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Veröffentlicht am 18.06.2022

Monas letzter Roman

Andy-Mücke-Reihe / Ende einer Lesereise
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„Ende einer Lesereise“ von Jan Spelunka ist der Auftakt zu einer neuen Krimireihe rund um Andreas Mücke, einen Privatdetektiv.

Worum geht es?
Eine aufstrebende junge Autorin wird ermordet. Ihr Vater beauftragt ...

„Ende einer Lesereise“ von Jan Spelunka ist der Auftakt zu einer neuen Krimireihe rund um Andreas Mücke, einen Privatdetektiv.

Worum geht es?
Eine aufstrebende junge Autorin wird ermordet. Ihr Vater beauftragt den Privatdetektiv Andy Mücke, mehr über das Leben der Tochter, zu der die Familie kaum noch Kontakt hatte, herauszufinden. Mücke stößt bei seinen Recherchen nicht nur auf namhafte Geldbeträge mysteriösen Ursprungs und rätselhafte Romankonzepte, sondern auch auf etliche suspekte Männerkontakte der jungen Frau.

Der Krimi ist in gewissem Sinne ein Regionalkrimi. Man erfährt so einiges über Bad Münstereifel und Umgebung. Eine kleine Landkarte hätte ich sehr geschätzt. Inwieweit die dortige Bevölkerung Dialekt spricht, blieb mir verborgen. Zudem würde ich das Buch auch als Wohlfühl-Krimi einordnen, unblutig und nicht brutal, mit ausführlichem Fokus auf Mückes Privatleben.

Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel sind angenehm kurz. Sie sind weder mit Orts- noch Zeitangaben versehen, sodass man letztlich nicht mehr genau weiß, über welchen Zeitraum sich die Ermittlungen hingezogen haben. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Da es sich bei diesem Krimi um eine überarbeitete bzw. um zahlreiche Szenen ergänzte Fassung eines bereits 2009 verfassten und mittlerweile vergriffenen Buches handelt, ist auch Corona kein Thema.

Andy Mücke ist die Zentralfigur. Aus seiner Sicht entwickelt sich die Handlung. Engagiert trägt er Stück für Stück Informationen zusammen. Nach und nach klärt sich das Charakterbild der toten Autorin, die zielstrebig, aber meist nicht mit sehr fairen Mitteln ihre Karriere als Schriftstellerin voran trieb. Sie hat sich mit ihrer egoistischen und rücksichtslosen Art einigen Unwillen, fast Hass einiger Männer zugezogen, die in ihrem Leben privat oder beruflich eine Rolle spielten. Alle erscheinen irgendwie verdächtig, was dem Leser reichlich Stoff zum Miträtseln gibt. Die Spannung köchelt bis zum Ende, die Lösung ist letztlich schlüssig und ziemlich überraschend.

Die Protagonisten sind anschaulich charakterisiert, insbesondere Andy Mücke gefiel mir, weil er kein Superman-Detektiv ist, sondern ein Durchschnittsmensch - zweimal geschieden, quasi ein Wochenendvater für seine Kinder, der Familie und Beruf irgendwie unter einen Hut bringen muss. Zudem ist er frisch verliebt, was auch nicht optimal läuft.

„Ende einer Lesereise“, Andy Mückes erster Fall, hat mir gefallen und Lust auf weitere Fälle des sympathischen Detektivs gemacht.

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Veröffentlicht am 13.06.2022

Bibliothekarin auf Mördersuche

Bitterwasser
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„Bitterwasser“ von Karina Ewald ist ein Wohlfühlkrimi par excellence. Unblutig, liebenswert und eine Hommage an Bad Gastein.

Worum geht es?
Die deutsche Literaturwissenschaftlerin Carolin Halbach übernimmt ...

„Bitterwasser“ von Karina Ewald ist ein Wohlfühlkrimi par excellence. Unblutig, liebenswert und eine Hommage an Bad Gastein.

