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Veröffentlicht am 05.03.2021

Mörderische dörfliche Idylle

Totentanz im Pulverschnee
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Obwohl es sich bereits um Band 3 rund um Arno Bussi handelt, kam ich nicht nur problemlos in die Handlung hinein, sondern fand mich auch in seinem persönlichen Umkreis rasch zurecht. Nichtsdestotrotz ...

Obwohl es sich bereits um Band 3 rund um Arno Bussi handelt, kam ich nicht nur problemlos in die Handlung hinein, sondern fand mich auch in seinem persönlichen Umkreis rasch zurecht. Nichtsdestotrotz würde ich Newcomern raten, mit Band 1 zu beginnen, um wirklich die Feinheiten des Werdegangs von Arno Bussi zu durchblicken.
Worum geht es in diesem Band? Im Mittelpunkt stehen Arno Bussi, ein sympathischer, sportlicher junger Inspektor und eine lebenslustige, ein wenig nervige Mutter, um die er sich jedoch vorbildlich kümmert, sie sogar auf einen Kurzurlaub ins winterliche Tirol begleitet, wo beide binnen kurzem mitten in einem seltsamen Entführungs- bzw. Mordfall stecken.
Die kriminalistische Spannung kommt zwar anfangs nur langsam in Gang, man wird mit dem Ort, der Stimmung und den wichtigsten Menschen dort vertraut gemacht, auch dem winterlichen Flair, doch kaum steckt Arno Bussi seine Nase etwas tiefer in die dörfliche Idylle, stößt er auf immer mehr Rätsel und Ungereimtheiten. Es bleibt nicht bei einem Mordopfer. Sowohl Arno als auch seine Mutter geraten in brenzlige Situationen. In einem Wettlauf um die Zeit endet die Mörderjagd actionreich und furios und wartet mit einer überaus überraschenden Lösung sämtlicher Fragen auf. Die Ereignisse überschlagen sich derart, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte.
Der Schreibstil ist flüssig und liest sich flott, Beschreibungen des Umfelds sind anschaulich und gut dosiert, die Dialoge sind humorvoll, die Charaktere recht originell gezeichnet, vor allem die Kommissarin Katz vom LKA Tirol ist eine besondere Type mit ihrem Berliner Einschlag.
Arno Bussi hat mit mir einen neuen Fan gewonnen. Ich werde nicht nur die vorherigen Bände nachholen, sondern freue mich auf weitere Fälle mit ihm.

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Veröffentlicht am 01.03.2021

Kindheit in den 60er-Jahren zwischen alten Rollenbildern und technischen Neuerungen

Die Welt war eine Murmel
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Mit „Die Welt war eine Murmel“ führt Herbert Dutzler die Leser auf eine Zeitreise in die 60er Jahre. Man erlebt mit dem Protagonisten Sigi, einem Jungen vom Land, sein erstes Schuljahr in einem Gymnasium, ...

