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Veröffentlicht am 08.07.2022

Blumenpracht hat Tod gebracht

Böse Blumen
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Das Buch „Böse Blumen“ von Klaudia Blasl beinhaltet zwölf giftige Pflanzenkrimis, die sich als ebenso amüsant erwiesen wie die Kriminalromane dieser Autorin (z.B. „Kernölkrieg“ und „Gärten, Gift und tote ...

Das Buch „Böse Blumen“ von Klaudia Blasl beinhaltet zwölf giftige Pflanzenkrimis, die sich als ebenso amüsant erwiesen wie die Kriminalromane dieser Autorin (z.B. „Kernölkrieg“ und „Gärten, Gift und tote Männer“).

Blumen sind ja eigentlich nicht böse, finde ich. Böse sind die Menschen, die sie zum Morden missbrauchen. Das Unterhaltsame an diesen Krimis ist, dass all diese perfiden Ideen für perfekte Morde meist ganz anders enden als beabsichtigt. Nicht selten erweist sich die Tat als Bumerang und der Täter wird zum Opfer. Und als Leser genießt man das voller Schadenfreude.

Zudem ist der Schreibstil der Autorin nicht nur flüssig, sondern von originellen Wortschöpfungen, köstlichen Dialogen und urigen Typen geprägt, was mir immer wieder nicht nur ein Schmunzeln sondern Lachen entlockte.

Die Giftmorde basieren auf fundierten Kenntnissen der Pflanzenwelt. Klaudia Blasl ist DIE Giftpflanzen-Expertin unter den Krimiautor*innen (für fachlich Interessierte wäre ihr Buch „111 tödliche Pflanzen, die man kennen muss“ zu empfehlen). Somit ist diese Lektüre nicht nur vergnüglich, sondern auch lehrreich – ich meine nun nicht als Mordanleitung, sondern als Warnung vor Verwechslungen oder Unachtsamkeit. Es wird nämlich nach jeder Geschichte die entsprechende todbringende Pflanze ausführlich beschrieben, ihr Aussehen, Geruch und Inhaltsstoffe, aber auch historische Anwendungen medizinischer und mörderischer Art.

Mit Bedauern habe ich das Buch zur Seite gelegt, viel zu schnell sind die Seiten dahingeflogen. Aber eines tröstet mich: es gibt noch einen weiteren Band („Noch mehr böse Blumen“).

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Veröffentlicht am 07.07.2022

Leidvolle Zeiten - nicht nur für Anni (1914-1980)

Irmas Enkel
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Der Roman „Irmas Enkel“ von Leandra Moor erzählt in bewegender Art und Weise das Leben und Schicksal von Millionen Menschen, beginnend 1914 bis ins Jahr 1980 – basierend auf ihrer eigenen Familiengeschichte, ...

Der Roman „Irmas Enkel“ von Leandra Moor erzählt in bewegender Art und Weise das Leben und Schicksal von Millionen Menschen, beginnend 1914 bis ins Jahr 1980 – basierend auf ihrer eigenen Familiengeschichte, vermischt mit Lebensgeschichten anderer. Wie die Autorin betont, handelt es sich um einen biografischen Roman, aber um kein autobiografisches Sachbuch.

Worum geht es?
Im Mittelpunkt steht Anni, Jahrgang 1914, ihr karges bäuerliches Leben in einem kleinen fiktiven Dorf namens Perlitz, das im heutigen Sachsen-Anhalt liegt, das Schicksal ihrer Familie und ihrer Freunde während der Hitler-Zeit, während des Krieges, der Besatzungszeit und als die DDR gegründet wurde.

Schon das Cover stimmt auf die historische Geschichte ein - dieses alte sepiafarbige Foto, das den zentralen Protagonisten des Romans ein Gesicht gibt, nämlich Irma, ihrer Tochter Helene und ihren Enkeln Anni, Alfred und Willy. Diese Familie lebte tatsächlich einst, das Foto zeigt Vorfahren der Autorin. Aber sie trugen andere Namen. Es flossen im Roman die Lebensgeschichten von „echten“ Personen und „interviewten“ Personen zusammen, es mischt sich Realität mit Fiktion. Zwar diente die Aufarbeitung der eigenen Familiengeschichte als Basis für den Roman, viele Details und Informationen gewann die Autorin jedoch in zahlreichen Gesprächen mit Zeitzeugen.

