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Veröffentlicht am 20.10.2023

Manipuliert

Eiskalte Übernahme
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„Eiskalte Übernahme“ von J.H. Willem ist ein spannender Kurzkrimi mit aktueller Thematik, mittlerweile bereits der dritte Band dieser trotz Leichen unblutigen Cosy-Krimi-Reihe.

Klappentext:
Ein sonniger ...

„Eiskalte Übernahme“ von J.H. Willem ist ein spannender Kurzkrimi mit aktueller Thematik, mittlerweile bereits der dritte Band dieser trotz Leichen unblutigen Cosy-Krimi-Reihe.

Klappentext:
Ein sonniger Frühsommermorgen in Hamburg Eimsbüttel, die magische Stunde zwischen Morgenhektik und Vormittag. Das friedliche Stadtleben wird jäh unterbrochen, ein Auto rast in den Außenbereich eines Cafés. Einer der Gäste kommt dabei ums Leben.
Wenige Tage später besucht eine elegante Geschäftsfrau die Detektei Adam Starck & Partner. Sie ist die Ehefrau des Opfers, und sie glaubt nicht an einen Verkehrsunfall.
Schnell entdeckt Lizzie erste Ungereimtheiten. Adam begegnet einem alten Bekannten und gerät in ernste Schwierigkeiten.

Der Schreibstil liest sich flüssig. Die Kapitel sind kurz gehalten, ohne Zeit- oder Ortsangaben. Das Buch erschien 2023 und spielt in der Gegenwart. Das Büchlein umfasst nur rund 140 Seiten, entpuppte sich aber trotz der Kürze als ausgezeichnet konzipierter Krimi mit zahlreichen Spannungsmomenten, Cliffhangern und Action. Die Handlungsorte, das Umfeld und die Charaktere sind gut vorstellbar beschrieben. Die Symbolik des Covers durchschaut man allerdings erst, sobald man die entsprechende Stelle im Buch gelesen hat.

Die Handlung verläuft geradlinig und übersichtlich. Man ist auch sofort mitten in der Geschichte. Ein Kurzkrimi bietet wenig Raum für mehrere ineinander verschlungene Handlungsstränge und langwierige Verfolgung in die Irre führender Spuren. Trotzdem hält sich die Spannung durchgehend auf gutem Niveau. Der Plot fasziniert und erschreckt zugleich anhand der Mordidee. Ist ein Fremdzugriff auf die Software eines Autos Utopie oder technisch tatsächlich bereits machbar? Da wird man schon nachdenklich. Den Täter vermutet man bald, doch dessen Motiv und wer in Wirklichkeit im Hintergrund die Fäden zieht, zeigt sich erst im dramatischen Showdown.

Das Duo Adam und Lizzie wirkt sympathisch und lebendig, allerdings weiß man relativ wenig über die beiden, auch nicht übers Privatleben. Das liegt eben an der Kürze des Romans. Würde mir fast wünschen, der Autor würde diesen Bereich in Zukunft etwas ausschmücken.

„Eiskalte Übernahme“ hat mir ausgezeichnet gefallen. Aufgrund seiner Kürze eignet sich der Krimi ideal für zwischendurch, man kann das Buch locker in einem Rutsch auslesen. Es hat mir spannende Lesestunden bereitet und große Lust auf weitere Fälle der beiden gemacht. Dafür gibt es von mir 5 Sterne.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.10.2023

Hellseherei - ein Fake?

Nebel über der Uckermark
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„Nebel über der Uckermark“ von Richard Brandes ist ein extrem spannender Kriminalroman, ein richtiger Pageturner, und er entführt in einen Landstrich, der wohl nicht vielen vertraut ist.

Klappentext:
Kriminalhauptkommissarin ...

„Nebel über der Uckermark“ von Richard Brandes ist ein extrem spannender Kriminalroman, ein richtiger Pageturner, und er entführt in einen Landstrich, der wohl nicht vielen vertraut ist.

Klappentext:
Kriminalhauptkommissarin Carla Stach wird mit einem ungewöhnlichen Fall konfrontiert: Eine Hellseherin behauptet, einen Mord vorhergesehen zu haben. Kurz darauf wird eine junge Frau als vermisst gemeldet, und ihr Aussehen gleicht exakt dem des Mordopfers, das die Hellseherin beschrieben hat. Carla ist skeptisch, denn sie glaubt nicht an derlei Hokuspokus – und doch wird sie unruhig. Schließlich wurde ihr auch prophezeit, dass sie selbst in Gefahr geraten wird ...

