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Veröffentlicht am 27.11.2021

Wie kam das Collier in Leas Familie?

Das Collier der Königin
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„Das Collier der Königin“ war mein erster Roman von Beate Maxian, bislang war ich nur Fan ihrer Krimis. Ich wurde auch hier nicht enttäuscht.

Worum geht es?
Lea erhält von ihrer Tante Gloria, die jahrzehntelang ...

„Das Collier der Königin“ war mein erster Roman von Beate Maxian, bislang war ich nur Fan ihrer Krimis. Ich wurde auch hier nicht enttäuscht.

Worum geht es?
Lea erhält von ihrer Tante Gloria, die jahrzehntelang keinen Kontakt zu ihrer Familie hatte, überraschend ein wertvolles Diamantencollier. Es ist ein Familienerbstück, das angeblich einmal Marie Antoinette gehört haben soll. Mit Hilfe von Elias, einem mit ihrer Tante befreundeten jungen Historiker, will sie die wahre Herkunft des Schmuckstücks aufspüren.

Die Autorin hat sehr geschickt zwei Handlungsebenen miteinander verwoben. Einerseits beschreibt sie das Umfeld von Lea, ihre Familiengeschichte der Gegenwart sowie die Nachforschungen gemeinsam mit Elias, andererseits erzählt sie in einem Rückblick ins 18. Jahrhundert wie Isabelle, die Tochter jenes Goldschmieds, der dieses Collier einst geschaffen hat, lebte bzw. was sie erlebte.

Vor allem der historische Teil hat mich fasziniert. Isabelles Leben, geprägt von den blutigen Ereignissen der Französischen Revolution, der Hinrichtung ihres Vaters, der Schreckensherrschaft von Robespierre und der Herrschaft und den Kriegszügen Napoleons, ist spannend, abwechslungsreich, voller Emotionen und das Leben in jener Epoche wird anschaulich geschildert, in all seiner Grausamkeit, den Entbehrungen und den Schwierigkeiten, mit denen insbesondere eine alleinstehende Frau zu jener Zeit konfrontiert war. Die historischen Fakten fließen mit der fiktiven Lebensgeschichte Isabelles harmonisch ineinander, man fühlt sich regelrecht hinein versetzt in das Paris von damals. Zudem wurde mein Interesse am tatsächlichen Leben von Marie Antoinettes Tochter geweckt, denn Marie Therese Charlotte de Bourbon war mir bislang kein Begriff, obwohl ich grundsätzlich geschichtlich interessiert bin. Die Protagonisten rund um Isabelle sind lebendig dargestellt, die Guten ebenso wie die Bösen; allen voran hat Isabelle mein Herz erobert, ihre Stärke, ihre Aufopferung für das ihr anvertraute Kind, ihre Aufrichtigkeit und Zielstrebigkeit.

Der in der Gegenwart spielende Handlungsstrang, in dessen Mittelpunkt einerseits Leas Familie steht, das Wiedersehen ihrer Mutter mit ihrer Tante nach 40 Jahren, sowie das Forschen nach der Herkunft des Colliers und die sich entwickelnde Beziehung zwischen Lea und Elias, war für mich persönlich zweitrangig, stellte eine Art Rahmenhandlung dar. Die Protagonisten, zwar alle durchwegs sympathisch gezeichnet, haben mich nicht so in ihren Bann gezogen wie Isabelle und ihr Umfeld.

Der stetige Wechsel zwischen den Zeitebenen belebte die Spannung, teils endeten die Kapitel sogar mit einem Cliffhanger, was mich regelrecht zum Weiterlesen antrieb.

Wie auch bei ihren Krimis war ich auch hier vom flüssigen Schreibstil der Autorin angetan, die Kapitellänge empfand ich als angenehm, Beschreibungen von Interieur, Umfeld oder Stimmungen sind anregend für die Vorstellungskraft, ohne zu ausführlich oder zu langatmig zu werden.

Am Ende löst sich vieles in Wohlgefallen auf, das Geheimnis um das Collier ist gelüftet. Doch in der Ahnenreihe klafft noch eine etliche Generationen umfassende Lücke und hinterlässt in besonders neugierigen Lesern wie mir den Wunsch auf eine fantasievolle Fortsetzung.

