. Die kurz gehaltenen Kapitel verfügen über genaue Zeitangaben, wodurch man ausgezeichnet zwischen den Ereignissen in der Vergangenheit und den Recherchen in der Gegenwart unterscheiden kann. Es ist dies bereits der dritte Band dieser Reihe. Nichtsdestotrotz kam ich als Quereinsteigerin problemlos in die Geschichte hinein und überblickte auch den relevanten Personenkreis mühelos.

Durch die stetigen Zeit- und Perspektivenwechsel gestaltet sich die Handlung einerseits abwechslungsreich, andererseits gewinnt man als Leser auch einen gewissen Informationsvorsprung gegenüber den Ermittlern. Für Magnabosco und Pasqualina ist es ein mühsames Unterfangen, nach über zwanzig Jahren kompetente Zeitzeugen zu finden. Der Kreis der Verdächtigen, der sich herauskristallisiert, ist zwar eng, doch gilt es Beweise zu finden. Man ahnt bald, wer hinter dem Mord steckt, aber die Details überraschen dann doch. Zudem löst der Skelettfund eine unerwartete Kettenreaktion aus. Die Jagd nach dem Mörder wird zu einem Wettlauf gegen die Zeit, birgt noch so manche Gefahr für die Verfolger. Letztlich kann der Cold Case vollständig und schlüssig geklärt werden.

Was die Charaktere anbelangt, gefiel mir das Ermittler-Duo Filippo Magnaboso und Carmela Pasqualina aufgrund der positiven Ausstrahlung. Sie arbeiten nicht nur harmonisch zusammen, sondern sind auch privat liiert. Carmela kümmert sich sogar rührend um Filippos unehelichen Sohn, den dessen Mutter ihm einfach als „Findelkind“ zugeschoben hat. Carmelas Nonna mochte ich besonders in ihrer liebenswerten, fürsorglichen und doch resoluten Art. Auch manche Nebenfiguren sind originell gezeichnet, wie z.B. Pamela Biscotti aus Padua mit ihrem Badischen Dialekt. Generell wirken die Akteure lebendig und authentisch.

„Schwöre, dass du schweigst“ hat mir spannende Lesestunden beschert und gleichzeitig längst verschüttete Geschichtskenntnisse aufleben lassen, auch Lust auf weitere Fälle mit diesem sympathischen Paar geweckt. Von mir gibt es 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 26.04.2024

Süchtig, gierig, tot

Bedrohliche Provence
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„Bedrohliche Provence“ von Pierre Lagrange ist ein Krimi voller Spannung, Rätsel und mit stimmigem Lokalkolorit.

Worum geht es?
Ein Liebespaar wird erschossen aufgefunden. Die junge Frau ist die Nichte ...

„Bedrohliche Provence“ von Pierre Lagrange ist ein Krimi voller Spannung, Rätsel und mit stimmigem Lokalkolorit.

Worum geht es?
Ein Liebespaar wird erschossen aufgefunden. Die junge Frau ist die Nichte eines Bekannten von Ex-Commissaire Albin Leclerc. Ein guter Grund für ihn Ermittlungen anzustellen. Rätsel gibt vor allem das Motiv auf. Und dann geschieht ein weiterer Mord. Je mehr Albin Leclerc involviert ist, desto gefährlicher wird es für ihn …

Bereits das Cover stimmt mit einem typisch provenzalischen Motiv sehr eindrucksvoll auf das Umfeld ein, in dem der Krimi spielt. Das Buch erschien 2024 und ist bereits der zehnte Band dieser Reihe mit Commissaire Albin Leclerc als Hauptakteur. Nichtsdestotrotz kam ich als Quereinsteigerin problemlos in die Geschichte hinein und überblickte auch den relevanten Personenkreis mühelos. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Das Flair der Provence kommt sehr eindrucksvoll zum Ausdruck durch stimmungsvolle Szenerien, wie das Boulespiel, oder Erwähnung markanter Sehenswürdigkeiten wie das Chateau d’If bei Marseille. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, verfügen jedoch weder über Orts- noch Zeitangaben. Die Handlung spielt in der nicht näher festgelegten Gegenwart. Sehr geschätzt habe ich die auf der Umschlagseite innen befindliche Landkarte der Provence, wodurch ich die Schauplätze sehr gut überblicken konnte.

Der packende Prolog spielt zwar in Afrika, doch welcher Bezug zu den Morden besteht, kristallisiert sich erst gegen Ende heraus. Von Beginn an ist man voll in die Ermittlungen integriert und mit den rätselhaften Komponenten konfrontiert. Offiziell bearbeiten Capitaine Cat Castel und Capitaine Alain Theroux den Fall, doch Albin Leclerc liefert als externer Berater dank seiner Erfahrung, seinem Spürsinn und guter Kontakte aus seiner aktiven Zeit immer wieder wertvolle Hinweise. Dennoch tappen sie lange im Dunkeln, was Motiv und Täter anbelangt. Immer mehr Verdächtige werden aufgespürt, zwielichtige Machenschaften aufgedeckt. Durch zwischengeschaltete Perspektivenwechsel zum Täter gewinnt man als Leser einen Wissensvorsprung gegenüber den Ermittlern. Dennoch bleibt es hochgradig spannend, denn nun entwickelt sich ein Wettlauf gegen die Zeit. Actionreich, bis es schließlich in einem dramatischen Finale gelingt, den Täter zu stellen.

Albin Leclerc besticht durch Persönlichkeit. Er hat eine sympathische Ausstrahlung, er wirkt souverän, man spürt seine Routine, seine Erfahrung. Er zeigt keine Launen und sein Familienleben verläuft auch harmonisch. Jetzt. Ich hatte jedoch den Eindruck, dass es in den Vorgängerbänden in seinem Privatleben doch so manche Turbulenz gab. Es ist sicher interessant, die Reihe kontinuierlich ab Beginn zu verfolgen. Denselben Eindruck gewann ich auch bezüglich Cat Castel und Alain Theroux, deren Privatleben nur peripher gestreift wird. Auch wenn die beiden Albin Leclercs Einmischung in ihre Ermittlungen nicht goutieren, herrscht doch eine freundschaftliche Atmosphäre vor.

„Bedrohliche Provence“ ist ein spannender Regionalkrimi mit einem interessanten Fall mit einem ungewöhnlichen Hintergrund, der Einblick in Machenschaften gibt, über die man sich üblicherweise keine Gedanken macht. Ich habe die Lektüre sehr genossen und freue mich auf weitere Fälle.

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