Das Cover passt ausgezeichnet zum Titel und unterstreicht die Stimmung, das Unheimliche, das Nebulöse, einerseits im einsamen, unendlich scheinenden Wald, andererseits symbolisch auch im Hinblick auf das Diffuse von seherischen Fähigkeiten. Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel sind kurz gehalten, ohne Orts- und Zeitangaben. Das Buch erschien 2023. Die Handlung spielt in der Gegenwart.

Dies ist bereits der dritte Band der Reihe mit Kriminalhauptkommissarin Carla Stach und ihrem Team. Ich kannte bereits den Vorgängerband, mir waren somit die Protagonisten und ihre Beziehungen zueinander vertraut. Dennoch denke ich, dass auch Neueinsteiger nicht nur problemlos in den für sich stehenden Fall hineinkommen, sondern auch den relevanten Personenkreis rasch überblicken.

Nach dem Prolog, der schon einen Hauch von Übersinnlichem vermittelt, ist man bereits mitten in Szenerien, die Gänsehautfeeling erzeugen: da irrt eine Frau ziellos durch den Wald und ein Ehepaar wird brutal ermordet; wie sich herausstellt, sind sie weitere Opfer eines Serienmörders. In der Folge entwickeln sich zwei Handlungsstränge. Einerseits ermittelt Carlas Kollege Maik undercover in einer rechtsradikalen Klimawandelverschwörungs-Gruppe, da man in diesem Kreis den Serienmörder vermutet, andererseits beginnen Carla und ihre Kollegin Julia aufgrund eines Hinweises einer Hellseherin, in einem Vermisstenfall zu recherchieren. Durch die stetigen Perspektiven- bzw. Ortswechsel, etliche brenzlige Situationen, in die die Protagonisten geraten, die Kürze der Kapitel, die noch dazu meist mit einem Cliffhanger enden, wird das Spannungsniveau derart hoch gehalten, dass man das Buch kaum noch aus der Hand legen möchte. Zudem erlebt an ein wahres Wechselbad der Gefühle: man bangt um den in die Verbrecherbande eingeschleusten Polizisten, ängstigt sich mit dem flüchtenden Opfer vor dem Killer und hofft doch, dass es überlebt. Zudem macht man sich Gedanken, inwieweit diese hellseherischen Vorhersagen stimmen oder reine Erfindung sind, natürlich auch, wie die beiden Fälle zusammenhängen. Es mangelt weder an Verdächtigen noch an in die Irre führenden Spuren. Man tappt bis zuletzt in Dunkeln, wer der geheimnisvolle Mörder ist. Letztlich fügen sich, was die Morde anbelangt, alle Fäden schlüssig zusammen. Was die Hellseherin nun tatsächlich „vorhergesehen“ bzw. „gespürt“ hatte und wo sie Informationen hatte und geschwindelt hat, blieb teilweise vage.

Sehr ausgewogen ist mit den Ereignissen rund um die Kriminalfälle auch das Privatleben des Ermittlerteams eingearbeitet. Die primär sympathischen Protagonisten werden sehr anschaulich, sehr lebendig charakterisiert, zeigen Gefühle, Stärken und Schwächen, auch Ängste. Sie wirken realistisch, wie z.B. Carla, etwas übergewichtig und dem Pensionsalter nicht mehr so fern, die manchmal an ihre körperlichen Grenzen stößt, ihre mangelnde Fitness spürt. Die farbige Julia wird immer wieder mit Diskriminierung und Vorurteilen konfrontiert, meistert diese Aversionen in der Regel sehr professionell und cool. Auf Esoterik und Übersinnlichem reagieren die einen mit mehr, die anderen mit weniger Skepsis. Maik ist charakterlich nicht optimal für den Undercover-Einsatz geeignet, er verfügt nicht über die nötige psychische Stärke. Auch Nebenfiguren sind gut vorstellbar beschrieben, entsprechen positiverweise auch nicht immer Klischees. So ist einer der Kriminellen mit sympathischen Zügen behaftet, ein im Herzen Guter, schwach, leicht manipulierbar und beeinflussbar, der in schlechte Gesellschaft geriet. Sehr liebenswert sind auch die Tiere, der Dackel Bruno und die Katze Glöckchen, deren tagelanges Verschwinden auch den Leser beunruhigt.

