Profilbild von Haberleitner

Haberleitner

Lesejury Star
offline

Haberleitner ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Haberleitner über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.09.2022

Unschuldig unter Mordverdacht

Schatten der Vergangenheit
0

Der Krimi „Schatten der Vergangenheit“ von Antonio Fusco ist dahingehend ungewöhnlich, als der unschuldig in Mordverdacht stehende Kommissar in eigener Sache ermittelt.

Worum geht es?
Commissario Casabona ...

Der Krimi „Schatten der Vergangenheit“ von Antonio Fusco ist dahingehend ungewöhnlich, als der unschuldig in Mordverdacht stehende Kommissar in eigener Sache ermittelt.

Worum geht es?
Commissario Casabona wird des Mordes am Liebhaber seiner Frau beschuldigt. Es gelingt ihm, sich der Festnahme zu entziehen und taucht unter. Bald stellt sich heraus, dass die Camorra ihre Hände im Spiel hat.

Das 230 Seiten umfassende Buch kann man locker in einem Sitz auslesen. Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel sind kurz gehalten. Lediglich die Vielzahl der italienischen Namen und Dienstgrade, ebenso wie die verschiedenen Mafia-Clans sind schwierig zu merken bzw. zu unterscheiden. Da wäre eine Personenliste sehr hilfreich.

Das Buch erschien 2020, spielt in der Gegenwart, vermutlich noch vor Covid19.
Das Cover mit einer typisch italienischen Ansicht stimmt auf die Lektüre ein, wobei sich der Autor in seinen Beschreibungen der Menschen und der italienischen Lebensart sehr massiv diverser Klischees bedient.

Die Geschichte beginnt wie mit einem Paukenschlag, kann aber die Spannung nicht in dieser Intensität halten. Die Perspektivenwechsel halten das Interesse aufrecht – einerseits erlebt man die Geschehnisse aus Sicht des auf der Flucht befindlichen Commissario Casabona (Ich-Erzählform), andererseits verfolgt man die Ermittlungen der Polizei (kursiv gedruckt und dadurch optisch gut unterscheidbar). Besondere Spannungsmomente oder Action gibt es nicht. Die Darstellung des italienischen Justizwesens dürfte authentisch sein, immerhin ist der Autor bei der Staatspolizei beschäftigt. Commissario Casabona wird schließlich rehabilitiert, der wahre Täter gefasst, dennoch war mir das Ende zu rasch und zu wenig detailliert abgefertigt.

Interessanterweise handelt es sich bei „Schatten der Vergangenheit“ bereits um den sechsten Band dieser in Italien sehr erfolgreichen Krimiserie, dieser wurde jedoch als erstes übersetzt. Es ist anzunehmen, dass in den Vorgängerbänden Commissario Casabona, sein Team und seine Familie ausführlicher charakterisiert wurden. In diesem Band vermisst man weitgehend Beschreibungen, Charakterzüge, auch einprägsame Äußerlichkeiten. Lediglich Casabona gewinnt an Struktur, er zeigt Gefühle und gibt so manche seiner philosophischen Gedanken preis.

Auch den Hinweis im Klappentext: „… Aber warum? Um Antworten zu erhalten, muss Casabona tief in die eigene Vergangenheit hinabsteigen. Alte Freunde entpuppen sich als Feinde, und er darf nur noch sich selbst vertrauen, wenn er den wahren Täter überführen will.“ empfand ich als irreführend, konnte ein „Hinabsteigen in die Vergangenheit“ nicht nachvollziehen. Möglicherweise müsste man auch hier die Reihe von Beginn an kennen, als Casabona noch in Neapel stationiert war.

Generell gefiel mir die Grundidee des Krimis, wie leicht es passieren kann, dass ein Mensch mit gutem Ruf, hier sogar ein anerkannter Kriminalkommissar, zum Schuldigen mutieren kann, und wie schwierig es ist, die eigene Unschuld zu beweisen. Im Nachwort erklärt auch der Autor, dass dieses Buch allen Justizopfern gewidmet sei. Der Zusammenhalt der Familie Casabonas und die Loyalität seines Teams, sowie die sympathische, aufrechte und ehrliche Ausstrahlung von Casabona waren für mich die positiven Parameter dieses Krimis.