Der Schreibstil ist flüssig, Dichtung und Wahrheit fließt harmonisch ineinander. Man versinkt relativ rasch in Annis Umfeld, in dieses bescheidene bäuerliche Leben, wo es an vielem mangelt, jedoch nie an familiärer Liebe. Man braucht allerdings eine Weile, bis man den doch recht umfangreichen Personenkreis zuordnen kann. Ich hätte mir einen Stammbaum oder wenigstens eine Personenliste gewünscht.

Es sind keine spektakulären Ereignisse oder außergewöhnlichen Heldentaten, die diesen Roman so packend machen, sondern die nichts beschönigende Art und Weise, wie das harte, entbehrungsreiche Leben der Menschen in diesem kleinen Dorf, der mühsame bäuerliche Alltag, beschrieben wird, insbesondere das Leben der Frauen, die auf sich alleine gestellt sind, hart arbeiten müssen. Zuerst fielen viele Männer im Ersten, später im Zweiten Weltkrieg. Dazwischen waren den Menschen nur wenige glückliche, aufstrebsame Jahre vergönnt. Trauer, Kummer, Ängste und der tägliche Überlebenskampf sind mitreißend und berührend geschildert, ebenso wie sich die Kriegsfolgen selbst auf diesen weitab von der Front gelegenen Ort auswirkten: ob nun Bombengeschwader darüber hinweg flogen, Flüchtlingskolonnen durchzogen oder die Bevölkerung die Macht der jeweiligen Besatzer zu spüren bekam.

Die Charaktere sind in ihrer Verschiedenartigkeit sehr lebendig beschrieben, mit Ecken und Kanten, sehr gefühlsstark und facettenreich, mit Schwächen und Stärken, man spürt Ängste, Sehnsüchte, Kummer, aber auch Glück und Freude. Ihre Entwicklung, ihre Handlungen sind nachvollziehbar, sind geprägt von zuvor Erlebten, den Zwängen der Umwelt.

„Irmas Enkel“ ist eine aufwühlende, berührende Lektüre. Das Gelesene lässt einen nicht so leicht los. Manchmal braucht man eine Pause, um es zu verarbeiten. Für mich war dieses Buch eine Bereicherung, weil es eine selten beschriebene, sehr menschliche Seite des Krieges zeigt. Die Seite der Zivilbevölkerung. Keine kriegerischen Heldentaten. Jene Seite des Krieges, auf der wohl auch meine Vorfahren standen, wenn auch nicht als Bauern, aber dennoch auf der Seite jener, die der Willkür der Mächtigen ausgesetzt waren. Wenn man wie ich der Nachkriegsgeneration angehört (Jg 53), dann war man zeitlebens mit sehr viel Stillschweigen konfrontiert. Dieses Buch beantwortete zwar nicht die Fragen nach der Vergangenheit meiner eigenen Vorfahren, aber es hat mir den Blick auf jene Zeit geöffnet, zu der sie lebten.
Dieses Buch sollte man unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 02.07.2022

Mit Gottvertrauen gegen das Verbrechen

Night Boat
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„Night Boat“ von Rüdiger Marmulla spielt im Jahre 2045 in den USA und ist ein Cosy-Thriller, spannend und etwas mysteriös, weder gruselig noch blutig.

Worum geht es?
Seltsame Lichtphänomene im Wasser ...

„Night Boat“ von Rüdiger Marmulla spielt im Jahre 2045 in den USA und ist ein Cosy-Thriller, spannend und etwas mysteriös, weder gruselig noch blutig.

Worum geht es?
Seltsame Lichtphänomene im Wasser unter der Golden Gate Brücke beunruhigen die Bevölkerung, Polizei und Medien. Es wird eine Task Force gebildet, der Pastor Tim angehört. Ihm ist bald klar, dass hinter diesen ominösen Erscheinungen mehr steckt als vermutet.