Mir als Liebhaberin historisch angehauchter Romane hat das Buch jedenfalls großes Lesevergnügen bereitet.

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Veröffentlicht am 22.11.2021

Ereignisreich mit unerwarteter Auflösung

Lieblingsopfer
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Mit „Lieblingsopfer“ von Andrea Becker stieg ich bei Band 3 neu in diese Serie ein, fand auch hinsichtlich des lockeren und flüssigen Schreibstils leicht in die Story hinein. Auch war anfangs der Personenkreis ...

Mit „Lieblingsopfer“ von Andrea Becker stieg ich bei Band 3 neu in diese Serie ein, fand auch hinsichtlich des lockeren und flüssigen Schreibstils leicht in die Story hinein. Auch war anfangs der Personenkreis durchaus überschaubar.
Worum geht es?
Drei Freunde, darunter ein Arzt, haben in eine moderne Kurklinik investiert. Die werbewirksame Eröffnungswoche steht bevor, zu der sorgsam ausgewählte VIPs geladen wurden. Noch bevor die Gäste eintreffen, haben sie plötzlich eine Leiche am Hals. Polizeiliche Ermittlungen können sie zu diesem Zeitpunkt nicht gebrauchen, also wird die Leiche versteckt. Um weitere unliebsame Vorfälle von vornherein abzuwenden, engagieren sie das Detektiv-Duo Sam und Mathilde, das sich als Beobachter unter die Gäste bzw. das Personal mischen soll. Die Leiche verheimlichen sie ihnen allerdings.
Zum Handlungsverlauf: Es mangelt wahrlich nicht an Einfallsreichtum. Die Vielzahl von Unfällen, Missgeschicken bzw. Sabotageakten und gefährlichen Situationen macht das Buch zweifellos abwechslungsreich und hält die Spannung am Köcheln. Dennoch habe ich mich von Anfang an gefragt, wer den ersten Mord begangen hat, als noch gar keine Gäste im Haus waren. Wer hatte ein Motiv? Und wer verursacht all die Pannen und warum? Dadurch, dass man trotz des Wissensvorsprungs (der Leser weiß ja von Beginn an von der Leiche in der Tiefkühltruhe) die ganze Zeit über genauso im Dunkeln tappt wie das Detektiv-Duo, fand ich keine Ansätze zum Mitraten, es gab für mich keine wirklich verdächtigen Personen. Nicht miträtseln zu können, trübt immer etwas meine Lesefreude.
Die im Hotel befindlichen Menschen bleiben größtenteils eine nebulöse Masse, auch wenn der eine oder andere von dem Detektiv-Duo beschattet wird. Keiner kristallisiert sich wirklich als verdächtig heraus. Zudem gab es ja schon bevor die betuchten Gäste antanzten, bereits eine Leiche. Ich konnte mir von Beginn an nicht vorstellen, dass einer davon der Initiator wäre.
Zudem wurde ich mit den beiden Protagonisten nicht wirklich warm. Mir fehlte eventuell auch die Vorgeschichte der beiden. Offensichtlich ist die ungewöhnliche Paarung - er ist der Sir, der Mann fürs Feine, ein Mann, der sich in jedem Milieu optimal optisch und geistig präsentieren kann, sie ist der aktivere, tatkräftigere Part, die Kampfsportlerin, die Frau fürs Grobe. Sam war mir stellenweise zu etepetete, zu zickig, zu passiv, zu wenig männlich. Mathilde fand ich eigentlich recht sympathisch, ihre Tierliebe, ihre Einsatzbereitschaft, die Art, wie sie mit ihren Mitmenschen umgeht. Trotzdem, den Weg in mein Herz fand auch sie nicht. Meine Lieblingsfigur in diesem Krimi war übrigens Nikos.
Obwohl es wahrlich nicht an Action und Geschehnissen mangelt, hat mich das Buch insgesamt nicht wirklich beglückt. Vielleicht liegt es auch daran, dass mir die Anfangsbände fehlen. Mich hat auch irritiert, dass die beiden, obwohl sie schon lange eng zusammenarbeiten, noch per Sie sind.
Der Fall selber bot zwar eine Vielzahl von Überraschungen und unerwarteten Situationen. Trotzdem konnte mich das Buch insbesondere von der Logik nicht fangen. Dabei liest es sich recht flüssig, auch die Länge der einzelnen Kapitel ist recht gut. Chronologisch verliert man allerdings aufgrund des an und für sich gleichartigen Hotelalltags bald die Orientierung, welcher Wochentag nun eigentlich ist.
Vor allem war das – wenn auch zugegebenermaßen dramatisch inszenierte - Ende für mich leider nicht nachvollziehbar, weil der Täter wie deus ex machina auftaucht, völlig unerwartet, im Laufe der Handlung nicht einmal andeutungsweise erwähnt wurde und man als Leser somit völlig chancenlos war, diese Person zu verdächtigen.
Nichtsdestotrotz war es ist ein kurzweiliger Cosy-Krimi, der sicher eine Menge begeisterter LeserInnen findet.

