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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.10.2021

Mörderischer Salzburger Advent

Salzburger Rippenstich
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Es beginnt mit einem Toten mit entstelltem Gesicht, einem Unbekannten. Die Arzthelferin Rosmarie Dorn stößt auf zunehmend mehr Informationen zu diesem Mann, zunächst zufällig, doch schließlich packt sie ...

Es beginnt mit einem Toten mit entstelltem Gesicht, einem Unbekannten. Die Arzthelferin Rosmarie Dorn stößt auf zunehmend mehr Informationen zu diesem Mann, zunächst zufällig, doch schließlich packt sie detektivischer Spürsinn und à la Miss Marple vertieft sie sich in den Fall. Die Spuren führen in die Vergangenheit eines Dorfbewohners und Rosmaries Nachforschungen führen sie sogar bis nach Tschechien. Die Lage spitzt sich immer mehr zu und endet in einem dramatischen Wettlauf gegen die Zeit.
„Salzburger Rippenstich“, Katharina Eigners Krimi-Debut, hat mich in erster Linie ob des witzig-humorvollen Schreibstils begeistert. Die geschilderten originellen Personen und die Situationskomik brachten mich immer wieder zum Schmunzeln und zum Lachen.
Der Roman ist in Ich-Form verfasst, wodurch man die Protagonistin sehr eingehend kennenlernt, ihre Gedanken, ihre Ängste, ihre Zweifel und ihre Sehnsüchte und Träume, basierend auf ihrer Vorgeschichte als Findelkind. Ebenso ist ihr Umfeld sehr lebendig und anschaulich charakterisiert.
Der Fall entwickelt sich reichlich verzwickt, die Spannung steigt nach einem weiteren Mord, mit den Erkenntnissen, die Rosmarie gewinnt. Er regt zum Miträtseln an, so manche Spur führt in die Irre, letztendlich überrascht die Lösung.
Geschickt in die Handlung hinein verwoben ist das Salzburger Flair, die Landschaft, die dörfliche Stimmung, Gebräuche, Sagen und Mythen.
Beeindruckend fand ich auch die Schilderung des tschechischen Dorfes, der beschriebenen Gebäude, des Archivs - sehr bildhaft, gut nachzuempfinden. Es ist offensichtlich, dass die Autorin selbst vor Ort war, intensiv recherchiert hat.
Trotz der durchaus humorvollen Grundstimmung des Krimis kommen auch die ernsten Töne nicht zu kurz, einerseits bedingt durch Rosmaries Status eines Findelkinds, was sie, obwohl sie eine glückliche Kindheit verbracht hat, nach wie vor seelisch belastet, andererseits durch jene Geschehnisse, denen Rosmarie aufgrund ihrer Recherchen auf die Spur kommt.
Das Glossar erweist sich für Nichtösterreicher als sehr hilfreich, um die eingestreuten hierorts üblichen Begriffe zu erklären. Sowohl zu Beginn jedes Kapitels, als auch im Inhaltsverzeichnis, werden in Stichworten die Geschehnisse der einzelnen Kapitel umrissen. Ich persönlich fand das überflüssig.
Auf den Punkt gebracht: das Buch hat mir sowohl vergnügliche als auch spannende Lesestunden beschert und große Lust auf weitere von Rosmarie zu lösende Fälle gemacht.

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Veröffentlicht am 27.09.2021

Knifflig, rätselhaft und komplex – mit einem Schuss Humor

Sein oder Totsein
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Worum geht es? Auf einer Frauenleiche findet die Kripo einen Zettel mit einem Shakespeare-Sonett. Der Buchhändler Mondrian wird als Literatur-Experte zugezogen und erkennt, dass darin eine verschlüsselte ...

Worum geht es? Auf einer Frauenleiche findet die Kripo einen Zettel mit einem Shakespeare-Sonett. Der Buchhändler Mondrian wird als Literatur-Experte zugezogen und erkennt, dass darin eine verschlüsselte Botschaft steckt. Je mehr er sich damit befasst, desto mehr holt ihn seine Vergangenheit als Geheimagent ein, eine Vergangenheit, die er eigentlich nicht aufgedeckt wissen will. Sein Mitarbeiter Alfons und dessen Freundin Marie unterstützen ihn bei den Nachforschungen.
Obwohl es sich um den 2. Fall dieser Reihe handelt, kam ich ganz gut in die Story hinein und hatte bald einen groben Überblick über die Protagonisten und ihre Vorgeschichte. Trotzdem würde ich raten, zuvor den ersten Band „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ zu lesen, dann versteht man so manche Details und Feinheiten sicher noch besser, Reaktionen und Handlungen der Protagonisten werden nachvollziehbarer.
Manch humorvolle Szene, auch originelle Nebenfiguren, lockern die Handlung auf, insbesondere die beiden Kakadus animieren zum Schmunzeln. Besonders liebenswert ist das jungverliebte Pärchen Alfons und Marie, Robert Mondrian umschwebt nach wie vor ein Geheimnis, erfreulicherweise gibt es auch romantische Ansätze.
Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitellänge angenehm. Die Handlung entwickelt sich eher langsam, die Spannung steigert sich jedoch ab Mitte des Buches zusehends und mündet in Action und einem dramatischen Showdown. Im Mittelpunkt stehen die privaten Ermittler, die Polizei agiert eher im Hintergrund.
Viel Raum nimmt anfangs die Entschlüsselung des Codes des knifflig verdrehten Sonetts ein. Der Autor hat sich hier ein wirklich kompliziertes System ausgedacht, das mir persönlich aber zu komplex und zu langatmig war. Ich habe diese Passagen eher überlesen. Aber ich kann mir vorstellen, dass es für Rätselfreunde eine reizvolle Aufgabe darstellt.
Es war ein recht interessanter Fall, humorvoll-spannend, mit einer überraschenden Auflösung, der mich einerseits neugierig auf den Vorgängerband und andererseits auf die weitere Entwicklung der Protagonisten machte.