Mit „Die Welt war eine Murmel“ führt Herbert Dutzler die Leser auf eine Zeitreise in die 60er Jahre. Man erlebt mit dem Protagonisten Sigi, einem Jungen vom Land, sein erstes Schuljahr in einem Gymnasium, seine erste Urlaubsreise nach Italien und wird, soferne man in etwa gleichaltrig ist wie der der Autor, an vieles aus der eigenen Jugendzeit erinnert.
Der erwachsene Sigi räumt die Wohnung seiner Mutter und stößt auf alte Fotos und erinnert sich an seine Jugend.
Sigi ist ein sympathischer, sehr kluger, aufgeweckter 10-jähriger Junge, Brillenträger und etwas dicklich, der sich mehr fürs Kochen als für Fußball interessiert und viel lieber liest als Sport zu betreiben, was dem damaligen Rollenbild widerspricht und was seine Eltern, Vater Eisenbahner, Mutter Hausfrau, in ihrer einfachen und praktisch orientierten Art nicht verstehen können.
Ich (Jahrgang 1953) bin wieder in meine Jugendzeit eingetaucht. Auch wenn es nur teilweise Parallelen gibt (weil ich quasi ein Mädchen und Stadtkind war), so fand ich doch so vieles, womit ich aufwuchs: die Lebensweise und das Rollenbild der Eltern, die Leitgedanken der Zeit, wie etwa „nur nicht aufzufallen“ sowie die Angst vor dem Gerede der anderen Leute, all die Tabuthemen, die Erziehungsmethoden, der unbedingte Gehorsam, der Respekt vor Lehrkräften und natürlich auch die in jener Zeit aufkommenden technischen Errungenschaften.
Mir hat das Buch unheimlich gut gefallen, der Sigi ist mir ans Herz gewachsen mit seiner Art, mit all dem zurecht zu kommen, was ihn umgab, auch mit Ungerechtigkeiten; er muss sich zwar zurücknehmen und schweigen statt aufzubegehren, geht dennoch seinen Weg, aus eigener Kraft, zielstrebig.
Ich hatte es zwar leichter als Sigi, meine Kindheit war unbeschwerter und sehr behütet. Sicher, den heutigen Überfluss gab es nicht, aber meine Mutter war zuhause, nicht zwischen Beruf und Haushalt gestresst, ich hatte nur wenige Spielsachen und wenige Bücher (die ich eben mehrmals las, so wie Sigi), aber ich habe gelernt, das wenige zu schätzen und darauf aufzupassen und mich mit mir alleine zu beschäftigen (ohne PC oder Handy).
Viele Erinnerungen sind in mir wach geworden, vom alten Radio über das Vierteltelefon, die Schulzeit, die ungeliebten Leibesübungen, spartanische Urlaubsquartiere und Tabuthemen.
Mir hat das Buch schöne Lesestunden beschert, wobei ich zugebe, dass ich mich vielleicht mehr mit meiner eigenen Jugendzeit befasst habe als mit der des Protagonisten.
Ich finde, es ist dem Autor ausgezeichnet gelungen, die Gedankenwelt und die Ereignisse dieser Zeit aufleben zu lassen und zu vermitteln.
Vor allem Menschen, die in dieser Zeit aufwuchsen, werden wie ich das Déjà-vu genießen und für jüngere, denke ich, sollte es nicht uninteressant sein, etwas darüber zu erfahren, in welchem Umfeld ihre Großeltern aufwuchsen.

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Veröffentlicht am 28.02.2021

Tod bringendes Erbe, spannungsreich und mörderisch

Kalt blütig
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Bereits nach wenigen Seiten befindet man sich schon mitten im mörderischen Geschehen und im Laufe der Handlung steigert sich die Spannung immer mehr bis zur überraschenden Klärung.
Eigentlich rettet Simone ...

Bereits nach wenigen Seiten befindet man sich schon mitten im mörderischen Geschehen und im Laufe der Handlung steigert sich die Spannung immer mehr bis zur überraschenden Klärung.
Eigentlich rettet Simone Jaan nur einen angeschossenen Hund, den sie bei einem winterlichen Waldspaziergang findet, doch auf einmal steckt sie und ihre Familie mitten in Mordfällen und in der Suche nach einem geheimnisvollen Erbschaftsteil.
Der Schreibstil ist flüssig, die kurzen Kapitel lesen sich flott, und die Geschichte gestaltet sich auch durch die stetig wechselnden Schauplätze sehr abwechslungs- und temporeich. Die Charaktere der Protagonisten sind zwar nicht sehr tiefgehend, aber anschaulich dargestellt.
Ich würde empfehlen, vor „Kalt blütig“ den ersten Band zu lesen. In diesen Mordfall kommt man zwar problemlos hinein, allerdings verfügt die Protagonistin über eine aus zahlreichen Familienmitgliedern bestehende und in den Fall involvierte Verwandtschaft, sodass man anfangs Schwierigkeiten hat, einen Durchblick zu gewinnen.
Anschaulich und unaufdringlich sind Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele in NÖ in die Handlung eingebaut, was Lust macht, sich dort einmal selbst umzusehen. Das beschauliche Szenario eines Weihnachtsmarkts und des Heiligen Abends im Familienkreis sind sehr stimmungsvoll.
Mir hat sowohl die packende Geschichte, als auch die Protagonistin sehr gefallen, und ich bin auf weitere Abenteuer von Simone Jaan sehr gespannt, dennoch würde ich „Kalt blütig“ eher als Kriminalroman bezeichnen, nicht als Thriller.