Mich beeindruckte die Vielschichtigkeit des Romans. Ein packender Plot, fundierte psychologische Kenntnisse, die Thematik Hellsehen, wobei die Widersprüchlichkeit zwischen rein wissenschaftlicher Sichtweise und dem Vorhandensein von Esoterik gut herausgearbeitet ist. Auch das Thema der Verschwörungstheorien, hier im Zusammenhang mit dem Klimawandel, verbunden mit Rechtsbürgern wird gestreift. Last but not least wird auch Rassismus angesprochen.

„Nebel über der Uckermark“ - diesen Krimi empfehle ich wärmstens, und nicht nur diesen Band, sondern die gesamte Reihe.

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Veröffentlicht am 14.10.2023

Frau Merkel trifft Banksy

Graffitikatz
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„Graffitikatz“ von Kaspar Panizza ist ein humorvoller Wohlfühlkrimi, mit bayrischem Lokalkolorit und gemütlichem Flair, in dem aber wie stets bei dieser Reihe auch ein wenig Gesellschaftskritik steckt, ...

„Graffitikatz“ von Kaspar Panizza ist ein humorvoller Wohlfühlkrimi, mit bayrischem Lokalkolorit und gemütlichem Flair, in dem aber wie stets bei dieser Reihe auch ein wenig Gesellschaftskritik steckt, wie eben diesmal Gedanken über die Sinnhaftigkeit übermäßiger Tätowierungen und das Trara, das rund um den die Öffentlichkeit scheuenden Künstler Banksy gemacht wird.

Klappentext:
Was haben ein Altrocker und ein Fabrikerbe gemeinsam? Nicht viel, sollte man meinen. Vielleicht, dass beide am ganzen Körper tätowiert sind? Dass beide ermordet wurden? Oder dass beiden die Haut abgezogen wurde? Für Kommissar Steinböck und sein Team ein makabrer Fall. Zur selben Zeit taucht Banksy in der Stadt auf und hinterlässt an mancher Münchner Hauswand heimlich seine Werke. Immer dabei ist Steinböcks Katze Frau Merkel, die Banksy auf Schritt und Tritt folgt.

Bereits das Cover assoziiert den Zusammenhang mit Banksy-Graffitis. Es ist ganz im Stil dieses berühmten Zeichners gehalten. Das Buch erschien 2023 und ist bereits der 8. Band dieser Reihe. Der Schreibstil ist flott und flüssig, die wochentagweise Einteilung der Kapitel sehr übersichtlich. Obwohl jeder Fall für sich abgeschlossen ist, empfiehlt es sich, mit Band 1 zu beginnen. Der Roman verfügt über eine Personenliste, die ich, auch wenn es für mich ein Wiedersehen mit bereits bekannten Protagonisten war, wiederum sehr geschätzt habe. Die Handlung spielt in der Gegenwart.

Man ist sofort mitten im Geschehen: soeben wurde ein Mord verübt. Und von Beginn fragt man sich in welchem Zusammenhang mit den Morden die Tagesbucheintragungen stehen, die immer wieder als weiterer Handlungsstrang zwischen den Ermittlungsfortschritten eingeschoben sind. Man tappt lange im Dunkeln, rätselt mit, bis sich die verschlungenen Fäden entwirren und der doch recht komplexe Fall aufgelöst wird, zwar logisch und nachvollziehbar, aber nicht wirklich dank akribischer Ermittlungsarbeit, sondern eher Kommissar Zufall verdankend.

Die Stamm-Protagonisten sind durchwegs sympathisch gezeichnet, mit liebenswürdigen Vorlieben und Eigenheiten; vor allem im Team Steinböck herrscht Harmonie und eine familiäre Arbeitsatmosphäre. Als besondere Menschen stechen Kommissar Emil Mayer junior als Farbiger und Rollstuhlfahrer sowie die gebürtige Vietnamesin und gewiefte ITlerin Huong hervor. Nebenfiguren sind ebenfalls gut vorstellbar beschrieben. Aber Mittelpunkt und der Star dieser Reihe ist unbestritten die Katze Frau Merkel mit ihren vorlauten, besserwisserischen, lästernden und amüsanten Kommentare, ebenso wie ihre unverfrorene Art, sich immer in den Vordergrund zu spielen, die besten Häppchen zu ergattern. Die Dialoge von Steinböck mit der Katz sind einfach zum Zerkugeln.