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Veröffentlicht am 24.09.2021

Brandgefährliche Ermittlungen

Simsons Füchse
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Gleich als ich das Buch zur Hand nahm, beeindruckte mich die edle Hardcover-Ausführung. Es sticht aus der Masse der Taschenbuchausgaben eindeutig hervor. Das Cover, das eine Feuersbrunst und eine Menschengruppe ...

Gleich als ich das Buch zur Hand nahm, beeindruckte mich die edle Hardcover-Ausführung. Es sticht aus der Masse der Taschenbuchausgaben eindeutig hervor. Das Cover, das eine Feuersbrunst und eine Menschengruppe zeigt, die diesem Element machtlos ausgeliefert scheint, stimmt ausgezeichnet auf den Kriminalfall ein.
Worum geht es? Seit Jahren gibt es im Münsterland Brandanschläge auf Bauernhöfe, die mehr oder weniger große Sachschäden verursachen, diesmal gibt es erstmals ein Brandopfer, das - wie man rasch feststellt - zuvor erschossen wurde. Die polizeilichen Ermittlungen stoßen auf Aktivitäten rechtsextremistischer Kreise, aber auch auf Zusammenhänge, die bis in die Nachkriegszeit zurückgehen.
Es war mein erster Krimi mit Hauptkommissar Friedrich von Coes. Obwohl ich bei Band 3 in diese Reihe eingestiegen bin, kam ich nicht nur in den Kriminalfall selbst problemlos hinein, sondern auch in die Privatsphäre der Familie von Coes.
Der Fall entwickelt sich sehr langsam, verlangt viel Kleinarbeit der Polizei, die auf massiven Widerstand der rechten Szene stößt und gefahrvolle Situationen heraufbeschwört, für das Team und sogar bis ins private Umfeld der Ermittler. Die damit verbundene Brutalität und Bedrohung, die Machtlosigkeit und Realitätsnähe empfand ich als beklemmend und schockierender als so manchen blutrünstigen, aber rein fiktiven Thriller. In krassem Gegensatz dazu steht der liebevolle Umgang innerhalb der Familie von Coes, was mich wiederum begeisterte, ebenso wie auch die harmonische Zusammenarbeit im Team von Friedrich von Coes. Man gerät als Leser in ein Wechselbad der Gefühle.
Das Buch ist größtenteils im Dialogstil verfasst, was ich als lebendig empfinde; man fühlt sich als anwesender Zuhörer, als Mitglied der Gesprächsrunde.
Die Charaktere sind sehr anschaulich ausgearbeitet. Obwohl mir aus Unkenntnis der Vorgängerbände gewisse Entwicklungen der Protagonisten fehlen, konnte ich mich dennoch gut in sie hinein versetzen, ihre Emotionen nachempfinden und ihre Handlungen nachvollziehen.
Die eher maßvolle Spannung ergibt sich an und für sich von Anfang durch die Suche nach dem Mörder des Brandopfers, nach dem Brandstifter, auch in den früheren Fällen, insbesondere überhaupt nach den Motiven für die Brandanschläge, doch im Zuge der Entwicklungen, der Geschehnisse gibt es darüber hinaus sehr wohl einige Gänsehautmomente.
Das Buch hat mir ob der realitätsnahen Thematik zwar nicht uneingeschränktes Lesevergnügen bereitet, doch würde ich gerne mehr über die sympathischen Protagonisten erfahren. Somit wurde meine Neugierde auf weitere Werke des Autors geweckt.

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Veröffentlicht am 19.09.2021

Ein Fall reich an Emotionen

Mord als Kunst
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Seit ich bei Band 4 „Mord im Rausch“ im Zuge einer Leserunde in diese Reihe eingestiegen bin, bin ich nicht nur ein Fan der smarten Kommissarin Lucie Girard, ihrer Familie und ihres Teams, sondern auch ...