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Veröffentlicht am 29.10.2021

Teuflische Machenschaft in höchsten kirchlichen Kreisen

Frau Morgenstern und die Verschwörung
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„Frau Morgenstern und die Verschwörung“ ist bereits der dritte Band dieser Reihe von Marcel Huwyler.

Worum geht es?
Da existiert in der Schweiz eine staatliche Organisation, die streng geheime, extrem ...

„Frau Morgenstern und die Verschwörung“ ist bereits der dritte Band dieser Reihe von Marcel Huwyler.

Worum geht es?
Da existiert in der Schweiz eine staatliche Organisation, die streng geheime, extrem heikle, in der Regel als Unfall getarnte oder als ganz gewöhnlicher Todesfall erscheinende Tötungsaufträge ausführt. Die etwa 60jährige Violetta und ihr halb so alter Partner Miguel bilden eines der dort beschäftigten Killer-Teams.
Die beiden erhalten den Auftrag, einen italienischen Kardinal, der zurzeit in einem Schweizer Kloster weilt, zu beseitigen, doch knapp bevor sie zuschlagen können, wird der Mann erschossen. Wer war der Attentäter und warum wurde der Kardinal getötet?
Es gibt nur wenige Bücher, die mir einen derartigen Lesegenuss bereiten wie jene von Marcel Huwyler. Vor allem sprachlich liebe ich seinen Stil, die spitzfindigen Dialoge, sein Spiel mit der Sprache und seine Gabe, mit neuen Wortkreationen punktgenaue, treffsichere Beschreibungen zu erschaffen. Der Krimi liest sich nicht nur flüssig, sondern ist – abgesehen davon, dass er so spannend ist, dass man ihn kaum aus der Hand legen möchte - eine witzige, sehr unterhaltsame Lektüre. Am amüsantesten finde ich Violettas Aktionen, ihre kleinen Racheakte und raffinierten Boshaftigkeiten, sie lässt sich nichts gefallen, ist, wie sie sich selber nennt, eine „Unterwürfigkeitsallergikerin“.
Mit der pensionierten Grundschullehrerin Violetta und dem ehemaligen Söldner und Scharfschützen Miguel sind dem Autor zwei äußerst originelle Protagonisten gelungen, die trotz ihrer Killerfunktion unheimlich sympathisch sind, ein wunderbar eingespieltes, einander freundschaftlich zugetanes Team bilden und deren persönliche Schicksale zutiefst menschlich und berührend sind.
Der Kriminalfall selbst ist nicht nur spannend, sondern sehr ausgeklügelt und interessant aufgebaut, und bietet am Ende eine schlüssige, dennoch überraschende Lösung. Die mit hinein verwobenen, das Privatleben von Violetta und Miguel betreffenden Nebenhandlungen runden den Fall ab und geben dem Roman einen zwischenmenschlich berührenden Touch.
Obwohl man diesen Band problemlos ohne Kenntnis der vorhergehenden lesen kann, würde ich jedem raten, sich die gesamte Reihe von Beginn an zu gönnen – sie schenkt einem wirklich Lesevergnügen auf der ganzen Linie!

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Veröffentlicht am 26.10.2021

Die Ermittlerin hat leider nicht das Format von Miss Marple

Mord im Lesesaal
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„Mord im Lesesaal“ von Susanne Mathies hat leider meine Erwartungen nicht erfüllt.
Der Klappentext assoziiert eine Protagonistin wie Agatha Christie’s Miss Marple und automatisch hat man dabei die legendäre ...