„Night Boat“ ist bereits der dritte Fall, in dem Pastor Tim involviert ist. Die Fälle stehen stets für sich, man kann sie problemlos unabhängig voneinander lesen. Der Personenkreis ist überschaubar, man vermisst keine Informationen der Vorgängerbände.

Der Schreibstil ist einfach, schnörkellos, die kurzen, oft nur eine Seite langen Kapitel lesen sich flott und flüssig. Das aufgelockerte Layout und der Großdruck tragen dazu bei, dass die die Seiten nur so dahin fliegen. Die Geschichte ist im Präsens verfasst, mit zahlreichen Dialogen. Das vermittelt dem Leser das Gefühl, mit anwesend zu sein, die Handlung wirkt dadurch sehr lebendig, offenbart aber kaum die Gedanken der Protagonisten. Generell bleibt vieles der Fantasie des Lesers überlassen. Das Kopfkino muss man sich weitgehend selbst gestalten. Insbesondere die Actionszenen, die Gefahrenmomente, die aufregenden Ereignisse könnten dramatischer geschildert werden, etwas mehr Gänsehautfeeling vermitteln, Ängste oder Panik spürbarer machen.

Der Fall an und für sich ist interessant konzipiert, mit zukunftsträchtigen technischen Finessen, mit durchaus wissenschaftlicher Basis. Das Verbrechen, wenn auch abgewandelt, ist leider hoch aktuell und leidvoll für die Opfer.

Bereits auf den ersten Seiten wird Neugierde geweckt. Mysteriöse Vorgänge beschäftigen Polizei und Medien. Man spürt, es ist etwas Böses, etwas Verbotenes, vielleicht sogar etwas Gefährliches im Gange, doch man tappt im Dunkeln. Diverse Perspektivenwechsel – abwechselnd teilt man den Alltag mit Pastor Tim und seiner Familie, erlebt eine sich anbahnende Liebesgeschichte und sieht auch den Kriminellen bei ihren Machenschaften über die Schulter – halten die Spannung am Köcheln.

Die Zentralfigur ist Pastor Tim, der nicht locker lässt und bis an höchster Stelle interveniert. Dass seine Aktionen von Gottvertrauen geleitet werden und er dies auch seiner Umwelt vermitteln will, ist verständlich und authentisch. Für das Genre Thriller wird Pastor Tims Profession meiner Ansicht etwas zu sehr hervorgehoben. Die übrigen Charaktere sind anschaulich, wenn auch nicht tiefgründig dargestellt.

„Night Boat“ ist ein Roman, den man an einem Tag rasch verschlingen kann, der Spannung mit einem von Güte, Hilfsbereitschaft und Gläubigkeit geprägten Umfeld kombiniert. Es ist ein fiktiver Zukunftsroman, wo in punkto Realitätsnähe dem Autor etwas mehr Spielraum zu gewähren ist. Trotz der vorhandenen Spannung und kritischer Situationen empfand ich den Roman nicht als typischen Thriller, dafür hätte es noch mehr emotionsgeladene Dramatik, spürbare Bedrohung und beängstigende Gefahrensituationen geben müssen.

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Veröffentlicht am 27.06.2022

Historisches Ambiente mit kriminellen Liebesturbulenzen

Caffè in Triest
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„Caffè in Triest“ von Günter Neuwirth ist ein exzellent recherchierter historischer Roman, der Spannung und Action mit allerlei Wissenswertem über die damalige Zeit, u.a. über den Kaffeehandel, technische ...

„Caffè in Triest“ von Günter Neuwirth ist ein exzellent recherchierter historischer Roman, der Spannung und Action mit allerlei Wissenswertem über die damalige Zeit, u.a. über den Kaffeehandel, technische Fortschritte sowie gesellschaftspolitische Tendenzen, zu einem harmonischen Ganzen verbindet. Liebesglück und Liebesleid mit eingeschlossen.