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Veröffentlicht am 25.02.2021

Rätselhafte Mordserie rund um einen 10jährigen Jungen

Festa Mortale
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Dieser Krimi hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und begeistert.
Der Fall: ein 10jähriger Junge geht auf dem Fest verloren, wird entführt; im Zuge der Suche nach ihm geschehen ein Reihe ...

Dieser Krimi hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und begeistert.
Der Fall: ein 10jähriger Junge geht auf dem Fest verloren, wird entführt; im Zuge der Suche nach ihm geschehen ein Reihe vom Morden und das Ermittlerteam hat das Rätsel zu lösen, in welchem Zusammenhang diese mit dem Jungen stehen.
Man ist sofort mitten im Geschehen und die Spannung lässt nie nach. Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel in angenehmer Länge, der stetige Wechsel zwischen den Ermittlern, diversen Protagonisten und dem Täter gestaltet die Handlung sehr abwechslungsreich, vor allem auch die Gedanken des Täters. Trotz verschiedener Überraschungen, mehrerer Verdächtiger erahnt man vielleicht etwas zu früh den wahren Täter, doch die kompletten Zusammenhänge und Gründe klären sich wirklich erst auf den letzten Seiten.
Das Ermittlerteam wirkt sympathisch, arbeitet harmonisch zusammen und wirkt auch dadurch recht lebendig, da man auch Details über das Privatleben die einzelnen Kommissare erfährt.
Man kann als LeserIn auch die Ermittlungsschritte gut verfolgen, die Mutmaßungen des Teams, die Befragungen.
Die Mördersuche wird umrahmt vom jährlichen italienischen Fest in Unna, einem ganz besonderen Ereignis, das sehr anschaulich geschildert wird, mit all dem Trubel, den Menschengewühl, der Kulinarik, diverser Jahrmarktsattraktionen, Livemusik, Düften und Lichterglanz. Man bekommt Lust, dieses Fest irgendeinmal selbst mitzuerleben. Auch im Zuge diverser Zeugenbefragungen erfährt man so einiges über Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten der Stadt, unaufdringlich, aber dennoch Aufmerksamkeit erregend und einprägsam.
Bei „Festa mortale“ handelt es sich übrigens um den dritten Band der Serie, der Krimi kann jedoch problemlos als Einzelroman gelesen werden. Für mich war es das erste, aber bestimmt nicht das letzte Buch dieser Autorin.

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Veröffentlicht am 15.02.2021

Ermittlungen rund um ein Luxusbordell in St. Tropez

Mord am 14. Juli
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Luc Winger hat mir mit einem neuerlichen Fall mit Lucie Girard wiederum Lesevergnügen bereitet. Der Krimi ist so flüssig und leicht geschrieben und war auch so spannend, dass ich das Buch fast in einem ...

Luc Winger hat mir mit einem neuerlichen Fall mit Lucie Girard wiederum Lesevergnügen bereitet. Der Krimi ist so flüssig und leicht geschrieben und war auch so spannend, dass ich das Buch fast in einem Zug ausgelesen habe.
In St. Tropez feiert man den Nationalfeiertag, den 14. Juli, mit Paraden und der Enthüllung einer Statue. In der darauf folgenden Nacht wird eine nackte tote Frau auf dieser Statue deponiert.
Im Zuge ihrer Ermittlungen stößt Lucie Girard nicht nur auf einen korrupten Bürgermeister, ein geheimnisumwittertes Nobelbordell, eine seltsame Sekte und Erpressung, sie muss sich auch gegen ihre Vorgesetzten durchsetzen, die aus Rücksicht auf die im Bordell verkehrende High Society ihre Nachforschungen einbremsen wollen.
Die Charaktere der im Fall verwickelten Personen sind überzeugend gezeichnet, die diversen Handlungsfäden verbinden sich am Ende aufklärend und schlüssig, das Ende überrascht.
Abgesehen von der stets packenden Handlung und dem sympathischen Ermittlerteam genieße ich bei dieser Krimiserie auch immer das französische Flair, das in den Schilderungen des Umfelds stets mitschwingt, die französischen Wortbrocken, das französische Essen, die französische Landschaft.
Dass die Handlung in den 70er Jahren spielt, ist mit ein Kriterium, warum ich diese Serie so mag. Die Technik ist Nebensache, keine Internetrecherchen, kein Handy, keine ständige Erreichbarkeit und Lucie hält ihre Beobachtungen noch in einem altmodischen Notizbuch fest.

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