Worum geht es?
Die deutsche Literaturwissenschaftlerin Carolin Halbach übernimmt in Bad Gastein die Stelle der Bibliotheksleiterin im neu gegründeten Kulturhaus. Nicht nur, dass sie bald feststellen muss, dass es auch Gegner dieses Kulturzentrums gibt und dass ihr nicht alle wohlwollend gesinnt sind, stören auch noch diverse Sabotageakte die Fertigstellung des Bauprojekts. Zu allem Überfluss stirbt während der Eröffnungsfeier der Bibliothek ein Gast an einer Vergiftung. Als begeisterter Krimi-Fan kann Carolin nicht der Versuchung widerstehen, sich in die polizeilichen Ermittlungen einzumischen – wie Miss Marple eben.

Der Schreibstil ist nicht nur locker und flüssig, sondern besticht sprachlich durch die gekonnte Differenzierung – die Deutsche Carolin spricht bzw. denkt auf Hochdeutsch, die Gasteiner sprechen Salzburger Dialekt. Dadurch entsteht Lebendigkeit und es wirkt authentisch. Der Krimi ist in kurze Kapitel untergliedert, mit Überschriften, die an Titel von Agatha Christie-Romanen erinnern. Die Handlung spielt in der Gegenwart; Corona wird ganz dezent erwähnt.

Das Cover zeigt ein typisches Motiv von Bad Gastein mit dem Wasserfall im Vordergrund. Auf der Innenseite des Umschlags befindet sich eine Skizze jener Wegstrecken, die Carolin bei ihren Erkundigungen zurücklegt. Der Ort, die Landschaft und die Atmosphäre von Bad Gastein wird so eingehend und anschaulich beschrieben, dass man den Eindruck bekommt, anhand des Buches könnte man sich problemlos dort zurechtfinden. Nicht nur die beeindruckenden Naturschönheiten machen Lust, dorthin zu fahren, auch die Bewohner wirken gastfreundlich und die kulinarischen Köstlichkeiten verlockend. Die Protagonisten sind durchwegs sympathisch dargestellt, lebendig und echt.

Bereits der kryptische Prolog macht neugierig – wer plant hier, wen zu ermorden? Die Spannung wird mit diversen Vorkommnissen am Köcheln gehalten. Nicht nur Carolin gerät in gefährliche Situationen. So mancher verhält sich verdächtig, die Polizei verfolgt zunächst auch eine falsche Spur. Bis sich letztlich alles doch einigermaßen überraschend klärt, gibt es genug Stoff zum Miträtseln.

„Bitterwasser“ hat mir spannend-vergnügliche Lesestunden beschert, mich in Urlaubsstimmung versetzt und Reiselust geweckt – und Lust auf mehr Fälle mit Carolin à la Miss Marple gemacht.

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Veröffentlicht am 11.06.2022

Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen.

Inch Beach
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„Inch Beach – Der vergessene Ort“ war mein erstes Buch von Kerstin Pukowski. Als Irland-Fan hat mich das Buch gereizt.

Klappentext:
Als eine gute Freundin bei einem tödlichen Autounfall verstirbt, reist ...

„Inch Beach – Der vergessene Ort“ war mein erstes Buch von Kerstin Pukowski. Als Irland-Fan hat mich das Buch gereizt.

Klappentext:
Als eine gute Freundin bei einem tödlichen Autounfall verstirbt, reist Ella zur Beerdigung nach Deutschland. Der traurige Anlass führt sie nicht nur in ihre alte Heimat zurück, sondern zu alten Freunden. Ein Wiedersehen, bei dem der Wunsch entsteht, Ella auf der grünen Insel zu besuchen. Sie ahnt nicht, dass dieses Treffen sie in längst vergessene Zeiten zurückführen wird. Erst als am Inch Beach ein Toter gefunden wird, erkennt sie zu spät, dass die Schatten der Vergangenheit Irland bereits erreicht haben und sie einzuholen scheinen.

Aufgrund des Klappentextes erwartete ich einen Krimi mit Irland-Flair. Überraschenderweise beginnt das Buch nicht nur mit einem stimmungsvollen irischen Landschaftsbild, sondern man taucht zunächst in die Beziehungskrise zwischen Ella und Ryan ein, sodass man sich anfangs in einer, wenn auch sehr gefühlvoll beschriebenen Liebesgeschichte wähnt – wohl etwas irritierend für manchen Krimifan. Bis es zu einem fatalen Unfall kommt. Oder ist es Mord?