Kurz zum Inhalt:
Triest im Jahre 1907. Der Slowene Jure konnte sich aus einfachen Verhältnissen zum Kaffeeimporteur hinaufarbeiten. Er wirbt um die Tochter eines Triester Großhändlers, wodurch er sich den Hass eines Rivalen, des gebürtigen Italieners Dario zuzieht. Daraus entwickelt sich ein slowenisch-italienischer Bandenkrieg, dem Inspector Bruno Zabini rasch ein Ende setzen muss. Immerhin wird Erzherzog Franz Ferdinand in Triest erwartet. Doch Bruno beschäftigen nicht nur berufliche Turbulenzen.

Da ich bereits „Dampfer ab Triest“, den ersten Teil dieser Trilogie, gelesen hatte, tauchte ich nach wenigen Zeilen wieder ins Triester Leben zu jener Zeit ein, in die Stimmung am Hafen, in das geschäftige Treiben. Ich fand mich ohne weiteres wieder in Brunos beruflichem und privatem Umfeld zurecht. Ich denke, dass auch Neueinsteiger problemlos in die Story hineinfinden, wobei das umfangreiche Personenverzeichnis sich bestimmt als sehr hilfreich erweist.

Wieder begeisterte mich in erster Linie, wie anschaulich es dem Autor gelingt, das historische Ambiente hervorzuzaubern. Von den Beschreibungen der Stadt, des Hafens angefangen über die Erwähnung von neu aufkommenden Dingen, wie z.B. Armbanduhren für Herren, technische Errungenschaften wie Serienfertigung im Schiffsbau oder der Einsatz von Schreibmaschinen, über damalige Gepflogenheiten, wie z.B. dass es ungewöhnlich war, wenn eine Frau alleine in ein Kaffeehaus ging, bis zur Erwähnung von tatsächlich zu jener Zeit in Triest lebenden historischen Persönlichkeiten wie James Joyce oder Ettore Schmitz und Hinweis auf politische Strömungen.

Der Schreibstil ist flüssig, durch Austriazismen, italienische und antiquierte Ausdrücke sprachlich der damaligen Zeit angepasst. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und sind datiert. Sehr gelungen finde ich das Cover mit einer historischen Ansicht des Triester Hafens.

Teils werden die Geschehnisse aus Brunos Sicht berichtet, teils aus Sicht der Täter, teils aus Sicht des Opfers oder anderer Personen. Auf diese Art und Weise ist man als Leser einerseits Zeuge des Tathergangs, andererseits aber Beobachter der polizeilichen Ermittlungen, wobei man stets über einen Wissensvorsprung gegenüber Bruno und seinem Team verfügt. Durch die Perspektivenwechsel gestaltet sich die Handlung sehr abwechslungs- und aufschlussreich. Es offenbaren sich die Gedankengänge aller und deren Motivation, das soziale Umfeld und letztlich der Charakter der handelnden Personen, wodurch sie lebendig und authentisch wirken. In gewissem Sinn steht eigentlich nicht der Mordfall im Mittelpunkt des Romans, sondern die Schilderung des Gesellschaftsbildes dieser Zeit und die agierenden Persönlichkeiten.

Die Turbulenzen im Privatleben von Inspector Bruno Zabini könnte man fast als zweiten Handlungsstrang bezeichnen. Bruno ist ein vorbildlicher, blitzgescheiter, der neusten Technik gegenüber aufgeschlossener Ermittler, ein sympathischer Mensch, aber er hat einen Schwachpunkt: sein nicht ganz untadeliges Liebesleben. Als seine Affäre mit einer der beiden verheirateten Frauen auffliegt, zeigt er sich charakterfest und verantwortungsbewusst, ohne Rücksicht auf seine eigene Karriere.

„Caffè in Triest“ hat mich ebenso begeistert wie „Dampfer ab Triest“. Ich freue mich schon auf den dritten Teil. Ich bin nicht nur gespannt auf den nächsten Kriminalfall, sondern auch neugierig, wie sich Bruno Zabinis weiterer Lebensweg gestalten wird.
Eine wirklich empfehlenswerte Lektüre!