Obwohl dieser Krimi kein Page Turner ist, fand ich den Fall interessant, den Protagonisten sympathisch und das Italien-Flair trotz aller Klischeehaftigkeit gut spürbar. Gerne würde ich Casabonas Werdegang von Anfang an bzw. auch wie es weitergeht erfahren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.09.2022

Frau Merkel entdeckt die Ostsee

Fischkatz
0

„Fischkatz“ von Kaspar Panizza ist ein humorvoller Wohlfühlkrimi, der aber im Zuge des Kriminalfalles auch ernste Themen streift.

Klappentext:
Äußerst makaber, wenn ein Toter im Englischen Garten auf ...

„Fischkatz“ von Kaspar Panizza ist ein humorvoller Wohlfühlkrimi, der aber im Zuge des Kriminalfalles auch ernste Themen streift.

Klappentext:
Äußerst makaber, wenn ein Toter im Englischen Garten auf Münchens Top-Attraktion, der Eisbachwelle, surft. Vor allem, wenn er mit einem Strick um den Hals am Brückengeländer hängt und wie ein Hüpfball auf der Welle reitet. Ein Highlight für Schaulustige und Touristen, ein verzwickter Fall für Kommissar Steinböck und sein Team. Die Spuren führen sowohl zu einer dubiosen Sekte als auch zu einem ungelösten Mord. Und zu all dem kommt die nervige Katze Frau Merkel, die ihre Vorliebe fürs Angeln entdeckt hat.

Der Schreibstil ist flott und flüssig, die wochentagweise Einteilung der Kapitel sehr übersichtlich. Es ist dies bereits der 7. Band dieser Reihe, für mich nach Band 6 „Gourmetkatz“ der zweite, d.h. wie Kommissar und Katze einander fanden, hat sich mir auch noch nicht erschlossen. Obwohl jeder Fall für sich abgeschlossen ist, würde ich dennoch empfehlen, mit Band 1 zu beginnen. Der Roman verfügt über eine Personenliste, die ich, auch wenn es für mich ein Wiedersehen mit bereits bekannten Protagonisten war, wiederum sehr geschätzt habe. Die Handlung spielt, abgesehen vom 30 Jahre zurückliegenden Prolog, in der Gegenwart. Das Buch erschien 2022, Corona bleibt unerwähnt.

Was das einen Regionalkrimi auszeichnende Lokalkolorit anbelangt, so ergibt sich diesmal durch Kommissar Steinböcks Abstecher an die Ostsee ein eklatanter und so manch humorvolle Szene verursachender Gegensatz. Butterbrezen versus Krabbenbrötchen, bayrischer versus sächsischer Dialekt, BMW versus Trabi, Münchner Ambiente versus stürmische Ostsee.

Die Splittung der Handlung bringt Abwechslung ins Geschehen. Einerseits beschäftigt die Ermittler der aktuelle Mordfall, andererseits steht mit diesem ein Cold Case in Verbindung. Außerdem ermittelt Kommissar Steinböck an der Ostsee, während sein Team in München den Fall weiterverfolgt. Zudem vermehren sich die Spuren und die Verdächtigen, verdichten sich die Informationen. Als Leser hat man reichlich Gelegenheit zum Miträtseln und tappt trotz so manchem Wissensvorteil gegenüber den Ermittlern bis zuletzt im Dunkeln. Die Spannung hält sich kontinuierlich, bis in einem spektakulären Showdown Motiv und Täter entlarvt werden.

Die Stamm-Protagonisten sind durchwegs sympathisch gezeichnet, mit liebenswürdigen Vorlieben und Eigenheiten; vor allem im Team Steinböck herrscht Harmonie und eine familiäre Arbeitsatmosphäre. Als besondere Menschen stechen Kommissar Emil Mayer junior als Farbiger und Rollstuhlfahrer sowie die illegal in Deutschland lebende Vietnamesin Huong hervor. Nebenfiguren sind ebenfalls gut vorstellbar beschrieben. Aber Mittelpunkt und der Star dieser Reihe ist unbestritten die Katze Frau Merkel mit ihren vorlauten, besserwisserischen, lästernden und amüsanten Kommentaren. ebenso wie ihre unverfrorene Art, sich immer in den Vordergrund zu spielen, die besten Häppchen zu ergattern.

„Fischkatz“ hat mir wieder gleichermaßen spannende und unterhaltsame Lesestunden beschert. Ich freue mich auf weitere Fälle, ich bin ein begeisterter Fan der Katze Frau Merkel.
Ein Leseempfehlung für jeden, der amüsante Krimis liebt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.09.2022

Seltsame Todesursache, rätselhafte Socken

Die finnische Socke
0

„Die finnische Socke“ von Marie Anders ist ein typischer Whodunit-Krimi, der die Leserschaft bis zum Ende im Ungewissen lässt.