Besonders schockierend liest sich (nach ca. 100 Seiten) der zweite Handlungsstrang, der ins Jahr 1988 zurück führt. Aus Sicht des Täters. Zu Missbrauch einer Jugendlichen.

Durch den stetigen Wechsel zwischen den Geschehnissen in der Gegenwart, Ellas Nachforschungen, und jenen folgenschweren Taten vor zwei Jahrzehnten lässt die Spannung nie nach. Im Gegenteil, je mehr rätselhafte Aspekte zutage kommen, desto interessanter wird die Handlung, desto verwirrender wird es - bis es letztlich Ella und Ryan gelingt, nicht nur das aktuelle Verbrechen, sondern auch den Cold Case aufzuklären.

Der Schreibstil ist flüssig, passt sich facettenreich der jeweiligen Situation an. Gefühlvoll, romantisch und liebevoll ist der Umgang der beiden Protagonisten miteinander (wobei die ständigen Anreden „mein Herz“ bzw. „mein Engel“ speziell für einen Krimi etwas zu übertrieben wirken), die irische Landschaft wird anschaulich beschrieben, in ihrer rauen Schönheit, und die verstörenden Szenen aus Tätersicht sind zwar bedrückend und erschreckend, aber relativ dezent beschrieben, arten also nicht zu detailliert ins Perverse aus.

Die Wesenszüge von Ella und Ryan, dem sympathischen Ehepaar, sind gut herausgearbeitet, ihre tiefe Zuneigung zueinander, aber auch ihre gegensätzlichen Eigenschaften – Ella, die impulsiv, unbedacht handelt, Ryan, der ruhende und vernünftigere Pol. Im Handlungsstrang der Gegenwart steht Ella im Mittelpunkt, aus ihrer Sicht werden die Vorkommnisse geschildert. Daher kann man ihre Gefühle, ihre Gedanken und Überlegungen nachvollziehen. Die weiteren handelnden Personen sind ausreichend beschrieben, um sie sich annähernd vorstellen zu können.

Die Landschaftsbeschreibungen erzeugen lebendige Bilder von Irland, ob von malerischen Häusern, weitläufigen Wiesen und Feldern, Sandstränden oder dem stürmischen Atlantik. Ich konnte mir allerdings die Entfernungen der genannten Orte (Inch Beach, Killarney; Kilkenny und Dublin), die Strecken, die Ella per Auto zurücklegt, nicht gut vorstellen. Eine Landkarte wäre da sehr hilfreich gewesen.

Mir gefiel „Inch Beach – Der vergessene Ort“ im Großen und Ganzen recht gut. Insbesondere mochte ich das Ermittler-Duo und bin durchaus an weiteren Fällen der beiden interessiert. Da aber manche Menschen die Thematik des Kindermissbrauchs grundsätzlich abschreckt, würde ich anregen, am Klappentext (ohne zu spoilern) einen Warnhinweis zu geben. Im Übrigen hat das mangelhafte Lektorat bzw. Korrektorat mein Lesevergnügen etwas getrübt. Daher vergebe ich nur 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 09.06.2022

Vier Generationen einer deutschen Familie

Bildergestöber
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„Bildergestöber“ von Bernd Richard Knospe ist die persönliche Familienchronik des Autors, basierend auf u.a. Tagebucheintragungen, Erzählungen und eigenen Erlebnissen. Nicht alles ist belegt, ist Fakt, ...

„Bildergestöber“ von Bernd Richard Knospe ist die persönliche Familienchronik des Autors, basierend auf u.a. Tagebucheintragungen, Erzählungen und eigenen Erlebnissen. Nicht alles ist belegt, ist Fakt, manches entspringt der Fantasie des Autors, fließt jedoch alles harmonisch ineinander.

Das Cover vermittelt schon einen ersten Eindruck. Man nehme eine Schachtel alter Fotos und stöbere darin. Jedes Foto weckt Erinnerungen, an lustige Feste, interessante Begegnungen, vergessen Geglaubtes. Wie einzelne Puzzleteilchen. Dadurch, dass die Geschichte dieser Familie nicht chronologisch sondern nach thematischen Aspekten erzählt wird, werden gewisse Parallelen, sich von Generation zu Generation wiederholende Ereignisse verdeutlicht und können Vergleiche zwischen den Handlungsweisen einst und jetzt gezogen werden.

Das erste, das man sieht, wenn man das Buch aufschlägt, ist eine lange Personenliste – die Familie. Eine äußerst nützliche Liste. Wie oft habe ich zurückgeblättert, meist um zu überprüfen, wie alt der- oder diejenige zum jeweiligen Zeitpunkt gerade war.

Das Buch ist in 25 Kapitel bzw. Themen unterteilt und innerhalb der Kapitel in Abschnitte, die nicht nur mit Orts- und Zeitangaben versehen sind, sondern auch mit den Namen der jeweiligen Hauptpersonen. Der Schreibstil ist flüssig, die Beschreibungen sind anschaulich, die Charaktere wirken lebendig.

Von Kapitel zu Kapitel wurden mir die Familienmitglieder vertrauter, jeder Rückblick, jede Anekdote offenbarte neue Aspekte, neue Wesenszüge, rundete die Charaktere mehr und mehr ab, machte verständlicher, wie die Lebensumstände und die Zeit, in der sie lebten, die Menschen prägten. Im Mittelpunkt stehen vier vorwiegend dominante, eigenwillige, auch willensstarke Frauen, die zum Teil ohne männliche Unterstützung zurechtkommen mussten. Nicht nur die Frauen, auch die Männer, selbst die Kinder mussten sich durchs Leben kämpfen, hatten Kriegszeiten, Flucht, Krankheiten, Verluste und Niederlagen zu ertragen, durften aber auch Liebesglück, sportliche Erfolge, fröhliche Feste und nach dem Krieg den wirtschaftlichen Aufschwung erleben.

So nebenbei ziehen rund 100 Jahre Zeitgeschichte an einem vorbei. Der Zeithorizont spannt sich vom Jahr 1912, als die Urgroßmutter sich als junges Mädchen erstmals verliebte, bis in die Gegenwart, in der der Autor mit seiner Schwester die Familienfotos durchschaut. Wenn man, wie ich, ein Kind der 50er Jahre ist, sind es vor allem die 50er bis 80er Jahre, die man ähnlich erlebt hat. Die Kindheit, als man noch kein eigenes Telefon hatte, kein Fernsehgerät, in beengten Wohnverhältnissen lebte. Die Teenagerzeit mit Minimode und langen Haaren, als die „wilde“ Musik aufkam. Die erste Liebe. Heirat. Interessant, wie sehr mich diese Geschichte einer fremden Familie dazu animierte, mich mit dem eigenen Leben zu beschäftigen. Letztlich bedauerte ich es, dass ich von meinen Vorfahren extrem wenig weiß. Und jetzt ist es zu spät. Die, die ich befragen hätte können, leben nicht mehr.

Für mich war „Bildergestöber“ nach „Urlaub, bis der Arzt kommt“, einem humorvollen Reisebericht, und „Abgründige Wahrheit“, einem spannenden Thriller, das dritte Buch des Autors, wobei man die drei Romane thematisch nicht vergleichen kann. "Bildergestöber" ist nicht nur das persönlichste Buch des Autors, sondern es ist auch jenes Buch, das einen als Leser am meisten persönlich berührt. Es geht letztlich nicht nur um irgendwelche Menschen, die irgendwann gelebt und eben etwas Erzählenswertes erlebt haben. Dieser Roman spiegelt – aus der Sicht einer ganz normalen deutschen Durchschnittsfamilie - eine ganze Epoche wider, bei vor allem älteren Lesern sogar einen Großteil ihres eigenen Lebens, weckt Erinnerungen bzw. regt an, die eigenen Wurzeln zu hinterfragen.

Ein Buch, das ich gerne weiterempfehle!

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Veröffentlicht am 02.06.2022

Single, weiblich, in den besten Jahren

Kleingeldaffäre
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Seit Jahren bin ich eine begeisterte Leserin der Kolumnen in der Zeitschrift Profil von Elfriede Hammerl, im Vorjahr stieß ich dann auf ihr Buch „Das muss gesagt werden“, eine Sammlung der besten Kolumnen; ...

Seit Jahren bin ich eine begeisterte Leserin der Kolumnen in der Zeitschrift Profil von Elfriede Hammerl, im Vorjahr stieß ich dann auf ihr Buch „Das muss gesagt werden“, eine Sammlung der besten Kolumnen; meine Neugierde auf ihre anderen Bücher war geweckt. Meine Wahl fiel nun auf „Kleingeldaffäre“.

Klappentext:
Eine Frau hat einen Liebhaber. Der ist verheiratet und wird das auch bleiben – denn er ist nur durch Heirat reich geworden. Da er nicht gut im Besorgen von Geschenken ist, schenkt er seiner Geliebten Geld, damit sie sich selbst etwas Nettes kaufen kann. Nötig hat sie es nicht, sie ist eine gut situierte, geschiedene Frau in den besten Jahren, hat erwachsene Kinder, viele Freunde und Erfolg im Beruf. Kurzum, sie ist eine unabhängige, selbstbewusste Frau. Sollte man meinen. In ihrem Inneren sieht es jedoch ganz anders aus … Scharfsinnig seziert die Ich-Erzählerin ihre tragikomischen Irrungen in Liebesdingen und reflektiert dabei die Regeln des Begehrens und Begehrtwerdens.

Das Taschenbuch erschien 2011. Auf rund 150 Seiten eröffnet sich einem die Gedankenwelt einer - wie es so schön heißt – Frau in den besten Jahren, die einerseits ihr selbstbestimmtes Leben, ihren beruflichen Erfolg und ihre Single-Freiheit genießt und auch nicht missen will, keinesfalls gegen ein durchschnittliches bürgerliches Leben eintauschen möchte, aber andererseits doch bei aller Anerkennung doch auch Selbstzweifel hat, mit dem Älterwerden hadert und mit Zukunftsängsten kämpft. Wie schreibt sie so treffend: „Alt zu werden ist eine Gemeinheit, wenngleich die einzige Alternative zu einem frühen Tod … kaum noch Zukunft, immer mehr Zeitgenossen dahin … die Schutzhülle zwischen mir und der Ewigkeit wird ständig dünner“.

Ich fand die Ansichten der Protagonistin sehr interessant, ihren Blickwinkel auf das Leben, ihre Einschätzung der Männerwelt, war überrascht über manch Selbstkritisches, aber auch darüber, dass auch das Leben attraktiver und erfolgreicher Frauen manchmal unrund läuft. Insbesondere, wie schwierig es für eine intellektuell und erotisch anspruchsvolle, reife Frau ist, noch einen passenden Partner zu finden. Selbst wenn man sich nicht mit ihr identifizieren kann, mit wechselnden Liebhabern und kurze Affären, so finden sich in dem Buch auch viele Gedanken, die jede Frau mit zunehmendem Alter hat, wenn sie anfängt, sich mit jüngeren Frauen zu vergleichen.

Elfriede Hammerls Schreibstil begeistert mich immer wieder, diese locker-humorvolle Art, in der sie alles auf den Punkt bringt. Ich vermute, dass viel Autobiografisches in diesem Buch steckt. Die Charaktere sind anschaulich dargestellt, aus dem Leben gegriffen, ihre Emotionen und Handlungsweisen gut nachvollziehbar.

„Kleingeldaffäre“ ist unterhaltsam, mit manch einer Weisheit über die Liebe, das Leben und das Älterwerden gespickt. Die eine oder andere Aussage konnte ich auch auf mich beziehen, wie z.B. „Ich liebe ihn nicht als vermeintlich perfekten Menschen, ich sehe seine Fehler, aber sie verleiden ihn mir nicht, DAS ist Liebe.“ Mir hat’s wirklich gut gefallen, ich empfehle es gerne weiter, vor allem Frauen in den besten Jahren!

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