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Veröffentlicht am 25.06.2022

Der Kalte Krieg - Lucies Familie in Gefahr

Mord bei Anruf
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„Mord bei Anruf – Aude et Sophie“ von Luc Winger ist bereits der 15. Band der Krimiserie mit der sympathischen und cleveren Kommissarin Lucie Girard. Es ist dies eine meiner Lieblingsserien – Wohlfühlkrimis ...

„Mord bei Anruf – Aude et Sophie“ von Luc Winger ist bereits der 15. Band der Krimiserie mit der sympathischen und cleveren Kommissarin Lucie Girard. Es ist dies eine meiner Lieblingsserien – Wohlfühlkrimis mit französischem Flair und 70er Jahre Ambiente.

Worum geht es?
Vor drei Jahren haben Lucie und Patric zu ihrer eigenen Tochter Aude die gleichaltrige Sophie als Pflegekind bei sich aufgenommen, da deren Mutter sich in ihrer Tätigkeit als Agentin für den israelischen Geheimdienst nicht um ihr Kind kümmern konnte. Überraschend taucht sie nun auf und fordert Kontakt zu ihrer Tochter und wird kurz darauf ermordet. Commissaire Lucie Girard und ihre Familie werden zur Zielscheibe von feindlichen Agenten.

Als Fan dieser Serie fühlte ich mich natürlich sofort wieder heimisch in Lucies Umfeld, ich bin jedoch überzeugt, dass man auch als Quereinsteiger kein Problem damit hat, in die Story hineinzufinden. Die wesentlichsten Fakten aus früheren Bänden finden sich hier wieder. Im Prinzip steht jeder Band für sich alleine. Will man jedoch den roten Faden, die Entwicklung der Protagonisten, nachvollziehen, empfiehlt es sich, von Anfang an zu beginnen.

Das Besondere an dieser Reihe ist die harmonische Verbindung von spannenden Kriminalfällen, die sich jeweils in einem anderen Umfeld (Models, Rennfahrer, Literatur- oder Kunstszene, am Tenniscourt oder im Casino, usw.) ereignen, und dem teils recht turbulenten Familienleben der Kommissarin. Reizvoll für mich ist auch die Zeitepoche der Handlung: die 70er Jahre, wo Internet, Handys und Technik generell keine Rolle spielen, sondern alleine die Kombinationsgabe, der Einfallsreichtum und die Aktionen der Ermittlerin zur Lösung des Falles führen.

Der Schreibstil ist flüssig, da fliegen die Seiten nur so dahin. Das französische Flair ergibt sich aus gut dosierten (und stets übersetzten) französischen Dialogen und Beschreibungen des Umfelds. Die Kapitel sind kurz, mit Orts- oder Zeitangaben versehen.

Bereits im Prolog wird man auf das Leben eines Agenten eingestimmt, der sich stets beobachtet fühlt, immer in Gefahr schwebt, entlarvt zu werden. Ab dem Auftauchen von Sophies Mutter läuft die Agentenstory auf vollen Touren, ereignisreich reißt die Spannung nicht ab, steigert sich von Kapitel zu Kapitel bis zum dramatischen, actionreichen Showdown. Frappierend an der Handlung aus den 70er Jahren, zur Zeit des Kalten Krieges, empfand ich die Aktualität, die sich durch den Ausbruch des Krieges in der Ukraine ergibt – das Buch wurde aber bereits einige Zeit davor geschrieben.

Lucie Girard zeigt wiederum Charakterstärke, Zielstrebigkeit, Mut und kreative Strategie. Auch die übrigen Akteure sind anschaulich charakterisiert, sie zeigen Gefühle, wirken lebendig, agieren wie im echten Leben manchmal auch unlogisch und unvernünftig. Selbst die hartgesottenen Agenten zeigen menschliche Züge – passend zu einem Cosy-Krimi.

Mit „Mord bei Anruf“ ist dem Autor ein fesselnder Krimi mit Agentenatmosphäre gelungen, in dem die Ermittlerin nicht nur von Berufs wegen, sondern vor allem persönlich emotional gefordert im Mittelpunkt steht und wiederum alle ihre Fans begeistert. Mit Vorfreude sehe ich weiteren Abenteuern von Lucie entgegen.

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