Bei „Graffitikatz“ stehen eindeutig leichte, humorvolle Unterhaltung und liebenswerte Charaktere im Mittelpunkt, nicht Action und prickelnde Spannung. Mir als begeisterter Fan der Katze Frau Merkel hat dieses Buch wieder höchstes Lesevergnügen beschert. Ich freue mich auf weitere Fälle. Eine Leseempfehlung für jeden, der amüsante Krimis liebt und für den ausgeklügelte Ermittlungsarbeit nicht das Wichtigste ist.

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Veröffentlicht am 08.10.2023

Das erlösende Licht

Totenlichter
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„Totenlichter“ von Aaron Sander ist ein packender Thriller, bereits der zweite Band mit dem LKA-Ermittler Jan Nygard und der Polizeipsychologin Anna Wasmuth als Protagonisten.

Kurzer Inhalt:
Ein Serienmörder ...

„Totenlichter“ von Aaron Sander ist ein packender Thriller, bereits der zweite Band mit dem LKA-Ermittler Jan Nygard und der Polizeipsychologin Anna Wasmuth als Protagonisten.

Kurzer Inhalt:
Ein Serienmörder beeinflusst seine Opfer derart, dass er sie in den Selbstmord treibt. Eines haben alle Opfer gemeinsam: sie überlebten einen Busunfall im Elbtunnel. Warum werden sie nun umgebracht? Es wird ein atemberaubender Wettlauf gegen die Zeit für das Ermittler-Duo.

Das Cover ist schlicht gehalten, sticht dennoch durch die übergroße Schrift und die züngelnden Flammen ins Auge. Das Buch erschien 2023. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Die Kapitel sind kurz, ohne Orts- oder Zeitangaben. Es war mein erstes Buch dieses Autors. Auch ohne den ersten Band der Reihe zu kennen, bin ich gut in die Geschichte hineingekommen. Es gab auch ausreichend Hinweise auf die Vorgeschichte der Protagonisten. Dennoch, ich möchte „Schmerzwinter“ noch nachholen, um die Charaktere noch etwas besser verstehen zu können.

Der Schreibstil ist flüssig, fesselnd von Beginn weg. Grausame, mysteriöse und beklemmende Stimmungen sind mitreißend beschrieben. Durch Perspektiven- und Ortswechsel ist die Handlung nicht nur abwechslungsreich, sondern bietet Einblick in die Psychen der Opfern sowie des Täters. Man erhält zwar durch die verschiedenen Sichtweisen einen Wissensvorsprung gegenüber den Ermittlern, tappt dennoch bis zum dramatischen Showdown im Dunkeln. Durch Cliffhanger, actionreiche Szenen, auch brenzlige Situationen für die Protagonisten, zahlreiche in die Irre führende Spuren und etliche Verdächtige bleibt die Spannung stets am Köcheln, wenn auch so manche Länge diese zeitweise etwas eingebremst hat. Das Finale ist zwar fast unerträglich fesselnd, dennoch blieben ein paar Fragen offen, insbesondere nach dem Sinn gewisser Rituale des Täters.

Die Protagonisten wirken sympathisch, allerdings psychisch etwas angeschlagen. Beide haben so ihren eigenen Kopf und setzen sich immer wieder über Anordnungen oder Vorschriften hinweg. Sie sind schwierige Charaktere, die Kindheit u.a. Ereignisse aus ihrer Vergangenheit haben sie geprägt. Insbesondere Jan wirkt noch ziemlich traumatisiert von den in Band 1 erlebten grässlichen Ereignissen. Zudem setzt ihm auch die Demenzerkrankung des Vaters zu, um den er sich kümmern sollte, wo ihn aber eher negative Erinnerungen belasten. Dieser Thematik wurde relativ viel Raum gegeben, sodass ich vermute, dass irgendetwas aus der Vergangenheit des Vaters im nächsten Band eine Rolle spielen könnte.

„Totenlichter“ hat mir Lesestunden voller Spannung beschert, mich aber nicht hundertprozentig abgeholt, vielleicht lag es auch daran, dass ich Band 1 nicht kannte. Nun bin ich neugierig, welcher Fall Anna und Jan im nächsten Band erwartet und wie sie sich persönlich weiterentwickeln werden.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung und 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 02.10.2023

Tödliche Neugier

Mord auf Zelluloid
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„Mord auf Zelluloid – Seine letzte Rolle“ von Luc Winger ist bereits der 20. Band der St. Tropez-Reihe mit der Kommissarin Lucie Girard im Mittelpunkt. Es ist dies eine Cosy-Krimi-Reihe.