Worum geht es?
Bei einem in Salzburg stattfindenden Ärztekongress werden ...

„Die finnische Socke“ von Marie Anders ist ein typischer Whodunit-Krimi, der die Leserschaft bis zum Ende im Ungewissen lässt.

Worum geht es?
Bei einem in Salzburg stattfindenden Ärztekongress werden Teilnehmer auf rätselhafte Weise ermordet. Zudem drapiert der Täter eine handgestrickte Socke auf jeweils einem der Füße des Opfers. Was bezweckt er damit? Was verbindet die Ermordeten? Wo liegt das Motiv?

Der Schreibstil ist flüssig. Die Kapitel sind angenehm kurz, lediglich nummeriert. Das Buch erschien bereits 2018, wurde überarbeitet und 2021 neu herausgebracht. Die Handlung spielt somit vor Ausbruch von Covid19. Es handelt sich um den zweiten Band der Reihe mit Inspektor Neuner als Ermittler, man kommt aber ohne Vorkenntnisse problemlos zurecht. Allerdings hätte mir ein Personenregister wegen der Vielzahl der involvierten Personen und teilweise schwer zu merkenden Namen sehr gefallen.

Der Roman lässt sich eindeutig als Regionalkrimi einordnen. Unaufdringlich, aber doch merkbar sind die Besonderheiten der Stadt Salzburg, gewisse Sehenswürdigkeiten, aber auch Kulinarisches und die gemütlichen Kaffeehäuser, ebenso wie Naturschönheiten der Umgebung mit eingebaut, inklusive etwas landesüblicher Dialekt.

Der Schwerpunkt der Handlung liegt in der mühevollen Polizeiarbeit: Befragungen, Recherchen, Besprechungen. Man ist von Anfang an im Detail involviert, verfolgt die Gedankengänge der Ermittler, rätselt mit ihnen und tappt wie diese lange im Dunkeln. Die außergewöhnliche Tötungsart fand ich sehr interessant und wissenserweiternd. Zwar mangelt es nicht an Verdächtigen, doch haben diese entweder scheinbar kein Motiv oder ein hieb- und stichfestes Alibi. So nach und nach zeichnen sich die Zusammenhänge heraus, offenbaren sich Geheimnisse, werden anfängliche Lügen und last but not least auch der Täter entlarvt. Das hält die Spannung bis zuletzt am Köcheln.

Neben dem sympathischen Inspektor und seiner Kollegenschaft agieren auch einige originelle Figuren wie das Mannweib Freja oder die schrill gekleidete Eliina. Generell sind die handelnden Personen gut vorstellbar beschrieben, wirken authentisch und lebendig. Zudem gefiel mir die harmonische Atmosphäre innerhalb des Ermittler-Teams, wo sich sogar gewisse Anzeichen von Verliebtheit ausmachen lassen.

Mir hat dieser Cosy-Krimi spannende und unterhaltsame Lesestunden beschert und Lust auf weitere Bände aus der Feder dieser Autorin gemacht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.09.2022

Rätselhafte Männermorde

Alsternacht
0

„Alsternacht“, der Debutroman von Autor Leo Hansen ist ein spannender Krimi mit einer komplexen Handlung.

Worum geht es?
Eine Mordserie erschüttert Hamburg. An besonderen Plätzen der Stadt deponiert der ...

„Alsternacht“, der Debutroman von Autor Leo Hansen ist ein spannender Krimi mit einer komplexen Handlung.

Worum geht es?
Eine Mordserie erschüttert Hamburg. An besonderen Plätzen der Stadt deponiert der Täter die Leichen der getöteten Männer, nackt und entmannt. Der Profiler Zille engagiert zur Unterstützung der Polizei den Privatermittler Dr. Elias Hoppe und dessen Mitarbeiterin Janne Bakken. Bei den Ermordeten handelt es sich um hoch angesehene Geschäftsleute. Allerdings stellt sich bei den Ermittlungen allzu bald heraus, dass sie in zweifelhafte Geschäfte verwickelt waren.

Der Schreibstil ist flüssig, die stets nur wenige Seiten langen Kapitel sind datiert, was den chronologischen Ablauf und insbesondere die eingeschobenen Rückblicke auf das Jahr 2018 gut verdeutlicht. Das Cover ist ein gelungener Eyecatcher, eine ungewöhnliche Fotomontage des Hamburger Rathauses.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen die Ermittlungen der Polizei, insbesondere des Trios Zille, Elias und Janne, wobei sich als zweiter Handlungsstrang ergibt, dass ein persönlicher Feind aus der Vergangenheit Janne nach dem Leben trachtet. Die Szenen- und Ortswechsel sowie die Rückblenden, offensichtlich aus Sicht des Täters, gestalten die Handlung abwechslungsreich.

Die Spannung hält sich kontinuierlich, die Handlung ist ereignis- und actionreich, zahlreiche Verdächtige und Spuren sowie das lange im Dunkeln liegende Motiv geben reichlich Gelegenheit zum Miträtseln. Es löst sich zwar alles schlüssig, die Serienmorde sind geklärt – und doch hält das Ende eine Überraschung bereit.

Die Protagonisten sind lebendig charakterisiert, mit Ecken und Kanten, mit leichtem Einblick ins Privatleben, man bekommt Einblick in Gedanken und Gefühle, ob dies eine frische Liebesbeziehung ist oder die Trauer um die sterbenskranke Großmutter; aber auch Nebenfiguren sind authentisch gezeichnet, wie z.B. eine autistische Haushälterin.

„Alsternacht“ hat mir packende Lesestunden beschert. Ich bin schon sehr neugierig, welchen interessanten Fall das Team im nächsten Band lösen muss und wie es privat mit den Protagonisten weitergeht. Ich empfehle das Buch gerne weiter!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.09.2022

Das sympathischste Agenten-Duo ever

Spionin wider Willen
0

„Spionin wider Willen“ von Mila Roth ist ein erfrischend kurzweiliger und gleichzeitig spannender Krimi, wunderbar geeignet, ihn in einem Zug auszulesen.

Worum geht es?
Als Janna am Flughafen auf die ...

„Spionin wider Willen“ von Mila Roth ist ein erfrischend kurzweiliger und gleichzeitig spannender Krimi, wunderbar geeignet, ihn in einem Zug auszulesen.

Worum geht es?
Als Janna am Flughafen auf die Ankunft ihrer Schwester wartet, steckt ihr in höchster Verzweiflung, weil er verfolgt wird, ein Mann ein Kuvert zu mit der Bitte, dieses an angegebener Adresse abzuliefern. Und damit nimmt das Schicksal seinen Lauf. Im Nu ist Janna in eine Geheimdienstsache verwickelt.

Es ist der Auftakt zu einer bislang 14-bändigen Serie, die seit 2012 erschienen ist. Ich bin erst vor kurzem auf diese Reihe aufmerksam geworden, als ich dahinter kam, dass Mila Roth ein Pseudonym von Petra Schier ist, von der ich bislang zwar die reizenden Hundegeschichten und historische Romane kannte, aber eben noch keine Krimis. Ein guter Grund, nun damit anzufangen.

Band 1, ein ca. 170 Seiten starkes Taschenbuch, ist locker und flüssig geschrieben. Die vierzehn Kapitel sind mit Orts- und Zeitangaben versehen. Die Handlung spielt im Juli 2011 in Bonn und Umgebung.

Ich habe die Lektüre von der ersten bis letzten Seite genossen. Nicht nur die beiden Protagonisten haben sofort mein Herz erobert, sondern das gesamte Umfeld wirkt so sympathisch, von Jannas familiären Umfeld angefangen bis zu Markus‘ Geheimagenten-Kollegen.

Die Handlung ist spannend aufgebaut, erscheint trotz der außergewöhnlichen Situation, dass eine Zivilistin in eine Spionagegeschichte hinein gerät, durchaus möglich und nie zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Die Szenen- und Perspektivenwechsel beleben die Handlung, machen sie tempo- und abwechslungsreich, und geben den Lesern weitgehend einen Wissensvorsprung gegenüber den Gejagten und Jägern. Ich mochte auch die humorvolle Note, so manche Situationskomik. Die Dialoge und die Stimmung zwischen dem Geheimagenten Markus und Janna, mit der er sich schließlich mehr abgeben muss, als ihm lieb ist, fand ich äußerst unterhaltsam. Noch wollen es beide nicht wahrhaben, noch sprühen nicht die Funken, aber es glost. Klingt vielversprechend für die Folgebände, die ich nun sukzessive nachlesen möchte.

Ich empfehle den Wohlfühlkrimi „Spionin wider Willen“ gerne weiter. Es ist dies eine ideale Lektüre für zwischendurch, oder zur Zerstreuung bei einer Bahn- oder Flugreise. Und er macht Lust auf weitere Spionageabenteuer von Markus und Janna.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere