Profilbild von Haberleitner

Haberleitner

Lesejury Star
offline

Haberleitner ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Haberleitner über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.05.2022

Dunkle Familiengeheimnisse

Rachsüchtig
0

„Rachsüchtig“ von Katharina Durrani ist der dritte Band mit Simone Jaan in der Ermittlerrolle und für mich das zweite Buch dieser Autorin.
Worum geht es?
Simone Jaan stolpert im wahrsten Sinne des Wortes ...

„Rachsüchtig“ von Katharina Durrani ist der dritte Band mit Simone Jaan in der Ermittlerrolle und für mich das zweite Buch dieser Autorin.
Worum geht es?
Simone Jaan stolpert im wahrsten Sinne des Wortes wieder einmal über eine Leiche, nicht ahnend, dass dies der Auftakt für Turbulenzen und Tragödien ist bzw. welche dramatischen Auswirkungen auf die eigene Familie dieser Mord nach sich ziehen wird.
Den ersten Eindruck eines Buches vermittelt das Cover, das durch den religiösen Touch und die andächtig betende Mariendarstellung so gar keine Assoziationen auf Morde oder andere Verbrechen aufkommen lässt. Von dieser für einen Krimi ungewöhnlichen Aufmachung sollte man sich aber nicht täuschen lassen – es ist ein zwar eher unblutiger, aber dennoch fesselnder Krimi mit gefährlichen Situationen, rätselhaften Ereignissen und überraschenden Wendungen.
Das Buch erschien 2021; auch die Handlung spielt im Frühjahr 2021. Realitätsbezogen bleibt Corona nicht unerwähnt, sehr dezent, so nebenbei. Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel angenehm kurz, mit Orts- und Zeitangaben, was ich persönlich immer sehr schätze.
Obwohl es doch schon einige Zeit her war, dass ich den Vorgängerband gelesen hatte, erinnerte ich mich bereits nach wenigen Seiten an alle aus Simones Verwandtenkreis. Für Quereinsteiger wäre vielleicht eine Personenliste zu Beginn des Buches hilfreich. Grundsätzlich steht der Fall für sich, der rote Faden der Reihe ist nicht von Belang, Wesentliches wird kurz erklärend erwähnt.
Nach dem unheimlichen und mysteriösen Beginn hält sich die Spannung bis zum dramatischen Showdown auf hohem Niveau. Je mehr Simone mit Hilfe ihrer Freunde und Verwandtschaft recherchiert, desto verwirrender wird es – man kann ausgezeichnet miträtseln. Tragische Ereignisse pflastern Simones Weg, bis sich letztlich alles ziemlich unerwartet klärt.
Die Charaktere, sowohl der Guten als auch der Bösen, ob Haupt- oder Nebenperson, fand ich anschaulich und authentisch, deren Handlungen waren nachvollziehbar, warum sie zögerten, Risken eingingen, Dinge verschwiegen oder falsche Schlüsse zogen.
In gewissem Sinne ist „Rachsüchtig“ auch ein Regionalkrimi. Unaufdringlich, aber doch Neugierde erweckend, beschreibt die Autorin sehenswerte Plätze in und um Wiener Neustadt bzw. diverse lohnende niederösterreichische Ausflugsziele, wie Stift Admont oder die Burg Seebenstein. Man spürt ihre Liebe und Begeisterung für ihre Heimat und bekommt Lust, all diese Orte selbst zu besuchen.
Ich habe das Buch innerhalb von zwei Tagen ausgelesen, konnte es kaum noch aus der Hand legen, so fesselnd fand ich es. Eine klare Leseempfehlung meinerseits. Es versteht sich von selbst, dass ich mich schon auf die Fortsetzung freue.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.05.2022

Mächtig, ewig jung und unsterblich !?

Imago Dei
0

„Imago Dei“ von Rüdiger Marmulla ist ein in der Zukunft spielender Thriller, mit dem der Autor beweist, dass dieses Genre auch ohne bluttriefende Grausamkeiten fesseln kann.

Worum geht es?
Nordamerika ...

„Imago Dei“ von Rüdiger Marmulla ist ein in der Zukunft spielender Thriller, mit dem der Autor beweist, dass dieses Genre auch ohne bluttriefende Grausamkeiten fesseln kann.

Worum geht es?
Nordamerika anno 2045. Pastor Tim erhält einen Hinweis, dass Menschen, die der Sekte Imago Dei angehören, manipuliert werden. Es werden Forschungen betrieben, die ewige Jugend und Unsterblichkeit verheißen, wobei Menschen für gefährliche Experimente missbraucht werden.

„Imago Dei“ war nicht mein erstes Buch von Rüdiger Marmulla. Ich kannte bislang nur die romantische Regensburg-Trilogie und war sehr neugierig auf einen Thriller aus seiner Feder. Und ich wurde nicht enttäuscht, im Gegenteil.

Auch ohne den ersten Band zu kennen, kam ich problemlos in die Geschichte hinein und überblickte rasch den überschaubaren Personenkreis. Ich hatte nie den Eindruck, mir würden Informationen aus dem Vorgängerband fehlen. Das Buch ist problemlos eigenständig lesbar und verständlich.

Der Schreibstil ist einfach, schnörkellos, die kurzen, oft nur eine Seite langen Kapitel lesen sich flott und flüssig. Da fliegen die Seiten nur so dahin. Der Autor verzichtet auf detaillierte Beschreibungen des Umfelds, Stimmungsbilder und Darstellung starker Emotionen. Der Text ist im Präsens und vorwiegend im Dialog verfasst, wodurch es sich sehr lebendig anfühlt und man sich mitten im Geschehen wähnt.

Der Spannungsbogen zieht sich durch das gesamte Buch. Bereits der Prolog vermittelt ein ungutes Gefühl und je mehr man als Leser von Imago Dei und deren Machenschaften erfährt, desto mulmiger wird einem, man bangt um die Menschen, es wird umso spannender. Sehr eindrucksvoll und vorstellbar schildert der Autor die zukünftigen technischen bzw. medizinischen Möglichkeiten und Finessen – es sind nicht nur erstrebenswerte Zukunftsvisionen.

Die Handlung gestaltet sich durch Orts- und Szenenwechsel abwechslungsreich. Besonders beindruckend fand ich die Verflechtung der Handlung von Richard Wagners Oper „Der Ring der Nibelungen“ mit den wahnwitzigen Ideen des Sektenführers. Zudem steckt einiges technisches Knowhow und wissenschaftliche Recherche in dem Buch.

Die Charaktere sind anschaulich, wenn auch nicht tiefgründig dargestellt. Pastor Tim und sein Umfeld wirken durch ihre Hilfsbereitschaft, ihr geradliniges Wesen und Gläubigkeit authentisch, ebenso sind auch die machthungrigen Sektenführer überzeugend gezeichnet.

„Imago Dei“ ist ein fesselnder, aber wohltuend unblutiger Thriller, der mir spannende Lesestunden beschert und Lust auf weitere Abenteuer von Pastor Tim gemacht hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.05.2022

Ein etwas anderer Krimi - Spannung inklusive facettenreichem Lokalkolorit

Mörder Pointen
0

„Mörder Pointen“, der zweite Kriminalroman aus der Feder von Leo Lukas spielt diesmal in seinem ureigensten Milieu, nämlich jenem der Kabarettisten.

Worum geht es?
Ein Serienmörder hat es auf Kabarettisten ...

„Mörder Pointen“, der zweite Kriminalroman aus der Feder von Leo Lukas spielt diesmal in seinem ureigensten Milieu, nämlich jenem der Kabarettisten.

Worum geht es?
Ein Serienmörder hat es auf Kabarettisten abgesehen. Chefinspektor Fux wird bei ihren Ermittlungen von Peter Szily, der sich in der Szene auskennt, unterstützt, und dessen Freund Bravo, der Auftragskiller, verfolgt seinerseits diverse Spuren, um sich selbst vom Verdacht zu befreien.

Der Schreibstil ist flüssig, die immer wieder eingeflochtenen typischen Wienerischen Ausdrücke, wie aufganseln, ausfratscheln oder jemanden häkerln, vermitteln wunderbar das Lokalkolorit, ebenso wie die Beschreibungen sehenswerter Plätze u.a. in Wien, Linz oder Graz, angefangen vom Böhmischen Prater über den Wurstelprater und die Liliputbahn bis zum Kalvarienberg, die Alte Donau oder die Jugendstil-Toilette am Graben, die Murinsel, den Grazer Uhrturm oder das Linzer Hafengelände. Darüber hinaus steckt viel Wissenswertes in dem Text, teils irrelevant für die Mordfall, teils irreführend - Historisches, Skurriles, Skandalöses aus österreichischer Politik und Wirtschaft.

Der Roman erschien 2022, die Pandemie wird leicht gestreift. Ungewöhnlich ist der Aufbau des Krimis, nämlich analog einer Minigolfanlage verfügt er über 18 Kapitel, betitelt jeweils mit der entsprechenden Bahn, ergänzt mit der Information über die von Profis dafür bevorzugten Bälle. Ein Witz pro Kapitel dient zur spaßigen Auflockerung, wissenserweiternd fand ich die verschiedenen Definitionen rund um das Wort Pointe.

Da ich auch Band 1 kenne, waren mir die handelnden Personen von Anfang an vertraut und ich kam auch problemlos in der Geschichte hinein. Ich kann mir aber vorstellen, dass Quereinsteiger die ungewöhnliche Beziehung zwischen Peter Szilly (Pez) und Bravo, immerhin ist er ein Auftragskiller, nicht sofort durchschauen. Positiv fiel mir auf, dass im Vergleich zum Vorgängerband diesmal den polizeilichen Ermittlungen mehr Raum gegeben wurde, inklusive Informationen über den österreichischen Polizeiapparat.

Die Handlung nimmt nur langsam Fahrt auf, die Ermittlungen gehen realitätsnah zäh voran. Die offiziellen Untersuchungen und Recherchen basieren nun einmal auf mühevoller Kleinarbeit. Hinzu kommt auch noch Kompetenzgerangel, weil der Fall Bundesländer übergreifend ist. Man tappt allgemein im Dunkeln, die Ermittler ebenso wie die Leserschaft. Miträtseln erweist sich als schwierig, mangelt es doch an Verdächtigen. Dadurch, dass Chefinspektorin Fux, Pez und Bravo kaum direkt kommunizieren und voneinander unabhängig agieren, ergeben sich drei abwechslungsreiche Handlungsstränge. Neben der Polizeiarbeit eröffnen Pez und Bravo einen Blick auf die österreichische Kabarettszene – es blieb wohl keine der namhaften Kabarettbühnen unerwähnt – und führen den Leser bis in die tiefe Wiener Unterwelt. Reales vermischt sich mit Fiktiven. Als sich erste Spuren verdichten, steigert sich die Spannung, die Protagonisten geraten in brenzlige Situationen, bis letztlich in einem dramatischen Showdown der wahre Täter gefasst wird und sich das wahre Motiv offenbart. Eine überraschende, aber schlüssige Lösung.

Die Charaktere der Protagonisten sowie wesentlicher Nebendarsteller sind anschaulich dargestellt, sie zeigen so manche Eigenart und Schwäche, sogar romantische Gefühle.

„Mörder Pointen“ (wie auch zuvor „Mörder Quoten“) sticht aus der Masse der Krimis dahingehend hervor, dass man abgesehen von der Mördersuche sehr viel an österreichischer Atmosphäre vermittelt bekommt. Gerne empfehle ich das Buch für jene, die einmal einen etwas anderen Krimi lesen möchten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.04.2022

Wo das Grauen lauert

DAS EULENTOR
0

Der Name Andreas Gruber hat mich dazu animiert, mich an meinen ersten Mystery-Thriller zu wagen – „Das Eulentor“ hat mich dann gepackt wie noch kein Buch zuvor.

Das Buch erschien bereits 2008, allerdings ...

Der Name Andreas Gruber hat mich dazu animiert, mich an meinen ersten Mystery-Thriller zu wagen – „Das Eulentor“ hat mich dann gepackt wie noch kein Buch zuvor.

Das Buch erschien bereits 2008, allerdings nur mit der Kernhandlung, den Expeditionsjahren 1911 bis 1914, und wurde nunmehr vom Autor überarbeitet und u.a. um eine in der Gegenwart angesiedelte Rahmenhandlung ergänzt.

Worum geht es?
1911 bricht eine Expedition auf, um Spitzbergen kartographisch zu erkunden. Nicht nur Kälte und widrige Wetterverhältnisse setzen dem Team unter der Leitung von Alexander Berger zu. Sie entdecken einen weit in die Tiefe führenden, mysterlösen Schacht …

Über 100 Jahre später macht sich eine junge Frau, Neele Tujunen, zur Forschungsstation auf Spitzberger auf, sie will mehr über Alexander Bergers seinerzeitige Expedition in Erfahrung bringen.

Die Handlung fesselt ab der ersten Seite. Man befindet sich sofort mitten im Geschehen. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, die Kapitel kurz. Das Buch gliedert sich in 12 Abschnitte, wobei sich die in der Gegenwart spielenden mit jenen aus der Vergangenheit abwechseln.