Klappentext:
Großes ...

„Mord auf Zelluloid – Seine letzte Rolle“ von Luc Winger ist bereits der 20. Band der St. Tropez-Reihe mit der Kommissarin Lucie Girard im Mittelpunkt. Es ist dies eine Cosy-Krimi-Reihe.

Klappentext:
Großes Kino an der Côte d'Azur.
Cannes 1978. Premiere des Kinofilms - Das offene Geheimnis, ein Krimi mit dem berühmten Detektiv Fabrice Petit. Während der Uraufführung erfahren die Zuschauer vom Tod des Hauptdarstellers René Carriere. Seine Frau, die im Publikum sitzt, glaubt nicht an einen natürlichen Tod. Sie beschuldigt die anwesende Filmcrew des Mordes an ihrem geliebten Mann. Als Gast der Vorführung nimmt sich Commissaire Lucie Girard des Falles an. Obwohl sie auf fremden Terrain ermittelt …

Bereits das Cover verbreitet südfranzösisches Flair, das nicht nur durch anschauliche Beschreibungen des elitären Ambientes in Cannes dargestellt wird, sondern auch durch im Text eingestreute französische Begriffe oder Phrasen in Dialogen. Der Schreibstil ist flüssig, die kurzen Kapitel sind mit Orts- und Zeitangaben versehen, was ich persönlich immer sehr schätze, insbesondere bei häufigen Rückblenden. Das Buch erschien 2023. Die Handlung spielt im Jahr 1978. Ich kenne die Serie fast seit Beginn und finde es stets interessant, die technische und gesellschaftliche Entwicklung in den 70er Jahren zu verfolgen. So wird in diesem Band u.a. die Zunahme von sog. Popcorn-Filmen anstelle von literarisch anspruchsvollen Werken thematisiert. Das Publikum will Action sehen, ausgefeilte geistreiche Dialoge sind nicht mehr gefragt.

Das Besondere dieser Reihe ist der Variantenreichtum der Fälle. Die Morde ereignen sich in den verschiedensten Milieus, mit der Handlung ist teilweise das Familiäre von Lucie Girard mehr, manchmal weniger verwoben. Im Übrigen ist jeder Band dieser Reihe ohne Kenntnis der Vorgängerbände problemlos lesbar und der Personenkreis ist überschaubar.

Die Spannung entwickelt sich, nicht nur indem sich Puzzlesteinchen zu Puzzlesteinchen fügt, sondern die Rückblenden zu den Vorkommnissen bevor der Schauspieler verstarb, bieten dem Leser maßgeblichen Wissensvorsprung gegenüber der Polizei. Ein toter Schauspieler, eine mysteriöse Todesursache, war es tatsächlich Mord? Diese Frage befeuert die Spannung von Kapitel zu Kapitel, denn der Schauspieler war ein schwieriger Mensch, Neuem gegenüber nicht aufgeschlossen und kapriziös, folglich nicht beliebt. So gibt es etliche Verdächtige und Raum zum Miträtseln. Und letztlich klären sich die Umstände, unter denen der Schauspieler zu Tode kam, ganz anders als erwartet.

Womit der Autor auch von Band zu Band immer wieder überrascht, ist die charakterliche Entwicklung von Lucie Girard. Man entdeckt immer wieder neue Eigenschaften an ihr. Eines schien mir bis jetzt immer unumstößlich: ihre Begeisterung für den Beruf, ihr stetiges Engagement, wobei die Familie leider manchmal zurückstecken musste. Dass sie nunmehr eine Auszeit wünscht, mehr Zeit für die Familie, einen Tapetenwechsel, ist ein ganz neuer Zug an ihr. Eine erstaunliche Wende, die es für die Leserschaft zusätzlich spannend macht. Was erwartet Lucie, was erwartet uns im nächsten Band? Überraschend war auch Patrics Typveränderung, mit ein Grund für Lucies neue Zukunftsvision. Auch die übrigen handelnden Personen wurden gut vorstellbar und lebendig gezeichnet.

Wiederum hat mir eine Story rund um Lucie Girard spannende Lesestunden beschert und Neugierde nicht nur auf einen weiteren Kriminalfall entfacht, sondern auch darauf, wie es für die Kommissarin privat und dienstlich weitergehen wird. Voller Vorfreude auf den nächsten Fall gebe ich hiermit eine unbedingte Leseempfehlung ab!

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