Seit ich bei Band 4 „Mord im Rausch“ im Zuge einer Leserunde in diese Reihe eingestiegen bin, bin ich nicht nur ein Fan der smarten Kommissarin Lucie Girard, ihrer Familie und ihres Teams, sondern auch des Schreibstils und der Ideenvielfalt dieses Autors. Er überrascht nämlich immer wieder durch stets wechselnde Themen und ein neues Umfeld, in dem die Krimis spielen. Diesmal lag der Schwerpunkt einerseits bei Kunst, ist doch Malerei, insbesondere der Impressionismus eine französische Domäne, andererseits stand auch ein wahres Spektrum an Gefühlen im Mittelpunkt der Handlung.
Worum geht es? Zwei Amerikanerinnen machen Urlaub in Südfrankreich und verlieben sich nicht nur ins französische Flair, sondern auch in attraktive, leidenschaftliche Franzosen, wodurch sie in romantische, turbulente, aber auch emotionsgeladene, sogar gefährliche Situationen geraten. Eines Tages wird eine der Amerikanerinnen vermisst …
Der Handlungsaufbau beginnt mit einem spannenden Prolog und endet in einem dramatischen Showdown, dazwischen lernt man die Protagonisten, ihre Charaktere, eingehend kennen, kann deren Handlungen gut nachvollziehen, die teils von positiven, teils negativen Emotionen getrieben werden. Zwischen den Zeilen spürt man deutlich die in der Luft stehenden Spannungen, Aggressionen und Verzweiflung, erwartet buchstäblich die Eskalation, fragt sich, wer hier wohl wen ermorden werde.
Das französische Ambiente wird authentisch übermittelt, letztlich auch durch die gut dosiert eingesetzten auf Französisch geführten Dialoge (inklusive Übersetzung).
Was ich immer wieder genieße, ist die Atmosphäre der 70er Jahre, wo eine Kommissarin nicht allzeit erreichbar ist, man in einem Undercover-Einsatz nicht voll verkabelt wird, ja nicht einmal ein Handy hat; ein Auslandsgespräch kompliziert zu führen und generell die Polizeiarbeit noch nicht so techniklastig ist.
Last but not least ist Commissaire Lucie Girard wiederum die zentrale sympathische Heldin des Krimis, die mit vollem Einsatz und wacher Intelligenz, aber auch viel Einfühlungsvermögen und Menschlichkeit letztlich den Fall löst.
Lucie Girards 12. Fall hat mir wiederum erquickliche Lesestunden bereitet. Ich freue mich schon auf das nächste Buch.

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Veröffentlicht am 15.09.2021

Liebe versetzt Berge

Am Ende der Unschuld
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Worum geht es? Milla Seifert ist Journalistin und bekommt die Chance ihres Lebens. Sie soll über Robert Hoffmann, einen Mann, der seit fünf Jahren wegen Mordes in einem Pariser Gefängnis sitzt, einen Leitartikel ...

Worum geht es? Milla Seifert ist Journalistin und bekommt die Chance ihres Lebens. Sie soll über Robert Hoffmann, einen Mann, der seit fünf Jahren wegen Mordes in einem Pariser Gefängnis sitzt, einen Leitartikel schreiben. Milla zweifelt zusehends an seiner Schuld und beginnt intensiv zu ermitteln.
Ja, was ist dieses Buch eigentlich alles?
Es ist ein packender Spannungsroman mit einer kriminellen Basis, denn immerhin wird ja der wahre Mörder gesucht, und gleichzeitig ist es ein gefühlvoller Liebesroman.
Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel vermitteln durch ihre Kürze und den Wechsel zwischen Millas Recherchen und den Szenen im Gefängnis Tempo und Abwechslung. Insbesondere die zwischengelagerten Sequenzen über die geheimnisvolle Person, die im Verborgenen die Fäden zieht und Millas Aktionen beobachtet, erhöhen die Spannung.
Der Roman beginnt nicht nur spektakulär mit dem Mord und endet mit einem actionreichen, fesselnden Showdown, der alles aufklärt, sondern hält einen eigentlich ununterbrochen in seinem Bann.
Die Charaktere sind authentisch, nicht nur die Hauptpersonen Milla und Robert, sondern auch die Personen in ihrem Umfeld.
Milla ist sympathisch, intelligent, mutig und fantasievoll. Auch Robert hat mich von Beginn an für sich eingenommen; ich war stets von seiner Unschuld überzeugt. Die Spannung lag für mich vor allem in der Frage nach dem tatsächlichen Mörder und in welcher Weise es Milla gelingen würde, Roberts Unschuld zu beweisen.
Es war mein erster Roman von Silke Ziegler. Er hat mir mitreißende Lesestunden beschert, in denen ich alles rund um mich vergaß, völlig vertieft in das Buch, mit fiebernd und ängstlich, mitfühlend und hoffend, das ich noch weitere auf meine Wunschliste gesetzt habe.

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