„Mord im Lesesaal“ von Susanne Mathies hat leider meine Erwartungen nicht erfüllt.
Der Klappentext assoziiert eine Protagonistin wie Agatha Christie’s Miss Marple und automatisch hat man dabei die legendäre Margaret Rutherford und ihre von Beobachtungsgabe geprägte Art vor Augen sowie ihre klugen, so en passant im Plauderton gestellten Fragen. Aber abgesehen vom Äußerlichen kommt die wesentlich jüngere Cressida Kandel mit ihren pfauenblauen Haaren auch ermittlungstechnisch bei weitem nicht an die pfiffig-schlaue Art von Miss Marple heran. Auch Schreibstil und Handlungsaufbau sollte man nicht mit Agatha Christie vergleichen.

Worum geht es?
Im Lesesaal der Zürcher Museumsgesellschaft wird ein alter Mann erstochen aufgefunden. Nur wenige Personen, darunter die Krimiautorin Cressida Kandel, befinden sich zu diesem Zeitpunkt im Haus, wodurch sich der Kreis der Verdächtigen eingrenzt. Die Kriminalbeamten sind kurzfristig nicht verfügbar, daher beginnt nicht nur Cressida sondern die gesamte Gruppe auf eigene Faust zu ermitteln.

Die Handlungsidee – nur wenige Personen befinden sich am Tatort und eine davon muss praktisch der Mörder sein – ist nicht neu und bildet stets eine gute Basis, vor allem, wenn aus zwingenden Gründen keine Polizei zugezogen werden kann. Leider hakt es hier bei der Umsetzung der Idee. Das beginnt schon mit der unrealistischen Begründung, warum die Kriminalpolizei unabkömmlich ist. Weiters irritierte mich, dass die involvierten Personen nicht vor Ort bleiben, sondern paar- bzw. gruppenweise außer Haus Nachforschungen anstellen. Dadurch kristallisiert sich auch keine Person als zentrale Ermittlerfigur heraus. Kapitelweise tritt die sog. Zürcher Miss Marple gar nicht in Erscheinung. Cressida agiert aktiv, sucht Beweismittel, aber sie versucht nicht à la Miss Marple im scheinbar harmlosen Gespräch die Menschen auszuhorchen. Im Gegensatz zu Miss Marple, die stets als neutrale Person in die Mordfälle involviert ist, muss Cressida neben den Ermittlungen auch noch private Probleme aufarbeiten.
Die oftmaligen Szenen- bzw. Perspektivenwechsel forcieren zwar die Spannung, ich verirrte mich aber immer wieder in den zusammenhanglosen Geschichten, in einem für mich schwer durchschaubaren Durcheinander, empfand vieles unrealistisch bis absurd.
Obwohl die Protagonisten in einige gefährliche Situationen geraten, mehrmals Kapitel geschickt mit einem Cliffhanger endeten, ergab sich für mich die Spannung des Buches primär aus dem Wunsch zu erfahren, wer nun den alten Mann ermordet hat und warum. Es ist ziemlich rasch klar, dass alle Personen irgendetwas zu verbergen haben und dass der Tote ein Erpresser war. Doch da anfangs nur spärlich Informationen über den verdächtigen Personenkreis preisgegeben werden, erhält man wenig Chancen, selbst Vermutungen anzustellen, wodurch mir ein wenig der Lesespaß genommen wurde.
Die Charaktere blieben für mich, obwohl so nach und nach alle Vorgeschichten ans Tageslicht kamen, eher zweidimensional, nicht wirklich lebendig und letztlich konnte ich mich mit keiner Person wirklich anfreunden, echte Sympathie empfinden.
Den Schreibstil fand ich satz- und sprachtechnisch gut und flüssig zu lesen, die Kapitellänge war angenehm kurz, der Sinn der jedem Kapitel vorgesetzten Sprüche eröffnete sich mir nicht immer, ich fand sie entbehrlich. Dass der Krimi in Zürich spielt, ist nicht wirklich präsent, wenn man von einigen Ortsangaben absieht. Mir fehlte eine sprachliche Komponente – es hätte doch die eine oder andere Person Schwiizerdütsch sprechen können, z.B. der Hausmeister, einer der Heimbewohner.
Laut Klappentext ermittelt Cressida Kandel mit Charme und Witz. Mag sein, dass der Schweizer Humor nicht meiner ist.
Nichtsdestotrotz: Spannung war vorhanden und sogar etwas Action – und Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.

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Veröffentlicht am 19.10.2021

Vicki Baum, eine moderne Frau der Zwanziger Jahre

Vor Frauen wird gewarnt
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Mit ihrem Roman „Vor Frauen wird gewarnt“ beschreibt Heidi Rehn die Jahre 1926 – 1932, also jene Jahre im Leben von Vicki Baum, als sie zur bekanntesten und meist gelesenen Schriftstellerin Deutschlands ...

Mit ihrem Roman „Vor Frauen wird gewarnt“ beschreibt Heidi Rehn die Jahre 1926 – 1932, also jene Jahre im Leben von Vicki Baum, als sie zur bekanntesten und meist gelesenen Schriftstellerin Deutschlands avancierte. Man begleitet Vicki (in ihrem Fall die Koseform von Hedwig) ab ihrem ersten Arbeitstag im Verlag Ullstein, erfährt von ihren vielseitigen Aufgaben, wie sie sich in der Männerwelt behaupten muss, nach welchen Grundsätzen sie selbst lebte und welche interessanten Zeitgenossen sie im Laufe ihrer Tätigkeit dort kennenlernte.

Vicki Baum schrieb nicht nur Romane, die ein für die damalige Zeit neues, moderneres Frauenbild zum Inhalt hatten, sondern sie lebte auch selbst unkonventionell, jahrelang getrennt von ihrem Mann und ihren Söhnen, ihrer eigenen Karriere zuliebe, um sich schriftstellerisch weiterentwickeln zu können. Sie thematisierte in ihren Romanen die Probleme der Frauen und trat für deren Recht auf ein selbstbestimmtes Leben ein. Vieles, was Vicki Baum vorlebte, z.B. als Frau trotz Kinder berufstätig zu sein, war in der damaligen Zeit nur wenigen Frauen vergönnt.

Das Buch hat mich nicht nur in die Verlagswelt entführt, mir ein wenig über eine mir bislang nur dem Namen nach bekannte Autorin erzählt, sondern mir auch das Berlin der sog. Goldenen Zwanziger-Jahre nahegebracht, eine lebenslustige und schillernde Zeit, als Berlin Zentrum und Treffpunkt für Künstler aller Art war. Vicki Baum, die mit einem Dirigenten verheiratet war, hatte viele Freunde in diesem Milieu, mit denen sie viel unternahm.

Dass für diesen Roman gründlich recherchiert wurde, merkt man an vielen Details, aber trotzdem hatte ich nicht das Gefühl, mit Fakten erschlagen oder gelangweilt zu werden. Der Text liest sich sehr flüssig und es fiel mir leicht, dem Geschehen zu folgen und die verschiedenen Persönlichkeiten auseinanderzuhalten. Sehr hilfreich in diesem Zusammenhang ist die Namensliste am Ende des Buches, insbesondere auch, um fiktive und tatsächlich gelebte Personen zu unterscheiden. Durch diesen Roman werden viele damals sehr bekannte Persönlichkeiten wieder in Erinnerung gerufen, die mittlerweile bedauerlicherweise in Vergessenheit geraten sind.

Heidi Rehn gelang es hervorragend, sich in Vicki Baum hineinzuversetzen, ihren Charakter so authentisch zu beschreiben, dass sie für den Leser richtig lebendig wird, mit ihren fortschrittlichen Ansichten, Gedanken, teils auch zwiespältigen Gefühlen und ihrem Äußeren. Am beeindruckendsten an Vicki Baums Charakter ist wohl ihre Arbeitseinstellung, ihr Fleiß, aber auch ihre Zurückhaltung und ihre Bescheidenheit, selbst als sie bereits berühmt war.

Vicki Baums Lebensgeschichte hat mich begeistert. Das Buch war nicht nur interessant, sondern mehrfach inspirierend. Erstens habe ich mir vorgenommen, das eine oder andere Buch von Vicki Baum nach vielen Jahren nochmals oder endlich einmal zu lesen, ebenso wie andere Bücher, die in dieser Epoche spielen, und last but not least mir auch das eine oder andere Buch von Heidi Rehn zu Gemüte zu führen.

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