Neeles Erlebnisse werden in Erzählform geschildert, Alexander Berger berichtet in Ich-Form, wodurch man die Ereignisse, seine Eindrücke und Emotionen besonders lebendig und mitreißend empfindet. Das unfassbare Grauen, das all jene erfasst, die das Geheimnis des Schachtes ergründen wollen, kriecht regelrecht zwischen den Zeilen hervor und verursacht Gänsehaut. Die düstere Atmosphäre, aber auch die Widrigkeiten der Eis- und Schneehölle sind so anschaulich beschrieben, dass man sich mitten unter den Expeditionsteilnehmern oder tief unten im Schacht wähnt. Faszinierend und sehr interessant fand ich auch all die detaillierten technischen und physikalischen Erklärungen, deren Plausibilität ich zwar nicht nachvollziehen konnte, die mir jedoch durchaus glaubhaft erschienen.

Die Spannung ließ nie nach. Kaum atmete man auf, passierte wieder etwas Unerwartetes, etwas Erschreckendes, etwas Grauenhaftes. Das Tempo der Handlung steigerte sich gegen Ende des Buches in Form verkürzter Kapitel. Fiese Cliffhanger ließen einen das Buch überhaupt nicht mehr aus der Hand legen.

Die verschiedenen Charaktere sind ausgezeichnet dargestellt, zeigen Stärken und Schwächen. Insbesondere Alexander Berger entwickelt sich vom jungen Abenteurer zu einem verantwortungsbewussten Forschungsleiter.

„Das Eulentor“ war mein erstes Buch von Andreas Gruber und hat mich schwer begeistert. Nun muss ich endlich auch beginnen, seine Thriller-Reihen zu lesen.
Dieses Buch empfehle ich gerne weiter – wenn auch nicht unbedingt als Einschlaflektüre.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.04.2022

SOS - Erde in Gefahr!

Einmal kurz die Welt retten
0

Bei „Einmal kurz die Welt retten“ handelt es sich um eine Anthologie rund um das Thema Nachhaltigkeit und Ressourcenverschwendung. Herausgeberin des Buches ist Jennifer B. Wind.

23 namhafte Autor*innen ...

Bei „Einmal kurz die Welt retten“ handelt es sich um eine Anthologie rund um das Thema Nachhaltigkeit und Ressourcenverschwendung. Herausgeberin des Buches ist Jennifer B. Wind.

23 namhafte Autor*innen zeigen in 24 Kurzgeschichten zu 12 Themen primär düstere Visionen vom Leben auf unserer Erde, wenn nicht - eher heute als morgen - tiefgreifende, weltumspannende Maßnahmen gesetzt werden.

Dieses Buch lässt einen nicht unberührt. Noch dazu spielen all diese beklemmenden Zukunftsszenarien bereits Mitte des 21. Jahrhunderts, in fast greifbarer Nähe, durchaus erlebbar für uns und unserer Kinder. Für mich war dies keine Lektüre, die ich so in einem Zug hätte auslesen können. Das lag nicht am Schreibstil, sondern an dem Inhalt der Geschichten. Ja, all diese schrecklichen, gruseligen oder makabren Visionen entsprangen der Fantasie, doch wenn man genauer darüber nachdenkt, sind die meisten Szenarien im Kern durchaus schon heutzutage ein Thema, mancherorts bereits ein Problem, wie Wasserknappheit, das Schmelzen des Eises in Grönland oder an den Polen, Erderwärmung, Dürrekatastrophen oder Überbevölkerung. Doch der Großteil der Weltbevölkerung nimmt die den Weiterbestand der Erde bedrohenden Einflüsse nicht ernst, lebt mehr oder minder gedankenlos vor sich hin. Wenn nicht bald massiv gegengesteuert wird, wird dies verheerende Folgen für die Menschheit haben, Folgen wie sie in diesem Buch nur zu anschaulich vor Augen geführt werden.

Abgesehen vom Inhalt, so lesen sich die Geschichten verschieden flüssig, einige gefielen mir besser andere weniger, was aber die generelle Aussage nicht schmälert.

„Einmal kurz die Welt retten“ sollte nicht nur jeder gelesen haben, sondern vor allem dann darüber nachdenken, was man selber tun kann, um ein kleines bisschen zur Rettung der Erde beizutragen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere